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Mitteilungen DMG 03 / 04 2005 - Deutsche Meteorologische ...

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forum<br />

Richard Aßmann<br />

Vor 160 Jahren wurde der Vater der Aerologie, Richard Aßmann, in<br />

Magdeburg geboren<br />

Hans Steinhagen<br />

Richard Aßmann gilt heute als Vater der Physik der<br />

Atmosphäre, die auch kurz als Aerologie bezeichnet<br />

wird. Als er am 13. April 1845 als Sohn des Lederfabrikanten<br />

und Stadtrates Adolph Aßmann und seiner<br />

Ehefrau Dorothea geborene Burkhard in seinem<br />

Elternhaus in der Stephansbrücke 20 in Magdeburg<br />

geboren wurde, war ihm dies zweifellos nicht in die<br />

Wiege gelegt worden. So hatte er bereits in den ersten<br />

Schuljahren erhebliche Schwierigkeiten mit dem Rechnen<br />

und konnte auch später der Mathematik nicht viel<br />

abgewinnen. Nach dem Besuch des Domgymnasiums<br />

in Magdeburg (1855–1865) studierte Aßmann in Breslau<br />

(1865–1866) und in Berlin (1866–1870) Medizin<br />

mit der Spezialisierung auf den Gebieten Chirurgie und<br />

Geburtshilfe. 1869 promovierte er mit der Arbeit „Die<br />

Hämophilie“ an der Friedrich-Wilhelm-Universität zu<br />

Berlin zum Doktor der Medizin und Chirurgie. Sein<br />

berühmtester Lehrer an der Universität war Rudolf<br />

Virchow, der ihm im Anschluss an das Studium eine<br />

Landarztstelle in Bad Freienwalde vermittelte.<br />

Um seine Patienten in den entfernteren Ortschaften<br />

zu erreichen, war Aßmann ständig mit einer Pferdekutsche<br />

unterwegs. Auf diesen zahlreichen Überlandfahrten<br />

wurde sein Interesse für das Wetter geweckt,<br />

zunächst nur, um unliebsamen Überraschungen bei<br />

einem plötzlich aufziehenden Gewitter aus dem Weg<br />

zu gehen. So errichtete er in seinem Haus Weinbergstraße<br />

10 in Bad Freienwalde eine erste Wetterstation<br />

und meldete seine Beobachtungsdaten an die <strong>Deutsche</strong><br />

Seewarte nach Hamburg.<br />

Als ihm 1879 die Aussicht auf eine Chefarztstelle am<br />

Magdeburger Krankenhaus eröffnet wurde, ließ sich<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>03</strong>/ <strong>04</strong> <strong>2005</strong><br />

Aßmann kurzentschlossen in Magdeburg mit einer<br />

Chirurgischen Privatklinik nieder. Jedoch sollten<br />

sich die Hoffnungen auf eine lukrative Perspektive<br />

als Arzt nicht erfüllen. Deshalb versuchte er mit einem<br />

Institut für Orthopädie und Heilgymnastik mehr<br />

Patienten zu gewinnen. Dies wurde ihm aber später<br />

von der Ärztekammer untersagt, weil er über keine<br />

orthopädische Ausbildung verfügte. Aßmanns Zukunftspläne<br />

als Mediziner waren damit auf der ganzen<br />

Linie gescheitert. Bereits 1880 wandte er sich<br />

wieder seinem Meteorologie-Hobby zu. Als der Herausgeber<br />

der Magdeburgischen Zeitung, Alexander<br />

Faber, ihn zufällig wegen Wettervorhersagen für seine<br />

Zeitung ansprach, war er sofort zur Stelle. Mit den<br />

von Faber bereitgestellten finanziellen Mitteln gründete<br />

er 1880 die Wetterwarte der Magdeburgischen<br />

Zeitung und veröffentlichte am 12. Dezember 1880<br />

die erste Zeitungswetterkarte in Deutschland.<br />

Als Wettermann leitete er seine Vorhersagen aus<br />

allen Beobachtungsdaten ab, die ihm zugänglich<br />

waren. Da die meteorologischen Beobachtungsnetze<br />

damals noch sehr lückenhaft waren, gründete er<br />

1881 einen Verein für Wetterkunde und schaffte sich<br />

selbst ein meteorologisches Messnetz von 253 Stationen<br />

in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.<br />

Bereits 1880 scheute er sich nicht, die Treffsicherheit<br />

seiner Wetterprognosen jeweils vom Vortag anzugeben.<br />

Dies war damals ein durchaus mutiger Schritt,<br />

über den selbst wortgewaltige Wetterfrösche trotz<br />

einer unvergleichlich höheren Zahl von Wetterbeobachtungsnetzen<br />

mit neuartigen Instrumenten bis heute<br />

nicht gern sprechen.<br />

Die Tätigkeit als Mediziner und als Hobby-Meteorologe<br />

führte zu einer Doppelbelastung, die Aßmann<br />

durch ausgedehnte Wanderungen im Harz auszugleichen<br />

suchte. Dabei entdeckte er seine Liebe zum Brocken.<br />

Als Wettermann erkannte er die herausragende<br />

Bedeutung einer meteorologischen Station auf dem<br />

Brocken, für deren Erhalt er sich besonders einsetzte,<br />

als Gustav Hellmann vom <strong>Meteorologische</strong>n Institut<br />

Berlin die Instrumente vom Brocken entfernen<br />

ließ, weil kein geeigneter Beobachter zur Verfügung<br />

stand. Als Aßmann bei seinen Brockenwanderungen<br />

norwegische Studenten mit Skiern sah, ließ er sich<br />

von dem norwegischen Meteorologen Henrik Mohn<br />

Skier schicken, mit denen er Anfang 1885 die erste<br />

Skiwanderung eines <strong>Deutsche</strong>n zum Brocken unternahm.<br />

Trotz großer Anstrengungen konnte sich Aßmann<br />

durch seine beiden Tätigkeiten als Arzt und Meteorologe<br />

kein ausreichendes Familieneinkommen

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