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ter und heftiger von Mal zu Mal – acht-, neun-, zehnmal. Sie wollten<br />
schon zur nächsten Tür gehen, als sie eine Stimme hörten. Ein Fluchen<br />
und Schimpfen war’s. Schließlich wurde die Tür, an die der Großvater<br />
zuvor geklopft hatte, aufgerissen; ein vollkommen verwahrloster Mann<br />
wurde sichtbar. Die Haare standen ihm zu Berg, mehrere Zähne fehlten,<br />
Dreckflecken prangten im Gesicht und am Hals. Er hielt eine Flasche<br />
in der Hand, mit der er herumfuchtelte, während er weiterfluchte und<br />
schimpfte und kaum verständlich fragte, was sie denn wollten, warum<br />
sie ihn störten.<br />
Katharina bekam es mit der Angst zu tun, auch Stefan fühlte sich<br />
nicht mehr wohl in seiner Haut. Doch Großvater blieb ruhig. „Meine<br />
Enkeltochter hat ganz in der Nähe ein kleines Kätzchen gefunden. Wir<br />
wollten nur fragen, ob diese Katze vielleicht ihnen gehört.“ Dabei zeigte<br />
Großvater auf das Kätzchen, das Katharina fest an die Brust gedrückt<br />
hielt.<br />
Der Mann nahm einen kräftigen Schluck <strong>aus</strong> der Flasche, rülpste laut<br />
und heftig und meinte: „Ach ja, eine vom letzten Wurf. Hab’ sie rübergeworfen<br />
ins Feld. Gefällt mir nicht! Tigerkatzen bringen Unglück! Drei<br />
andere hab’ ich in der Jauchegrube ertränkt. Die fressen mich ja arm, die<br />
Sauviecher!“ Wieder tat er einen Schluck. Und wieder rülpste er laut.<br />
„Dann darf ich die Katze behalten?“, fragte Katharina vorsichtig und<br />
kleinlaut.<br />
Der Mann torkelte hin und her, starrte auf das Kätzchen in Katharinas<br />
Armen und brummte dann schwer verständlich: „Gut, sehn Euro,<br />
nein, swanzig Euro, und wir san kwitt!“<br />
Katharina schaute Opa an. Der zog die Brieftasche <strong>aus</strong> der Hose,<br />
nahm einen Zehneuroschein und drückte ihn dem Mann in die Hand.<br />
„Hier! Kannst dir die nächste Flasche Schnaps kaufen. Und jetzt kommt,<br />
Kinder!“<br />
Auf dem Weg nach H<strong>aus</strong>e kamen sie – Katharina, Stefan und der<br />
Otto-Opa – wieder bei der alten Frau Lili vorbei, die vor dem H<strong>aus</strong> die<br />
vom Regen und Sturm angerichtete Unordnung zusammenräumte. Ob<br />
sie Lust auf eine weitere Tasse Tee hätten, fragte sie.<br />
„Nein, danke!“, riefen die Kinder wie <strong>aus</strong> einem Mund. Otto-Opa<br />
erklärte Lili, wo sie den Besitzer des Kätzchens gefunden haben. Und<br />
fragte, ob sie diesen Mann kenne.<br />
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