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SPD-Geschichte in Sachsen-Anhalt - SPD-Landesverband Sachsen ...

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g<strong>in</strong>g, hieß es sehr deutlich: „Du würdest Dir bestimmte D<strong>in</strong>ge sehr viel leichter<br />

machen, wenn Du <strong>in</strong> der Partei wärest.“<br />

Und dann war da noch die Kaderakte. Vor me<strong>in</strong>em Ingenieurstudium war ich bei der<br />

Mar<strong>in</strong>e, Grenzbrigade Küste. Danach wollte ich weiter zur See fahren, bei der<br />

Handelsmar<strong>in</strong>e. Bei der Mar<strong>in</strong>e b<strong>in</strong> ich gefragt worden, ob ich für die Stasi werben<br />

wolle. Ich war e<strong>in</strong>er der wenigen, die schriftlich abgelehnt haben. Insofern f<strong>in</strong>det sich<br />

<strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Akte e<strong>in</strong>e von mir unterschriebene Erklärung, nach der ich „aus<br />

egoistischen Gründen“ diesem Staat nicht dienen wolle und das natürlich<br />

Konsequenzen nach sich ziehen würde. Erste Konsequenz: bei der Handelsmar<strong>in</strong>e<br />

konnte ich nicht mehr landen.<br />

Wohlgemerkt: Ich war ke<strong>in</strong> Opfer, ich war auch ke<strong>in</strong> heroischer Oppositioneller. Ich<br />

war z.B. – auch das gab es – <strong>in</strong> der FDJ aktiv, ohne Parteimitglied zu se<strong>in</strong>.<br />

Gleichzeitig war mir immer klar, wie schnell es problematisch werden konnte, wenn<br />

man bestimmte Diskussionen aufmachte oder für bestimmte Anforderungen nicht zur<br />

Verfügung stand. Im Mansfeld Komb<strong>in</strong>at hatte ich mich damit zurechtgefunden.<br />

Diejenigen, die die <strong>SPD</strong> (oder zunächst die SDP) aufgebaut haben, waren Leute aus<br />

der Kirche. Aufgrund von Herkunft und Erziehung hatte ich zu ihnen ke<strong>in</strong>e Beziehung<br />

und bis zum Sommer 1989 auch ke<strong>in</strong>en Kontakt.<br />

Verschiedene Welten: Ich war Ingenieur. Ich war im Komb<strong>in</strong>at. Ich hielt nichts von<br />

Parteien. Ich war „fachlich geprägt“.<br />

Im Sommer 1989 wurde ich <strong>in</strong> der „Mansfeld Zeitung“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Artikel über die neue<br />

– und ganz und gar unrentable – Brikettierungsanlage sehr kritisch zitiert. Das gab<br />

Ärger – als Systemopposition wird man das sicher nicht bezeichnen können.<br />

Immerh<strong>in</strong>: die Anlage wurde direkt nach der Wende wieder abgebaut und <strong>in</strong>s Ausland<br />

verkauft.<br />

Frischer W<strong>in</strong>d<br />

Aber ich war politisch <strong>in</strong>teressiert. Nicht nur Westfernsehen – ich hatte das<br />

Spannungsfeld <strong>in</strong> der Familie: Verwandtschaft <strong>in</strong> Westberl<strong>in</strong>, die uns regelmäßig<br />

besuchte. Diese Verwandten waren aktive Sozialdemokraten. E<strong>in</strong> Großonkel war<br />

e<strong>in</strong>er der ersten jüdischen Stadtverordneten. E<strong>in</strong> anderer Onkel dagegen war<br />

Oberstleutnant der NVA. Ich hatte die beständige Debatte <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Familie, <strong>in</strong> der es<br />

auch SED-Mitglieder gab: was ist gut, was weniger gut? Wir hatten Kenntnis vom<br />

Westen und von der <strong>SPD</strong> und es g<strong>in</strong>g munter zu am Küchentisch.<br />

Was wir alle nicht hatten: die Weitsicht für den wirtschaftlichen Zusammenbruch der<br />

DDR. Es mag se<strong>in</strong>, dass es an anderen Stellen <strong>in</strong> der DDR (<strong>in</strong> M<strong>in</strong>isterien,<br />

Planungsstäben etc.) diese Klarheit gab – wir hatten sie nicht. An dieser Stelle warne<br />

ich auch immer sehr vor nachträglicher Legendenbildung. Die meisten DDR-Bürger<br />

hatten diese Weitsicht nicht, weil sie die Informationen dazu nicht hatten.<br />

Me<strong>in</strong>e Frau, Kerst<strong>in</strong>, bewegte sich <strong>in</strong> Kirchenkreisen. Ihr ist es zu verdanken, dass<br />

ich im Herbst 1989 an sog. Friedensgebeten <strong>in</strong> der Petrikirche <strong>in</strong> Eisleben teilnahm<br />

und so auf Pfarrer Ingo Rockmann stieß. Ingo Rockmann führte die Diskussionen um<br />

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