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SPD-Geschichte in Sachsen-Anhalt - SPD-Landesverband Sachsen ...

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oder überkommendes Solidaritätsgefühl mögen die (geheimen?) Abstimmungen<br />

bee<strong>in</strong>flusst haben. Am 10.4. wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Brief an das M<strong>in</strong>isterium formuliert, dass<br />

der Runde Tisch Bildung „mit großem Unbehagen zur Kenntnis genommen hat, dass<br />

seit November 1989 14 ehemalige MfS-Mitarbeiter ... wieder <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen der<br />

Volksbildung arbeiten“ mit der Bitte um „dr<strong>in</strong>gende Klärung“ dieses u.a. Probleme.<br />

„Unbehagen“ war also hier die stärkste Form der Entrüstung über diese vielleicht gar<br />

nicht – die Uhr war ja nun auch abgelaufen.<br />

In zwei Artikeln hatten wir <strong>in</strong> der Volksstimme und im Neuen Weg die E<strong>in</strong>stellungen<br />

von Stasi-Mitarbeitern angeprangert, was <strong>in</strong> der Öffentlichkeit <strong>in</strong> Magdeburg<br />

Aufsehen erregt hatte. Der Reaktion e<strong>in</strong>er Leser<strong>in</strong>, die uns Boshaftigkeit, Intoleranz<br />

und Kesseltreiben vorgeworfen hatte, wollten wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Antwort begegnen, <strong>in</strong> der<br />

wir auf unseren Toleranzbegriff und e<strong>in</strong>en Verweis auf die besondere Sensibilität im<br />

pädagogischen Bereich h<strong>in</strong>wiesen. Diese Antwort wurde allerd<strong>in</strong>gs nicht gedruckt<br />

und so stand die Anschuldigung im Raum. Solche Geplänkel bestimmten <strong>in</strong> diesen<br />

Monaten oft die öffentlichen Diskussionen. Abgesehen von willentlichem<br />

Missverstehen trug es doch zur Klärung der Standpunkte bei und zeigte den<br />

schwierigen Prozess der Demokratisierung auf.<br />

Ende Januar 1990 sagte mir e<strong>in</strong> befreundeter Kollege, der Stadtrat für Kultur, Herr<br />

Dr. Huth, hätte zu e<strong>in</strong>em Gespräch über Kulturentwicklung <strong>in</strong>s Rathaus geladen und<br />

ob ich ihn nicht begleiten wolle. Das war e<strong>in</strong>e für mich folgenreiche E<strong>in</strong>ladung.<br />

Als neue politische Kräfte waren das Neue Forum, die Grüne Partei und die<br />

Beratergruppe Dom vertreten, weiterh<strong>in</strong> die NDPD, DBD, FDGB, KB, VBK, PDS. Der<br />

E<strong>in</strong>ladung offenbar nicht gefolgt waren CDU, LDP, DA, DJ... Der Stadtrat für Kultur<br />

schilderte kurz die Situation und die Unwägbarkeiten. Er zeigte sich stark<br />

verunsichert über die künftige Entwicklung. Die Diskussion wurde bestimmt von<br />

Wünschen und Erwägungen zu Erhalt oder Veränderung. Me<strong>in</strong> Diskussionsbeitrag<br />

wurde wohlwollend unterstützt, v.a. von der Grünen Partei, die der <strong>SPD</strong> e<strong>in</strong>e<br />

führende Rolle als wohl künftig stärkste politische Kraft zumaß – damals rechneten<br />

wir selbst ja mit größeren Mehrheiten! Jedenfalls stärkte das me<strong>in</strong> Selbstbewusstse<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> dieser frühen Phase ungeme<strong>in</strong>.<br />

In dieser Runde war ich also mehr zufällig anwesend. Vom Rat des Bezirks,<br />

Abteilung Kultur, bekam die <strong>SPD</strong> e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ladung für den 9.2.1990. Herr Dr. Ziethen<br />

hatte schon etliche Kontakte gen Westen geknüpft und schmiedete recht<br />

zuversichtlich Pläne für die Zeit „danach“. Am 26.2. wurde das Thema Denkmalpflege<br />

erörtert. Anwesend waren Vertreter des VEB Denkmalpflege (der früheren Firma Paul<br />

Schuster, dem größten Denkmalpflegebetrieb des Bezirks), des Neuen Forum,<br />

Demokratischer Aufbruch u.a. Herr Dr. Ziethen äußerte sich erwartungsfroh zu Hilfen<br />

aus Niedersachsen, die M<strong>in</strong>isterpräsident Dr. Casseus versprochen hatte. Kontrovers<br />

war <strong>in</strong> diesem Gespräch nur die Erwartungshaltung der Vertreter des<br />

Denkmalpflegebetriebs, bald selbst verhandeln und entscheiden zu können. (Später<br />

konnte Herr Schuster den ehemaligen Familienbetrieb wieder reprivatisieren.) Am<br />

1.3. war der Verband Bildender Künstler VBK zum Runden Tische des Bezirks<br />

geladen, Sitzungen gab es am 9.3. und 23. 3. In der letzten Sitzung (nach me<strong>in</strong>en<br />

Notizen) behandelten wir am 25.4. die Möglichkeiten zur Wiedereröffnung der<br />

traditionsreichen Magdeburger Kunstgewerbeschule als Werkkunstschule. Damals<br />

hatten wir alle noch solche Träume!<br />

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