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WDVS-Atlas - Caparol

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Planung und Ausführung von <strong>WDVS</strong> · <strong>WDVS</strong> für Passivhäuser<br />

Publikationen 6.6<br />

Energieeffizienz ist ausschlaggebend – Interview mit Dr. Wolfgang Feist 6.6.1<br />

W.M.: Wie sinnvoll sind Photovoltaik-Anlagen?<br />

Rechnen diese sich auch bei einem Wegfall von<br />

Fördergeldern?<br />

Feist: Die Photovoltaik der heute am Markt eingesetzten<br />

Generation wird überwiegend aus der Förderung finanziert<br />

– das ist kein Geheimnis. Entscheidend ist im Bereich der<br />

solaren Stromerzeugung die Forschung und Entwicklung für<br />

neue, technologisch weit verbesserte Generationen von<br />

Solarzellen. Die Physik erlaubt hier umfassende Verbesserungen<br />

bei der Materialeffizienz, welche künftige Generationen<br />

der Solarzellen wirtschaftlich viel attraktiver machen<br />

werden.<br />

W.M.: Ist das Energie-Gewinn-Haus das Modell der<br />

Zukunft?<br />

Feist: Höchste Effizienz bei der Energienutzung und Energiegewinnung<br />

aus erneuerbaren Energiequellen, soweit<br />

ökonomisch vertretbar – das ist das Motto für die Zukunft.<br />

Wieder werden dabei je nach Haustyp (und Orientierung)<br />

individuell ganz unterschiedliche Standards herauskommen;<br />

einige Energie-Gewinn-Häuser werden dabei sein,<br />

knappe Nullenergiebilanzen, aber auch bilanzielle 1- bis 3-<br />

Liter-Häuser. Entscheidend ist, daß in einer Region so effizient<br />

wie vertretbar mit Energie umgegangen wird und<br />

zugleich eine ansehnliche Menge an erneuerbarer Energie<br />

erzeugt wird – das muß übrigens nicht unbedingt an und in<br />

den Gebäuden geschehen; auch die Land- und Forstwirtschaft<br />

kann mit Biobrennstoffen ihren Beitrag leisten. Die<br />

Verbesserung der Energieeffizienz ist dabei ein wirtschaftlich<br />

besonders attraktiver Beitrag. Besonders interessant an<br />

Energieeffizienz und erneuerbaren Energieträgern ist, daß<br />

beides vor allem auf regionaler Wertschöpfung beruht.<br />

Neben der Sicherung der Energieversorgung leisten diese<br />

Techniken auch noch einen Beitrag zum Wirtschaftswachstum<br />

und zum Arbeitsmarkt.<br />

W.M.: Angenommen, es gäbe hierzulande nur noch<br />

Niedrigenergiehäuser – wie würde sich das auf den<br />

Energiebedarf auswirken? Ist dann mit drastischen<br />

Energiepreis-Steigerungen zu rechnen?<br />

Feist: Wenn wir die Effizienz entscheidend verbessern – das<br />

ist ein Prozeß, der für seine konsequente Umsetzung zwei<br />

bis drei Jahrzehnte benötigen wird – dann können wir tatsächlich<br />

statt dem heute üblichen Durchschnittsverbrauch<br />

von um 18 Litern Heizöl je Quadratmeter auf durchschnittlich<br />

4 oder 5 Liter herunterkommen. Das wird, ganz im<br />

Gegenteil zu der von Ihnen formulierten Frage, dazu beitragen,<br />

die Energiepreissteigerung zu begrenzen. Die Vorräte<br />

an den heute überwiegend verwendeten kostengünstig gewinnbaren<br />

fossilen Energieträgern (Öl und Gas) sind bekanntermaßen<br />

begrenzt. Schon heute setzt ein Bieterwettbewerb<br />

um die Energielieferungen ein, der sich immer mehr<br />

verschärfen wird – China und Indien holen in rasanter Entwicklung<br />

auf, und nicht nur diese Länder werden ihren<br />

Anteil am Energiekuchen einfordern – derweil gehen die<br />

Fördermengen aus der Nordsee und in Nordamerika<br />

zurück. Hohen Komfort werden wir uns künftig nur noch<br />

dann leisten können, wenn wir ihn energieeffizient erzeugen.<br />

Und glücklicherweise stehen die Mittel dazu bereits<br />

heute zur Verfügung.<br />

W.M.: Plädieren Sie für das vermehrte Vereinbaren<br />

einer Warmmiete?<br />

Feist: Die beste Lösung wäre es, wenn man Vermietern und<br />

Mietern einen breiteren Spielraum für vertragliche Vereinbarungen<br />

geben würde. In vielen Fällen könnte eine solche<br />

Vereinbarung auf eine Warmmiete hinauslaufen – in anderen<br />

Fällen ist aber vielleicht eine Komplettabrechnung der Energiebezüge<br />

aller Mieter sinnvoll. Die Vereinbarungsspielräume<br />

sollten an die Umsetzung einer bedeutenden<br />

Verbesserung der Effizienz gebunden sein (also bewußt<br />

nicht für schlecht gedämmte alte Häuser gelten – sie sollen<br />

bessere Effizienz nicht behindern, sondern fördern).<br />

W.M.: Wie wird sich der gesamte Heizenergiebedarf<br />

in Deutschland in Zukunft entwickeln?<br />

Feist: Das hängt ganz davon ab, was wir heute und morgen<br />

tun werden, um den deutschen Gebäudebestand zukunftsfähig<br />

zu machen. „Von selbst“ geschieht nur wenig; aber es<br />

spricht sich mit der Zeit herum, daß besser gedämmte<br />

Gebäude eine höhere Behaglichkeit aufweisen und daß ein<br />

besserer Schutz der Substanz resultiert. Wir haben gezeigt,<br />

daß bei beherztem Vorgehen jedes Jahr 1,5 Prozent weniger<br />

Heizenergie gebraucht werden könnte – da wären wir in<br />

etwa 30 Jahren bei der Hälfte des heutigen Verbrauches<br />

und könnten bereits einen nennenswerten Anteil aus heimischen<br />

Energiequellen decken.<br />

W.M.: Wie schnell amortisieren sich Aufwendungen<br />

in Passivhaus-Komponenten bei einem Altbau?<br />

Feist: Sie amortisieren sich nicht „schnell“ – „schnell“ kann<br />

der gutgläubige Anleger arm werden, wenn er auf überzogene<br />

Anlageversprechungen hereingefallen ist. Es gibt<br />

Dinge, die amortisieren sich tatsächlich innerhalb von zwei<br />

Jahren („schnell“), sind dann aber bereits nach einem Jahr<br />

kaputt („noch schneller“). Bitte entschuldigen Sie diese<br />

Polemik, aber solche trügerische Hoffnung auf schnelle<br />

Gewinne, das ist eines der Grundübel der Gegenwart. Mit<br />

Komponenten der Energieeffizienz ist das ganz anders: Hier<br />

kann es nicht um schnelle Gewinne gehen, sondern es geht<br />

um eine dauerhaft kostengünstige Versorgung mit einer<br />

behaglichen Wohnung. Das kann auf zwei Wegen geschehen:<br />

Entweder, indem der Nutzer sich weiterhin den Launen<br />

des Energiemarktes aussetzt und weiter noch steigende<br />

Heizkosten Jahr für Jahr bezahlt – oder, indem etwas Kapital<br />

in die Hand genommen wird, um das Gebäude energetisch<br />

zu verbessern. Auch dann gibt es jährliche Kosten, die für<br />

Zinsen und Tilgung des Kapitals. Aber diese Kapitalkosten<br />

sind meist schon von Anfang an, zumindest aber auf Dauer<br />

niedriger als die sonst entstehenden Brennstoffkosten.<br />

Unter diesen Umständen rechnet sich eine Energieeffizienzmaßnahme.<br />

Und das ist heute bei niedrigen Zinsen und<br />

vielen besonders günstigen Angeboten gerade für die<br />

Finanzierung von Modernisierungen bei gut geplantem<br />

Vorgehen der Fall.

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