WDVS-Atlas - Caparol
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Planung und Ausführung von <strong>WDVS</strong> · Oberflächen<br />
5.3 Oberputze<br />
5.3.3 Hellbezugswert<br />
Putz-Oberflächentemperatur<br />
Uhrzeit<br />
60 º<br />
50 º<br />
40 º<br />
30 º<br />
13:00 13:30 14:00 14:30 15:00 15:30 16:00<br />
Oberflächentemperaturen in der Zeitachse<br />
Porenbeton<br />
<strong>WDVS</strong><br />
Schweres Mauerwerk<br />
Der HBW ist auf den Farbtonkarten vermerkt<br />
■ Ausgangssituation<br />
Aus architektonischen Gründen werden für die Fassadengestaltung teilweise<br />
recht dunkle Farbtöne gewünscht. Speziell bei <strong>WDVS</strong> sind jedoch<br />
gewisse Einschränkungen zu beachten.<br />
■ Aufheizung der Oberfläche<br />
Es ist eine bekannte Tatsache, daß sich dunkle Flächen bei Sonneneinstrahlung<br />
mehr aufheizen als helle Flächen. Ebenso ist bekannt, daß<br />
sich die Außenwand-Oberflächen mit einem Putz gleichen Farbtones auf<br />
einer Dämmung intensiver aufheizen als auf einem massiven Mauerwerk.<br />
Die grafische Darstellung eines Meßprotokolles<br />
macht deutlich, daß der identische, braun eingefärbte<br />
Putz bei Sonneneinstrahlung<br />
– auf massivem Mauerwerk eine maximale<br />
Oberflächentemperatur von 45 °C erreicht,<br />
– auf dem gut dämmenden Porenbeton-Mauerwerk<br />
53 °C erreicht,<br />
– auf <strong>WDVS</strong> eine Aufheizung auf 60 °C erfährt.<br />
Interessant ist, daß sich bei auftretenden Verschattungen<br />
durch Wolken das massive Mauerwerk<br />
relativ träge verhält, bei <strong>WDVS</strong> hingegen<br />
innerhalb weniger Minuten starke Schwankungen<br />
der Oberflächen-Temperatur eintreten. Die Putzschale<br />
eines <strong>WDVS</strong> unterliegt demnach erkennbar<br />
großen Spannungen durch Temperatur-Wechselwirkungen. Damit diese<br />
nicht zur Rißbildung führen, muß die solare Aufheizung der Oberfläche<br />
durch eine Reduzierung der Farbtonintensität begrenzt werden.<br />
■ Brancheneinheitliche Festlegung<br />
Um das Risiko einer Rißbildung in der Putzschale zu vermeiden, wurde<br />
eine brancheneinheitliche Begrenzung der zulässigen Farbtonintensität<br />
festgeschrieben. Demzufolge darf der Hellbezugswert (HBW) nicht kleiner<br />
als 20 sein.<br />
Der HBW beschreibt die Helligkeit der Oberfläche, wie sie das menschliche<br />
Auge empfindet. Der Meßwert Y = 100 entspricht hierbei der<br />
Helligkeit einer absolut weißen Fläche und Y = 0 einer absolut schwarzen<br />
Fläche. Der Grenzwert von 20 beinhaltet also noch recht kräftige Farbtöne.<br />
Natürlich orientiert sich diese Grenzwertfestlegung an der denkbaren<br />
Maximalbelastung wie große, zusammenhängende Flächen, Südseite,<br />
keine Verschattung, feine Putzstruktur. Im Umkehrschluß gibt es demnach<br />
risikominimierende Faktoren wie Kleinflächen, Nordseite, verschattet,<br />
grobe, d. h. spannungsarme Putzstruktur.<br />
■ Objektbezogene Ausnahmen<br />
Es ist im Einzelfall möglich, die HBW-Grenze von 20 unter Berücksichtigung<br />
der Objektgegebenheiten zu unterschreiten. Bis zum HBW 15 ist<br />
das Risiko unter Ausnutzung der „Sicherheitsreserven“ recht gering.<br />
Vorteilhaft ist hier der Einsatz der organisch gebundenen Beschichtungen<br />
mit ihrer höheren Elastizität.<br />
Bei dunkleren Farbtönen muß dem Auftraggeber bewußt sein, daß er den<br />
Stand der Technik verläßt und somit ein gewisses Risiko besteht.