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Dolce Vita in Huckarde - Dortmunder & Schwerter Stadtmagazine

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6<br />

Fotos und Dokumente<br />

zusammengestellt von:<br />

Günter Spranke<br />

Die letzte Schicht –<br />

Er<strong>in</strong>nerungen an die<br />

Grubenunglücke auf<br />

Hansa<br />

Am 22. März diesen Jahres jährte<br />

sich zum 30. Mal der Tag des<br />

vielen Menschen <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung<br />

gebliebenen Grubenunglücks,<br />

bei dem auf der Zeche Hansa am<br />

22. März 1979 sieben Bergleute<br />

bei e<strong>in</strong>er Schlagwetterexplosi-<br />

on den Tod fanden. Mitglieder<br />

der REVAG-Gruppe Westerfilde-<br />

Bodelschw<strong>in</strong>gh, Spielleute des<br />

„Trommlercorps Santa Barbara“<br />

und weitere an den Traditionen<br />

des Bergbaus Interessierte fanden<br />

sich zum Gedenken an das letzte<br />

Grubenunglück Dortmunds<br />

am Ehrenmal auf dem Kommunalfriedhof<br />

<strong>in</strong> <strong>Huckarde</strong> e<strong>in</strong>. In<br />

der heutigen Ausgabe wollen wir<br />

uns im „anno dazumal“ mit der<br />

Geschichte der Unglücke auf der<br />

Zeche Hansa befassen. Bereits am<br />

15. November 1869 riss auf der<br />

damals noch im Aufbau bef<strong>in</strong>dlichen<br />

Zeche e<strong>in</strong> Förderseil und<br />

tötete e<strong>in</strong>en Bergmann. Am 23.<br />

Juli 1878 ereignete sich bei e<strong>in</strong>er<br />

Sprengung e<strong>in</strong>e Schlagwetterexplosion,<br />

die fünf Bergleuten das<br />

Leben kostete. E<strong>in</strong>e Schlagwetterexplosion<br />

war auch der Grund für<br />

das Unglück vom 4. Juli 1940, bei<br />

dem 52 Bergleute den Tod fanden.<br />

Damals berichteten die Zeitungen<br />

über die Trauerfeier, die unter<br />

reger Anteilnahme der Bevölkerung<br />

stattfand. Bergwerksdirektor<br />

Spr<strong>in</strong>gorum, der Regierungspräsident<br />

<strong>in</strong> Arnsberg und der damalige<br />

Oberbürgermeister der<br />

Stadt Dortmund nahmen an der<br />

Trauerfeier teil. Der <strong>Huckarde</strong>r<br />

ev. Pfarrer Oskar Köhler, der kath.<br />

Pfarrer Nikolaus Assmann und<br />

der Erzbischof von Paderborn, Dr.<br />

Kle<strong>in</strong>, schickten angesichts des<br />

Aufmarsches von Parteiprom<strong>in</strong>enz<br />

nur Beileidsschreiben und<br />

Telegramme. Das Unglück wurde<br />

auch dadurch begünstigt, dass<br />

kriegsbed<strong>in</strong>gt viele Bergleute zum<br />

Wehrdienst e<strong>in</strong>gezogen wurden<br />

und ungeübte, meist ausländische<br />

Kriegsgefangene auf den Schachtanlagen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wurden. Die<br />

verschlechterten Sicherheitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

und e<strong>in</strong>e erhöhte Belastung<br />

der verbliebenen Bergleute<br />

durch zusätzliche Schichten verstärkte<br />

die Problematik zusätzlich.<br />

Am 16. März 1944 kam es<br />

morgens, beim Schichtwechsel<br />

von der Nacht- zur Frühschicht,<br />

zum folgenschwersten Unglück <strong>in</strong><br />

der Geschichte der Zeche Hansa.<br />

Insgesamt wurde durch e<strong>in</strong>e Kette<br />

von Explosionen der Tod von 94<br />

Bergleuten, darunter neun Grubenwehrmännern,<br />

verursacht. Die<br />

Trauerfeier und die Aufbahrung<br />

der Verunglückten fanden erneut<br />

<strong>in</strong> der Turnhalle statt. Anschließend<br />

wurden die Toten auf dem<br />

Kommunalfriedhof beigesetzt.<br />

Erst am 7. Januar 1952 brach man<br />

die Brandmauer auf der 8. Sohle<br />

auf und barg die Leichen von 10<br />

Bergleuten, die 1944 angesichts<br />

der enormen Hitzeentwicklung<br />

nicht hatten geborgen werden<br />

können.<br />

Am 16. März 1952 wurde schließ-<br />

lich der von Prof. Wilhelm Wulff<br />

aus Soest geschaffene bronzene<br />

Bergmann e<strong>in</strong>geweiht. Mit entblößter<br />

Brust, trauernd mit gebeugtem<br />

Haupt auf se<strong>in</strong>e Picke<br />

gestützt und e<strong>in</strong>e Grubenlampe<br />

neben sich abgestellt, steht er auf<br />

e<strong>in</strong>em Ste<strong>in</strong>sockel. Am 3. Oktober<br />

1954 ereignete sich erneut e<strong>in</strong> Unglück<br />

auf der Zeche Hansa. Zehn<br />

Arbeiter starben bei Reparaturarbeiten<br />

an e<strong>in</strong>em Fördergestell. Sie<br />

h<strong>in</strong>terließen acht Ehefrauen und<br />

sieben K<strong>in</strong>der und wurden unter<br />

großer Beteiligung der Belegschaft<br />

und Bevölkerung auf dem<br />

<strong>Huckarde</strong>r Friedhof beigesetzt.<br />

Auch auf der zur modernen Hydrogrube<br />

umgebauten Zeche kam<br />

es am 22. März 1979 wiederum<br />

zu e<strong>in</strong>em folgenschweren Unfall.<br />

Sieben Bergleute wurden durch<br />

e<strong>in</strong>e Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosion<br />

getötet. Die fünf<br />

deutschen Kumpel Kurt Hoffmann,<br />

Wolfgang Krzyzaniak, Dieter<br />

Reich, He<strong>in</strong>z Brodowski und<br />

Paul Höpfner, wurden auf verschiedenen<br />

Friedhöfen beisetzt,<br />

Auch nach 30 Jahren s<strong>in</strong>d die Toten von Dortmunds letztem Bergwerksunglück<br />

im Jahr 1979 unvergessen<br />

die beiden türkischen Bergleute<br />

Muzaffer Demirci und Ramazan<br />

Ergün <strong>in</strong> ihre Heimat überführt.<br />

Nach Rücksprache mit den Angehörigen<br />

wurde auf e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Trauerfeier verzichtet. Am 28. November<br />

1980 wurde Hansa auch<br />

unter dem E<strong>in</strong>druck des letzten<br />

Unglücks stillgelegt.

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