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Der kleine Stefan wollte nicht so recht, blieb stehen und sah seinen<br />
Opa fragend an. Der aber nickte mit dem Kopf und meinte nur „Na,<br />
komm schon“, nahm ihn an der Hand, und gemeinsam gingen sie in<br />
die Küche.<br />
Katharina hatte offenbar ein schlechtes Gewissen. Jedenfalls hielt sie<br />
den Blick auf den Boden gerichtet, als ihr Großvater auf sie zukam. „Du<br />
weißt genau, Katharina, dass du nicht mit fremden Menschen in eine<br />
fremde Wohnung gehen sollst!“<br />
Katharina wagte immer noch nicht, aufzuschauen und dem Opa in<br />
die Augen zu blicken. Da kam ihr die alte Frau zu Hilfe. „Haben Sie<br />
Nachsicht. Es schüttete. Das Kind stand vor der H<strong>aus</strong>tür und war tropfnass.<br />
Und ihr Kätzchen hatte Hunger.“<br />
„Welches Kätzchen?“, fragte der Großvater.<br />
„Was für ein Kätzchen?“, wiederholte fast gleichzeitig der kleine Stefan<br />
die Frage – allerdings an Katharina gerichtet.<br />
„Na, die Lotti!“, rief Katharina und hatte die Betroffenheit ob der<br />
mahnenden Worte des Großvaters schon wieder vergessen. Sie rutschte<br />
von der Couch auf den Boden, schaute unter die alten Polster, griff dann<br />
hinein und holte das kleine Kätzchen hervor.<br />
„Wau!“, rief Stefan. „Süß!“<br />
„Sie heißt Lotti und gehört mir! Ich hab’ sie gefunden, ich ganz allein!“,<br />
rief Katharina und drückte das Kätzchen fest an ihre Brust, als<br />
Stefan es zu streicheln versuchte.<br />
„Die gehört nicht dir, Katharina“, sagte der Großvater. „Du hast sie<br />
zwar gefunden. Aber gehören tut sie jemand anderem. Und der vermisst<br />
sie vielleicht schon. Also sollten wir versuchen, ihn zu finden.“<br />
Wenngleich der Großvater das keinesfalls vorwurfsvoll meinte oder gar<br />
böse wirkte, war Katharina den Tränen nah.<br />
„Nur mit der Ruhe!“, mischte sich die alte Frau Lili ein. „Ich mach’<br />
uns jetzt eine Kanne Tee, vielleicht hört es dann auf zu regnen, und wir<br />
schauen weiter. Mal sehen, vielleicht kannst du es ja doch behalten, dein<br />
Kätzchen.“ Lili nahm Kräuter <strong>aus</strong> einer Dose, gab sie in eine Kanne und<br />
schüttete <strong>aus</strong> dem Topf, der auf dem Herd stand, heißes Wasser darüber.<br />
Dann suchte sie vier Tassen zusammen und stellte sie mit zwei Löffeln<br />
und einer Dose mit Zucker auf das kleine Tischchen.<br />
Katharina und Stefan kosteten kurz und ließen den Tee sofort stehen.<br />
„Salbei“, sagte die alte Frau. „Sehr gesund!“ Aber den beiden wollte der<br />
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