Dissertation - Amtliche Materialprüfungsanstalt
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4. Untersuchungsergebnisse und Diskussion - Terrakotta 42<br />
4.1.2 Definition der verwendeten Begriffe<br />
Zur Kennzeichnung der Schäden an den Terrakotten werden Begriffe verwendet, die sich am<br />
Klassifikationsschema von Rademacher und Seebach (1998) orientieren. Die dort vorgenommene<br />
Unterteilung der Verwitterungsformen wurde für die Schadbildkartierung von<br />
Ziegelmauerwerk erstellt, kann aber grundsätzlich auch auf Terrakotten übertragen werden. Die<br />
folgende Aufzählung umfaßt die Begriffe, die für die Beschreibung der im Rahmen der<br />
vorliegenden Arbeit untersuchten Terrakotten benötigt werden.<br />
Absanden: Ablösen kleiner, kompakter Ziegelpartikel vom Untergrund. Die Oberfläche<br />
ist mürbe, beim Darüberstreichen können die gelockerten Partikel<br />
abgerieben werden.<br />
Abschuppen: Ablösen dünner, flächiger Partikel in Form von Ziegelschuppen. Auch<br />
hier ist die Oberfläche mürbe und die Partikel lösen sich beim Darüberstreichen<br />
ab.<br />
Dünne Schalen: Ablösen größerer, flächiger Partikel mit einer Dicke von < 1mm bis<br />
mehrere Millimeter. Form und Flächengröße der Schalen können sehr<br />
stark variieren.<br />
Übergangsformen: - Absanden bis Abschuppen<br />
- Abschuppen bis Dünne Schalen<br />
Salzausblühungen: Lockere Aggregate kristalliner Salze auf der Ziegeloberfläche<br />
Für die Beschreibung der Oberflächenveränderungen wird auf die Definitionen von Zehnder<br />
(1982) zurückgegriffen:<br />
Auflagerung: Anlagerung einer dünnen, meist dunkel gefärbten Schicht auf der<br />
Oberfläche. Die Zusammensetzung unterscheidet sich von der des<br />
Gesteins. Es sind keine Salze enthalten.<br />
Kruste: Anlagerung einer kompakten Schicht auf der Oberfläche. Die Zusammensetzung<br />
unterscheidet sich von der des Gesteins. Hierbei handelt es<br />
sich meist um Gipskrusten, die durch eingelagerte Staubpartikel oftmals<br />
dunkel gefärbt sind.<br />
4.1.3 Scherbeneigene Ursachen der Oberflächenfarbigkeiten der Terrakotten des<br />
Holstentores in Lübeck<br />
Das farbige Erscheinungsbild von Terrakotten an Bauwerken ist häufig uneinheitlich. An der<br />
Fassade des Holstentores in Lübeck ist zu erkennen, daß benachbarte Platten desselben<br />
keramischen Materials sowohl rötliche als auch gelbliche Oberflächen aufweisen können.<br />
Aufgrund von Schädigungen durch Rückwitterung ist feststellbar, daß die Farben des keramischen<br />
Scherbens häufig von denen der Oberflächen abweichen (Abb. 12 und 18).<br />
Diese Beobachtungen führten seitens der Denkmalpflege zur Frage nach den Ursachen. Es ist<br />
von kunsthistorischem und materialkundlichem Interesse, ob engobierte Terrakotten verwendet<br />
wurden, nachträgliche Oberflächenbehandlungen erfolgten (z.B. Anstriche) oder andere<br />
Vorgänge zu diesen Farbunterschieden geführt haben.