Gläserne Wände – Bericht zur Benachteiligung nichtreligiöser Menschen in Deutschland
2., ergänzte Auflage 2020
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I n d e n H o c h S c h u l e n<br />
7. In den Hochschulen<br />
Humanismus gehört zweifellos zu den großen Traditionsl<strong>in</strong>ien der<br />
europäischen Philosophie und Geistesgeschichte. Er kann aus der<br />
Entwicklung des modernen, offenen Europas nicht weggedacht<br />
werden. Humanistische Ideen und Philosophien waren und s<strong>in</strong>d<br />
konstitutiv für unsere freiheitliche Gesellschaft, für die Gesetzgebung<br />
und Rechtsprechung. Doch an den Hochschulen der Bundesrepublik<br />
<strong>Deutschland</strong> spiegelt sich dies selbst über 2.000 Jahre<br />
nach dem Leben der Gründer der großen hellenistischen Philosophenschulen<br />
<strong>–</strong> Stoa, Epikureismus und Skepsis <strong>–</strong> nur begrenzt wider.<br />
Ke<strong>in</strong> Platz <strong>in</strong> Forschung und Lehre<br />
E<strong>in</strong> selbstbewusster Humanismus, der sich als vollwertiges Äquivalent<br />
zu den Religionen versteht, hat an den deutschen Universitäten<br />
bis heute ke<strong>in</strong>en Platz. Er tritt allenfalls als e<strong>in</strong> seltenes Objekt<br />
der Philosophiegeschichtsschreibung oder am Rande von religionssoziologischen<br />
Analysen <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung. Fast 60 Hochschulen <strong>in</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> bieten dagegen Forschungs- und Lehre<strong>in</strong>richtungen,<br />
die der akademischen Qualifikation <strong>in</strong> bekenntnisgeprägten Berufs-<br />
und Tätigkeitsfeldern dienen: Es s<strong>in</strong>d die zahlreichen staatlichen<br />
E<strong>in</strong>richtungen für katholische, evangelische, jüdische, islamische<br />
und alevitische Theologie und Religionspädagogik.<br />
Völlig außen vor geblieben ist bei den Entwicklungen <strong>in</strong> der Hochschullandschaft<br />
die Tatsache, dass es <strong>in</strong> der Bundesrepublik nicht<br />
nur e<strong>in</strong>e Pluralisierung der religiösen Bekenntnisse gegeben hat.<br />
Parallel dazu ist auch der Anteil der <strong>Menschen</strong> <strong>in</strong> der Bevölkerung<br />
gewachsen, die ke<strong>in</strong> religiöses Bekenntnis teilen, sondern nichtreligiöse<br />
Lebensauffassungen mit humanistischer Prägung besitzen 33<br />
33 siehe Anhang I<br />
<strong>Gläserne</strong> <strong>Wände</strong> · 45