The Pure Edition
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SPORT<br />
Mission Nachhaltigkeit<br />
Susanne Spirig gründete vor acht Jahren<br />
ihr eigenes Modelabel: Lola Studio steht<br />
für nachhaltige Mode, die vom Yoga-Lifestyle<br />
inspiriert ist und auch bei Jelmoli<br />
vertreten ist. Dreimal täglich verwandelt<br />
sich ihr Geschäft in einen Yoga-Raum.<br />
Text: Christina Hubbeling<br />
90<br />
Susanne Spirig, die Coronakrise wird von vielen als<br />
Zäsur wahrgenommen und als Moment, sich neu<br />
zu orientieren und das Leben aufzuräumen. Geht<br />
es Ihnen auch so?<br />
Susanne Spirig: Ja, ich versuche gerade herauszufinden,<br />
wie wir das Geschäft in die richtige Richtung lenken<br />
können. Denn das Leben wird sich bestimmt neu<br />
ausrichten. Die Krise hat ja bereits zu grossen Veränderungen<br />
geführt.<br />
Können Sie das genauer erklären?<br />
Es ergaben sich für uns im letzten Jahr viele neue<br />
Synergien und Kooperationen. Zum Beispiel mit Jelmoli<br />
oder mit dem Londoner Kaufhaus Selfridges.<br />
Auch wurden wir zum ersten Mal zur New York Fashion<br />
Week eingeladen. Leider konnten wir aber wegen Corona<br />
nicht teilnehmen. Auch der Wandel hin zu online<br />
hat einen enormen Schub erhalten, sowohl was den<br />
Onlinehandel mit unseren Kleidern anbelangt, als<br />
auch die Online-Yogastunden. Früher hegte ich eine<br />
Aversion gegenüber Onlineyoga. Das ist vorbei, weil<br />
ich realisiert habe, dass es viele neue Möglichkeiten<br />
schafft und uns flexibler macht, wann und wo wir praktizieren.<br />
Kam die Krise für Sie überraschend?<br />
Ich befasse mich schon lange mit dem <strong>The</strong>ma Nachhaltigkeit<br />
und habe mir immer gedacht: Wann kommt<br />
der Knall? Aber mit dem Ausmass dieser Krise hat<br />
wohl kaum jemand gerechnet.<br />
Echt? Sie haben die Krise wirklich vorausgeahnt?<br />
Mir war immer klar, dass es so nicht weitergehen kann.<br />
Mit Corona gab es auf einmal etwas, das dafür sorgte,<br />
dass die Flugzeuge am Boden und die Menschen zu<br />
Hause blieben. Etwas, das die Wirtschaft ausbremste.<br />
Die Coronakrise ist daher auch ein bisschen wie ein<br />
Schleudersitz: Wir wurden jäh und brutal aus unserem<br />
komfortablen Leben herauskatapultiert. Es war und<br />
ist immer noch heftig. Aber ohne diese Krise hätte<br />
sich vielleicht auch nichts geändert. Veränderungen<br />
sind selten angenehm, aber sie bergen oft Chancen,<br />
sich neu auszurichten.<br />
JELMOLI<br />
Gründerin<br />
Susanne Spirig<br />
Sie sind früher sehr viel gereist. Jetzt ist es nicht<br />
mehr mit der gleichen Unbeschwertheit möglich.<br />
Vermissen Sie es?<br />
Für mich würde es sich zurzeit absurd anfühlen, in der<br />
Welt herumzureisen. Ich fühle mich jetzt am sichersten<br />
hier in der Schweiz. Überhaupt finde ich, dass leider<br />
viele schöne Orte durch den Massentourismus in<br />
den letzten Jahren etwas entzaubert wurden, und<br />
man hatte oft das Gefühl, dass Orte nur noch besucht<br />
werden, um sie auf den sozialen Medien zu teilen. Deshalb<br />
hoffe ich, dass Reisen nach der Krise wieder etwas<br />
langsamer und bewusster sein wird.<br />
Was sind Ihre Ziele?<br />
Früher wollte ich unbedingt wachsen. Doch je mehr<br />
ich mich mit Nachhaltigkeit befasste, desto klarer<br />
wurde mir, dass sich Nachhaltigkeit und Wachstum<br />
beissen. Wir sind daher mit unserem Label dabei, zu<br />
schauen, wo wir uns in Sachen Fairness, Ethik, Gleichberechtigung<br />
und Verantwortung gegenüber der Umwelt<br />
immer wieder verbessern können. So sind wir<br />
ständig dabei, Transportwege zu verkürzen, Verpackungen<br />
einzusparen, bereits vorhandene Materialien<br />
wiederzuverwenden und dabei die Qualität stetig zu<br />
verbessern. Meine nachhaltige Mode soll zudem erschwinglich<br />
und für alle zugänglich sein.<br />
Was hat Sie dazu bewogen, als Quereinsteigerin ein<br />
Modelabel zu gründen?<br />
Ich hätte mein Label wohl nie gegründet, wenn ich<br />
nicht zuvor bei einer amerikanischen Firma gearbeitet<br />
hätte. Dort habe ich gelernt, dass man etwas wagen<br />
und Dinge ausprobieren kann, die einem zunächst vielleicht<br />
unrealistisch oder verrückt erscheinen. Diese<br />
positive, amerikanische Art hat mich enorm beflügelt<br />
und mir Mut gegeben, auf meine Intuition zu hören.<br />
Fotos: Lola Studio