Griaß di´Allgäu: Träume werden wahr
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ALLGÄU GENIESSEN | Maestros am Herd<br />
Die Wiesen und Wälder im Allgä u sind treue und wichtige<br />
Lieferanten für die Maestros am Herd.<br />
Kai Schneller stellt ein Körbchen mit Bachminze, Wiesenschaumkraut<br />
und Schafgarbe ab. Das Grünzeug wächst dort, wo<br />
er arbeitet. Die Wiesen und Wälder rund um die „Silberdistel“<br />
in Ofterschwang, die zum Hotel Sonnenalp gehört, sind treue<br />
Lieferanten für den Sternekoch. Im Frühjahr kommen Kräuter<br />
in sein Körbchen, im Herbst Steinpilze. So kurz kann er die Wege<br />
für seine Produkte nicht immer halten. Aber: Das Allermeiste<br />
wächst und lebt auf Feldern und Fluren zwischen<br />
Südtirol und der Schweiz. Fische, die<br />
bei ihm in der Pfanne landen und Fleisch, das<br />
er im Ofen gart, kommen fast ausschließlich<br />
aus dem Alpenraum.<br />
„Aus Saibling oder Huchen etwas Gutes zu<br />
machen, ist eine größere Herausforderung als aus Hummer“, sagt<br />
Schneller, der nur noch wenige klassische Luxusprodukte auf der<br />
Karte hat. „Ohne Kaviar geht es nicht.“ Der stammt aber aus einer<br />
Stör-Zucht in Salzburg. Dazu passt die bayerische Garnele,<br />
die tatsächlich nie in einem Meer, sondern in einem Salzwasser-<br />
Pool bei Landshut geschwommen ist.<br />
Schneller wurde 1964 in Bad Hindelang geboren. Als kleiner<br />
Junge durfte er den Vater ins Gasthaus „Zum letzten Heller“<br />
begleiten. Er starrte fasziniert dorthin, wo das Essen rauskam.<br />
„Hinter der Küchentüre war Lärm und Feuer. Da war das Leben.<br />
„Hinter der Küchentüre<br />
war das Leben.<br />
Und da wollte ich hin.“<br />
Und da wollte ich hin.“ Er startete eine Kochlehre im Hotel<br />
Prinz-Luitpold-Bad in seiner Heimatgemeinde. Es folgten einige<br />
Stationen in Gourmet-Küchen in Bayern und der Schweiz, ehe<br />
er im Jahr 2000 in die Silberdistel wechselte. Obwohl er dort<br />
zum 10. Mal einen Michelin-Stern verteidigte, hat er sich seine<br />
Allgäuer Tugenden be<strong>wahr</strong>t: Schneller strahlt Gelassenheit aus,<br />
und so geht es auch in seiner Küche ruhig zu. Scharfe Ansagen<br />
vom Chef müssen mal sein, sind aber verhältnismäßig<br />
selten. Der Hindelanger hat einen<br />
feinen Humor und pflegt einen freundlichen<br />
Umgang mit Mitmenschen und Mitarbeitern.<br />
Er sieht sich als Dienstleister und nicht<br />
als Küchenstar mit Stern.<br />
Das gehört zu seinem Erfolgsrezept, das ihn zum Aushängeschild<br />
der Allgäuer Hoch-Küche gemacht hat. Aber natürlich<br />
liegt es in erster Linie an der schnörkellosen, äußerst kreativen<br />
Arbeit am Herd, mit der Schneller die Kritiker jedes Jahr aufs<br />
Neue überzeugt. Auf der Suche nach dem saftigsten Rind, dem<br />
zartesten Lamm und dem edelsten Saibling reist er durch die Alpenländer<br />
und kombiniert die Produkte auf überraschende Weise.<br />
Auf den Teller kommt der Jungholzer Ochs mit Hefebuchtel<br />
und Buttermilchbruch. Das Wiggensbacher Lamm veredelt er<br />
mit Züngerlvinaigrette und Holzkohlen-Gnocchi, denn: „Der<br />
70 | <strong>Griaß</strong> di’ Allgäu