LERNEN MIT ZUKUNFT September 2020
Impulsmagazin für Erwachsene - Lebensraum: MENSCH
Impulsmagazin für Erwachsene - Lebensraum: MENSCH
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information & bewusstsein<br />
Hirnforschung und Sprache:<br />
Macht unserer Sprache<br />
SPRACHE HAT FAST IMMER EINE UNBEWUSSTE WIRKUNG<br />
Die Sprache beeinflusst unser<br />
Denken. Viele Metaphern,<br />
die wir ständig benutzen und<br />
welche unsere Alltagssprache<br />
prägen, beeinflussen unbewusst unser<br />
Denken. Neurolinguisten zeigen, dass<br />
bei einem Großteil unserer Metaphern<br />
die Areale im Gehirn aktiviert werden,<br />
die auf der rechten Gehirnhälfte für<br />
bildhafte Vorstellungen zuständig sind.<br />
Die Wirkung sprachlicher Bilder reicht oft<br />
zu einer körperlichen Reaktion.<br />
Hören Menschen, dass sich eine Person<br />
im sechsten Stock befindet, wandert ihr<br />
Blick automatisch nach oben. Lesen sie<br />
den Satz "Unser Kurs ist eine Treppe<br />
zum Erfolg" geht der Blick der Leser<br />
auch nach oben. Bei der Aussage „Die<br />
Anforderungen stürzen auf ihn ein“<br />
wird sich der Leser unbewusst ein wenig<br />
zusammenziehen. Wer das Bild eines<br />
Tigers zu sehen bekam, schätzte die Geschwindigkeit<br />
eines Läufers schneller ein<br />
als der, dem das Bild einer Schildkröte<br />
gezeigt wurde.<br />
Zugleich ist es auch, dass Metaphern<br />
besser im Gedächtnis gespeichert werden<br />
als abstrakte Formulierungen. Das<br />
sollte man bedenken, wenn Texte für<br />
den Schulunterricht formuliert werden.<br />
Eine bildhafte Formulierung erhöht die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass der Nutzer sich<br />
an eine Anweisung hält. Beispiel für<br />
kleine Kinder: Bleib bei Rot stehen!<br />
Viele Wörter lösen bei uns sofort Gefühle<br />
aus.<br />
Besonders im Produktmarketing werden<br />
positive Worte gewählt.<br />
Würden Sie als Hersteller von Bitterschokolade<br />
ihr Produkt „Wiener Bitterschokolade“<br />
nennen? Keine gute Idee, denn das Wort<br />
Bitterschokolade ruft Gefühle wach, die<br />
mit dem Begriff „bitter“ verbunden sind:<br />
Bitterkeit, verbittert, bittere Enttäuschung,<br />
bittere Kälte, bitteres Unrecht, das ist bitter<br />
für mein Kind. Menschen sind evolutionsbedingt<br />
konditioniert, bittere Nahrung zu<br />
meiden, da sie oft giftig ist. In der Natur<br />
sind sehr oft giftige Pflanzen und Früchte<br />
geschmacklich bitter. Als Hersteller ist<br />
es besser Ihr Produkt „edelbitter“ oder<br />
„zartbitter“ zu nennen, um ihr den bitteren<br />
Beigeschmack zu nehmen. Noch besser<br />
ist es, Ihr Produkt als „dunkle Schokolade“<br />
oder mit<br />
„80 % Kakaoanteil“<br />
zu beschreiben.<br />
Dipl.-Ing. Alexander Ristic<br />
Journalist<br />
Neurowissenschaftler<br />
sind sich sicher,<br />
dass unsere Entscheidungen<br />
immer einen<br />
emotionalen Aspekt haben.<br />
Manager erliegen<br />
oft der Illusion, sie treffen ihre<br />
Entscheidungen immer rational.<br />
In Wirklichkeit erliegen sie vielfältigen unbewussten und emotionalen<br />
Einflüssen.<br />
Wörter, die eine hohe Erregung erzielen, werden besser im Gedächtnis<br />
behalten, schneller wiedererkannt und lenken in höherem Maß die Aufmerksamkeit<br />
auf sich.<br />
Worte als Auslöser unangenehmer Gefühle: Besserwisser, Gegner, Nörgler,<br />
Räuber, beschuldigen, bevormunden, vergessen, ängstlich, entsetzt, kalt,<br />
nervös, sprunghaft, traurig …..<br />
Worte als Auslöser angenehmer Gefühle: Bruder, Freund, Gastgeber, Professor,<br />
Kind, Schwester, erzählen, teilen, freundlich, kultiviert, verlässlich,<br />
verständnisvoll, weiblich, zufrieden …..<br />
Foto: © Ralf Designs | pixabay.com<br />
33 | SEPTEMBER <strong>2020</strong>