Dissertation - Amtliche Materialprüfungsanstalt
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2. Stand der Forschung - Literaturauswertung 20<br />
Magerung (Mineralkörner)<br />
Die gröberen Kornanteile eines Scherbens (Mineralkörner: Quarz, Feldspäte, Glimmer)<br />
werden im keramischen Sprachgebrauch als Magerung bezeichnet. Die Größe der<br />
Magerungskomponenten liegt üblicherweise im Bereich Schluff und Sand (Korngröße 0,002<br />
bis 2 mm). An den chemischen Umwandlungen während des Brennprozesses sind die<br />
Mineralkörner nicht oder nur in beschränktem Umfang beteiligt (Noll 1991).<br />
Der Begriff Magerung läßt jedoch deren Herkunft offen. Möglich ist sowohl die Vermischung<br />
feinstkörniger Tone mit gröberem Material im Verlauf der geologischen Entstehungsgeschichte<br />
des Tons als auch die gezielte Magerung durch den Hersteller. Eine nachträgliche<br />
Unterscheidung ist im allgemeinen nicht möglich (Noll 1991).<br />
Porosität<br />
Kennzeichnend für die Porosität eines Scherbens sind Porengehalt, -form, -größe und<br />
-verteilung sowie das Verhältnis von offenen zu geschlossenen Poren.<br />
Meist ist die entstehende Porosität im Inneren des Scherbens höher als am Rand. Ursachen<br />
hierfür sind der höhere Formgebungsdruck am Rand (Salmang 1958) sowie eine etwas<br />
höhere Brenntemperatur durch den direkten Kontakt zum Feuer (Freyburg 1996b).<br />
Nach Robinson (1982) sowie Franke und Bentrup (1993) ist keine direkte Korrelation<br />
zwischen (Gesamt-)Porosität und Dauerhaftigkeit möglich. Entscheidend dafür sind die<br />
Porenstruktur bzw. die Porenradienverteilung.<br />
Texturen<br />
Unter Textur versteht man im deutschen Sprachgebrauch die räumlich gerichtete Anordnung<br />
von Teilchen oder Poren. Handgeformte Keramiken zeigen alle Übergangsformen vom<br />
ungeordneten Gefüge bis zur gerichteten Textur von Magerungskomponenten und/oder<br />
Matrix (Noll 1991).<br />
Eine ausführliche Beschreibung der Entstehung des keramischen Scherbens im Fertigungsprozeß<br />
und der dabei ablaufenden chemisch-mineralogischen Vorgänge wird beispielsweise<br />
von Salmang (1958) gegeben. Tabelle 5 faßt die wichtigsten Einflußfaktoren des Rohstoffs<br />
und der einzelnen Produktionsschritte auf das Gefüge und die Eigenschaften des<br />
Endproduktes zusammen.<br />
Tabelle 5: Einflußfaktoren des Rohstoffs und der Produktionsschritte der grobkeramischen<br />
Fertigung auf das Endprodukt<br />
Einflußfaktoren auf das Endprodukt<br />
Rohstoff - Tonzusammensetzung (Mineralbestand, Kalkgehalt)<br />
- Beimengungen (Gips, Sulfide, Alkalien)<br />
- Verunreinigungen (Schmiermittel)<br />
Aufbereitung - Durchmischung, Homogenität<br />
- Magerung (Gehalt an Magerungsbestandteilen, Korngrößenverteilung)<br />
- Wassergehalt<br />
Formgebung - Texturen (Handformgebung, Strangpresse, Drehtisch)<br />
Trocknung - Trocknungsgeschwindigkeit, Trocknungsgrad<br />
- Art der Trocknung (Freilufttrocknung, beschleunigte Trocknung)<br />
Brennprozeß - Brenntemperatur, Brenndauer<br />
- Brandführung (Aufheiz- und Abkühlgeschwindigkeit; oxidierende<br />
und/oder reduzierende Ofenatmosphäre)<br />
- Rauchgaseinwirkung