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NATURZYT - Das Schweizer Naturmagazin - Ausgabe September 2020

Natur ERFAHREN und mehr über unsere Wildtiere und -pflanzen lernen. Natur ERLEBEN und die Artenvielfalt der Flora und Fauna entdecken. Natur BEWAHREN und rücksichtsvoller mit ihr umgehen. Das ist NATURZYT. NATURZYT schreibt nicht nur über unsere Natur, wir unterstützen Sie auch mit einem Teil der Abo-Erlösen. Aus Liebe zur Natur. Jetzt abonnieren und unterstützten – 4 Ausgaben für nur CHF 29.50.

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Für viele Menschen ist der<br />

Garten eine Erweiterung des<br />

Wohnraums. Ein Ort der<br />

Intimität, der vor allzu neugierigen<br />

Blicken geschützt werden soll.<br />

Im naturnahen Garten wird dafür meist<br />

eine Wildstrauchhecke eingesetzt. Diese<br />

Art der Abschirmung ist jedoch mit einem<br />

gewissen Raumverlust verbunden. Eine<br />

vielfältige Wildstrauchhecke, idealerweise<br />

mit angrenzendem Krautsaum, kann je<br />

nach Standort und Bodenbeschaffenheit<br />

3 bis 4 Meter breit werden. Nicht jeder<br />

Gartenbesitzer oder jede Gartenbesitzerin<br />

hat aber so viel Platz. In kleineren Gärten<br />

werden deshalb oft geschnittene Formhecken<br />

oder Sichtschutzelemente als Abgrenzung<br />

verwendet. Diese Formen der<br />

Deckung sind jedoch ökologisch weniger<br />

wertvoll und visuell meist sehr monoton.<br />

BLÜTENREICHE STAUDENHECKEN<br />

ALS ALTERNATIVE<br />

Vor allem in kleinen Gärten bieten blütenreiche<br />

Staudenhecken eine interessante<br />

Alternative als Sichtschutz. Einerseits<br />

bieten sie über das ganze Jahr gesehen<br />

zahlreichen Insekten und Vögeln Nahrung<br />

und Lebensraum. Andererseits ergeben<br />

die bunten Blüten und je nach Auswahl<br />

farbigen Stängel und Blätter mit ihren<br />

zahlreichen Farben und Formen vielfältige<br />

und interessante Bilder. Überdies<br />

sind Staudenhecken mit ihrer linearen<br />

Struktur sehr schmal. Bei entsprechender<br />

Auswahl benötigen sie nur 80 Zentimeter<br />

bis 1 Meter Platz. Werden sie mit pflegeleichten,<br />

langlebigen Stauden und Gräsern<br />

sowie mit Zwiebelblumen für den Frühjahrs<br />

aspekt bepflanzt, können sie wie<br />

Wiesen gepflegt werden. Entweder mit<br />

einem Balkenmäher (80 cm) oder mit<br />

der Sense. Ein Teil des Schnittgutes kann<br />

als Mulchmaterial in der Staudenhecke<br />

liegen gelassen werden.<br />

GROSSSTAUDEN ALS SICHTSCHUTZ<br />

Staudenhecken sind im Übrigen nichts<br />

Neues. Vielleicht können sie sich an<br />

Bilder wogender Bauerngartenpflanzungen<br />

erinnern? Da haben sich mannshohe<br />

Grossstauden wunderbar am<br />

Gartenzaun angelehnt und den Gemüsegarten<br />

wunderbar abgeschirmt. Noch<br />

heute finden sich dafür viele Beispiele<br />

in Gärten Nord- und Osteuropas sowie<br />

im Alpenraum.<br />

Angelehnt an den traditionellen<br />

Bauerngarten können hochwachsende<br />

Grossstauden somit nicht nur im klassischen<br />

Staudenbeet gepflanzt, sondern<br />

auch als blickdichter Sichtschutz eingesetzt<br />

werden. Dabei nutzt man äusserst<br />

standfeste, hohe Stauden oder auch hochwachsende,<br />

stabile Gemüsepflanzen als<br />

Gerüstbildner. Hinzu kommen Stauden<br />

von mittlerer Höhe und Stauden, die den<br />

Boden zu den Seiten hin abdecken. Auf<br />

der Süd-/Ostseite stehen dabei sonnenliebende<br />

Pflanzen, auf der Nord-/Westseite<br />

befinden sich die Schatten bevorzugenden<br />

Pflanzen. Kommen früh austreibende<br />

Kleinblumenzwiebeln (Blüte<br />

im Februar bis Ende April) und Grossblumen<br />

zwiebeln (Blüte ab April bis Juni)<br />

hinzu, ist eine Staudenhecke das ganze<br />

Jahr über ansprechend. Je nach Kombination<br />

mit Gräsern ermöglichen Staudenhecken<br />

bereits ab Mai einen nützlichen<br />

Sichtschutz. Im Folgenden stellen wir<br />

Ihnen drei Heckentypen vor, die für<br />

80 Zentimeter Beetbreite gerechnet sind.<br />

DYNAMISCHE WILDPFLANZENHECKE<br />

Der Blühstreifen aus der extensiven<br />

Landwirtschaft eignet sich auch als<br />

Heckenelement. Bei dieser Variante<br />

bestimmen kurzlebige (ein- und zweijährige)<br />

Pflanzen, kombiniert mit mehrjährigen<br />

Stauden, das Bild. Zweijährige<br />

Rosettenpflanzen, wie Karden, Kratzund<br />

Eselsdisteln, Kletten (Arctium),<br />

bestimmte Königskerzen-Arten, Wilde<br />

Malve (Malva sylvestris), Färberwaid<br />

und Muskatellersalbei bieten Struktur<br />

und den gewünschten Sichtschutz.<br />

Unterhalb dieser imposanten Gesellen<br />

schicken sich z.B. Reseden, Gewöhnlicher<br />

Hornklee (Lotus corniculatus),<br />

Natternkopf (Echium vulgare) sowie<br />

Färberkamille (Anthemis tinctoria).<br />

Trotz ihrer eher kurzen Lebensdauer<br />

halten sich solche Wildpflanzen durch<br />

reiche Selbstaussaat und verleihen diesem<br />

lebendigen Zaun jedes Jahr ein neues<br />

Kleid. Dynamik bringt Abwechslung<br />

und Erfrischung fürs Auge!<br />

Da es sich bei den oben genannten<br />

Arten vorwiegend um Sommerblüher<br />

handelt, kann die Blütezeit mit Geophyten<br />

(Zwiebel- und Knollenpflanzen) und<br />

passenden Frühjahrsblühern verlängert<br />

werden. Ab April bis Juli zeigen<br />

die Gewöhnliche Nachtviole (Hesperis<br />

matronalis) und das Einjährige Silberblatt<br />

(Lunaria annua) ihre bezaubernden<br />

Blüten und verströmen einen lieblichen<br />

Duft. Aus ökologischer Sicht freut<br />

sich die auf grossblütige Kreuzblütengewächse<br />

(Brassicaceae) spezialisierte<br />

Senf-Blauschillersandbiene (Andrena<br />

agilissima). Denn dieser Pollen ist für<br />

ihre Brut lebensnotwendig.<br />

Sowohl Karde, Eselsdistel, Färberwaid,<br />

Königskerze als auch Silberblatt<br />

zieren alle durch ihre verdorrten Blütenstände<br />

den Winter hindurch. Dieses<br />

bezaubernde Winterskelett bietet Vögeln<br />

Nahrung, Insekten Schutz sowie Überwinterungsmöglichkeiten<br />

und hält die<br />

Hecke bis zum Neuaustrieb im Frühling<br />

auf einer gewissen Höhe. Fazit, kein<br />

Rückschnitt vonnöten! Diese Variante<br />

erfordert obendrein einen geringen<br />

Pflegeaufwand. Man sollte lediglich<br />

darauf achten, dass sich innerhalb der<br />

Fläche offener Boden befindet, damit<br />

sich kurzlebige Arten durch Selbstaussaat<br />

halten können.<br />

MEDITERRANE HALBSTRÄUCHER­<br />

UND TROCKENKÜNSTLERHECKE<br />

Für Einfassungen und niedrigere krautige<br />

Hecken an warmen, durchlässigen<br />

und trockenen Standorten sind robuste<br />

Halbsträucher und horstige, wärmeliebende<br />

Stauden prädestiniert. Der<br />

Edel-Gamander (Teucrium chamaedrys)<br />

bringt mit der Zeit niedere, jedoch<br />

sehr dichte Buschformationen hervor<br />

und lockt mit seiner Blüte die putzigen<br />

Wollbienen-Arten (Anthidium). Im<br />

Hintergrund steigt der Echte Lavendel<br />

(Lavandula angustifolia) empor und<br />

bezirzt mit seinem Duft und der violetten<br />

Blütenpracht die Umgebung. Eine dunkelweinrote<br />

Schönheit namens Mazedonische<br />

Witwenblume schmiegt sich zum Lavendel<br />

und nebenan dehnt sich das Aroma<br />

der Zitronenmelisse aus. Fast wie in der<br />

Provence!<br />

Als Solitäre und Strukturbildner<br />

eignen sich Muskatellersalbei, Ruthenische<br />

Kugeldistel (Echinops ritro),<br />

Indigolupine (Baptisia australis),<br />

Grosse Ochsenzunge (Anchusa azurea),<br />

Gold-Aster (Chrysopsis speciosa),<br />

Hirschwurz-Haarstrang (Peucedanum<br />

cervaria), Thüringer Strauchpappel<br />

(Lavatera thuringiaca), Kandelaber-<br />

Königskerze (Verbascum olympicum)<br />

NATUR BEWAHREN<br />

<strong>NATURZYT</strong> 29

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