Das ZauberwortnachhaltigerVeränderungen heißtVERWNDLUNGDie Erkenntnis, dass es so wiebisher nicht weitergehen kann, hat sichinzwischen überall herumgesprochen,nicht nur in der Wirtschaft,auch in der Politik,sogar in der Verwaltung.Und versucht wird es ja nun auchernsthaft in vielen Bereichen und aufunterschiedlichen Ebenen.Aber es klappt nicht so recht mit all denVeränderungen, die nun endlich in Ganggesetzt werden sollen.WORAN LIEGT DAS?—GERALD HÜTHER50
TAUSENDMAL PROBIERT —TAUSENDMAL IST NICHTS PASSIERTDieses Lied können alle singen, die sich darumbemühen, die alten, eingefahrenen Muster in denKöpfen der Menschen und in den Strukturen einmalentstandener Organisationen zu verändern.Nicht nur ein wenig, sondern wirklich tiefgreifendund nachhaltig.Aber glücklicherweise kommt es häufig genugvor, dass etwas nicht so funktioniert, wie wir esgedacht und erwartet haben. Deshalb haben wirauch längst erkannt, woran das liegt: Unsere Erwartungenund das ihnen zugrundeliegendeDenkmodell waren falsch. Wir hatten uns geirrt,waren also mit einer unzutreffenden Vorstellungans Werk gegangen. Doch der Umstand,dass es so nicht ging, hat uns – nach der Überwindunggewisser Widerstände – letztlichauch immer wieder dabei geholfen, unsere altenVorstellungen, unsere Denkmuster und die aufderen Grundlage geschaffenen Organisationsstrukturenin Frage zu stellen und neu zuordnen.NA WUNDERBAR,ES GEHT ALSO DOCH!Und die Hirnforscher haben offenbar recht mitihrem Hinweis, dass unser menschliches Gehirnzeitlebens – auch grundlegend – veränderbarist. Aber es funktioniert offenbar anders als bisherangenommen. Wären wir außerstande oderwürden wir uns weigern, die notorische und immanenteUnzulänglichkeit unserer eigenenDenkansätze und der von uns verfolgten Vorstellungenin Frage zu stellen, könnten wir auchnicht aus unseren eigenen Fehlern lernen. Dannsäßen wir wohl heute noch zusammen mit unserenäffischen Verwandten auf den Bäumen.DIE NATUR LÄSST SICH NUR ÄNDERN,INDEM MAN SICH IHR FÜGTDeshalb ist es durchaus lohnenswert, nach demgrundlegenden Denkfehler zu suchen, der allunsere sorgsam konzipierten Veränderungsprogramme– wenn wir ehrlich sind, letztlich dochimmer wieder – scheitern lässt. Gefunden hatihn Gregory Bateson schon im letzten Jahrhundert:»Die Natur lässt sich nur ändern, indemman sich ihr fügt.« Vor ihm gab es sicher auchschon einige, die das ebenfalls erkannt hatten.Durch Drücken und Ziehen, Bestrafen oder Belohnen,Verführen oder Beherrschen lässt sichzwar etwas erreichen, das wie eine Veränderungaussieht. Aber wenn der Druck nachlässt oderdie Belohnung nicht mehr zieht, geht wiederalles genauso weiter wie zuvor.MENSCHEN SINDKEINE ZIRKUSPFERDEMenschen sind gestaltende Subjekte, keine beliebiggestaltbaren Objekte. Sie können sich verändern,sogar sehr grundlegend, aber nur dann,wenn sie es auch selbst wollen. Und wer sein bisherigesVerhalten ändern will, wird das nur danntun, wenn das, was ihn dann erwartet, seiner innerenNatur besser entspricht als das, was er bishergemacht hat. Wenn er sich dadurch wiederlebendiger und glücklicher fühlt, als das bisherder Fall war. Wie aber findet jemand zu dem zurück,was seiner Natur besser entspricht, wo ersich endlich »in seinem Element« erlebt? Wiekommt so jemand wieder mit all den lebendigenAnteilen und Bedürfnissen in Kontakt, die sieoder er bisher so tapfer unterdrückt hatte, umoptimal zu funktionieren und möglichst erfolgreichzu sein?51