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Tatsächlich lief die Katzenschar Richtung Huberhof. Dort warteten<br />
sie kurz auf Katharina, Stefan und die alte Lili. Als die drei endlich dort<br />
waren, rannten sie in den Stall, <strong>aus</strong> dem noch immer die qualvollen<br />
Schreie der Kühe und Schweine zu hören waren. Stefan und Katharine<br />
wollten hinter den Katzen her. Lili hielt sie zurück: „Wartet! Wartet<br />
noch!“ Sie eilte zum Wohntrakt des Hofs, stellte sich bei einem der<br />
Fenster auf die Zehenspitzen und schaute ins H<strong>aus</strong>innere. Sie machte<br />
dies auch bei einem zweiten und dritten Fenster. Dann kam sie zu den<br />
beiden Kindern zurück und meinte, dass die Luft rein sei, dass der Huberbauer<br />
schlafe, tief schlafe, neben ihm stehe eine ganze Batterie von<br />
Schnapsflaschen. „Leerer Schnapsflaschen“, fügte sie noch hinzu.<br />
Lili, Katharina und Stefan liefen in den Stall, wo sich ihnen ein seltsames<br />
Bild bot. Die Katzen rannten quer durch den Stall – dahin, dorthin,<br />
dorthin, dahin. Und es dauerte einige Zeit, bis Lili, Katharina und<br />
Stefan erkannten, was da geschah: Einige der Katzen liefen zu den Kühen,<br />
saugten an deren Eutern und rannten dann mit einem Maul voller<br />
Milch zu dem kleinen Kälbchen, das der Großvater vor ein paar Stunden<br />
<strong>aus</strong> dem Dreck gehoben hatte, und fütterten es. Ein anderer Teil der<br />
Katzen suchten im Dreck des Stalls nach halbwegs trockenem Heu und<br />
Stroh und schleppten es auch zum Kälbchen. Immer wieder schleckten<br />
die Katzen über dessen Rücken und Flanken. Als würden sie ihm Kraft<br />
einhauchen, Lebensmut spenden.<br />
Fasziniert schauten Katharina, Stefan und Lili zu. „Deshalb bist du<br />
losgerannt, Lotti“, meinte Katharina fast tonlos, dies mehr für sich sagend<br />
denn für die anderen. „Die Katzen haben gespürt, dass das Kälbchen<br />
Hilfe braucht“, fielen Stefan die Worte ebenfalls kaum hörbar <strong>aus</strong><br />
dem Mund.<br />
„Ja, ja!“, meinte Lili. „Manche Menschen könnten sich an den Tieren<br />
ein Vorbild nehmen.“<br />
Eine Zeit lang folgten sie stumm dem Geschehen. Dann schlug Stefan<br />
vor, die Kühe loszubinden und die Schweineställe zu öffnen. „Wartet<br />
noch!“, rief Lili, weil sie zuerst den Huberbauern vom Hof locken wollte.<br />
Würde der von den <strong>aus</strong>brechenden Tieren geweckt, würde er gleich<br />
mit Peitsche und Besen zur Stelle sein und nicht nur die Tiere verprügeln<br />
und gleich wieder einsperren. Er würde auch auf sie losgehen und<br />
bei der Polizei anzeigen. Sie hätte auch schon eine Idee, sagte Lili und<br />
erklärte diese in aller Kürze. Dann verließ sie den Stall und ging zum<br />
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