Die duftenden Blüten der Wiesenkönigin. Ernestines Kräuterapotheke Wiesenkönigin – pflanzliches Schmerzmittel Traditionell wird die Wiesenkönigin bei Erkältungskrankheiten, fiebrigen Infekten, schmerzenden Gelenken, Gicht und Muskelrheumatismus eingesetzt.
BEGEGNUNG IN DER NATUR Die Wiesenkönigin säumt mit ihrem weissen Blütenkleid wie eine Majestät Bachläufe und Flussufer. Sie liebt feuchte Standorte, und man findet sie auch auf Moorwiesen und in Auenwäldern, wo sie oft ganze Büsche bildet. Aus einem kriechenden Wurzelstock wachsen bis zu 2 Meter hohe kantige Stängel, die oft rötlich überlaufen und im oberen Teil verzweigt sind. Die gefiederten Blätter setzen sich aus einem dreiteilig gefiederten Endblatt und mehreren grösseren und kleineren paarig angeordneten Teilblättern zusammen. An der Unterseite sind sie heller gefärbt und leicht silbrig behaart. Von Juli bis <strong>September</strong> erscheinen an den verzweigten Stielen cremeweisse kleine Blüten, die einen herrlichen Duft nach Honig und Mandeln verströmen. Die im Herbst ausreifenden Früchte sind spiralig gedreht. Die Wiesenkönigin reiht sich ein in die Familie der Rosengewächse und wird von verschiedensten Insekten und Schmetterlingen bestäubt. Der botanische Name ist Filipendula ulmaria. In Mitteleuropa gibt es noch eine weitere Art der Gattung Filipendula, das ist die Knollige Spierstaude (Filipendula hexapetala oder F. vulgaris), die äusserst selten vorkommt und auf trockenen Böden wächst. MÄDESÜSS, WIESENGEISSBART UND SPIERSTAUDE Für diese Pflanze gibt es viele Namen. Der weit verbreitete Name «Mädesüss» geht vermutlich darauf zurück, dass man die Pflanze früher zum Aromatisieren von Met (Honigwein) verwendete. Die duftende Pflanze nutzte man zum Ausreiben von Bienenstöcken, was auf den Namen «Immenkraut» hinweist. «Wiesengeissbart» wird sie genannt, weil sie dem Bart einer Geiss gleicht. Wegen der Form der Früchte wurde die Pflanze früher auch als «Spierstaude» bezeichnet, abgeleitet vom lateinischen Wort «spira», was Windung oder Spirale bedeutet. Der lateinische Gattungsname «Filipendula» bedeutet «an einem Faden hängend» und bezieht sich vermutlich auf die länglich hängenden Knöllchen der Wurzel. Der Zusatz «ulmaria» weist darauf hin, dass die Form der Blatt abschnitte den Blättern der Ulme ähnlich ist. WIESENKÖNIGIN IM GARTEN Die Wiesenkönigin ist im Garten leicht zu ziehen. Im Herbst streut man die Samen auf nasse Böden. Es bilden sich die grundständigen Blätter und im nächsten Jahr die Blüten. Man kann die Pflanze auch durch Wurzelteilung vermehren. Die duftenden cremeweissen Blüten und die schön gefiederten Blätter sind eine Zierde für jeden Garten. Die Wiesenkönigin ist mehrjährig und treibt im Frühjahr wieder aus. ERNTE UND AUFBEWAHREN Die Pflanze wird geerntet, wenn sich die Blüten öffnen. Man schneidet sie mit einem Stück des Stängels ab und bündelt sie anschliessend zu lockeren Sträussen. Diese werden an einem luftigen und schattigen Ort zum Trocknen aufgehängt. Ein sauberes Tuch darunterlegen, um die abgefallenen Blüten aufzusammeln. Die Lagerung erfolgt dunkel und trocken am besten in Kartonboxen oder Glasgefässen mit Kunststoffdeckel. Metallgefässe sind zur Aufbewahrung ungeeignet. Im Spätherbst oder im zeitigen Frühjahr wird die Wurzel gegraben. Nach dem Waschen wird diese geschnitten und zum Trocknen aufgehängt. WAS SAGEN DIE ALTEN KRÄUTERKUNDIGEN? Bei den Kelten gehörte die Wiesenkönigin zu den heiligen Kräutern, genauso wie das Eisenkraut und die Mistel. Angeblich wurden in früheren Zeiten die Böden der Gemächer damit bestreut, beim Darübergehen entfaltete sich ein erfrischender Geruch. Der Frankfurter Stadtarzt Adam Lonicerus beschrieb im 16. Jh. die Einnahme der Wiesenkönigin bei Ruhr und zur Gallenreinigung. Äusserlich empfahl er die Pflanze bei Geschwüren anzuwenden. NATÜRLICHES SCHMERZMITTEL Die wichtigsten Wirkstoffe der Wiesenkönigin sind Salicylsäureverbindungen, ätherisches Öl, Gerbstoffe, Flavonoide und Schleimstoffe. In der Leber wird Salicin in die wirksame Form, die Salicylsäure, umgewandelt. Salicylsäure wirkt fiebersenkend, entzündungshemmend, schmerzstillend und antirheumatisch. In der traditionellen Pflanzenheilkunde wird die Wiesenkönigin als bewährtes Heilmittel bei Erkältungskrankheiten, Grippe, fiebrigen Infekten, Gelenkschmerzen, Gicht und rheumatischen Beschwerden geschätzt. Die Pflanze wirkt ausserdem stark schweissund harntreibend, was die Ausscheidung von Giftstoffen aus dem Körper beschleunigt. Im 19. Jh. wurde aus der Spierstaude erstmals Salicin isoliert, und später gelang es, den Wirkstoff Acetylsalicylsäure synthetisch herzustellen. Damals hiess das Mädesüss noch Spirea ulmaria. Daraus entstand der Name Aspirin. «A» steht für «Acetyl» und «spirin» wurde von «Spireasäure» abgeleitet. WIESENKÖNIGIN IN DER HOMÖOPATHIE <strong>Das</strong> homöopathische Mittel wird aus der frischen Wurzel hergestellt. Es wird vor allem bei Ischias und Gelenkrheumatismus und den damit verbundenen Schmerzzuständen, sowie bei Wasseransammlungen eingesetzt. Kräuterkurse und Kräuterrundgänge mit Ernestine Ernestine Astecker ist Allgäuer Wildkräuterführerin, Homöopathin und Apothekerin und arbeitet in eigener Gesundheitspraxis in Hedingen ZH. In Kräuterkursen und auf Kräuterrundgängen gibt sie gerne ihre Begeisterung, ihr Wissen und ihre Erfahrung über Kräuter weiter. Nähere Informationen zum Kursangebot unter www.eastecker.ch oder Telefon 043 322 86 70. NATUR ERFAHREN <strong>NATURZYT</strong> 21