OM_07_08_2019_ePaper
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Wie erklären Sie sich, dass Grillen heute Lifestyle ist?<br />
Andreas Ziegeler: Dafür gibt es viele Gründe. Einer ist natürlich der,<br />
dass sich die Nutzung des Gartens einfach geändert hat. Früher<br />
gärtnerte man noch, mähte am Samstag den Rasen. Heute macht<br />
das zum Beispiel ein Mähroboter. Viele Menschen haben überdachte<br />
Terrassen. Das Leben spielt sich viel mehr im Freien ab. Die Terrasse<br />
wird zum grünen Wohnzimmer. Hier wollen die Menschen relaxen<br />
und da gehört ein Grill einfach dazu.<br />
Grillen wird heute viel mehr als Hobby aufgenommen. Das ist einer<br />
der größten Unterschiede zu früher. Ich habe Kunden, die kommen<br />
von der Arbeit nach Hause und gehen dann gleich in den Garten,<br />
um zu grillen. So schalten sie ab. Und durch das Grillen kommen<br />
die Männer wieder in die Küche, bereiten Essen zu. Beim Grillen<br />
kann man sehr kreativ Lebensmittel verarbeiten und immer wieder<br />
etwas Neues ausprobieren. Außerdem ist Grillen sehr gesellig.<br />
Keiner grillt ja für sich allein. Man macht etwas für andere.<br />
Und ist dabei noch an der frischen Luft.<br />
Grillen kann man immer, wenn man lustig ist. Wir haben Griller,<br />
die grillen jeden Tag. So entspannen sie, so kommt die Familie<br />
zusammen und jeder bekommt ein leckeres Essen. In Zeiten der<br />
Digitalisierung ist es schön, etwas mit den Händen zu machen. Ich<br />
habe auch Kunden, die legen Fleisch auf den Grill, gehen dann im<br />
Garten arbeiten und belohnen sich anschließend mit einem schönen<br />
Essen. Beim Gasgrill kann ja auch überhaupt nichts passieren.<br />
Selbst, wenn man das Fleisch über Stunden vergessen würde.<br />
Dann würde es höchstens zu trocken werden.<br />
Wenn Sie an die zurückliegenden fünf bis zehn Jahre denken,<br />
wie hat sich das Grillen verändert?<br />
Andreas Ziegeler: Die größte Änderung ist sicherlich die, dass die<br />
Grillgeräte heute einen Deckel haben. So kann die Hitze nicht<br />
entweichen. Das Fleisch legt man nicht über das Feuer, sondern<br />
bei einem Gasgrill zwischen die Brenner. So wird es gegart.<br />
Das nennt sich indirektes Grillen. Indirektes Grillen wird heute<br />
zu 70 Prozent gemacht.<br />
Welche Grillgeräte sind Trend?<br />
Andreas Ziegeler: Zu 90 Prozent verkaufen wir den Gasgrill.<br />
Daneben gibt es den Pelletsmoker, den Keramikgrill, die Feuerplatte<br />
und den Planchagrill.<br />
Bei einem Pelletsmoker werden in einen Behälter Grillpellets eingefüllt.<br />
Von dort kommen sie dann über eine Förderschnecke in den<br />
Brennraum des Smokers, wo sie verbrannt werden. Dadurch entsteht<br />
Hitze und Rauch.<br />
Keramiköfen werden schon seit mehr als 3000 Jahren dazu benutzt,<br />
zu garen, zu grillen und zu räuchern. Aus dem aus Japan stammenden<br />
Mushikamado entwickelte sich dann in den 70er Jahren der<br />
Keramikgrill. Ein Keramikgrill kann sehr lange Wärme halten. So ein<br />
Grill ist etwas für Griller, die gerne was mit Holzkohle machen.<br />
Bei einer Feuerplatte habe ich unterschiedliche Temperaturen. Der<br />
innerste Bereich ist der heißeste und eignet sich für Sachen, die<br />
scharf angebraten werden sollen. Je weiter es bei der Feuerplatte<br />
nach außen geht, desto kühler wird es. Da kann man zum Beispiel<br />
Sachen warmhalten.<br />
Der Planchagrill kommt ursprünglich aus Spanien. Hier habe ich auf<br />
der offenen Grillfläche eine hohe Hitze und übergieße das Grillgut<br />
mit verschiedenen Flüssigkeiten wie zum Beispiel mit Wein.<br />
Welches Grillgerät ist Ihr Bestseller und warum?<br />
Andreas Ziegeler: Das ist der Gasgrill „Rogue“ von Napoleon. Der<br />
besitzt drei Brenner und eine zusätzliche Infrarotzone. Eine Infrarotzone<br />
ist eine besonders heiße Zone, auf der Steaks veredelt<br />
werden. Erst wird das Fleisch gegart, dann kommt es noch für<br />
ein bis zwei Minuten auf die 800 Grad heiße Infrarotzone. Durch<br />
die extreme Hitze bekommt das Steak seine Röstaromen. Innen ist<br />
dann saftig gegart, außen knusprig.<br />
Welchen Grill empfehlen Sie einem Anfänger?<br />
Und welchen einem fortgeschrittenen Griller?<br />
Andreas Ziegeler: Dem Anfänger empfehle ich einen Drei-Brenner-<br />
Gasgrill. Das ist die erste Stufe bei einem Gasgrill. Der kann erst<br />
mal alles. Nach und nach kann man mit so einem Grill viel Neues<br />
ausprobieren, sogar einen Kuchen backen. Natürlich frage ich hier<br />
immer ganz genau, welche Interessen bestehen.<br />
Griller, die schon länger dabei sind, haben oft Lust, auch noch<br />
einmal einen anderen Grill auszuprobieren. Einige meiner Kunden<br />
haben drei bis vier verschiedene Grillgeräte.<br />
Das ist wie bei anderen Hobbys auch. Der Motorradfahrer will ja<br />
auch nicht immer nur im Kreis fahren, der will auch mal woanders<br />
hin. Der typische fortgeschrittene Griller ist einer, der Spaß daran<br />
hat, Essen zuzubereiten und neue Sachen auszuprobieren.<br />
Der überlegt dann, wie er seine Outdoorküche erweitern kann. Hier<br />
kann man zum Beispiel an eine kleine Feuerplatte denken. Bevor<br />
das Fleisch bei einem Grillabend fertig ist, können sich alle Gäste<br />
darumstellen und selbst schon mal ein bisschen was ausprobieren.<br />
Das ist Ankommen.<br />
Welches Zubehör ist sinnvoll?<br />
Andreas Ziegeler: Ein Thermometer ist natürlich wichtig und eine<br />
Plancha und ein Wok sind sinnvoll. Eine Plancha ist eine gusseiserne<br />
Platte, auf der ich Sachen machen kann, die sehr fettig sind, wie zum<br />
Beispiel Ente.<br />
Und sogar ein Spiegelei kann ich darauf braten. In dem Wok kann ich<br />
auf der Infrarotzone zum Beispiel Gemüse schwenken.<br />
Bei einem Pelletsmoker<br />
werden in einen Behälter<br />
Grillpellets eingefüllt. Von<br />
dort kommen sie dann über<br />
eine Förderschnecke in den<br />
Brennraum des Smokers,<br />
wo sie verbrannt werden.<br />
Dadurch entsteht Hitze und<br />
Rauch. Foto: Traeger<br />
Gesellig: Um eine Feuerplatte<br />
herum können<br />
mehrere Menschen<br />
gemeinsam grillen.<br />
Foto: Feuerhand/Petromax Gruppe<br />
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