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SPD-Geschichte in Sachsen-Anhalt - SPD-Landesverband Sachsen ...

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In diesem Herbst saßen auch wir am Runden Tisch <strong>in</strong> Eisleben; die CDU musste sich<br />

damals noch auf der Gegenseite rechtfertigen. Wir lösten die örtliche Stasi-Zentrale<br />

auf, entsandten Ingo und mich als Sprecher <strong>in</strong> den Stadtrat von Eisleben, suchten<br />

Kontakt zu anderen Ortsvere<strong>in</strong>en. Der spätere Landesparteivorsitzende schildert<br />

diese Kontaktaufnahme so: „Wir schickten von Halle aus jemanden über die Dörfer,<br />

der an den Kirchentüren Veranstaltungsh<strong>in</strong>weise und Kontaktadressen gesammelt<br />

hat.“ – So lernte ich Rüdiger Fikentscher e<strong>in</strong>es Tages <strong>in</strong> den Franckeschen<br />

Stiftungen kennen.<br />

Bei aller Aufbauarbeit ist mir aus jener Zeit e<strong>in</strong> Anruf noch sehr <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung<br />

geblieben. Das Büro des Bundestagsvizepräsidenten Westphal meldete sich. He<strong>in</strong>z<br />

Westphal hatte se<strong>in</strong>en Wahlkreis im Ruhrgebiet. „Genossen, ihr seid Bergleute und<br />

wir auch. Wir wollen Euch am Wochenende besuchen und sehen, ob wir nicht e<strong>in</strong>e<br />

Partnerschaft der Ortsvere<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>bekommen.“ – Am kommenden Wochenende<br />

enterten die Kumpel aus dem Ruhrpott Eisleben, brachten Papiere, Unterlagen, vor<br />

allem ihre Erfahrung mit. Wir mussten die Gäste aufteilen, bei uns übernachtete der<br />

NRW-Landtagsabgeordnete Helmut Hellwig und stellte mir nach langen<br />

Diskussionen unvermittelt die Frage: „Warum geht so e<strong>in</strong>er wie Du nicht <strong>in</strong> den<br />

Landtag?“ – Im Januar 1990 waren Ingo Rockmann und ich auf dem Weg zu e<strong>in</strong>em<br />

Parteitag der <strong>SPD</strong> im westfälischen Herne und hielten unsere erste Rede.<br />

Die Herner Genoss<strong>in</strong>nen und Genossen haben uns auch im Wahlkampf zur<br />

Volkskammerwahl am 18. März 1990 sehr unterstützt. Sie reisten mit Bussen und<br />

Blaskapelle an und veranstalten geme<strong>in</strong>sam mit uns e<strong>in</strong> spektakuläres Bürgerfest <strong>in</strong><br />

Eisleben. Wir alle waren optimistisch, die Wahl zu gew<strong>in</strong>nen. Schließlich hatten wir<br />

viel geleistet <strong>in</strong> den zurückliegenden Monaten.<br />

Die Volkskammerwahl am 18. März 1990 brachte uns allen e<strong>in</strong>e herbe Enttäuschung.<br />

Die <strong>SPD</strong> hatte 21,7 Prozent der Stimmen erhalten – weit entfernt von der erhofften<br />

Mehrheit. Wir waren erschüttert. Die Aussicht auf die deutsche E<strong>in</strong>heit war am<br />

stärksten von Helmut Kohl bedient worden. Dagegen waren die Bedenken des<br />

damaligen <strong>SPD</strong>-Kanzlerkandidaten Lafonta<strong>in</strong>e wie die Äußerungen e<strong>in</strong>es<br />

Spielverderbers angekommen. Auch die anfängliche Debatte über e<strong>in</strong>en langsamen<br />

Übergang wurde fortgespült. Schon damals wurde deutlich, dass im Mansfelder Land<br />

der Bergbau se<strong>in</strong>em Ende zugehen würde. Viele Leute hatten Angst, viel zu<br />

verlieren. Gegen die Perspektivlosigkeit hatte Hans-Dietrich Genscher auf dem<br />

Marktplatz von Eisleben Autobahnen als probates Mittel angeboten, Helmut Kohl an<br />

gleicher Stelle die D-Mark. Blühende Landschaften sollten entstehen. - Wir hatten<br />

unsere erste politische Niederlage erlebt. Wir erlebten aber auch e<strong>in</strong>en<br />

bee<strong>in</strong>druckenden Johannes Rau auf dem Marktplatz <strong>in</strong> Eisleben und den<br />

engagierten Wiederantritt der Mansfelder <strong>SPD</strong> zu den Landtagswahlen im Herbst.<br />

Vom 12. April bis zum 20. August 1990 war die <strong>SPD</strong> der DDR an der Regierung des<br />

Christdemokraten Lothar de Maizière mit sechs M<strong>in</strong>istern beteiligt, die bekanntesten<br />

Namen waren dabei Markus Meckel (Äußeres), Reg<strong>in</strong>e Hildebrandt (Soziales) und<br />

Walter Romberg (F<strong>in</strong>anzen). Re<strong>in</strong>hard Höppner wurde Vizepräsident der<br />

Volkskammer.<br />

In diesem Sommer 1990 forderte mich me<strong>in</strong> Chef im Betrieb auf, e<strong>in</strong>e Entscheidung<br />

zu treffen. Ich habe mich entschlossen, mich beruflich der Politik zuzuwenden.<br />

Zunächst für kurze Zeit als Regionalgeschäftsführer <strong>in</strong> Eisleben, dann zur Kandidatur<br />

für die Landtagswahlen am 14. Oktober 1990.<br />

Der Aufbau des Landes sollte voran gehen. Und zwar mit klarer sozialdemokratischer<br />

Handschrift. Dafür hatten wir die <strong>SPD</strong> im Mansfelder Land ja schließlich gegründet.<br />

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