OEFB Corner 02/2021
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<strong>02</strong>/2<strong>02</strong>1<br />
MARCEL SABITZER<br />
Der<br />
2<strong>02</strong>1<br />
Gereifte<br />
Marcel Sabitzer über seine<br />
Rolle als Leadertyp, Jammern<br />
auf hohem Niveau und die<br />
Ziele bei der EURO<br />
EURO SPEZIAL<br />
Alle Infos zum Megaevent<br />
des Jahres<br />
NEUE FRAUENPOWER<br />
Laura Wienroither & Co.<br />
läuten den Umbruch ein<br />
FLAVIUS DANILIUC<br />
Der neue U21-Kapitän hat<br />
schon eine Menge erlebt<br />
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ÖFB/CHRISTOPHER KELEMEN
VORWORT<br />
LEO WINDTNER<br />
Liebe Fußballfreunde!<br />
»Diese EURO<br />
kann ein Startschuss<br />
sein, ein<br />
Signal für die<br />
Menschen, dass<br />
wieder so etwas<br />
wie Normalität<br />
einkehrt.«<br />
ENERGIE AG / WAKOLBINGER<br />
Nach einer mehr als herausfordernden<br />
Zeit steht nun das absolute<br />
Highlight des Jahres 2<strong>02</strong>1 unmittelbar<br />
bevor: die UEFA EURO. Diese<br />
Endrunde kann ein enormes Zugpferd<br />
für unseren Sport werden, das im<br />
ganzen Land Begeisterung hervorruft –<br />
auch wenn diese EURO nicht unter den<br />
gewohnten Rahmenbedingungen über die<br />
Bühne gehen wird, wenn wir nur an volle<br />
Stadien oder an Public Viewings aus der<br />
Vergangenheit denken.<br />
Diese EURO kann aber ein Startschuss<br />
sein, ein Signal für die Menschen,<br />
dass wieder so etwas wie<br />
Normalität einkehrt. Viele Kinder –<br />
Buben wie Mädchen – beginnen<br />
nach so einem Großereignis begeistert<br />
mit dem Fußballspielen. Darauf hoffen<br />
wir und darauf müssen wir auch gut<br />
vorbereitet sein.<br />
Der nicht gelungene Auftakt in die<br />
WM-Qualifikation soll als Weckruf<br />
dienen. Wir sind mit hohen Ansprüchen<br />
in diese Kampagne gegangen,<br />
die Realität hat dann aber ganz<br />
anders ausgesehen. Das war ein herber<br />
Rückschlag, so ehrlich muss man sein.<br />
Nach einer kurzen Verdauungsperiode haben<br />
wir mit der Analyse begonnen und die<br />
Lehren aus diesen Spielen gezogen, um<br />
uns bei der EURO wieder in voller Stärke<br />
zu präsentieren. Ich bin davon überzeugt,<br />
dass wir die nötige Qualität und die richtige<br />
Mischung aus Erfahrung und Jugend<br />
im Kader haben. Ich wünsche unserem<br />
Teamchef Franco Foda, seinem Trainerund<br />
Betreuerstab und natürlich unseren<br />
Spielern viel Erfolg!<br />
In diesen Tagen werden auch endlich die<br />
lange angekündigten Öffnungsschritte<br />
im Sport quer durch alle Leistungsstufen<br />
umgesetzt. Es ist sehr wichtig, dass die<br />
Sportausübung im Verein ermöglicht<br />
und Klarheit über den Zeitplan und damit<br />
Planungssicherheit geschaffen wurde.<br />
Sport, vor allem der Teamsport, ist essenziell<br />
für die psychische und physische<br />
Gesundheit der Bevölkerung. Es ist sehr<br />
positiv, dass Fußball jetzt wieder geregelt<br />
in den Vereinen gespielt werden kann,<br />
nachdem sich im öffentlichen Raum immer<br />
mehr Grauzonen herausgebildet haben.<br />
Ich hoffe, dass besonders im Kinder- und<br />
Jugendbereich die Zeit bis zu den Ferien<br />
richtig gut genutzt wird.<br />
Durch den langen Lockdown haben<br />
schon sehr viele Kinder und Jugendliche<br />
die Bindung zum Sport und zu<br />
den Vereinen verloren. Es wird einer<br />
großen Kraftanstrengung bedürfen,<br />
diese zurückzugewinnen.<br />
Für viele Ligen und Bewerbe kommt<br />
diese Öffnung aber leider zu spät<br />
und die Saison kann nicht überall<br />
plan gemäß zu Ende gespielt werden.<br />
Ein schwerer Rückschlag für den<br />
Amateurfußball, nachdem schon die letzte<br />
Saison Corona-bedingt abgebrochen werden<br />
musste. Für diese Bereiche gilt es,<br />
nach dieser zermürbenden Zeit im Hinblick<br />
auf den Herbst die Weichen für einen<br />
wahren Restart neu zu stellen. Darum<br />
wird seitens des ÖFB gemeinsam mit den<br />
Landesverbänden durch gemeinsame Aktionen<br />
zum Aufbruch in die Fußballzukunft<br />
nach Corona aufgerufen.<br />
Mein größter Wunsch ist, dass alle<br />
im Fußball in Österreich engagierten<br />
Aktiven und Vereinsfunktionäre<br />
durch die EURO wieder<br />
einen richtigen Energieschub<br />
erfahren und unserem Sport treu bleiben.<br />
Herzlichst<br />
DR. LEO WINDTNER<br />
ÖFB-Präsident<br />
CORNER <strong>02</strong>/21<br />
IMPRESSUM Offizielles Organ des Österreichischen Fußball-Bundes, Ernst-Happel-Stadion / Meiereistraße 7, Sektor A/F, 1<strong>02</strong>0 Wien, Tel.: 01/727 18-0<br />
➜ Heraus geber & Medieninhaber: Österreichischer Fußball-Bund / verantwortlich für den Inhalt: ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH ➜ Chefredaktion: Iris Stöckelmayr,<br />
Markus Geisler ➜ Grafisches Konzept: José Coll / Studio B.A.C.K. ➜ Redaktion: Kevin Bell, Hans Huber, Michael Graswald, Simon-Peter Charamza, Christian Wiesmayr,<br />
Alexej Arnautovic ➜ Grafik & Pro duktion: Christoph Geretschlaeger ➜ Anzeigen: René Reinberger / ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH, Tel.: 01/440 11 00-0 ➜ Lektorat:<br />
Rupert Höttinger ➜ Verlag: TOP TIMES Medien GmbH (SPORTaktiv), Gadollaplatz 1, 8010 Graz ➜ Herstellung: Druck Styria GmbH & Co KG ➜ Aboservice: corner@oefb.at
KOMMENTAR<br />
THOMAS HOLLERER<br />
Mit gebündelten Kräften<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
»Konstrukte<br />
wie die ‚Super<br />
League‘ stehen<br />
im krassen<br />
Gegensatz zu<br />
den Werten<br />
des Sports.«<br />
Im letzten Jahr hat sich gezeigt, welche<br />
zentrale Bedeutung der Regionalitätsgedanke<br />
gerade in unserer globalisierten<br />
Welt hat. Wir haben uns auf unsere<br />
Grundwerte, unsere Wurzeln und unsere<br />
engste Umgebung besonnen. Nachbarschaft<br />
wurde gepflegt, Solidarität gelebt.<br />
Auch der Fußball ist in allen Regionen<br />
unseres Landes tief verwurzelt und<br />
fixer Bestandteil des Gesellschaftslebens<br />
in fast jeder Gemeinde in<br />
Österreich. Viele Vereine haben in<br />
der Krise bewiesen, dass sie auch abseits<br />
des grünen Rasens soziale Verantwortung in<br />
ihrem direkten Umfeld übernehmen, und<br />
zum Beispiel Einkaufs- und Lieferservices<br />
für Mitmenschen eingerichtet, die in der<br />
Pandemie nicht selbst einkaufen konnten.<br />
Für den ÖFB ist die Verbindung zur Basis<br />
sehr wichtig und diese wurde gerade in<br />
Zeiten von Corona gemeinsam mit den<br />
Landesverbänden gepflegt und weiter<br />
gefestigt. Besonders hervorzuheben<br />
ist das Projekt des Vereinscoachings, im Rahmen<br />
dessen in Videokonferenzen gemeinsam<br />
mit den Vereinsverantwortlichen die<br />
individuelle Situation in den Klubs diskutiert<br />
und maßgeschneiderte Lösungsansätze erarbeitet<br />
wurden. Dadurch wurde ein wichtiger<br />
Beitrag geleistet, damit die Fußballvereine<br />
auch nach der Krise ihre sportlich und gesellschaftlich<br />
unverzichtbaren Funktionen erfüllen<br />
und sich weiterentwickeln können.<br />
Aber auch die Einbettung unseres<br />
Verbandes in das Netzwerk der<br />
internationalen Fußballfamilie ist<br />
von unschätzbarem Wert. Österreich<br />
liegt im Herzen Europas und wir<br />
unterhalten sowohl zu den anderen Nationalverbänden<br />
als auch zu UEFA und FIFA sehr<br />
gute und konstruktive Kontakte.<br />
League“ auf das Schärfste verurteilt hat.<br />
Solche Konstrukte stehen im krassen Gegensatz<br />
zu den Werten des Sports. Der ÖFB<br />
begrüßt die volle Geschlossenheit von UEFA,<br />
FIFA, den Verbänden und Ligen. Ansonsten<br />
besteht die Gefahr, dass Fußball-Europa<br />
auseinanderbricht und der Grundsatz der<br />
Solidarität völlig auf der Strecke bleibt. Das<br />
würde gerade für kleinere und mittlere Nationen<br />
wie Österreich einen großen Rückschlag<br />
bedeuten. Verbände und Klubs quer durch<br />
alle Leistungsstufen haben den Fußball über<br />
Jahrzehnte gemeinsam dorthin gebracht, wo<br />
er jetzt ist. Diese Einheit darf nicht gespalten<br />
werden.<br />
Der ÖFB wird 2<strong>02</strong>2 einmal mehr die<br />
Gelegenheit haben, den europäischen<br />
Fußball in Wien zu begrüßen, wenn<br />
am 11. Mai 2<strong>02</strong>2 der 46. ordentliche<br />
UEFA-Kongress in unserer Bundeshauptstadt<br />
über die Bühne geht. Es ist eine<br />
große Ehre und ein Zeichen der Wertschätzung,<br />
dass der UEFA-Kongress bereits zum<br />
fünften Mal nach Österreich vergeben wurde.<br />
Die Präsidenten und Generalsekretäre<br />
aller 55 UEFA-Mitgliedsverbände werden<br />
nach Wien reisen, um die Zukunft des<br />
europäischen Fußballs zu gestalten.<br />
Diese Zukunft auch in allen Leistungsstufen<br />
unseres Landes zu sichern und<br />
neue Lösungen und Angebote zu entwickeln<br />
sind die Herausforderungen,<br />
denen sich der österreichische Fußball<br />
in den kommenden Monaten gemeinsam<br />
stellt – und die wir mit gebündelten<br />
Kräften auch erfolgreich meistern werden!<br />
Im Rahmen des UEFA-Kongresses in Montreux<br />
haben die 55 Mitgliedsverbände ein<br />
eindrucksvolles gemeinsames Zeichen gesetzt<br />
und eine Erklärung abgegeben, die<br />
die Schaffung einer sogenannten „Super<br />
DR. THOMAS<br />
HOLLERER<br />
ÖFB-Generalsekretär<br />
4 CORNER <strong>02</strong>/21
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INHALT<br />
ÖFB CORNER <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>1<br />
COVERSTORY<br />
10 Die spannende Welt<br />
des Marcel Sabitzer<br />
Bei der letzten EURO noch der Lehrbub, fährt<br />
der Leipzig-Kapitän als einer der absoluten<br />
Führungsspieler zum Turnier. Interview mit<br />
einem, der sich eine eigene Meinung leistet.<br />
FEATURES<br />
14 Alle Fakten zur EURO<br />
Zeitpläne, Gegner, Staff: Das muss man<br />
zum Highlight des Jahres wissen!<br />
18 Der Teamchef am Wort<br />
Franco Foda erklärt, wie er sein erstes<br />
großes Turnier als Trainer angeht.<br />
22 Unsere EURO-History<br />
Hans Huber über eine Liebesbeziehung,<br />
die nur langsam ins Laufen kam.<br />
28 Robert Almer im Interview<br />
Der Tormann-Hero von 2016 spricht über<br />
alte Taten und neue Ziele.<br />
32 Das war der UNIQA ÖFB<br />
Cup 2<strong>02</strong>0/21<br />
Alles zum Sieg-Hattrick des FC Red Bull<br />
Salzburg und zum großen Finale in Klagenfurt.<br />
36 Wienroither / Höbinger<br />
Zwei Shootingstars mit unterschiedlichem<br />
Karriereweg läuten beim Fuhrmann-Team den<br />
Generationswechsel ein.<br />
40 Road to Down Under<br />
So wollen sich Schnaderbeck & Co. für die WM<br />
2<strong>02</strong>3 in Australien / Neuseeland qualifizieren.<br />
46 Neuer Kapitän der U21<br />
Flavius Daniliuc hat bereits Stationen bei<br />
Weltklubs hinter sich und soll jetzt das Team<br />
von Werner Gregoritsch zur EURO führen.<br />
David Alaba<br />
ist heiß auf<br />
seine zweite<br />
EURO.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
STANDARDS 24 WhatsApp-Chat mit Stefan Ilsanker 51 Tipico Bundesliga 52 Landesverbände<br />
56 Schiedsrichter 60 ÖFB-Mix & Seitenblicke 62 Der Legendenklub mit Ivica Vastic
SCHNAPPSCHUSS<br />
8<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
DAS ZIEL ALLER TRÄUME!<br />
Die Augen der Fußballwelt richten sich in diesem Sommer auf das<br />
Wembley-Stadion in London. Die 2007 nach vier Jahren Bauzeit<br />
neu errichtete Arena wird die spektakuläre Bühne für das Finale<br />
der UEFA EURO sowie die beiden Semifinalspiele bilden. Das nach<br />
dem Camp Nou in Barcelona zweitgrößte Fußballstadion Europas<br />
fasst zu Normalzeiten 90.000 Zuschauer, verfügt über einen<br />
133 Meter hohen Bogen sowie ein schließbares Dach. Für welche<br />
Teams wird der Traum von Wembley am 11. Juli in Erfüllung gehen?<br />
CORNER <strong>02</strong>/21 9<br />
GEPA-PICTURES.COM
COVERSTORY<br />
MARCEL SABITZER<br />
„Ich muss die<br />
Gruppe mitreißen!“<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
Im Nationalteam hat sich<br />
Marcel Sabitzer zu einem<br />
Antreiber und Leadertyp<br />
entwickelt, der sich für<br />
das Wohl der Mannschaft<br />
einsetzt.<br />
ÖFB CORNER: Beam dich gedanklich mal<br />
zurück in das Flugzeug, als ihr 2016 von<br />
der EURO nach Hause gereist seid. Welcher<br />
Gedanke überwog: Geil, dass ich mit<br />
22 Jahren bei der EURO dabei war, oder<br />
Shit, wir sind viel zu früh ausgeschieden?<br />
MARCEL SABITZER: Im Flieger herrschte<br />
pure Ernüchterung. Die Stimmung war<br />
kaputt, alle waren enttäuscht und dachten<br />
darüber nach, wie das passieren konnte. Ich<br />
auch. Ich habe ja relativ viel gespielt, deswegen<br />
war mir bewusst, dass das Ausscheiden<br />
zum Teil auch an mir lag. Danach wollte ich<br />
nur noch flüchten, zu Hause hätte ich es nicht<br />
ausgehalten.<br />
Wohin?<br />
In die USA. Dort habe ich mich mit ein paar<br />
Kollegen getroffen, David (Alaba) und Kevin<br />
(Wimmer). Wir haben viel geredet, so etwas<br />
geht nicht spurlos an einem vorbei. So weit<br />
kann man gar nicht wegfliegen, als dass es<br />
einen nicht verfolgt.<br />
Deine Situation in Leipzig, wohin du ein<br />
Jahr zuvor gewechselt warst, war dagegen<br />
erfreulich, ihr seid in die Bundesliga aufgestiegen.<br />
Eine aufwühlende Melange …<br />
Echt schwierig, ich kann mich gut erinnern.<br />
Ich kam mit einem sehr guten Gefühl zur<br />
Nationalmannschaft, hatte eine riesige Vorfreude.<br />
Und dann scheidest du sang- und<br />
klanglos aus. Ein Sommer mit gemischten<br />
Gefühlen.<br />
Hätte dir damals jemand prophezeit, wie<br />
die nächsten fünf Jahre verlaufen würden:<br />
CL-Halbfinale, Titelkämpfe, zwei DFB-<br />
Pokal-Finalspiele …<br />
… hätte ich unterschrieben, keine Frage. Es<br />
ging schon verdammt steil nach oben, vor<br />
allem auf Klubebene. Wie ich mich als<br />
Mensch und Fußballer entwickelt habe,<br />
macht mich schon zufrieden. Vor allem aber<br />
bin ich dankbar, dass ich verletzungsfrei<br />
geblieben bin. Das ist das Kapital eines Fußballers,<br />
damit du dich entwickeln kannst.<br />
Schaut man sich die Noten des deutschen<br />
Fachmagazins „kicker“ an, sieht es so<br />
aus, als wärst du von Jahr zu Jahr besser<br />
geworden.<br />
Ich habe mir Noten nie wirklich zu Herzen<br />
genommen, das sind Einzelmeinungen von<br />
Journalisten (grinst). Und manchmal ärgert<br />
es mich auch, weil sich viele Leute von den<br />
Noten leiten lassen. Ich fühle mich gut, habe<br />
speziell in den letzten beiden Jahren Schritte<br />
nach vorn gemacht. Wenn sich das in den<br />
Noten widerspiegelt, ist das ein angenehmer<br />
Nebeneffekt. Ich versuche immer, mich in<br />
den Dienst der Mannschaft zu stellen und<br />
die Aufgaben des Trainers zu erfüllen.<br />
Sehen wir derzeit den besten Marcel<br />
Sabitzer, den es je gab?<br />
Die Frage bekomme ich öfter gestellt, kann<br />
sie aber nie richtig beantworten. Ich fühle<br />
mich wohl, habe Spaß, will weiter befreit<br />
spielen, ohne groß nachzudenken.<br />
Ende April gab es in Leipzig einige Turbulenzen<br />
rund um den Trainerwechsel von<br />
Julian Nagelsmann und Jesse Marsch.<br />
Wie hast du diese Tage erlebt?<br />
Es war wirklich einiges los. Gerade als Kapitän<br />
bekommst du ja manche Sachen mehr<br />
mit, es gab Sitzungen und Gespräche. Es<br />
10<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
Die Entwicklung von<br />
Leipzig-Legionär<br />
Marcel Sabitzer seit<br />
der EURO 2016 ist<br />
phänomenal. Aus<br />
einem Zweitligakicker<br />
wurde der Kapitän<br />
einer Mannschaft, die<br />
im CL-Halbfinale stand<br />
und um Titel spielt. Das<br />
sollen Österreichs<br />
Gegner bei der<br />
EURO zu<br />
spüren bekommen.<br />
INTERVIEW<br />
MARKUS<br />
GEISLER<br />
ÖFB/CHRISTOPHER KELEMEN<br />
CORNER <strong>02</strong>/21<br />
11
COVERSTORY<br />
MARCEL SABITZER<br />
Ob Sabitzer seine Zukunft<br />
in Leipzig sieht,<br />
hält sich der offensive<br />
Mittelfeldspieler offen:<br />
„Ich habe keine Eile.“<br />
wäre angenehmer, wenn einem so etwas<br />
erspart bliebe, aber Trainerwechsel gehören<br />
zum Fußballgeschäft dazu. Bei uns im Schnitt<br />
alle zwei Jahre.<br />
Welche spezielle Rolle fällt dir da als<br />
Kapitän zu?<br />
Ich werde informiert, bevor die offiziellen<br />
Mitteilungen rausgehen, und führe dann auch<br />
das eine oder andere Vieraugengespräch.<br />
Du hast zwei Jahre unter Nagelsmann<br />
gearbeitet – wie hat er dich geprägt?<br />
Er hat mich schon um einiges weitergebracht,<br />
GEPA-PICTURES.COM (3)<br />
zum Kapitän gemacht, mich als Mensch geprägt.<br />
Aber auch als Fußballer, gerade was<br />
Lösungen mit dem Ball betrifft, Positionsspiel<br />
offensiv wie defensiv. Ich hab mir viel davon<br />
zu Herzen genommen, es hat gut funktioniert.<br />
Deswegen finde ich es auch sehr schade,<br />
dass er weggeht.<br />
Du sprichst das Kapitänsamt an – hat die<br />
Binde bei dir speziell etwas ausgelöst?<br />
Als Fußballer nicht unbedingt, als Mensch<br />
ganz bestimmt. Du gehst anders mit Situationen<br />
um, hast viele Aufgaben neben dem<br />
Platz. Und, ja, das zeigt sich vielleicht auch<br />
in gewissen Bereichen auf dem Feld. Ich war<br />
aber immer schon einer, für den die Mannschaft<br />
im Vordergrund stand.<br />
Es gibt den Stehsatz: Fußballer wachsen<br />
an ihren Aufgaben. Deine Aufgaben sind<br />
definitiv größer geworden. Wie konkret<br />
bringen dich diese Erfahrungen weiter?<br />
Wenn man über Jahre konstant oben mitspielt,<br />
sich gegen starke Teams durchsetzen<br />
und Druck aushalten muss – das macht etwas<br />
mit dir! Du wirst reifer, kannst gewisse<br />
Situationen besser einschätzen. Davon profitiere<br />
ich seit Jahren, vor allem, was Spiele<br />
auf der internationalen Bühne angeht.<br />
Die betrittst du ja auch mit der Nationalmannschaft.<br />
Gibst du mir recht, dass du<br />
bis 2018 ein guter, aber kein überragender<br />
Nationalspieler warst? Dann hast du einen<br />
Schritt gemacht, hin zum Führungsspieler<br />
mit mehr Verantwortung.<br />
Die ersten Jahre waren durchwachsen. Erst<br />
herrschte Euphorie, dass ich dabei bin, da<br />
konnte ich befreit aufspielen. Dann wurde<br />
der Druck größer, die Erwartungshaltung. Da<br />
muss man sich auch erst einmal zurechtfinden.<br />
Wenn du für dein Land spielst, gibt<br />
es viele Teamchefs. Das schlägt sich auf die<br />
Leistung nieder, wenn man es sich zu sehr<br />
zu Herzen nimmt. Ich brauchte etwas Zeit,<br />
um mir bewusst zu werden, welche Rolle<br />
ich in dieser Mannschaft einnehmen muss.<br />
Ich habe in den letzten Jahren mehr Verantwortung<br />
übernommen, das Offensivspiel<br />
belebt, der Mannschaft geholfen.<br />
Und hast in der EURO-Quali herausragende<br />
Leistungen gezeigt: neun von zehn Spielen<br />
absolviert, zwei Tore, fünf Assists. Was war<br />
das Spezielle an dieser Kampagne?<br />
12<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
Es war nicht so einfach. Es war eine ausgeglichene<br />
Gruppe, obwohl jeder der Meinung<br />
war, dass wir da durchspazieren müssen.<br />
Dann gab es gleich zu Beginn zwei Dämpfer,<br />
Druck und Kritik waren riesig. Und genau in<br />
dieser Phase hat sich gezeigt, dass wir eine<br />
richtige Mannschaft mit einem starken Zusammenhalt<br />
sind, die das Ruder unbedingt<br />
rumreißen will. Erst wenn es kritisch wird,<br />
zeigt sich der wahre Charakter eines Teams.<br />
Erfahrungen, die helfen können …<br />
Nehmen wir den letzten Lehrgang mit den<br />
drei WM-Qualifikationsspielen. Wir sind uns<br />
durchaus bewusst, dass unsere Leistungen<br />
nicht gut waren, dass das aber auch nicht<br />
unser wahres Gesicht war. Vielleicht war es<br />
kurz vor der EURO ein wichtiges Warnzeichen<br />
an die Mannschaft. Auch daraus werden wir<br />
unsere Lehren ziehen.<br />
Hast du das Gefühl, von der Öffentlichkeit<br />
in Österreich in solchen Phasen besonders<br />
kritisch beäugt zu werden?<br />
Das ist so! Fans, Kritiker und Experten beobachten<br />
unsere Leistungen in den Vereinen<br />
und nehmen diese als Maßstab. Im Klub<br />
trainieren wir aber tagtäglich an unseren Abläufen,<br />
im Nationalteam haben wir manchmal<br />
nur zwei Trainingseinheiten bis zum Match.<br />
Da kann nicht immer alles optimal funktionieren.<br />
Und dann kommt Kritik auf. Aber das<br />
ist Jammern auf hohem Niveau. Damit müssen<br />
wir leben.<br />
Mit welchem Ziel gehst du in die EURO?<br />
Wir wollen weiterkommen, das ist klar! Noch<br />
einmal so ein Ausscheiden wie 2016, das<br />
wollen wir allen ersparen. Deshalb heißt es<br />
von Tag eins, an dem wir zusammenkommen:<br />
hart arbeiten, konzentriert sein, als<br />
Team noch enger zusammenwachsen. Und<br />
dann die Gruppenphase überstehen.<br />
Nimmst du aus 2016 spezielle Lehren mit?<br />
Meine Situation ist nicht vergleichbar. Ich war<br />
damals der Junge in der Mannschaft, bin<br />
durch das erste schlechte Spiel gegen Ungarn<br />
in die Startformation gerutscht. Von mir<br />
hat man nicht das ganz Große erwartet – das<br />
hat sich mittlerweile gedreht. Ich bin ein Führungsspieler,<br />
mir ist bewusst, dass ich mit<br />
drei, vier anderen vorneweg marschieren und<br />
die Gruppe mitreißen muss. Dabei ist wichtig,<br />
nicht zu viel Druck aufkommen zu lassen.<br />
Dem scheidenden<br />
RB-Leipzig-Trainer<br />
Nagelsmann<br />
hat Sabitzer<br />
viel zu<br />
verdanken.<br />
2016 hat jeder von etwas geträumt, was nicht<br />
realistisch war, und sich davon leiten lassen.<br />
Lasst uns jetzt schauen, dass wir gut ins<br />
Turnier kommen, und dann über andere<br />
Dinge reden.<br />
Auftaktgegner Nordmazedonien hat<br />
überraschend Deutschland geschlagen.<br />
Hast du in Leipzig mit den deutschen<br />
Nationalspielern darüber geredet?<br />
Klar spricht man darüber, aber wir hatten Nordmazedonien<br />
in unserer Quali-Gruppe und<br />
haben sie zweimal geschlagen. Wir kennen<br />
die Mannschaft, wissen aber auch, dass sie<br />
sich weiterentwickelt hat. Wir sind gewarnt,<br />
aber unser Ziel muss lauten, sie zu schlagen.<br />
Dass über einen Spieler deiner Klasse,<br />
dessen Vertrag in einem Jahr ausläuft,<br />
spekuliert wird, ist klar. Ist dein Ansatz,<br />
vor der EURO über deine Zukunft Bescheid<br />
zu wissen, oder lässt du alles auf<br />
dich zukommen?<br />
Ich mache mir generell wenige Gedanken<br />
über irgendwelche Szenarien. Ich will mich<br />
nicht ablenken lassen, wenn dann Gerüchte<br />
aufkommen, muss ich damit leben. Ich habe<br />
mir jedenfalls keine Frist gesetzt. Mein Vertrag<br />
läuft ja auch noch ein Jahr nach der<br />
EURO. Von mir aus gibt es keine Eile.<br />
Hast du eine klare Tendenz?<br />
Ja, die hab ich. Mein engster Kreis weiß auch<br />
darüber Bescheid, wie ich mir die Zukunft<br />
vorstelle. Es muss aber auch Respekt dafür<br />
geben, dass das nicht in die Öffentlichkeit<br />
getragen wird. Und so schnelllebig, wie das<br />
Geschäft ist, ändere ich meine Meinung ja<br />
vielleicht noch.<br />
Klub- und Nationalteamkollege Konrad<br />
Laimer hat dir einen Wechsel ja verboten.<br />
(lacht) Ich habe das zur Kenntnis genommen.<br />
Ich muss mit „Koni“ noch einmal ein<br />
ernstes Wörtchen reden, was er sich dabei<br />
gedacht hat …<br />
»In der schweren<br />
Phase hat sich<br />
gezeigt, dass wir<br />
eine richtige<br />
Mannschaft mit<br />
starkem Zusammenhalt<br />
sind.«<br />
In der Qualifikation für die<br />
EURO avancierte Sabitzer<br />
nicht nur wegen seiner<br />
zwei Tore und fünf Assists<br />
zum Leistungsträger.<br />
CORNER <strong>02</strong>/21 13
DAS EURO-TEAM<br />
Unser Team<br />
im Überblick<br />
1. Reihe (v. l. n. r.): Michael Fiedler,<br />
Alessandro Schöpf, Louis Schaub,<br />
Xaver Schlager, Thomas Kristl, Franco<br />
Foda, Robert Almer, Andreas Ulmer,<br />
Stefan Lainer, Yusuf Demir, Chris Ogris.<br />
2. Reihe (v. l. n. r.): Peter Schöttel,<br />
Gernot Trauner, Valentino Lazaro,<br />
Christoph Baumgartner, Alexander<br />
Schlager, Daniel Bachmann, Pavao<br />
Pervan, Heinz Lindner, David Alaba,<br />
Reinhold Ranftl, Marcel Sabitzer, Mike<br />
Steverding. 3. Reihe (v. l. n. r.): Stefan<br />
Oesen, Aleksandar Dragovic, Adrian<br />
Grbic, Stefan Ilsanker, Stefan Posch,<br />
Karim Onisiwo, Florian Grillitsch, Marco<br />
Friedl, Gerhard Zallinger. 4. Reihe (v. l. n. r.):<br />
Walter Lachnit, Michael Vettorazzi,<br />
Michael Gregoritsch, Sasa Kalajdzic,<br />
Ercan Kara, Christopher Trimmel,<br />
Jovo Marjanovic, Michael Zeischka.<br />
GEPA-PICTURES.COM (10), PRIVAT (2)<br />
14<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
Nicht im Bild<br />
Cican<br />
Stankovic<br />
J. Baumgartlinger<br />
Marko<br />
Arnautovic<br />
Martin<br />
Hinteregger<br />
Konrad<br />
Laimer<br />
SPIELER<br />
KLUB cm SP T<br />
Pavao PERVAN TW 13.11.1987 VfL Wolfsburg (GER) 194 7 –<br />
Heinz LINDNER TW 17.07.1990 FC Basel (SUI) 188 28 –<br />
Alexander SCHLAGER TW 01.<strong>02</strong>.1996 LASK 184 6 –<br />
Daniel BACHMANN TW 09.07.1994 FC Watford (ENG) 191 – –<br />
Cican STANKOVIC TW 04.11.1992 FC Red Bull Salzburg 186 4 –<br />
Aleksandar DRAGOVIC VE 06.03.1991 Bayer 04 Leverkusen (GER) 184 89 2<br />
Marco FRIEDL VE 16.03.1998 SV Werder Bremen (GER) 187 2 –<br />
Martin HINTEREGGER VE 07.09.1992 Eintracht Frankfurt (GER) 184 53 4<br />
Stefan LAINER VE 27.08.1992 Borussia M’gladbach (GER) 175 28 1<br />
Philipp LIENHART VE 11.07.1996 SC Freiburg (GER) 189 3 –<br />
Stefan POSCH VE 14.05.1997 TSG 1899 Hoffenheim (GER) 188 10 1<br />
Gernot TRAUNER VE 25.03.1992 LASK 183 5 1<br />
Christopher TRIMMEL VE 24.<strong>02</strong>.1987 1. FC Union Berlin (GER) 189 11 –<br />
Andreas ULMER VE 30.10.1985 FC Red Bull Salzburg 175 23 –<br />
David ALABA VE 24.06.1992 FC Bayern München (GER) 180 79 14<br />
Julian BAUMGARTLINGER MF <strong>02</strong>.01.1988 Bayer 04 Leverkusen (GER) 181 82 1<br />
Christoph BAUMGARTNER MF 01.08.1999 TSG 1899 Hoffenheim (GER) 180 8 3<br />
Yusuf DEMIR MF <strong>02</strong>.06.2003 SK Rapid 173 1 –<br />
Florian GRILLITSCH MF 07.08.1995 TSG 1899 Hoffenheim (GER) 187 21 1<br />
Stefan ILSANKER MF 18.05.1989 Eintracht Frankfurt (GER) 189 50 –<br />
Konrad LAIMER MF 27.05.1997 RB Leipzig (GER) 180 7 1<br />
Valentino LAZARO MF 24.03.1996 Borussia M’gladbach (GER) 180 30 3<br />
Karim ONISIWO MF 17.03.1992 1. FSV Mainz 05 (GER) 188 11 1<br />
Reinhold RANFTL MF 24.01.1992 LASK 180 6 –<br />
Marcel SABITZER MF 17.03.1994 RB Leipzig (GER) 177 48 8<br />
Louis SCHAUB MF 29.12.1994 FC Luzern (SUI) 177 19 6<br />
Xaver SCHLAGER MF 28.09.1997 VfL Wolfsburg (GER) 174 19 1<br />
Alessandro SCHÖPF MF 07.<strong>02</strong>.1994 FC Schalke 04 (GER) 178 25 5<br />
Marko ARNAUTOVIC ST 19.04.1989 Shanghai Port (CHN) 193 87 26<br />
Adrian GRBIC ST 04.08.1996 FC Lorient (FRA) 188 9 4<br />
Michael GREGORITSCH ST 18.04.1994 FC Augsburg (GER) 193 24 4<br />
Sasa KALAJDZIC ST 07.07.1997 VfB Stuttgart (GER) 200 5 3<br />
Ercan KARA ST 03.01.1996 SK Rapid 192 1 –<br />
BETREUER<br />
Franco FODA<br />
Teamchef<br />
Thomas KRISTL<br />
Assistenztrainer<br />
Jürgen SÄUMEL<br />
Assistenztrainer<br />
Robert ALMER<br />
Tormanntrainer<br />
Peter SCHÖTTEL<br />
Sportdirektor<br />
Stefan OESEN<br />
Spielanalyst<br />
Andreas GAHLEITNER Spielanalyst<br />
Michael FIEDLER<br />
Teamarzt<br />
Mike STEVERDING Physiotherapeut<br />
Chris OGRIS<br />
Sporttherapeut<br />
Michael VETTORAZZI Physiotherapeut<br />
Michael ZEISCHKA Sporttherapeut<br />
Gerhard ZALLINGER Sportwissenschaftler<br />
Walter LACHNIT<br />
Zeugwart<br />
Jovo MARJANOVIC Zeugwart<br />
Fritz GRAMPELHUBER Koch<br />
Tamino GRAMPELHUBER Koch<br />
Stefan KUTSENITS Busfahrer<br />
Mario MARGREITER Team-Administrator<br />
Iris STÖCKELMAYR Pressesprecherin<br />
Nicht im Bild<br />
Jürgen<br />
Säumel<br />
Mario<br />
Margreiter<br />
T. Grampelhuber<br />
Andreas<br />
Gahleitner<br />
Stefan<br />
Kutsenits<br />
Fritz Grampelhuber<br />
CORNER <strong>02</strong>/21 15
EURO-FAHRPLAN<br />
ÖFB/CHRISTOPHER KELEMEN<br />
19. Mai 2<strong>02</strong>1<br />
26. Mai 2<strong>02</strong>1<br />
27. Mai 2<strong>02</strong>1<br />
1. Juni 2<strong>02</strong>1<br />
Teamchef Franco Foda nominiert<br />
sein vorläufiges<br />
Aufgebot für die UEFA<br />
EURO 2<strong>02</strong>0.<br />
Das Betreuerteam trifft<br />
im AVITA Resort in<br />
Bad Tatzmannsdorf zur<br />
Vorbereitung zusammen.<br />
Die Spieler rücken ins<br />
Teamcamp im Burgenland<br />
ein. Der Trainingsbetrieb<br />
startet.<br />
Das Nationalteam reist<br />
über Graz zum Auswärtsspiel<br />
gegen England nach<br />
Middlesbrough.<br />
UEFA-Stichtag für den<br />
finalen EURO-Kader!<br />
Der Team-Guide<br />
für die EURO!<br />
9 Flüge, 6 Hotels, 4 Stadien, 1 Ziel: Wir haben<br />
den großen Guide zur EURO-Vorbereitung<br />
und zu den Gruppenspielen für dich erstellt.<br />
GEPA-PICTURES.COM (6)<br />
ARENA NATIONAL<br />
Das Stadion wurde 2011 eröffnet<br />
war 2012 Schauplatz des UEFA<br />
Europa League Finales. Die Arena<br />
National bietet grundsätzlich 55<br />
600 Zuschauern Platz, nach aktuellen<br />
Planung nach werden 13.000<br />
Fans zugelassen. Das sind ca.<br />
25 % der Stadionkapazität.<br />
JOHAN-CRUYFF-ARENA<br />
Die 1996 eröffnete Heimstätte von Ajax<br />
Amsterdam ist gegenwärtig mit 55.500 Plätzen<br />
das größte Stadion der Niederlande. Stand<br />
jetzt werden 12.000 Fans in der Johan-Cruyff-<br />
Arena zugelassen, das ist etwa ein Viertel der<br />
Gesamtkapazität.<br />
16. Juni 2<strong>02</strong>1<br />
Es geht zum 2. Gruppenspiel<br />
nach Amsterdam!<br />
17. Juni 2<strong>02</strong>1<br />
Showdown in Amsterdam!<br />
Niederlande vs. Österreich,<br />
21.00 Uhr, Johan-Cruyff-Arena,<br />
Amsterdam, live in ORF 1<br />
18. Juni 2<strong>02</strong>1<br />
Die Mannschaft kehrt am<br />
Vormittag aus den Niederlanden<br />
nach Tirol zurück.<br />
16<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
MFC<br />
2. Juni 2<strong>02</strong>1<br />
Kracher-Duell auf der Insel!<br />
England vs. Österreich,<br />
21.00 Uhr, Riverside Stadium,<br />
Middlesbrough, live in ORF 1<br />
3. Juni 2<strong>02</strong>1<br />
Der ÖFB-Tross schlägt in<br />
Wien seine Zelte auf.<br />
4. Juni 2<strong>02</strong>1<br />
Bundespräsident Alexander<br />
Van der Bellen empfängt<br />
das Nationalteam in der<br />
Hofburg zur feierlichen<br />
EURO-Verabschiedung.<br />
6. Juni 2<strong>02</strong>1<br />
Der letzte Härtetest!<br />
Österreich vs. Slowakei,<br />
17.30 Uhr, Ernst-Happel-<br />
Stadion, Wien, live in ORF 1<br />
NIDUM SEEFELD<br />
8. Juni 2<strong>02</strong>1<br />
Das Nationalteam bezieht<br />
das Team Base Camp in<br />
Seefeld. Start der unmittelbaren<br />
EURO-Vorbereitung.<br />
Trainiert wird in Seefeld<br />
und im Tivoli Stadion Tirol<br />
in Innsbruck.<br />
13. Juni 2<strong>02</strong>1<br />
Kick-off! Zum Auftakt der UEFA EURO 2<strong>02</strong>0<br />
geht es gegen Nordmazedonien.<br />
Österreich vs. Nordmazedonien, 18.00 Uhr,<br />
National-Arena, Bukarest, live in ORF 1<br />
Direkt nach dem Spiel geht es wieder zurück<br />
ins Team Base Camp nach Seefeld.<br />
12. Juni 2<strong>02</strong>1<br />
Abflug zum ersten EURO-<br />
Spiel nach Bukarest.<br />
Nach Schlusspfiff reist<br />
die Mannschaft zurück<br />
ins Teamquartier … um<br />
sich hoffentlich auf das<br />
erreichte Achtelfinale<br />
vorzubereiten.<br />
20. Juni 2<strong>02</strong>1<br />
Bukarest again! Der<br />
Teamflieger hebt zum<br />
dritten und letzten<br />
Gruppenmatch ab.<br />
21. Juni 2<strong>02</strong>1<br />
Final Countdown! Der letzte Gruppengegner<br />
der Österreicher heißt Ukraine.<br />
Ukraine vs. Österreich, 18.00 Uhr,<br />
National-Arena, Bukarest, live in ORF 1<br />
Auf Andriy Yarmolenko gilt<br />
es besonders aufzupassen.<br />
CORNER <strong>02</strong>/21 17
TEAMCHEF FRANCO FODA<br />
Teamchef<br />
total!<br />
Jetzt geht’s los – Franco<br />
Foda gibt uns hier die<br />
letzten Updates, bevor<br />
er am 19. Mai sein<br />
vorläufiges Aufgebot für<br />
die EURO nominiert.<br />
Franco Foda über …<br />
… die Ziele bei der EURO:<br />
„Wir wollen bei der EURO besser performen<br />
als 2016. Das ist ganz klar unser Ziel und ich<br />
glaube auch, dass wir das schaffen. Wir wollen<br />
ein Spiel gewinnen, Punkte holen, dann<br />
sehen wir weiter. Die Gruppe ist sehr spannend<br />
und ebenfalls ausgeglichen. Holland<br />
ist der Top-Favorit, die Ukraine hat ein extrem<br />
gutes Team, das gut kontert. Aber auch wir<br />
haben unsere Qualitäten. Wir sind positiv<br />
gestimmt, denn wir haben bis jetzt immer<br />
unsere Ziele erreicht. Das ist nicht selbstverständlich.“<br />
GEPA-PICTURES.COM (2)<br />
18<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
» Die Erwartungshaltung [vor der EURO 2016]<br />
war riesig. Man hat geglaubt, Österreich muss ins<br />
Viertelfinale kommen. Man hat dann aber auch<br />
gesehen, dass man in der Vorrunde ausgeschieden<br />
ist. Vielleicht sind es jetzt andere Vorzeichen.«<br />
… den verpatzten WM-Quali-Auftakt:<br />
„Bei der Europameisterschaft werden wir<br />
ein anderes Bild abgeben, davon bin ich<br />
überzeugt. Nach so einer Niederlage wie<br />
gegen Dänemark muss man einige Dinge<br />
überdenken. Das habe ich auch getan. Wir<br />
werden auch das eine oder andere korrigieren.<br />
Es zeigt, dass wir uns weiterentwickelt<br />
haben, die Erwartungshaltung größer geworden<br />
ist und das ist auch gut so. Aber es<br />
gibt keine Mannschaft, die über 90 Minuten<br />
in jeder Spielphase am Limit ist. Man muss<br />
immer das Gesamtpaket sehen und es bewerten.<br />
Wir hatten viele Probleme, hatten<br />
immer wieder Ausfälle, mussten wegen der<br />
Pandemie kurzfristig improvisieren, innovativ<br />
sein.“<br />
… die Erwartungshaltung:<br />
„Ich kenne das ja, hier bei uns gibt es oft<br />
Schwarz oder Weiß. Nach der Niederlage<br />
gegen Dänemark ist die Stimmung wieder<br />
am Boden, aber damals vor der Europameisterschaft<br />
2016 war die Euphorie riesengroß.<br />
Ich kann mich gut erinnern. Die Erwartungshaltung<br />
war riesig. Man hat geglaubt, Österreich<br />
muss ins Viertelfinale kommen. Man<br />
hat dann aber auch gesehen, dass man in<br />
der Vorrunde ausgeschieden ist. Vielleicht<br />
sind es jetzt andere Vorzeichen.“<br />
… die veränderte Herangehensweise<br />
der Gegner:<br />
„Es hat sich herumgesprochen, dass wir<br />
eine gute Mannschaft haben, und viele setzen<br />
daher auf Kontersituationen. Aufgrund<br />
unserer Entwicklung hat sich auch unser<br />
Spiel etwas verändert. Wir sind mehr im<br />
Ballbesitz, im Positionsspiel und dürfen uns<br />
in der Vorwärtsbewegung keine unnötigen<br />
Fehler erlauben. Deshalb ist es auch nötig,<br />
dass wir eine gute Restverteidigung haben.<br />
Wir müssen jetzt weiter am Positionsspiel<br />
arbeiten. Ich glaube aber, es ist wichtig, dass<br />
wir alle Facetten können. Wir wollen noch<br />
mehr Lösungen in den engen Räumen finden,<br />
das Umschaltspiel forcieren, um eine<br />
Schwächephase des Gegners zu nützen.“<br />
… die herausfordernde Kaderplanung:<br />
„Ich begrüße es aus Trainersicht sehr, dass<br />
die UEFA den Kader von 23 auf 26 Spieler<br />
aufgestockt hat. Die Spieler waren aufgrund<br />
der außergewöhnlichen Umstände noch<br />
höheren Belastungen ausgesetzt, als das<br />
ohnehin bereits der Fall gewesen wäre. So<br />
können wir bei Verletzungen auf mehr Akteure<br />
zugreifen, die bereits beim Team und<br />
dadurch regelmäßig getestet sind. Es ist<br />
sehr wichtig, einen größeren Pool an Spielern<br />
in der Blase bei sich zu haben. Es kann<br />
immer passieren, dass sich jemand in der<br />
Vorbereitung verletzt. Es ist aber auch wichtig,<br />
dass der Kader nicht zu groß ist, damit<br />
man gezielt arbeiten kann. Tatsache ist, dass<br />
wir am 1. Juni, noch vor dem nächsten Testspiel<br />
gegen England, den finalen Kader nominieren<br />
müssen.“<br />
… die Form seiner Akteure:<br />
„Es gibt Spieler wie David Alaba, Marcel<br />
Sabitzer oder auch den wiedergenesenen<br />
Martin Hinteregger, die bei ihrem Verein eine<br />
dominante Rolle spielen, aber es gibt auch<br />
Aleksandar Dragovic, der nicht regelmäßig<br />
spielt und einen Vereinswechsel anstrebt,<br />
oder Michael Gregoritsch. Wir haben Spieler,<br />
die nicht immer einen hohen Rhythmus haben,<br />
das muss man auch berücksichtigen.<br />
Wir müssen ohnehin sehr flexibel sein, das<br />
haben wir im letzten Jahr gelernt. Bei Julian<br />
Baumgartlinger und Konrad Laimer werden<br />
wir die weitere Entwicklung abwarten.“<br />
Bei Franco Foda spielt Aleksandar Dragovic<br />
meist eine dominante Rolle, bei seinem<br />
Klub Bayer Leverkusen dagegen nicht.<br />
CORNER <strong>02</strong>/21 19
GEGNER<br />
UNSERE GRUPPE IM ÜBERBLICK<br />
Das sind unsere<br />
EURO-Gegner<br />
C<br />
Das Nationalteam trifft in der EURO-Gruppe C<br />
auf Nordmazedonien, die Niederlande und die<br />
Ukraine. Wir haben die Gegner genau unter<br />
die Lupe genommen.<br />
NORDMAZEDONIEN<br />
Bilanz in Gruppe G: 3. Platz hinter Polen und<br />
Österreich; 14 Punkte: 4 S, 2 U, 4 N, 12:13 Tore<br />
Play-offs: Kosovo (h) 2:1, Georgien (a) 1:0<br />
Top-Torschütze in der Qualifikation: Eljif Elmas (4)<br />
Bestes Ergebnis bei einer UEFA EURO:<br />
hat noch nie teilgenommen<br />
UEFA EURO 2016: nicht qualifiziert<br />
Trainer: Igor Angelovski<br />
Nach zwei Jahren bei Rabotnički, das er zweimal zur<br />
mazedonischen Meisterschaft sowie zweimal zum<br />
Pokalerfolg geführt hatte, wurde er im Oktober 2015<br />
zum Nationaltrainer ernannt.<br />
Schlüsselspieler: Goran Pandev<br />
Der Stürmer von Genua ist mittlerweile 37 Jahre<br />
alt und spielt aktuell bereits seine 20. Saison in<br />
Italien. Dennoch überzeugt er nach wie vor durch<br />
seine Kreativität und sein Passspiel. Pandev ist<br />
Nordmazedoniens Kapitän, Rekordtorschütze, der<br />
Spieler mit den meisten Einsätzen und schoss seine<br />
Mannschaft im Play-off-Finale gegen Georgien in<br />
die Endrunde.<br />
Größtes Talent: Eljif Elmas<br />
Mit seinen erst 21 Jahren gilt er als Pandevs Nachfolger<br />
als Dreh- und Angelpunkt der Nationalmannschaft.<br />
Der Mittelfeldspieler von Napoli verteilt die<br />
Bälle fast in Perfektion und scheut sich auch nicht<br />
davor, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen.<br />
Hätten Sie es gewusst? Platz drei war die beste<br />
Platzierung in insgesamt 13 Qualifikationsrunden,<br />
an denen Nordmazedonien seit der Unabhängigkeit<br />
teilgenommen hat, doch den Play-off-Platz erreichte<br />
es über die UEFA Nations League.<br />
Das sagt Franco Foda: „Nordmazedonien ist eine<br />
sehr gute Mannschaft mit Spielern mit individueller<br />
Klasse. Es ist kein Nachteil, dass wir schon gegen<br />
sie gespielt haben. Wir kennen die Mannschaft sehr,<br />
sehr gut.“<br />
GEPA-PICTURES.COM (3)<br />
Nordmazedonien<br />
bejubelte in der<br />
WM-Qualifikation<br />
im März einen<br />
2:1-Erfolg gegen<br />
Deutschland.<br />
20<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
NIEDERLANDE<br />
Memphis Depay hat von der<br />
Verschiebung der EURO profitiert<br />
– 2<strong>02</strong>0 musste er wegen eines<br />
Kreuzbandrisses lange pausieren.<br />
Bilanz in Gruppe C: 2. Platz hinter Deutschland;<br />
19 Punkte: 6 S, 1 U, 1 N, 24:7 Tore<br />
Top-Torschütze in der Qualifikation: Georginio Wijnaldum (8)<br />
Bestes Ergebnis bei einer UEFA EURO: Sieger (1988)<br />
UEFA EURO 2016: nicht qualifiziert<br />
Trainer: Frank de Boer<br />
Im September 2<strong>02</strong>0 ersetzte de Boer den nach Barcelona abgewanderten<br />
Ronald Koeman. Seine bisherigen Trainerstationen waren<br />
Ajax, Inter, Crystal Palace und Atlanta United.<br />
Schlüsselspieler: Memphis Depay<br />
Die Niederlande haben einen sehr breiten Kader, aber in der Offensive<br />
ist wohl keiner so wertvoll wie der Stürmer von Lyon. Er ist<br />
ständig unterwegs und verfügt über einen unglaublich harten Schuss<br />
mit dem rechten Fuß.<br />
Größtes Talent: Frenkie de Jong<br />
Mit seinem herausragenden Ballbesitzspiel und seiner Fähigkeit,<br />
Räume zu finden und das Spiel von hinten aufzuziehen, ist de Jong<br />
zum Taktgeber im Mittelfeld von Oranje herangereift.<br />
Hätten Sie es gewusst?<br />
Die Niederländer konnten sich weder für die UEFA EURO 2016 noch<br />
für die FIFA-WM 2018 qualifizieren. So lange mussten sie seit den<br />
1980er-Jahren nicht mehr bei großen internationalen Turnieren<br />
zuschauen. Damals meldeten sie sich prompt mit dem Gewinn der<br />
EURO 1988 in Deutschland zurück.<br />
Das sagt Franco Foda: „Die Niederländer sind die absoluten Top-<br />
Favoriten in unserer Gruppe. Sie haben sich in den letzten drei Jahren<br />
wieder stabilisiert und viele junge Spieler bei großen Klubs.“<br />
UKRAINE<br />
Bilanz in Gruppe B: Gruppensieg vor Portugal; 20 Punkte: 6 S, 2 U, 17:4 Tore<br />
Top-Torschütze in der Qualifikation: Roman Yaremchuk (4)<br />
Bestes Ergebnis bei einer UEFA EURO: Gruppenphase (2012, 2016)<br />
UEFA EURO 2016: Gruppenphase<br />
Trainer: Andriy Shevchenko<br />
War ein brillanter Stürmer, der mit AC Milan 2003 die UEFA Champions<br />
League gewann und 2004 mit dem Ballon d’Or ausgezeichnet wurde. Mit<br />
67 Toren ist Shevchenko immer noch Sechster in der ewigen Torschützenliste<br />
in UEFA-Klubwettbewerben.<br />
Schlüsselspieler: Andriy Yarmolenko<br />
Er ist der Top-Torjäger unter allen aktuellen ukrainischen Nationalspielern<br />
(nur Coach Shevchenko hat mit 48 mehr) und trotz mangelnder Einsatzzeit<br />
bei West Ham der gefährlichste Offensivspieler seines Teams.<br />
Größtes Talent: Viktor Tsygankov<br />
Der Dynamo-Profi hat starke Konkurrenz im Nationalteam, weil sowohl<br />
Yarmolenko als auch Marlos auf seiner Lieblingsposition auf dem rechten<br />
Flügel spielen können. Aber er hat die Anlagen, sich dort durchzusetzen.<br />
Hätten Sie es gewusst? Zum ersten Mal konnte sich die Ukraine direkt<br />
für eine EURO qualifizieren. 2012 war sie als Co-Gastgeber automatisch<br />
qualifiziert, 2016 wurde Slowenien in den Play-offs besiegt.<br />
Das sagt Franco Foda: „Wir haben die Ukraine genau unter die Lupe<br />
genommen. Sie ist ungeschlagen durch die EM-Quali gekommen und hat<br />
Portugal und Serbien hinter sich gelassen.“<br />
Die beiden Teamchefs Shevchenko und<br />
Foda konnten sich bei der Gruppenauslosung<br />
schon näher kennenlernen.<br />
CORNER <strong>02</strong>/21 21
HISTORY<br />
TEXT HANS HUBER<br />
Ivica Vastic’ EURO-Geschichte ist<br />
eine mit Licht und Schatten: als<br />
einziger ÖFB-Torschütze 2008<br />
und als gepeinigter Quali-<br />
Verlierer 1999 gegen Spanien.<br />
MARTIN GNEDT / AP / PICTUREDESK.COM, GEPA-PICTURES.COM<br />
EURO: eine (bisher)<br />
unerwiderte Liebe<br />
S<br />
ie bedeutet so etwas wie eine unerfüllte<br />
Liebe des österreichischen<br />
Fußball-Nationalteams: die EURO.<br />
Jahrzehntelang wurde man schon in<br />
der Qualifikation abgewiesen und als<br />
es endlich mit der Teilnahme klappte,<br />
die Vorrunde nicht überstanden. Der<br />
nächste Anlauf erfolgt jetzt nach der Corona-<br />
Verschiebung und mit den länderübergreifenden<br />
Spielorten unter ganz besonderen Rahmenbedingungen.<br />
Bravourös wurden die Hürden<br />
zur Endrunde als Gruppenzweiter gemeistert,<br />
das war bei Weitem nicht immer so. Obwohl<br />
die Leidenschaft für diesen Bewerb oft stark<br />
entflammte und immer stärker wurde.<br />
Und ein Österreicher war einer der Väter<br />
des Vorläufers dieses Bewerbs, des Nationen-<br />
cups: Hugo Meisl, der legendäre Fußballvisionär.<br />
Unter seiner Führung durfte sich Österreichs<br />
Wunderteam 1932 „Europameister“ nennen.<br />
Ein stolzer Titel, der allerdings weniger Beachtung<br />
fand als die legendäre Erfolgsserie über<br />
zwei Jahre.<br />
Die Europameisterschaft fristete auch in<br />
den 50er-Jahren, als sie abermals als Nationencup<br />
ins Leben gerufen wurde, ein Mauerblümchendasein.<br />
Dies änderte sich auch 1960 mit<br />
dem ersten offiziellen, aber in Europa eher<br />
ungeliebten Turnier (Europacup der Nationen)<br />
nicht. Österreichs Team machte mit, besiegte<br />
Norwegen und scheiterte am Veranstalter<br />
Frankreich mit zwei Niederlagen (2:5 und 2:4).<br />
Die Sowjetunion mit dem damals weltbesten<br />
Torhüter Lew Jaschin triumphierte in Paris. In<br />
Viele Enttäuschungen<br />
prägten das<br />
österreichische<br />
Verhältnis zur<br />
EM. Diesen<br />
stehen bis dato<br />
nur wenige Erfolgserlebnisse<br />
gegenüber.<br />
Wobei: Das<br />
„Wunderteam“<br />
wurde als<br />
Europameister<br />
gefeiert!<br />
22<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
den folgenden Jahren nahm das Projekt so<br />
richtig Fahrt auf. Der Bewerb gewann an<br />
internationalem Renommee, das Nationalteam<br />
verlor jedoch weiterhin schon in der<br />
Qualifikation. Die Teilnahme an einem der<br />
Endturniere, die mit nur vier Teams bestritten<br />
wurden, blieb ein unerfüllter Traum.<br />
Albträume und Rambazamba<br />
Traumhaften Fußball hingegen zeigte<br />
Deutschlands Team 1972 nicht nur gegen<br />
England mit „Rambazamba“, sondern auch<br />
beim 3:0-Finalsieg über Russland in Brüssel.<br />
Zu einem Albtraum hingegen wuchs sich das<br />
finale Elfmeterschießen 1976 für Uli Hoeneß<br />
aus: Er donnerte den entscheidenden<br />
Schuss in den Belgrader Himmel, während<br />
sich Antonin Panenka mit seinem raffinierten<br />
Schupfer unsterblich und die CSSR zum<br />
Europameister machte.<br />
Zu einem Albtraum anderer Art wurde<br />
die Qualifikation für die EURO 1980 in Italien<br />
für Österreichs Team. Mit dem Erfolgserlebnis<br />
bei der WM 1978 in Argentinien im Rücken,<br />
gereift und noch stabiler geworden<br />
spielten die Österreicher unter Karl Stotz<br />
eine ganz starke Quali. In Erinnerung bleiben<br />
vor allem der 3:2-Sieg über Schottland in<br />
Wien und der 2:1-Erfolg über Portugal in<br />
Lissabon. Gegen Belgien gab es zwei Remis.<br />
Die Österreicher schienen auf dem besten<br />
Weg, sich für die Runde der (erstmals) letzten<br />
acht zu qualifizieren. Doch Schottland<br />
stellte in den ausständigen Partien gegen<br />
Belgien nur eine etwas stärkere Nachwuchsmannschaft.<br />
Belgien gewann beide Male,<br />
fuhr nach Italien und musste sich erst im<br />
Finale Deutschland geschlagen geben …<br />
Danach folgten wieder enttäuschende<br />
Qualifikationen. Sowohl 1984 in Frankreich<br />
(der Gastgeber holte den Titel) als auch 1988<br />
in Deutschland, als der Holländer Marco van<br />
Basten mit seinem Zaubertor beim 2:0-Finalsieg<br />
über Russland alle Titelseiten schmückte,<br />
blieb nur die Zuschauerrolle.<br />
Jubelnde Urlauber<br />
Vor der EURO 1992 in Schweden scheiterten<br />
die Österreicher an den Jugoslawen unter<br />
Trainer Ivica Osim, diese jedoch an der politischen<br />
Entwicklung im Land und am Ausschluss<br />
durch die UEFA. So wurden die<br />
Dänen (Zweite der Gruppe) aus dem Urlaub<br />
geholt und feierten nicht nur ein Fußballfest,<br />
sondern auch den Titel mit einem 2:0-Finalsieg<br />
über Deutschland. Die Hoffnung auf die<br />
Quali für die EM 1996 in England ging im<br />
strömenden Regen von Belfast gegen Nordirland<br />
mit 3:5 unter. Ein Golden Goal bescherte<br />
Deutschland gegen Tschechien den Titel.<br />
Die Qualifikation für die EURO 2000 (erstmals<br />
in zwei Ländern, Belgien und Holland)<br />
brachte das bittere 0:9 gegen Spanien, das<br />
Ende der Teamchef-Ära Prohaska und wieder<br />
keine Endrunde (Europameister Frankreich).<br />
Und auch 2004 in Portugal, als sich die Griechen<br />
zum EM-Titel mauerten, blieb nur die<br />
Rolle des Zaungastes. Aber 2008 war es so<br />
weit: Als Veranstalter, gemeinsam mit der<br />
Schweiz, war Österreichs Fußball endlich bei<br />
der Endrunde vertreten – und bekam wieder<br />
die kalte Schulter gezeigt. Nur das 1:1 gegen<br />
Polen durch ein Elfmetertor von Ivica Vastic<br />
verschaffte ein Erfolgserlebnis, gegen Kroatien<br />
und Deutschland setzte es Niederlagen.<br />
Enttäuschte Erwartungen<br />
2012 machten die Österreicher wieder eine<br />
Pause (der Titel ging an Spanien), bis sich durch<br />
die glänzende Quali für Frankreich 2016 eine<br />
Versöhnung mit dem Thema EURO anbahnte.<br />
Bei der Endrunde wurden mit Niederlagen<br />
gegen Ungarn und Island alle Luftschlösser<br />
zerstört, die nach dem 0:0 gegen den späteren<br />
Europameister Portugal mit einem unüberwindlichen<br />
Robert Almer zwischenzeitlich<br />
errichtet wurden. Die konstante Qualifikation<br />
für die Corona-bedingt verschobene UEFA<br />
EURO 2<strong>02</strong>0 als Gruppenzweiter hinter Polen<br />
lässt hoffen, dass erstmals ein Sieg bei einer<br />
EURO bzw. das Überstehen der Gruppenphase<br />
gelingen kann!<br />
AUF EIN NEUES!<br />
Der Bewerb<br />
gewann an<br />
internationalem<br />
Renommee,<br />
das<br />
Nationalteam<br />
verlor jedoch<br />
weiterhin<br />
schon in der<br />
Qualifikation.<br />
VON HANS HUBER<br />
Ungewöhnlich und herausfordernd: Diese<br />
EURO 2<strong>02</strong>0, die mit einem Jahr Verspätung<br />
ausgetragen wird, stellt alle Beteiligten vor völlig<br />
neue Aufgaben, denn noch nie wurde eine Endrunde in so vielen Ländern,<br />
so vielen unterschiedlichen Stadien und vor so wenigen Zuschauern<br />
ausgetragen. Die Pandemie erfordert zudem spezielle Vorbereitungen.<br />
Bei den Konzepten vor diesem Turnier geht es nicht wie sonst üblich um<br />
Taktik auf dem Spielfeld, sondern auch um die Abwehr von COVID-19, ehe<br />
zum Angriff auf das gegnerische Tor geblasen wird.<br />
Das Nationalteam, gewappnet mit den Erfahrungen der EURO 2016 vor<br />
fünf Jahren, verfügt bei der zweiten Teilnahme an der EM-Endrunde in<br />
Serie schon über eine gewisse Routine mit dem Auftritt bei solch einem<br />
Turnier. Zudem ist der Kern der Mannschaft weiter gereift und der Kader<br />
mit zahlreichen Spielern, die nachdrängen, breiter und damit noch ausgeglichener<br />
geworden.<br />
Die Erfahrungen der verpatzten EURO 2016 nach einer umjubelten und<br />
gefeierten Qualifikation helfen sicherlich dabei, an den Stellschrauben auf<br />
und neben dem Platz zu drehen, um so erstmals in der Geschichte des<br />
österreichischen Fußballs auch bei einer EURO zu glänzen. In diesem<br />
Sinne: auf ein Neues! Auch wenn dieses Turnier sicherlich eine ganz<br />
besondere Herausforderung für Betreuerstab und Mannschaft darstellt<br />
und in jedem Fall als einzigartige, außergewöhnliche EURO in Erinnerung<br />
bleiben wird!<br />
CORNER <strong>02</strong>/21 23
WHATSAPP-CHAT<br />
STEFAN ILSANKER<br />
Stefan Ilsanker<br />
online<br />
Der ÖFB CORNER ruft und wir würden dir gern ein<br />
paar Fragen für unsere Leser stellen. Zeit dafür?<br />
<br />
Ja klar, gern!<br />
Super! Na dann geht’s los. Wie läuft’s in Frankfurt,<br />
bist du zufrieden?<br />
Wir spielen eine Megasaison und stehen kurz<br />
davor, die erste Eintracht-Mannschaft zu sein,<br />
die sich für die Champions League qualifiziert.<br />
Da kann man ja nur zufrieden sein!<br />
Welche Ziele habt ihr euch für den Liga-Endspurt<br />
gesetzt?<br />
Wir wollen die letzten Spiele gewinnen und<br />
aus eigener Kraft alles klarmachen.<br />
Du hast noch bis Sommer 2<strong>02</strong>2 Vertrag bei der<br />
Eintracht. Wie geht’s danach weiter, gibt es schon<br />
einen Plan bzw. Gespräche?<br />
Ich fühle mich unglaublich wohl in Frankfurt:<br />
die Stadt, der Verein, die Mannschaft und<br />
besonders die Fans. Einfach unglaublich.<br />
Ich würde gern noch länger hierbleiben.<br />
Dein derzeitiger Trainer Adi Hütter wechselt im<br />
Sommer nach Gladbach. Traurig darüber? Welchen<br />
Trainer würdest du dir wünschen?<br />
Adi hat einen tollen Job gemacht und den<br />
Verein ins Europa-League-Halbfinale geführt.<br />
Jetzt haben wir die Chance auf die erste<br />
Champions-League-Teilnahme. Ich wünsche<br />
ihm alles Gute in Gladbach. Ich bin mir<br />
sicher, dass der Verein einen guten Nachfolger<br />
finden wird.<br />
Wie groß ist die Vorfreude auf die EURO?<br />
Ein Großereignis mit dem Nationalteam ist für<br />
mich das Geilste, was man als Spieler erleben<br />
kann. Ich war bei der letzten EURO in<br />
Frankreich mit dabei, wo wir noch Lehrgeld<br />
bezahlen mussten. Dieses Mal wollen wir<br />
mehr erreichen. Ich bin heiß drauf, mehr zu<br />
erreichen!<br />
Was sagst du zu unserer Gruppe, wo stehen wir<br />
nach der Gruppenphase?<br />
Wir haben eine sehr ausgeglichene Gruppe,<br />
in der Holland der klare Favorit ist, aber auch<br />
die anderen Teams sind nicht zu unterschätzen.<br />
Unser Anspruch muss trotzdem sein, dass wir<br />
ins Achtelfinale kommen, und ab dort ist dann<br />
alles möglich.<br />
Wie ist grundsätzlich dein Gefühl, was ist mit<br />
diesem Kader möglich?<br />
Das ist der beste Kader, den Österreich jemals<br />
hatte. Alle spielen bei Top-Klubs, dort eine<br />
wichtige Rolle und wir haben eine super<br />
Chemie in der Mannschaft. Ich glaube, dass<br />
Österreich für die Zukunft gut aufgestellt ist.<br />
Nun aber auch ein paar persönliche Fragen zu dir:<br />
Manche wissen es sicher, aber die meisten bestimmt<br />
nicht. Wie ist es zu deinem Spitznamen „Ilse“<br />
gekommen?<br />
Mein Dad wurde früher schon so von seinen<br />
Mitspielern genannt und irgendwann wurde es<br />
bei mir übernommen. Stefan nennen mich<br />
eigentlich nur noch meine Verwandten.<br />
Hast du Hobbys? Welche?<br />
Ich bin sehr sportinteressiert und schau gern<br />
Football, Golf, Handball etc. Zudem bin ich in<br />
meiner Freizeit sehr viel auf dem Golfplatz<br />
anzutreffen. Eine große Leidenschaft von mir<br />
ist die Kunst. Eine tolle Form, um den Horizont<br />
etwas zu erweitern.<br />
Eher Winterkind mit Bergen und Ski fahren oder eher<br />
Sommerkind mit Sonne, Strand und Meer?<br />
Ich liebe Salzburg mit den wunderschönen<br />
Bergen, aber im Urlaub brauche ich mindestens<br />
eine Woche am Meer, um von einer harten<br />
Saison runterzukommen.<br />
Wo siehst du dich in 10 Jahren?<br />
Nach meiner aktiven Karriere werde ich nicht<br />
mehr in der Öffentlichkeit stehen und mich vom<br />
Fußball-Business verabschieden. Ich habe zwei<br />
Firmen in Salzburg, in denen ich dann aktiver<br />
mitwirken werde.<br />
Wenn du für unsere Welt drei Wünsche frei hättest,<br />
welche wären das?<br />
Mehr Toleranz, eine gesündere Lebensweise<br />
für alle und die Freiheit für jeden, sich nach<br />
seinen Vorstellungen entwickeln zu können.<br />
Ilse, vielen Dank für deine Zeit! Bleib gesund, bleib fit<br />
und wir sehen uns im Mai!<br />
<br />
Ich freu mich auf euch. Bis bald!<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
24<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
HIER TIPPT ÖSTERREICH!<br />
tipp3.at
KULTDUELL<br />
TEXT HANS HUBER<br />
Ein Stück Wembley-Rasen<br />
als Souvenir<br />
Spiele gegen England haben stets ein ganz<br />
besonderes Flair. Eines wurde gar zu einer<br />
Sternstunde des österreichischen Fußballs.<br />
Die Bilanz vor dem Testländerspiel gegen<br />
England am 2. Juni in Middlesbrough<br />
ist deutlich (4 Siege, 4 Unentschieden,<br />
10 Niederlagen) und doch<br />
gab es auch berauschende Fußballfeste<br />
gegen das „Mutterland des Fußballs“.<br />
Dazu zählt sogar eine Niederlage: das 3:4<br />
des Wunderteams (1932), das von der internationalen<br />
Presse wie ein Sieg gefeiert wurde.<br />
Ein tolles 4:3 in Wien (1979) zählt ebenso<br />
dazu wie zwei 2:2-Unentschieden (WM<br />
1958, WM-Qualifikation 2004).<br />
Ein Sieg gilt allerdings als Sternstunde<br />
des österreichischen Fußballs. Am 20. Oktober<br />
1965 spielte eine im Umbruch befindliche<br />
österreichische Mannschaft in Wembley<br />
gegen die als hoher Favorit gehandelten<br />
englischen Stars, die ein Jahr später auch<br />
den WM-Titel im eigenen Land feierten, und<br />
siegte mit 3:2. Als eines von ganz wenigen<br />
Teams – nach der Premiere durch Ungarn<br />
1953 – mit einem Erfolg über die Three Lions<br />
auf englischem Boden.<br />
Mit dabei in seinem ersten Länderspiel<br />
war damals ein gewisser Robert Sara, gerade<br />
19 Jahre jung, bei der Austria erst seit<br />
Kurzem von Ernst Ocwirk in der ersten<br />
Mannschaft eingesetzt. Ihm eröffnete Teamchef<br />
Edi Frühwirth mit der Einberufung ins<br />
Nationalteam eine neue Welt. „Ich hatte vor<br />
einem Jahr noch bei Donau in der Unterklasse<br />
auf einem Platz mit wenig Gras gekickt<br />
und stand plötzlich auf dem heiligen Rasen<br />
vom Wembley“, erinnert sich Sara. Zeit, das<br />
Stadion zu bewundern, blieb allerdings nicht,<br />
denn die Engländer stürmten und drängten<br />
und erzielten durch Bobby Charlton schnell<br />
den Führungstreffer. Die Österreicher glichen<br />
durch Rudi Flögel aus, ehe Connelly die abermalige<br />
englische Führung gelang.<br />
Im Finish aber kam die große Zeit des<br />
Toni Fritsch: Ausgleich, Siegestor! Der Treffer<br />
zum 3:2 hatte eine kuriose Vorgeschichte:<br />
Fritsch erkämpft den Ball und schreit zu seinem<br />
Mitspieler Franz Hasil. „Has’, was soll i<br />
machen?“ Der brüllte: „Schieß!“, in der Hoffnung,<br />
dass ein Schuss über das Tor den Österreichern<br />
ein wenig Luft verschaffen könnte.<br />
Doch der Ball landete im Kreuzeck und die<br />
Österreicher konnten die letzten zehn Minuten<br />
über die Distanz retten. Nach Schlusspfiff<br />
entdeckte Robert Sara einen herausgerissenen<br />
Rasenziegel. Flugs packte er ihn in sein<br />
Trikot, brachte ihn in die Kabine und später<br />
nach Wien. Dort wurde er eingesetzt und<br />
lange Zeit von seiner Mutter gepflegt. Ein<br />
Stück Wembley-Rasen als Souvenir …<br />
Nach diesem unerwarteten Erfolg setzte<br />
es für Sara gleich die nächste Überraschung:<br />
Präsident Josef Walch versprach für diese<br />
Sensation eine Prämie, die von den Spielern<br />
im ÖFB – damals noch auf der Mariahilfer<br />
Straße – abzuholen war. Sara erhielt ein Kuvert<br />
und steckte dieses neben den anderen Spielern<br />
ein. Im Lift nach dem Empfang schaute<br />
er neben den damaligen Starspielern wie<br />
Hans Buzek in das Kuvert und hielt vor Schreck<br />
die Luft an: „Das war mehr Geld, als mein<br />
Vater im Monat als Straßenbahnfahrer verdient<br />
hat!“ Und seine Mutter, bei der er das<br />
Geld ablieferte, war misstrauisch ob dieser<br />
Summe und wollte gleich wissen, ob alles<br />
mit rechten Dingen zugegangen wäre. Eine<br />
sensationelle Prämie für die Sensation.<br />
VOTAVA / IMAGNO / PICTUREDESK.COM<br />
20. Oktober 1965:<br />
Toni Fritsch gelingt mit<br />
einem spektakulären<br />
Kunstschuss das Tor<br />
zum sensationellen<br />
3:2-Sieg über den<br />
späteren Weltmeister<br />
England.<br />
26<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
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„Eine andere<br />
Hausnummer“<br />
Robert Almer stand 2016 im ÖFB-Tor<br />
und ist bei der kommenden EURO als<br />
Tormanntrainer für die Keeper zuständig.<br />
Im Interview erinnert er sich an<br />
sein Husarenstück gegen Ronaldo & Co.<br />
und wagt einen Blick in den Sommer.<br />
ÖFB CORNER: Es sind noch vier Wochen bis<br />
zum Start der EURO. Kribbelt es schon?<br />
ROBERT ALMER: Nicht in der Form wie als<br />
Spieler. Als Trainer hast du ohnehin viel mehr<br />
Themen, kümmerst dich um die ganze Organisation<br />
abseits des Platzes. Aber auch die Corona-Situation<br />
spielt eine Rolle. Länderspiele ohne<br />
Stimmung, das hat schon einen großen Einfluss.<br />
Ich bin gespannt, wie es bei der EM wird, wenn<br />
wenigstens ein paar Fans zugelassen sind.<br />
Wichtig, oder?<br />
Wenn ich an 2016 zurückdenke und da<br />
eben an die Stimmung in den Stadien: außergewöhnlich!<br />
Mit einem normalen Länderspiel<br />
nicht zu vergleichen. Es ist gut, wenn wenigstens<br />
ein paar Zuschauer dabei sind.<br />
Kommt in dieser Phase die Erinnerung an<br />
2016 noch einmal hoch: an den verkorksten<br />
Auftakt gegen Ungarn, Ihr Husarenstück<br />
gegen Portugal, die Dramatik gegen Island?<br />
Nicht mehr als sonst. Ich denke gern an<br />
die schönen Momente, vor allem das Match<br />
gegen Portugal, aber ganz ohne Wehmut. Klar<br />
hätte man mit dem Wissen von heute das<br />
eine oder andere anders gemacht, aber das<br />
ist nicht zu ändern.<br />
Mit dem Match gegen Portugal haben Sie<br />
Fußball-Geschichte geschrieben, es hat<br />
sich ins österreichische Fußball-Gedächtnis<br />
eingebrannt. Das Highlight-Spiel in<br />
Ihrer Karriere?<br />
Sicherlich das mit der größten öffentlichen<br />
Wahrnehmung. Ich hatte davor auch<br />
coole Matches, aber ein EURO-Spiel hat eine<br />
ganz andere Gewichtung. Deshalb sicher ein<br />
Highlight-Spiel, vielleicht das größte, aber die<br />
Stimmung wurde durch das Ausscheiden<br />
gegen Island getrübt.<br />
War das wiederum die größte Enttäuschung<br />
in Ihrer Karriere?<br />
Ja, auf alle Fälle. Mir war allerdings vorher<br />
28<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
Bei der EURO 2016<br />
brachte Robert<br />
Almer, heute ÖFB-<br />
Tormanntrainer, die<br />
Portugiesen zur<br />
Verzweiflung.<br />
ROBERT ALMER<br />
INTERVIEW MARKUS GEISLER<br />
klar, dass es nicht so einfach wird, wie die<br />
Öffentlichkeit gedacht hat. Es hieß ja, unsere<br />
Gruppe sei „a gmahte Wiesn“. Und trotzdem:<br />
Wenn ich an den Spielverlauf gegen<br />
Island denke, hatten wir in der 2. Halbzeit<br />
die Möglichkeit aufzusteigen. Elfmeter, ein<br />
paar andere Chancen – das war schon bitter!<br />
Im Gesamten war es von der Mannschaftsleistung<br />
einfach zu wenig. Wer in drei Spielen<br />
nur einen Punkt holt, hat den Aufstieg<br />
nicht verdient.<br />
Warum macht es das Team von 2<strong>02</strong>1 besser<br />
und kommt ins Achtelfinale?<br />
Die Frage kann ich gern nachher beantworten<br />
… Bei so einem Turnier muss man<br />
in der Lage sein, auf den Punkt genau zu<br />
performen, so, wie es mir gegen<br />
Portugal gelungen ist. Aber wir müssen<br />
die Kirche im Dorf lassen: Wenn<br />
Ronaldo seinen Elfer reinmacht,<br />
verlieren wir und sind schon nach<br />
zwei Spielen so gut wie ausgeschieden.<br />
Und man sieht ja am Beispiel<br />
von Nordmazedonien, das jüngst<br />
Deutschland geschlagen hat: Kein<br />
Gegner ist ein Selbstläufer.<br />
Dragovic, Alaba, Arnautovic, Sabitzer<br />
und hoffentlich auch Kapitän<br />
Baumgartlinger: Wie wichtig<br />
sind die Spieler, die vor fünf Jahren<br />
schon EURO-Luft geschnuppert<br />
haben?<br />
Diese Erfahrung ist sicher wichtig,<br />
weil man die gesammelten Informationen<br />
weitergeben kann. Ein<br />
Turnier ist eine ganz andere Hausnummer,<br />
als wenn man eine Quali<br />
spielt. Der Druck ist viel größer, du<br />
stehst viel mehr in der Öffentlichkeit.<br />
Mit Ihrem Wissen aus Frankreich,<br />
worauf kommt es insgesamt am<br />
meisten an?<br />
Über allem steht die Gemeinschaft,<br />
das soziale Zusammenleben<br />
muss gut harmonieren. Nach ein,<br />
zwei Wochen hast du keine Themen<br />
mehr, über die du sprechen kannst,<br />
es kommt ja von außen kein neuer<br />
Input. Da ist es wichtig, für Abwechslung<br />
zu sorgen. Den berühmten<br />
Lagerkolller außen vor zu lassen<br />
wird entscheidend sein.<br />
»Bei einer EURO<br />
muss man in der<br />
Lage sein, auf den<br />
Punkt genau zu<br />
performen.«<br />
In Österreich wird gerade bei den Torhütern<br />
von der guten alten Zeit geschwärmt.<br />
Wie bewerten Sie die aktuelle Tormann-<br />
Lage allgemein?<br />
Ich würde sagen: durchschnittlich. Wir<br />
haben keinen Tormann, der bei einem Top-<br />
Verein spielt. Mit Pavao (Pervan) gibt es einen,<br />
der in Wolfsburg bei einem sehr guten<br />
Klub unter Vertrag steht, dort aber die klare<br />
Nummer 2 ist. Bachmann in Watford hat jetzt<br />
wieder eine Phase, in der er spielt, davor<br />
hatte er lange keine Praxis. Wir haben Torhüter<br />
mit gewisser Qualität, aber wenn ich<br />
ins Ausland schaue, nach Slowenien – Oblak,<br />
Handanovic – oder in die Schweiz – Sommer,<br />
Hitz –, dann fehlen uns die Leute im absoluten<br />
Top-Bereich. Das ist ein Thema, das wir<br />
für die Zukunft angehen müssen.<br />
Wo setzt man da den Hebel an?<br />
Was wir brauchen, ist eine österreichische<br />
Tormann-Identität. Verschiedene<br />
Nationen stehen für eine gewisse<br />
Art des Tormannspiels. Wir<br />
müssen für uns definieren: Wie soll<br />
der österreichische Keeper der<br />
Zukunft aussehen und welche Qualitäten<br />
braucht es dazu? Das muss<br />
in der Ausbildung dann forciert<br />
werden.<br />
Sie sind als klare Nummer 1 zur<br />
EURO gefahren. Wie wichtig ist<br />
es für einen Tormann, um diesen<br />
Status zu wissen?<br />
Bei mir hat es gefühlt ewig gedauert,<br />
bis die Öffentlichkeit gesagt<br />
hat: Der Almer ist Nummer 1. Das<br />
war lange extrem schwierig für<br />
mich, weil mir klar war: Wenn ich<br />
einen Fehler mache, bin ich weg!<br />
Daher ist es wichtig für einen Tormann,<br />
das Vertrauen vom Trainer zu<br />
bekommen. Ich muss aber auch<br />
sagen, bis jetzt hat sich bei uns niemand<br />
als klare Nummer 1 etabliert.<br />
Wie läuft der Entscheidungsprozess<br />
zwischen Ihnen und Teamchef<br />
Franco Foda ab?<br />
Die Letztentscheidung trifft immer<br />
der Trainer. Ich gebe meine Eindrücke<br />
wieder, so wie die Co-Trainer<br />
und Analysten. Entschieden wird es<br />
dann von Franco Foda.<br />
CORNER <strong>02</strong>/21 29
ÖFB-MIX<br />
AufsteigerInnen<br />
Jürgen Säumel neuer „Co“<br />
von Franco Foda<br />
Jürgen Säumel stößt als Assistenztrainer von Teamchef Franco<br />
Foda zum Nationalteam. Der 20-fache ÖFB-Teamspieler tritt die Nachfolge<br />
von Imre Szabics an, der als Cheftrainer zu MOL Fehérvár FC<br />
nach Ungarn gewechselt ist.<br />
Säumel war seit 2018 als Co-Trainer von Markus Schopp beim<br />
TSV Prolactal Hartberg tätig. Sein Debüt wird der 36-jährige Steirer<br />
beim Auswärtsspiel gegen England am 2. Juni in Middlesbrough<br />
geben, ehe nach dem Heimspiel gegen die Slowakei am 6. Juni die<br />
UEFA EURO bevorsteht. Jürgen Säumel absolvierte 2012 sein letztes<br />
Länderspiel, 2017 beendete er seine aktive Karriere.<br />
„Ich kenne Jürgen Säumel schon sehr lange und war bereits in<br />
der Akademie und auch später bei den Profis sein Trainer. In den<br />
letzten Jahren habe ich seine Entwicklung als Co-Trainer sehr genau<br />
verfolgt. Neben der Arbeit auf dem Feld ist er auch sehr gut in der<br />
Analyse und hat einen sehr loyalen Charakter. Jürgen hat hohe fachliche<br />
Qualitäten und passt mit seiner Art sehr gut in unser Team“, so<br />
Teamchef Franco Foda.<br />
„Ich bedanke mich beim TSV Hartberg für die konstruktiven Gespräche<br />
und das Entgegenkommen bei der Vertragsauflösung. Ich<br />
bin davon überzeugt, dass wir eine sehr gute Lösung gefunden haben<br />
und Jürgen Säumel ein großer Gewinn für das Nationalteam sein<br />
wird“, so Sportdirektor Peter Schöttel.<br />
Sara Telek beim Finale der<br />
UEFA Women’s Champions League<br />
Die UEFA hat Sara Telek als Schiedsrichterassistentin für das Finale<br />
in der UEFA Women’s Champions League zwischen dem FC Chelsea und<br />
dem FC Barcelona am 16. Mai in Göteborg (SWE) nominiert.<br />
Damit ist erstmals eine ÖFB-Schiedsrichterin beim größten Frauenfußballspiel<br />
auf europäischer Klubebene im Einsatz. Die 32-Jährige, die<br />
2016 zum FIFA Assistant Referee aufgestiegen ist, assistiert gemeinsam<br />
mit Katrin Rafalski (Deutschland) der deutschen Schiedsrichterin Riem<br />
Hussein. Als vierte Offizielle wurde Katalin Kulcsar (Ungarn) benannt.<br />
„Es ist eine große Ehre, für das Endspiel in der UEFA Women’s<br />
Champions League nominiert zu sein. Für mich geht ein Traum in Erfüllung,<br />
für den ich in den vergangenen Jahren sehr hart gearbeitet habe. Ich freue<br />
mich sehr auf die Aufgabe und die Zusammenarbeit mit dem erfahrenen<br />
Team“, sagt Telek, die seit Februar 2<strong>02</strong>0 als erste weibliche Schiedsrichter-<br />
Assistentin auch in der Tipico Bundesliga im Einsatz ist. Im Rahmen der<br />
diesjährigen UEFA Women’s Champions League war Telek zuletzt im<br />
Viertelfinal-Hinspiel zwischen dem FC Chelsea und dem VfL Wolfsburg<br />
(2:1) im März in Budapest im Einsatz.<br />
Seit ihrer Teilnahme am UEFA CORE-Seminar für Elite-Schiedsrichter-<br />
Assistentinnen im Jahr 2019 hat Sara Telek durch intensives regelmäßiges<br />
Coaching die nächsten Schritte gemacht.<br />
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30 CORNER <strong>02</strong>/21
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UNIQA ÖFB CUP<br />
TEXT SIMON-PETER CHARAMZA FOTOS ÖFB/CHRISTOPHER KELEMEN, GEPA-PICTURES.COM<br />
Alle ACHTung! „Bullen“ gewin<br />
Alles bereit! In den Katakomben des<br />
Stadions ist alles bereit für den ersten<br />
großen Showdown des Fußballjahres.<br />
Siebenkampf-Ass Ivona Dadic, Österreichs<br />
Sportlerin des Jahres, ließ es sich<br />
nicht nehmen, die begehrte Trophäe zu<br />
präsentieren. Der LASK lieferte einen<br />
leidenschaftlichen Fight und wollte den<br />
Traum vom ersten Titel seit 1965 verwirklichen<br />
– schlussendlich vergeblich.<br />
32<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
Erfolgsroutine! Der Jubel bei der Siegerehrung und<br />
anschließend bei den lautstarken Feierlichkeiten in der<br />
Kabine kannte keine Grenzen. Sportsleute unter sich:<br />
Die Trainer Jesse Marsch und Dominik Thalhammer<br />
drückten einander nach Schlusspfiff die gegenseitige<br />
Wertschätzung aus. Alex Schlager zeigte starke Paraden<br />
und hielt, was zu halten war. Gegen die 0:3-Niederlage<br />
war er aber am Ende machtlos.<br />
nen UNIQA ÖFB Cup 2<strong>02</strong>0/21<br />
Der FC Red Bull Salzburg gewinnt den UNIQA ÖFB Cup – schon<br />
wieder! Für die Mozartstädter ist es der dritte Cup-Titel in Serie,<br />
der siebte in den jüngsten acht Saisonen und der achte in den<br />
vergangenen zehn Jahren.<br />
In einem würdigen Endspiel besiegt der<br />
Titelverteidiger den LASK mit 3:0 (1:0). Die<br />
Tore erzielen Mergim Berisha (45.), Brenden<br />
Aaronson (67.) und Enock Mwepu (87.).<br />
Die Partie beginnt so, wie man es sich<br />
von einem Spitzenspiel erwartet: temporeich<br />
und von intensiven Zweikämpfen geprägt.<br />
Der LASK hält mit einer leidenschaftlichen<br />
Abwehrleistung dagegen, kann aber offensiv<br />
für wenig Entlastung sorgen.<br />
Unmittelbar vor dem Pausenpfiff belohnt<br />
sich der Titelverteidiger für die immer größer<br />
werdende Dominanz. Zlatko Junuzovic beweist<br />
Übersicht und verlagert das Spiel auf<br />
die linke Seite, wo Andreas Ulmer den Ball<br />
direkt Richtung Mitte passt. Berisha schließt<br />
von der Strafraumgrenze technisch hervorragend<br />
ab und bringt Salzburg in Führung (45.).<br />
Nach Seitenwechsel kommen die Oberösterreicher<br />
mit neuem Mut aus der Kabine,<br />
die Salzburger Dominanz ist vorübergehend<br />
verblasst. Doch wie so oft in Cup-Endspielen<br />
erweisen sich die Bullen als zu souverän für<br />
ihren Gegner. Mwepu zieht am rechten Flü-<br />
UNIQA ÖFB CUP FINALE 2<strong>02</strong>0/21<br />
LASK – FC Red Bull Salzburg 0:3 (0:1)<br />
1. Mai 2<strong>02</strong>1, Wörthersee Stadion, Klagenfurt, keine Zuschauer<br />
Tore: Berisha (45.), Aaronson (67.), Mwepu (87.)<br />
CORNER <strong>02</strong>/21 33
UNIQA ÖFB CUP<br />
Dunkle Final-<br />
Wolken über dem<br />
LASK. Nach der<br />
Niederlage galt es,<br />
die Konzentration<br />
wieder voll auf die<br />
kommenden Herausforderungen<br />
zu richten. Seine<br />
Jungs schenkten<br />
Coach Jesse<br />
Marsch zum<br />
Abschied die<br />
Cup-Trophäe.<br />
Der US-Amerikaner<br />
wechselt<br />
zu Saisonende<br />
nach Leipzig.<br />
gel auf, bedient Brenden Aaronson in der<br />
Mitte und der US-Amerikaner trifft sehenswert<br />
zur 2:0-Führung (67.). Und Salzburg gibt<br />
weiter Gas. Alexander Schlager pariert einen<br />
Elfmeter mit dem Fuß und hält sein Team<br />
im Spiel. Die Bullen lassen in weiterer Folge<br />
aber nichts mehr anbrennen, im Gegenteil,<br />
Enock Mwepu erzielt nach Adeyemi-Assist<br />
noch das 3:0 (87.).<br />
Nach 93 Minuten ist es gewiss – der FC<br />
Red Bull Salzburg bleibt im UNIQA ÖFB Cup<br />
das Team, das es zu schlagen gilt.<br />
Titel zum Abschied<br />
Der scheidende Trainer Jesse Marsch war<br />
nach Spielende sehr emotional: „Ich freue<br />
mich nicht nur über den Titel, sondern auch<br />
über das Spiel. Die Mentalität ist stark, die<br />
Spieler haben in den wichtigsten Spielen fast<br />
immer ihre beste Leistung abgeliefert.“ Sein<br />
Gegenüber Dominik Thalhammer präsentierte<br />
sich als fairer Verlierer: „Wir müssen heute<br />
neidlos anerkennen, dass die Salzburger der<br />
verdiente Sieger sind. Mit ihrer hohen Qualität<br />
haben sie uns das Leben sehr schwer<br />
gemacht. Uns ist es nur in manchen Spielphasen<br />
gelungen, mitzuhalten. Dennoch hat<br />
unsere Mannschaft Moral bewiesen, auch<br />
nach dem 0:2 noch an den Sieg geglaubt.“<br />
Der von Stiegl präsentierte Fairplay<br />
Award geht auch nach Salzburg. Als Torschützenkönige<br />
presented by geomix Soccer<br />
Store dürfen sich Johannes Eggestein<br />
(LASK) und Fabian Schubert (FC Blau-Weiß<br />
Linz) mit je sechs Toren feiern lassen.<br />
Das Objekt der Begierde: Die Cup-Trophäe<br />
wurde von den Gewinnern aus allen Lagen und<br />
Winkeln als Fotomotiv verewigt. Ob sie wohl die<br />
Kabinenparty unbeschadet überstanden hat …?<br />
Hängende Köpfe beim LASK. Die große Vision<br />
von einem Titel muss zumindest um ein Jahr<br />
verschoben werden. Kommt es 2<strong>02</strong>2 zur Final-<br />
Revanche am Wörthersee?<br />
34<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
WIENROITHER / HÖBINGER<br />
TEXT KEVIN BELL<br />
Seit der Amtsübernahme<br />
von<br />
Irene Fuhrmann<br />
in jedem Spiel in<br />
der Startelf: Laura<br />
Wienroither<br />
Vorbotinnen<br />
einer neuen<br />
Generation<br />
Laura Wienroither (22) und Marie-<br />
Therese Höbinger (19) sind zwei der<br />
Shootingstars des Frauen-Nationalteams.<br />
Sie sind auf unterschiedlichem<br />
Weg zu ihrem Stammplatz<br />
gekommen und läuten einen<br />
möglichen Umbruch ein.<br />
Carina Wenninger, Viktoria Schnaderbeck,<br />
Sarah Puntigam, Lisa-<br />
Marie Makas, Virginia Kirchberger,<br />
Laura Feiersinger, Sarah Zadrazil,<br />
Verena Aschauer: Die Liste jener<br />
Spielerinnen, die seit zumindest<br />
zehn Jahren fixer Bestandteil des<br />
Frauen-Nationalteams sind, ist lang. Im<br />
Sommer kommt mit Jasmin Eder ein neunter<br />
Name hinzu. Zählt man noch Nina<br />
Burger und Nadine Prohaska dazu, die ihre<br />
Karriere jüngst beendet haben, kommt<br />
man genau auf jene Elf, die seit Beginn<br />
der Thalhammer-Ära die „Goldene Generation“<br />
des ÖFB-Teams prägt(e). Klar, mit<br />
Manuela Zinsberger, Nicole Billa (beide 25<br />
Jahre / 67 Länderspiele) und Barbara Dunst<br />
(23/41) sind auch einige jüngere Spielerinnen<br />
längst nicht mehr aus dem ÖFB-Aufgebot<br />
wegzudenken, doch die drei Absolventinnen<br />
der ÖFB Frauen-Akademie<br />
36<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
War auch durch eine<br />
Knie verletzung nicht zu<br />
stoppen: Mittelfeld-„Turbine“<br />
Marie-Therese Höbinger<br />
tragen ihrerseits bereits seit acht (Zinsberger,<br />
Billa) respektive sechs Jahren<br />
(Dunst) den rot-weiß-roten Teamdress.<br />
Der Zusammenhalt, das blinde Verständnis<br />
und das schier grenzenlose Vertrauen,<br />
das der Stammkader in den Jahren<br />
seines Wirkens aufgebaut hat, waren maßgeblich<br />
für die Erfolge der jüngeren Vergangenheit.<br />
Gleichzeitig wurden aber auch die<br />
Schatten der Stammspielerinnen immer<br />
länger. Nach der erfolgreichen EURO 2017<br />
schließlich so lang, dass kaum eine junge<br />
Spielerin die Chance erhielt (oder nutzen<br />
konnte), aus ebenjenen herauszutreten, um<br />
sich für Spielzeit zu empfehlen.<br />
Um Talente ins kalte Wasser zu werfen,<br />
stand entweder zu viel auf dem Spiel, war<br />
die alte Garde zu gut und zu gesund oder<br />
die jungen Wilden in ihrer sportlichen und<br />
persönlichen Entwicklung noch nicht weit<br />
genug. Doch das änderte sich bald …<br />
»Sie haben<br />
im Training aufgezeigt<br />
und sich<br />
das Vertrauen<br />
erarbeitet.«<br />
Irene Fuhrmann<br />
GEPA-PICTURES.COM (2)<br />
Aus Not wird Tugend<br />
Im Finish der Qualifikation für die EURO<br />
2<strong>02</strong>2, unmittelbar nach der Amtsübernahme<br />
von Irene Fuhrmann, suchte der Verletzungsteufel<br />
das Frauen-Nationalteam heim. Schnaderbeck,<br />
Feiersinger und Makas, dazu Katharina<br />
Schiechtl, Julia Hickelsberger-Füller<br />
und Viktoria Pinther – sie alle standen der<br />
neuen Teamchefin in entscheidenden Spielen<br />
nicht oder nur teilweise zur Verfügung.<br />
„Der dichte Spielplan und die hohen<br />
Belastungen, bedingt durch die Pandemie,<br />
haben zu Verletzungen geführt. Wir waren<br />
gewissermaßen gezwungen, junge Spielerinnen<br />
reinzuwerfen“, sagt Fuhrmann. Zwei<br />
Youngsters blühten unter der Führung der<br />
40-Jährigen besonders auf: Laura Wienroither<br />
(22) und Marie-Therese Höbinger (19).<br />
Zwar debütierten sowohl die Hoffenheim-<br />
als auch die Potsdam-Legionärin bereits<br />
unter Dominik Thalhammer, bei Fuhrmann<br />
durften (und mussten) die beiden aber<br />
erstmals auch Verantwortung übernehmen.<br />
„Sie haben im Training aufgezeigt und sich<br />
dieses Vertrauen erarbeitet“, so die Teamchefin.<br />
Aus der Not wird rasch eine Tugend.<br />
Wann immer Höbinger und Wienroither fit<br />
sind, stehen sie seither in der Startelf, Wienroither<br />
sogar in jedem der bisher sieben<br />
Spiele unter Fuhrmann. Bei der Visit Malta<br />
Women’s Trophy im Februar wird sie von der<br />
Turnierleitung sogar zur besten ÖFB-Spielerin<br />
des Turniers gewählt.<br />
„Viele nehmen das als selbstverständlich<br />
hin, vergessen aber, dass Laura erst elf<br />
Länderspiele auf dem Buckel und im Verein<br />
derzeit einen schweren Stand hat“, betont<br />
die Trainerin.<br />
Wienroither blüht im Team auf<br />
Tatsächlich spielt die dynamische Außenverteidigerin<br />
in der Startelf der TSG 1899 Hoffenheim<br />
aktuell keine Rolle. Im Frühjahr sieht<br />
sie von der Bank aus zu, wie die Kraichgauerinnen<br />
von Sieg zu Sieg und damit erstmals<br />
in Richtung Champions League stürmen. Im<br />
ÖFB-Team ist die Oberösterreicherin hingegen<br />
gesetzt – auf ihrer Lieblingsposition<br />
in der Außenverteidigung. „Derzeit blühe ich<br />
richtig auf, wenn ich zum Nationalteam komme.<br />
Die Position liegt mir und die Team chefin<br />
schenkt mir das Vertrauen, das fordert mich<br />
und tut mir gut“, sagt Wienroither.<br />
Gerade auch in den Schnittpartien gegen<br />
Frankreich und Serbien ist auf sie und ihre<br />
CORNER <strong>02</strong>/21 37
WIENROITHER / HÖBINGER<br />
Stärken Verlass. In 90 Minuten ist sie nahezu<br />
überall auf dem Feld zu finden, scheut<br />
keine Zweikämpfe. „Ich habe einen ausgeprägten<br />
Offensivdrang und traue mir viel zu.<br />
Meine Stärken liegen aber auch im Defensivzweikampf“,<br />
charakterisiert die Defensivspielerin<br />
ihr Spiel.<br />
Der 1,65 Meter kleinen Frankenburgerin<br />
ist schon im Kindesalter klar, dass sie es als<br />
Fußballerin schaffen will. Über ihren Heimatverein<br />
TSV Frankenburg („Die Burschen<br />
waren Freunde, wir haben immer nur gekickt“)<br />
schafft sie es in die Sporthauptschule<br />
bzw. ins LAZ Ried („Ich bin um 6 Uhr<br />
aufgestanden, habe dem Fußball alles untergeordnet“)<br />
und folgerichtig auch in die<br />
ÖFB Frauen-Akademie („Die Zeit hat mich<br />
persönlich und fußballerisch geprägt“).<br />
Erfolge begleiten Wienroither auf ihrem<br />
Weg: Bundesligadebüt bei Union Kleinmünchen,<br />
Cupfinale mit Neulengbach, Double-<br />
Gewinn und Champions-League-Teilnahme<br />
mit dem SKN St. Pölten und Schulweltmeisterin<br />
mit dem BORGL St. Pölten.<br />
Aus Rückschlägen – wie der Nichtberücksichtigung<br />
für die EURO 2017 – geht die<br />
22-Jährige gestärkt hervor, arbeitet hart an<br />
ihrem Ziel: „Ich wollte immer in die deutsche<br />
Bundesliga.“ 2018 schafft sie es von der<br />
St. Pöltener Talentschmide nach Hoffenheim,<br />
wo derzeit eben andere das Vertrauen genießen.<br />
Ihre Zwischenbilanz fällt dennoch<br />
positiv aus: „Ich habe mich sportlich und<br />
persönlich weiterentwickelt. Die Wohn- und<br />
Trainingsbedingungen passen, ich habe zu<br />
studieren begonnen, fühle mich wohl und<br />
bin überzeugt, dass ich hier in Hoffenheim<br />
meinen Weg gehen werde.“<br />
Höbinger erzielt wichtige Tore<br />
Einen ganz anderen Weg ist Marie-Therese<br />
Höbinger gegangen. Im Alter von nur 13<br />
Jahren verlässt sie ihre Heimat Hinterbrühl<br />
in Richtung Deutschland. Ein Nachwuchstrainer<br />
des deutschen Traditionsklubs 1. FFC<br />
Turbine Potsdam entdeckt die Stadlauer<br />
Nachwuchsspielerin bei einem Gastspiel der<br />
Wiener Auswahl in Berlin. „Kurze Zeit später<br />
war ich beim Probetraining, habe mir das<br />
Internat und die Schule angesehen und bin<br />
geblieben“, sagt die heute 19-Jährige. Heimweh?<br />
Fehlanzeige!<br />
Höbinger schließt in Windeseile Freundschaften.<br />
Ihre Familie sieht sie an den vielen<br />
freien Wochenenden. Das einzige Problem?<br />
ÖFB/CHRISTOPHER GLANZL (3)<br />
„Französisch war am Anfang echt hart.<br />
Ich musste alles nachlernen.“ Ansonsten<br />
verläuft die „Umschulung“ – die damalige<br />
Polgar-Schülerin wechselt vom 4. ins 3. Gymnasium<br />
– problemlos. Heute, zwischen<br />
schriftlicher und mündlicher Abiturprüfung<br />
im Mai 2<strong>02</strong>1, lacht sie über ihre ersten Gehversuche<br />
im deutschen Schulsystem.<br />
Als gute Schülerin findet sie schließlich<br />
ihren Weg durch das Gymnasium und durchläuft<br />
zügig auch die Nachwuchsteams bei<br />
ihrem Klub. In Potsdam ist der Weg für<br />
„Höbi“ vorgegeben: je zwei Jahre in U15,<br />
U17 bzw. zweiter Mannschaft – danach der<br />
Sprung in die Erste: „Ich bin langsam herangeführt<br />
worden. Das war gut so.“<br />
Auch Thalhammer bleibt ihre Entwicklung<br />
nicht verborgen. Er beruft sie – für viele<br />
aus dem Nichts – 2019 erstmals in den<br />
A-Team-Kader. Ende des Jahres gegen Nordmazedonien<br />
bzw. Kasachstan sowie Anfang<br />
2<strong>02</strong>0 zweimal gegen die Schweiz folgen<br />
sogleich ihre ersten vier Länderspiele – allesamt<br />
als Einwechselspielerin. „Komm rein,<br />
mach keinen Fehler und sei jemand, auf den<br />
sich das Team verlassen kann“, erinnert sich<br />
die quirlige Mittelfeldspielerin an ihre Herangehensweise.<br />
„Als Wechselspielerin hatte<br />
Auch gegen Weltklassegegnerinnen<br />
wie die Schwedinnen<br />
ist „Höbi“ mit ihren<br />
erst 19 Jahren schon<br />
gefragt.<br />
Wienroithers<br />
Stärken liegen vor<br />
allem im Defensivzweikampf,<br />
das<br />
bekamen auch die<br />
Französinnen zu<br />
spüren.<br />
38<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
Wienroither (r.) gibt<br />
sich ab und an als<br />
ÖFB-TV-Praktikantin<br />
aus. Höbinger macht<br />
den Spaß gern mit.<br />
»Jede kann ihre<br />
persönlichen<br />
Stärken einbringen.<br />
Dadurch<br />
kann eine ganz<br />
neue Dynamik<br />
entstehen.«<br />
Höbinger/Wienroither<br />
ich nicht viele Chancen, mich zu zeigen, aber<br />
die wollte ich nutzen.“<br />
Gesagt, getan. Nach langer Coronapause<br />
steht Höbinger beim Fuhrmann-Debüt<br />
in Kasachstan erstmals in der Startelf. Und<br />
das an der Seite von Sarah Zadrazil, die in<br />
Potsdam lange ihre Teamkollegin und eine<br />
wichtige Bezugsperson war: „Sarah hat mir<br />
anfangs mit kleinen Gesten und ihrer Anwesenheit<br />
auf dem Platz Mut gemacht und<br />
Sicherheit gegeben.“<br />
Nach dem Höhenflug folgt eine Verletzungspause.<br />
Die „Turbinin“ verpasst wegen<br />
einer langwierigen Knieverletzung die<br />
entscheidenden Quali-Spiele, kommt aber<br />
genauso stark wieder zurück. „Marie ist in<br />
ihren jungen Jahren schon sehr konstant.<br />
Sie war lange verletzt und bei ihrer Rückkehr<br />
sofort wieder auf Top-Niveau“, sagt Fuhrmann.<br />
Das Lob der Teamchefin unterstreicht<br />
Höbinger mit ihren ersten beiden Länderspieltoren<br />
gegen die Slowakei (1:0) und<br />
Finnland (2:2). „Der Abschluss gehörte eigentlich<br />
bisher noch nicht zu meinen Stärken“,<br />
will die Torschützin auch in diesem<br />
Bereich weiter hart an sich arbeiten. Ihre<br />
Einstellung ist absolut vorbildlich: „Ich will<br />
immer als die Spielerin gesehen werden,<br />
die alles gibt, kämpft und läuft.“<br />
„Außerdem ist sie technisch hervorragend<br />
und kann den entscheidenden Pass<br />
spielen“, ergänzt Laura Wienroither die Fähigkeiten<br />
ihrer Kollegin.<br />
Neue Dynamiken<br />
Gemeinsam sind die beiden Youngsters wohl<br />
die Vorbotinnen einer neuen Generation im<br />
Frauen-Nationalteam. Der Umbruch werde<br />
aber nicht von heute auf morgen passieren,<br />
glaubt Höbinger: „Es wird langsam und<br />
schrittweise etwas Neues entstehen, aber<br />
wir sind ohnehin alle gefordert, uns stetig<br />
zu entwickeln, wenn wir unser hohes Niveau<br />
auch in Zukunft halten wollen.“ Außerdem<br />
gelte es, auch auf dem Spielfeld flexibel zu<br />
bleiben. „Spielertypen wie Laura geben unserem<br />
Spiel eine neue, andere Perspektive.<br />
Sie macht Dinge, die sie für richtig hält, ganz<br />
einfach, weil sie sich diese zutraut“, sagt die<br />
Potsdamerin.<br />
Irene Fuhrmann gewährt ihren Schützlingen<br />
diese Freiheiten, das haben Wienroither<br />
und Höbinger selbst erfahren dürfen:<br />
„Die Teamchefin vertraut darauf, dass wir<br />
die richtige Entscheidung auf dem Platz treffen.<br />
So kann jede ihre persönlichen Stärken<br />
in die Mannschaft einbringen. Dadurch kann<br />
in den nächsten Jahren eine ganz neue<br />
Dynamik entstehen.“<br />
CORNER <strong>02</strong>/21 39
FRAUEN-WM-QUALI<br />
TEXT KEVIN BELL<br />
Very<br />
British<br />
Das Frauen-Nationalteam<br />
trifft in der WM-Qualifikation<br />
auf die EM-Teilnehmerinnen<br />
aus England und Nordirland.<br />
Ziel bleibt die Endrunde in<br />
Australien und Neuseeland.<br />
Queen Elizabeth II: Mit diesen Worten<br />
hat vermutlich noch selten ein Artikel<br />
in einem Fußballmagazin begonnen.<br />
Das liegt aber auch daran, dass es<br />
noch selten so passend war. Hier verhält<br />
es sich etwas anders, denn die nächsten<br />
zwei Jahre ungefähr werden für das Frauen-<br />
Nationalteam „very British“.<br />
Da wäre zum einen natürlich die UEFA<br />
Women’s EURO im kommenden Sommer in<br />
England, für die die Österreicherinnen bekanntlich<br />
qualifiziert sind, und zum anderen<br />
ist da die große Vision, nämlich jene von der<br />
ersten Teilnahme an einer Weltmeisterschaft.<br />
Die nächste Auflage des FIFA Women’s World<br />
Cup findet 2<strong>02</strong>3 in Australien und Neuseeland<br />
statt. Staatsoberhaupt in beiden Gastgeberländern?<br />
Queen Elizabeth II.<br />
Ende April fand im UEFA-Hauptquartier<br />
in Nyon (SUI) die Auslosung für die Qualifikation<br />
zur bisher größten WM-Endrunde statt.<br />
In zwei Jahren werden erstmals 32 Teams<br />
dabei sein. Die Österreicherinnen rechnen<br />
sich Chancen aus, treffen in der WM-Qualifikationsgruppe<br />
D unter anderem auf die Underdogs<br />
aus Luxemburg, Lettland und Nordmazedonien.<br />
Der Kampf um einen Startplatz<br />
beim Turnier in Down Under entscheidet sich<br />
aber dann doch eher in den Duellen gegen<br />
Top-Favorit England und Nordirland – beides<br />
EM-Teilnehmer und beides Länder des Königreichs<br />
von … Queen Elizabeth II.<br />
England fordern<br />
ÖFB-Teamkapitänin Viktoria Schnaderbeck,<br />
selbst seit einigen Jahren England-Legionärin,<br />
kennt die Monarchin nicht persönlich –<br />
den englischen Fußball allerdings schon.<br />
Die bisherige Bilanz<br />
gegen England<br />
spricht mit sechs<br />
Niederlagen aus<br />
ebenso vielen<br />
Spielen (1:21 Tore)<br />
eine klare Sprache.<br />
40<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
» England ist ein Top-Team und Favorit auf<br />
das direkte WM-Ticket. Der zweite Gruppenplatz<br />
ist ganz klar unser Anspruch. «<br />
GEPA-PICTURES.COM (2)<br />
„Englands Frauenfußball ist seit Jahren auf<br />
dem Vormarsch, das Nationalteam verfügt<br />
über eine perfekte Mischung aus jungen Spielerinnen<br />
und Routiniers. England ist klarer<br />
Gruppenfavorit, aber wir haben unter anderem<br />
gegen Frankreich bewiesen, dass wir<br />
die besten Teams der Welt fordern können“,<br />
sagt die 76-fache Nationalspielerin.<br />
Irene Fuhrmann, das „Oberhaupt“ des<br />
Frauen-Nationalteams, verfolgte die erste<br />
Auslosung ihrer Amtszeit als ÖFB-Teamchefin<br />
ganz unspektakulär via Videostream mit.<br />
Die 40-Jährige zeigte sich anschließend<br />
optimistisch, jedoch müsse man realistisch<br />
bleiben. „England ist ein absolutes Top-Team<br />
und unumstrittener Favorit auf das direkte<br />
WM-Ticket“, so Fuhrmann. Doch das Ziel ist<br />
eindeutig: „Der zweite Gruppenplatz ist ganz<br />
klar unser Anspruch.“<br />
Dieser würde einen Play-off-Platz bedeuten<br />
– nur die neun Gruppensieger sind fix bei<br />
der Weltmeisterschaft dabei. So weit, so<br />
verständlich.<br />
Komplexer Play-off-Modus<br />
Die Komplexität des Modus offenbart sich<br />
erst bei einem Blick auf das weitere Qualifikationsprozedere:<br />
Unter den neun Gruppenzweiten<br />
werden in zwei Play-off-Runden drei<br />
Siegerinnen ermittelt. Jedoch lösen nur zwei<br />
von ihnen gleich auch ihr WM-Ticket. Für die<br />
dritte siegreiche Nation geht es – ebenfalls<br />
noch im Herbst 2<strong>02</strong>2 – zu einem interkontinentalen<br />
Turnier nach Australien und Neuseeland.<br />
Unter zehn teilnehmenden Teams aus<br />
allen Kontinentalverbänden werden die letzten<br />
drei Startplätze ausgespielt.<br />
Der Weg zur historisch ersten WM-Teilnahme<br />
kann für die Österreicherinnen jedenfalls<br />
lang und steinig werden. „Aber wir haben<br />
alle Chancen. Ich habe großes Vertrauen in<br />
Teamchefin Irene Fuhrmann und die Spielerinnen,<br />
dass sie dieses Ziel auch erreichen“,<br />
sagt ÖFB-Präsident Dr. Leo Windtner.<br />
Drei Fragezeichen<br />
Neben England und Österreich werden in<br />
Gruppe D vor allem die Nordirinnen noch ein<br />
Wörtchen mitreden wollen. Fuhrmann warnt<br />
vor dem Weltranglisten-48., der sich zuletzt<br />
überraschend ebenfalls für die EURO 2<strong>02</strong>2<br />
qualifiziert hat. „Sie sind sicher stärker, als<br />
die Weltranglistenposition vermuten lässt“,<br />
sagt die Teamchefin hinsichtlich der ersten<br />
Duelle des Frauen-Nationalteams mit Nordirland<br />
überhaupt.<br />
Neben England kennt die ÖFB-Elf nur<br />
Nordmazedonien (FIFA-131.), das im Rahmen<br />
der erfolgreichen EM-Qualifikation gegen<br />
Österreich zweimal mit 0:3 den Kürzeren zog.<br />
Gegen Lettland und Luxemburg kommt es<br />
für die Fuhrmann-Elf – wie gegen Nordirland<br />
– zu einer Premiere. „Wir betreten Neuland,<br />
weil wir auch gegen Lettland und Luxemburg<br />
bisher noch nie gespielt haben. Umso intensiver<br />
gilt es, sich auf diese Matches vorzubereiten“,<br />
warnt die Teamchefin davor, die „Underdogs“<br />
zu unterschätzen. Dennoch sind<br />
die Punkte gegen die 97. bzw. 122. der FIFA-<br />
Weltrangliste fest eingeplant.<br />
Richtungsweisend für eine mögliche<br />
WM-Qualifikation ist aber mit Sicherheit das<br />
Abschneiden der Österreicherinnen in den<br />
vier Aufeinandertreffen mit den britischen<br />
Teams. Die Queen wird sich aber vermutlich<br />
keines davon ansehen …<br />
FIFA WM-<br />
QUALI 2<strong>02</strong>3<br />
England (Weltrangliste: 6)<br />
27.11.2<strong>02</strong>1 (auswärts)<br />
03.09.2<strong>02</strong>2 (heim)<br />
Nordirland (48.)<br />
26.10.2<strong>02</strong>1 (a)<br />
08.04.2<strong>02</strong>2 (h)<br />
Nordmazedonien (131.)<br />
21.09.2<strong>02</strong>1 (a)<br />
06.09.2<strong>02</strong>2 (h)<br />
Lettland (97.)<br />
17.09.2<strong>02</strong>1 (a)<br />
12.04.2<strong>02</strong>2 (h)<br />
Luxemburg (122.)<br />
22.10.2<strong>02</strong>1 (h)<br />
30.11.2<strong>02</strong>1 (a)<br />
Auch 2<strong>02</strong>3 das<br />
Objekt der Begierde:<br />
der FIFA Women’s<br />
World Cup<br />
CORNER <strong>02</strong>/21 41
FRAUEN BUNDESLIGA<br />
TEXT KEVIN BELL<br />
„Sixpack“ für die Wölfinnen<br />
Der spusu SKN St. Pölten bleibt dank des sechsten Meistertitels das Maß<br />
aller Dinge. Insgesamt ist die Planet Pure Frauen Bundesliga attraktiver<br />
geworden – aber auch ausgeglichener, spannender und sichtbarer!<br />
Auch wenn die Bilder nach dem Ausfall<br />
der Vorsaison nun länger nicht zu sehen<br />
waren, so wirkten sie dann doch immer<br />
noch vertraut: Die Frauen des spusu<br />
SKN St. Pölten bejubelten nach einem<br />
5:0-Sieg im direkten Duell bei Verfolger SG Austria<br />
Wien/USC Landhaus den sechsten Meistertitel<br />
in Serie. „Mit dem Titel haben wir unsere<br />
Leistungen über die Saison bestätigt. Wir sind<br />
sportlich und menschlich gewachsen und haben<br />
uns im internationalen Vergleich richtig stark<br />
präsentiert“, sagte SKN-Torgarantin und ÖFB-<br />
Teamspielerin Stefanie Enzinger.<br />
Dass die Meisterfrage – wie schon 2018/19<br />
– bereits drei Runden vor Saisonende beantwortet<br />
war, zeugt aber keineswegs von mangelnder<br />
Qualität innerhalb der Planet Pure<br />
Frauen Bundesliga. Klar, die „Wölfinnen“ zogen<br />
dank (hart erarbeiteter) Vorteile in Professionalität,<br />
Umfeld, Budget und sportlicher Qualität<br />
einsam ihre Kreise. Der neuerlich völlig verdiente<br />
Meistertitel war somit gleichsam auch logisch<br />
und zu erwarten.<br />
Ausgeglichen, spannend, sichtbar<br />
Aber „unterhalb“ der Niederösterreicherinnen<br />
hat sich auch in dieser Saison der Trend der<br />
vergangenen Jahre fortgesetzt: Die Liga ist<br />
ausgeglichener und spannender denn je. Aus<br />
dem Spitzentrio ist dank wiedererstarkter<br />
Neulengbacherinnen wieder ein Spitzenquartett<br />
geworden. Bis zu Redaktionsschluss war völlig<br />
offen, wer das Rennen um die Vizemeisterschaft<br />
für sich entscheidet: die erfahrene SG Austria/<br />
Landhaus? Die mehr als zehnmal ohne Gegentor<br />
gebliebenen Grazerinnen? Oder eben die<br />
Wienerwald-Elf rund um die zu krönende Torschützenkönigin<br />
Lisa Kolb, die im Sommer zum<br />
SC Freiburg wechselt?<br />
Im Tabellenmittelfeld steuert der FC Bergheim<br />
auf die beste Saison in der Vereinsgeschichte<br />
zu. Gleiches gilt für den FFC Vorderland.<br />
In der unteren Tabellenhälfte sorgt der<br />
Abstiegskampf für Hochspannung bis zum<br />
Schluss. Zwar ist Winter-Schlusslicht Wacker<br />
Innsbruck (12 Punkte) nach drei schnellen Frühjahrssiegen<br />
wohl fix durch, aber dahinter ist<br />
zwischen dem SV Horn (11), dem SKV Altenmarkt/Triesting<br />
(10) und dem „ewigen“ FC<br />
SKINY Südburgenland (7) noch gar nichts entschieden.<br />
Einen dieser Klubs wird es am Ende<br />
erwischen. Den Platz tauschen wird er im Sommer<br />
eventuell mit dem First Vienna FC von 1894.<br />
Das Team von Sportdirektorin Nina Burger<br />
feierte in der kürzlich wiederaufgenommenen<br />
2. Frauen Bundesliga den verspäteten „Herbstmeistertitel“<br />
und ist auf dem besten Weg ins<br />
Oberhaus. Bei einem Aufstieg wird die Vienna<br />
dann Teil der wohl „sichtbarsten“ Bundesliga<br />
aller Zeiten. Der ORF und ÖFB TV weiteten<br />
schon während der laufenden Saison ihr Live-<br />
Angebot weiter aus. Mehr als die Hälfte der<br />
90 Spiele ist bzw. war live zu sehen. Und –<br />
ähnlich wie die Meistertitel des spusu SKN<br />
St. Pölten – es werden 2<strong>02</strong>1/22 eher nicht<br />
weniger werden …<br />
Jubel bei den „Wölfinnen“:<br />
Der sechste<br />
Meistertitel en suite<br />
ist seit der 15. Runde<br />
auch rechnerisch fix.<br />
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42<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
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THOMAS EIDLER<br />
INTERVIEW MICHAEL GRASWALD<br />
Zuerst der Mensch<br />
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ÖFB CORNER: Herr Eidler, wie fällt Ihr<br />
Fazit nach einem Jahr im Amt aus?<br />
THOMAS EIDLER: Es war ein unglaublich<br />
spannendes Jahr, aber sportlich gesehen<br />
sicher das herausforderndste in meinen<br />
26 Jahren im Fußball.<br />
Wie hat die Corona-Pandemie Ihre Abteilung<br />
beeinflusst?<br />
Corona hat mit uns allen etwas gemacht.<br />
Ich glaube, dass wir in der Abteilung<br />
die Situation gemeinsam gut gehandelt<br />
haben, wir konnten alle Kurse ohne Vorkommnisse<br />
durchziehen. Im Spitzensport<br />
muss man ohnehin ein hohes Maß an Veränderungsbereitschaft<br />
mitbringen.<br />
Klingt, als gäbe es auch positive Dinge.<br />
Jede Krise hat etwas Positives. Viele<br />
Dinge wurden optimiert, vor allem im Digitalbereich<br />
hat sich viel getan. Wir haben<br />
beispielsweise eine eigene E-Learning-<br />
Plattform installiert.<br />
Inhaltlich verfolgen Sie das Prinzip<br />
„Human First“. Was ist das?<br />
„Human First“ bedeutet, dass wir den<br />
Menschen in den Mittelpunkt stellen und<br />
ihn mit allen Erfahrungen, Sichtweisen,<br />
Seit knapp<br />
einem Jahr ist<br />
Thomas Eidler<br />
Leiter der ÖFB-<br />
Traineraus- und<br />
-fortbildung. Im<br />
Interview spricht<br />
der 44-Jährige<br />
über „Human<br />
First“, erklärt,<br />
warum es mit<br />
Trends so eine<br />
Sache ist, und<br />
zieht ein erstes<br />
Fazit seiner<br />
Amtszeit.<br />
Stärken und Schwächen annehmen. Bei<br />
uns ist kein Platz für permanente Beurteilung,<br />
Verurteilung oder gar Vorverurteilung.<br />
Wir möchten ein Umfeld schaffen, in dem<br />
Entfaltung möglich ist.<br />
Klingt wie die Individualisierung, die in<br />
der ÖFB-Talentförderung angewandt<br />
wird.<br />
Ja, es geht um den einzelnen Menschen/Spieler/Trainer<br />
und dessen individuelle<br />
Förderung.<br />
Wieso ist Individualisierung so wichtig?<br />
Vergleichen macht niemanden besser,<br />
es macht nur alle gleicher. Jeder Mensch<br />
ist mit seinen Stärken und Schwächen<br />
einzigartig. Die Trainer setzen sich für ihre<br />
Ausbildungen Ziele. Unsere Aufgabe ist es,<br />
sie bei der Erreichung ihrer Ziele bestmöglich<br />
zu unterstützen.<br />
Was waren seit Ihrer Amtsübernahme<br />
die wichtigsten Neuerungen in der Abteilung?<br />
Intern die Herausforderung, geeignetes<br />
Personal für die Abteilung zu gewinnen,<br />
das mit Zugang, Kompetenz, aber auch<br />
Persönlichkeit in das Team passt. Als Trainer-<br />
44<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
ausbilder musst du Trainer sein und als solcher<br />
denken, musst fachlich auf Top-Niveau<br />
sein. Gleichzeitig bist du Pädagoge, musst<br />
Inhalte vermitteln können. Dazu kommen<br />
viele andere Felder, die ein Ausbilder abdecken<br />
muss. Das ist eine Herkulesaufgabe.<br />
Ich bin sehr stolz auf mein Team.<br />
Und abgesehen von den internen<br />
Themen?<br />
Die Umsetzung der neuen UEFA-Konventionen,<br />
das hat für Österreich große<br />
Bedeutung. Fast unser komplettes Kursangebot<br />
ist UEFA-verifiziert, somit sind<br />
unsere Trainerdiplome europaweit gültig.<br />
Zudem wurde die Zusammenarbeit mit den<br />
Landesverbänden intensiviert, wir haben<br />
sie in die Prozesse eingebunden, das ist<br />
uns sehr wichtig. Auch wurde ein Mentoring-Programm<br />
gestartet, bei dem wir Trainer<br />
in ihrer täglichen Arbeit begleiten.<br />
Wie definieren Sie Erfolg für Ihre<br />
Ab teilung?<br />
Das ist schwer, Erfolg ist immer von<br />
der Zielsetzung abhängig. Natürlich wollen<br />
wir Traineranzahl und Kursangebot erhöhen.<br />
Nur daran, wie viele österreichische Trainer<br />
und Trainerinnen im Ausland arbeiten, lässt<br />
sich unser Erfolg nicht messen. Es geht<br />
auch um die Breite. Felix Gottwald hat im<br />
letzten UEFA-Pro-Diplom-Modul einen schönen<br />
Satz gesagt: „Nicht die Bergspitze ist<br />
das Ziel, entscheidend ist, wieder sicher<br />
unten anzukommen.“<br />
Folgt die Trainerausbildung<br />
aktuellen Trends?<br />
Natürlich verfolgen<br />
wir Entwicklungen im Spitzen-<br />
und Breitenfußball<br />
und sind offen für Neues.<br />
Mit Trends muss man aufpassen.<br />
Was ist überhaupt<br />
ein Trend? Wo liegt der<br />
Unterschied zu stabilen<br />
Fakten im Fußball? Was ist<br />
eine Entwicklung? In unserer<br />
schnelllebigen Zeit<br />
gibt es viel „Pseudowissenschaft“<br />
und immer<br />
wieder neue Worthülsen,<br />
die auftauchen. Forechecking<br />
oder Angriffspressing,<br />
Freilaufen oder Off-<br />
Ball Movement, es ist ei-<br />
gentlich das Gleiche. Wir dürfen den Fußball<br />
nicht verkomplizieren.<br />
Eine sehr erfreuliche Entwicklung sind die<br />
speziellen Trainerinnenkurse.<br />
Es ist ein Faktum, dass wir in der Breite<br />
im Frauenfußball noch einen weiten Weg vor<br />
uns haben. Wir wollten die Anzahl an Frauen<br />
in unseren Kursen erhöhen. So entstand der<br />
Kurs für Berufsspielerinnen, die Landesverbände<br />
bieten Kinder- und Jugendtrainerkurse<br />
speziell für Frauen an. Zudem haben wir die<br />
Aufnahme- und Bewertungskriterien angepasst,<br />
um gleiche Voraussetzungen für Frauen<br />
und Männer zu schaffen.<br />
Mit Frauen-Teamchefin Irene Fuhrmann<br />
hat man ja ein gutes Vorbild.<br />
Für die Außendarstellung mag das so<br />
sein. Und ich hoffe, dass Irene Fuhrmann<br />
viele Mädchen und Frauen inspiriert. Sie ist<br />
aber nicht Teamchefin, weil sie eine Frau ist,<br />
sondern weil sie sehr, sehr gut ist. Man sollte<br />
nicht mehr über das Geschlecht reden,<br />
sondern über Fähigkeiten.<br />
Wenn Sie einen Wunsch für die Trainerausbildung<br />
frei hätten, was wäre das?<br />
Dass wir ein Ort sind, an dem sich Menschen<br />
entfalten können, dass wir mehr sind<br />
als nur eine Stelle, die Trainer ausbildet. Es<br />
wäre schön, wenn wir als Bildungseinrichtung,<br />
als eine der besten in Österreich, angesehen<br />
werden würden.<br />
»Wir möchten<br />
ein Umfeld<br />
schaffen, in<br />
dem Entfaltung<br />
möglich ist.«<br />
CORNER <strong>02</strong>/21 45
U21<br />
TEXT MICHAEL GRASWALD<br />
Der Beginn einer<br />
neuen Reise<br />
Flavius Daniliuc ist neuer<br />
Kapitän des U21-Nationalteams.<br />
Der 20-Jährige blickt<br />
auf Stationen bei Weltklubs<br />
wie Bayern München und<br />
Real Madrid zurück. Nun soll<br />
er der Kopf der neuen U21<br />
werden.<br />
SK Rapid, Real Madrid, FC Bayern, OGC<br />
Nizza – klangvolle Namen, die sich in<br />
der Karrierestatistik von Flavius Daniliuc<br />
aneinanderreihen. Als neuer U21-<br />
Kapitän steht der Innenverteidiger vor<br />
seiner nächsten Challenge. Aber damit hat<br />
er bereits Erfahrung.<br />
2011, mit noch nicht einmal zehn Jahren,<br />
wechselt Daniliuc vom SK Rapid nach Spanien<br />
zu Real Madrid. „Ich habe mich damals<br />
schon bewusst für das Ausland entschieden.<br />
Meine Familie hat mich nach Spanien begleitet,<br />
so konnte ich mich in meinem familiären<br />
Umfeld an die neue Umgebung gewöhnen“,<br />
erzählt er. Probleme mit der Sprache hatte<br />
er, wie er sagt, keine: „Es klingt vielleicht<br />
unglaublich, aber ich habe damals Spanisch<br />
wirklich so nebenbei gelernt und konnte es<br />
plötzlich einfach.“<br />
Alaba als Förderer<br />
Anfang 2015 folgt der Transfer zum nächsten<br />
Weltklub, von Madrid geht es nach München.<br />
Dort, beim FC Bayern, trifft er auf zwei ande-<br />
Wortführer<br />
und Kapitän:<br />
Flavius<br />
Daniliuc<br />
re Österreicher, den drei Jahre älteren Marco<br />
Friedl und natürlich ÖFB-Star David Alaba.<br />
„Ich glaube, Marco und ich sind David sehr<br />
dankbar, weil er immer auf uns geschaut, uns<br />
wertvolle Tipps gegeben hat. Man kann schon<br />
sagen, dass er einen gewissen Einfluss auf<br />
unsere jeweilige Entwicklung hatte“, streut<br />
der U21-Kapitän dem ÖFB-Teamspieler<br />
Rosen. Dass Alaba, wie auch er und Marco<br />
Friedl, Abwehrspieler sei, hätte seine Ratschläge<br />
immer besonders wertvoll gemacht,<br />
erklärt Daniliuc.<br />
Beim deutschen Rekordmeister durchläuft<br />
der Defensivspezialist alle Jugendteams<br />
ab der U16: „Ich werde den Bayern immer<br />
dankbar sein. Die Trainingseinheiten waren<br />
» Marco Friedl<br />
und ich sind<br />
David Alaba<br />
sehr dankbar,<br />
weil er immer<br />
auf uns geschaut<br />
hat. «<br />
46<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
Daniliuc blickt<br />
auf eine spannende<br />
Entwicklung<br />
zurück.<br />
lichen Niveau spielen und dort auch die Möglichkeit<br />
auf Einsatzzeit haben“, sagt er.<br />
Als bei seinem Klub das Verletzungspech<br />
zuschlägt, ist Daniliuc gefordert – und zeigt<br />
starke Leistungen: „Ich scheue mich nicht<br />
vor Herausforderungen. Das Wichtigste für<br />
einen Fußballer ist, dass er die Chance bekommt,<br />
sich in einem Konkurrenzkampf<br />
durchzusetzen. Nur so kann ein Trainer Vertrauen<br />
zu den Spielern aufbauen. Man darf<br />
nie nachlassen, in keinem Spiel und keinem<br />
Training. Ich bin überzeugt davon, dass Leistung<br />
immer belohnt wird.“<br />
immer auf absolutem Top-Niveau. In München<br />
wird dir schon im Nachwuchsbereich diese<br />
absolute Winner-Mentalität mitgegeben“,<br />
sagt er.<br />
Mit 16 Jahren darf er bei der Kampfmannschaft<br />
der Bayern mittrainieren. Ein unglaubliches<br />
Gefühl, wie er sagt. So seien seine<br />
starken Leistungen im Nachwuchs belohnt<br />
worden: „Plötzlich stehst du auf dem Platz<br />
mit Spielern, zu denen du seit deiner Kindheit<br />
aufschaust. Ich kann mich erinnern, dass ich<br />
schon ziemlich nervös war, aber es war ein<br />
kleiner Traum, der wahr wurde.“<br />
Drang nach Herausforderung<br />
Im vergangenen Sommer startet Daniliuc<br />
dann in das nächste Abenteuer. Ein Angebot,<br />
für die Zweitvertretung der Bayern in der dritten<br />
Liga zu spielen, schlägt er aus, wechselt<br />
in die französische Ligue 1 zu OGC Nizza.<br />
„Es war keine Entscheidung gegen Bayern.<br />
Ich habe abgewogen, welcher Schritt für<br />
meine Entwicklung und Karriere der nächste<br />
sinnvolle ist. Ich wollte auf dem höchstmög-<br />
In der U21 ist<br />
Flavius Daniliuc<br />
ein absoluter<br />
Leistungsträger.<br />
ÖFB/CHRISTOPHER GLANZL (3)<br />
„Macht mich sehr stolz“<br />
Auch U21-Teamchef Werner Gregoritsch ist<br />
sofort überzeugt von den Qualitäten des Nizza-<br />
Legionärs und ernennt ihn zum neuen Kapitän.<br />
An den Moment kann sich Daniliuc noch genau<br />
erinnern: „Er hat nach dem Frühstück das Gespräch<br />
mit mir gesucht. Dabei hat er mich gefragt,<br />
ob ich mir das zutraue. Ich habe geantwortet,<br />
dass es mich sehr stolz machen würde<br />
und eine sehr große Ehre für mich wäre.“<br />
Der Einstand ist dem neuen U21-Jahrgang<br />
mit den Siegen gegen Saudi-Arabien<br />
und Polen gelungen. Von gestiegenem öffentlichem<br />
Druck aufgrund der ersten Ergebnisse<br />
will Daniliuc aber nichts wissen: „Ich hoffe,<br />
dass uns die Öffentlichkeit viel zutraut. Wir<br />
als U21 haben große Erwartungen an uns<br />
selbst. Wir wollen alles gewinnen, dann<br />
wären wir Erster in der Quali und würden<br />
zur EURO fahren. Das ist unser Ziel“, so der<br />
Kapitän selbstbewusst.<br />
Dabei sieht er vor allem den Teamchef als<br />
großen Faktor: „Wenn man an die U21 denkt,<br />
dann hat man sofort seinen Namen im Kopf.<br />
Es war für mich beim ersten Lehrgang sehr<br />
beeindruckend, wie er durch seine Leidenschaft<br />
in kürzester Zeit eine innige Beziehung<br />
zwischen Team und Staff geschaffen hat.“<br />
Die Reise der U21 soll zur UEFA U21-<br />
EURO 2<strong>02</strong>3 nach Rumänien und Georgien<br />
führen. Daniliuc soll dabei vorangehen. Er kennt<br />
sich seit Kindertagen damit aus, sich schnell<br />
in einer neuen Umgebung zurechtzufinden.<br />
„Ich bin bei zwei der größten Klubs der<br />
Welt ausgebildet worden und konnte überall<br />
viel mitnehmen. Meine ganze Karriere hindurch<br />
bin ich auf die Aufgaben, die nun auf<br />
mich warten, vorbereitet worden. All diese<br />
Erfahrungen haben meine Persönlichkeit geprägt“,<br />
sagt er. Mit Herausforderungen hatte<br />
er ohnehin noch nie ein Problem.<br />
CORNER <strong>02</strong>/21 47
U21<br />
TEXT MICHAEL GRASWALD<br />
Zwischen Vorfreude<br />
und Erwartungen<br />
ÖFB/CHRISTOPHER GLANZL<br />
Zwei Spiele, zwei Siege, 12:0 Tore. Der<br />
Auftakt ist dem neuen U21-Team<br />
beim März-Lehrgang in Spanien gelungen.<br />
Das Team geht voller Selbstvertrauen<br />
in die Qualifikation für die<br />
UEFA U21-EURO 2<strong>02</strong>3.<br />
Zum Start kommt Estland am 8. Juni<br />
in die josko ARENA nach Ried (20.30 Uhr,<br />
live ORF Sport +). Zuvor bestreitet die Auswahl<br />
von Teamchef Werner Gregoritsch am<br />
4. Juni in Ritzing ein Testspiel gegen die<br />
Slowakei (20.30 Uhr, live ORF Sport +).<br />
„Wir waren als Team nur zehn Tage zusammen<br />
und sind im Prinzip noch in der<br />
Testphase. Ich bin der Meinung, dass jedes<br />
zusätzliche Spiel, das wir als Team bestreiten,<br />
ein Gewinn ist“, so der Teamchef.<br />
Gestiegene Erwartungen<br />
Vor allem der Sieg gegen Polen hätte dazu<br />
geführt, dass sein Team mit höheren Erwartungen<br />
in der Öffentlichkeit konfrontiert sei,<br />
so Gregoritsch. „Die Mannschaft hat ihr<br />
Potenzial gezeigt, ohne Frage. Es war schön<br />
zu sehen, wie schnell die Spieler zusammengewachsen<br />
sind. Jeder hat bewiesen,<br />
dass er absolut zu Recht beim U21-Team<br />
ist“, sagt er weiter.<br />
Geschürt werden die Erwartungen<br />
auch durch die Tatsache, dass der große<br />
Es wird ernst<br />
für das U21-<br />
Nationalteam.<br />
Im Juni startet<br />
die Gregoritsch-<br />
Auswahl in die<br />
Qualifikation<br />
zur UEFA U21-<br />
EURO 2<strong>02</strong>3.<br />
Auf das Team von Gregoritsch<br />
warten in diesem Jahr<br />
sieben Qualifikationsspiele.<br />
Name in der Quali-Gruppe fehlt: Die ÖFB-<br />
Talente bekommen es mit Kroatien, Norwegen,<br />
Finnland, Aserbaidschan und Estland<br />
zu tun.<br />
„Die Gruppe ist sehr ausgeglichen. Es<br />
wird sicher kein Spaziergang, aber wenn<br />
wir unsere Stärken auf den Platz bringen<br />
und so auftreten wie zuletzt gegen Polen,<br />
dann brauchen wir uns vor keinem Gegner<br />
zu verstecken“, ist sich Werner Gregoritsch<br />
sicher.<br />
Fans als zusätzliche Motivation<br />
Bis Jahresende warten sieben Quali-Spiele<br />
auf die U21. Zeit, um zu experimentieren,<br />
bleibt da nicht. „Die Spieler setzen taktische<br />
Vorgaben sehr schnell um, das ist ein großer<br />
Faktor“, lobt der Teamchef.<br />
Ein zusätzlicher Faktor könnte sein,<br />
dass ab 19. Mai wieder Fans in die Stadien<br />
dürfen, also auch die Spiele gegen die Slowakei<br />
und der Quali-Auftakt gegen Estland<br />
vor Publikum stattfinden könnten.<br />
Der Teamchef hofft darauf: „Es wäre<br />
sensationell, wenn pünktlich zum Quali-Start<br />
wieder Fans kommen könnten. Ohne Fans<br />
wird dem Fußball viel weggenommen. Die<br />
Atmosphäre ist das, warum man Fußballer<br />
oder Trainer wird. Diese Gemeinschaft von<br />
Fans und Team, das fehlt mir extrem.“<br />
48<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
DER GESCHENK-<br />
GUTSCHEIN<br />
FÜR JEDE GELEGENHEIT
FRAUEN-AKADEMIE<br />
ÖFB Frauen-Akademie startet neu<br />
aufgestellt in die kommende Saison<br />
Die ÖFB Frauen-Akademie<br />
wird zum 10-jährigen Bestehen<br />
einer sportlichen<br />
und personellen Neuausrichtung<br />
unterzogen.<br />
Nach dem Abgang des bisherigen<br />
sportlichen Leiters Michael Steiner<br />
zum FC Basel haben ÖFB-Sportdirektor<br />
Peter Schöttel und Martin Scherb,<br />
Gesamtleiter der ÖFB-Talentausbildung,<br />
ein neues Konzept für die Spitzentalentfördereinrichtung<br />
des ÖFB im Bereich<br />
Frauenfußball erarbeitet und die personellen<br />
Ressourcen zur optimalen Entwicklung der<br />
besten Nachwuchsspielerinnen des Landes<br />
weiter verstärkt.<br />
Peter Grechtshammer übernimmt am<br />
1. Juli die neu geschaffene Position des<br />
Gesamtleiters der ÖFB Frauen-Akademie.<br />
Der 42-Jährige wechselt vom SK Rapid, wo<br />
er als Leiter Sportmanagement Rapid II,<br />
Akademie und Nachwuchs tätig war, nach<br />
St. Pölten. Der erfahrene Nachwuchstrainer<br />
war bereits bei Rapid in Zusammenarbeit<br />
mit dem ÖFB für die Installierung des Mädchenfußballprojekts<br />
UEFA Playmakers verantwortlich.<br />
Grechtshammer wird sich voll auf die<br />
Agenden der Gesamtleitung konzentrieren<br />
und die Position wird von der des Teamchefs<br />
des U19-Frauen-Nationalteams entkoppelt.<br />
Dieses Traineramt übernimmt künftig Johannes<br />
Spilka, der mit den SKN-St.-Pölten-Frauen<br />
zwei Meistertitel in der ÖFB Frauen Bundesliga<br />
holen konnte und auch beim SV Horn und<br />
der SG Austria Wien/USC Landhaus tätig war.<br />
Markus Hackl übergibt sein Amt als<br />
U17-Frauen-Teamchef an seinen langjährigen<br />
Assistenztrainer Patrick Haidbauer und widmet<br />
sich künftig verstärkt seiner Assistenztrainertätigkeit<br />
beim Frauen-Nationalteam.<br />
Zudem wird Hackl als „Talentcoach national“<br />
und ebenso wie Haidbauer weiter als Individualtrainer<br />
in der Akademie fungieren.<br />
Peter Grechtshammer ist<br />
neuer Leiter der Akademie<br />
in St. Pölten.<br />
Neue Aufgaben gibt es für<br />
Patrick Haidbauer (oben)<br />
und Johannes Spilka.<br />
Irene Fuhrmann, die nach dem Abgang<br />
von Michael Steiner interimistisch die sportliche<br />
Leitung übernommen hatte, wird zukünftig<br />
neben ihrer Tätigkeit als Teamchefin<br />
des Frauen-Nationalteams auch „Talentcoach<br />
international“ und soll die jungen ÖFB-<br />
Talente im Ausland nach dem Abgang aus<br />
der Akademie weiter in ihrer Entwicklung<br />
begleiten und die Schnittstelle zu den Vereinen<br />
bilden. Ihre Basis hat Fuhrmann weiterhin<br />
in den Räumlichkeiten der Akademie<br />
in St. Pölten.<br />
Neue organisatorische Leiterin der ÖFB<br />
Frauen-Akademie wird die ehemalige Nachwuchs-Nationalspielerin<br />
und Akademie-<br />
Absolventin Lisa Ehold, die vor einigen Jahren<br />
ihre aktive Karriere beendet hat und<br />
seither u. a. die Betreuung der Gegnerinnen<br />
des Frauen-Nationalteams im Rahmen der<br />
ÖFB-Heimspiele übernommen hatte und die<br />
ÖFB-Verantwortlichen von ihren Qualitäten<br />
überzeugen konnte. Ehold finalisiert im Sommer<br />
ihr Masterstudium Digital Marketing &<br />
Kommunikation an der FH St. Pölten.<br />
GEPA-PICTURES.COM (3)<br />
50<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
BUNDESLIGA<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
Bundesliga-Saisonfinale vor Fans<br />
Nach der Ankündigung der Bundesregierung, ab 19. Mai wieder Zuschauer bei<br />
Sportveranstaltungen zuzulassen, freuen sich die Klubs in bzw. ab der letzten Runde<br />
in der Tipico Bundesliga (21./22.05.) und der 2. Liga (23.05.), den Spielen im Europacup-Play-off<br />
und einer möglichen Relegation Zuschauer begrüßen zu dürfen. Gästefans<br />
wird – analog zur Vorgehensweise im Herbst – vorübergehend noch kein Zugang<br />
gewährt.<br />
Die Rahmenbedingungen wurden seitens der Bundesregierung mit maximal<br />
3.000 Zuschauern bzw. maximal 50 Prozent des Fassungsvermögens angekündigt.<br />
Weiters sollen eine FFP2-Masken-Pflicht, zugewiesene Sitzplätze, eine Registrierung<br />
und der Nachweis eines Tests, einer Impfung oder einer überstandenen Infektion<br />
die Voraussetzungen sein. Für die genaue organisatorische Abwicklung dieser Vorbedingungen<br />
und Maßnahmen warten die Bundesliga und ihre Klubs noch auf die<br />
Ausformulierung der entsprechenden Verordnung bzw. die genauen behördlichen<br />
Vorgaben für das jeweilige Heimstadion.<br />
„Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass Fußball ohne Fans unvollständig ist.<br />
Deshalb sind wir froh, dass endlich wieder Leben auf die Tribünen kommt und wir<br />
Fans in ihrem zweiten Zuhause begrüßen dürfen. Die rasche Umsetzung des ersten<br />
Öffnungsschrittes ist für uns ein erster wichtiger Startschuss, um hoffentlich schon<br />
bald wieder emotionale Spiele in voll besetzten Stadien erleben zu können“, freut<br />
sich der Bundesliga-Vorstandsvorsitzende Christian Ebenbauer.<br />
eBundesliga: Raiffeisen Club<br />
Presenting Partner des<br />
Einzelbewerbs<br />
Der Raiffeisen Club ist mittlerweile die dritte Saison<br />
Teil der eBundesliga und hat sein Engagement in<br />
dieser Zeit kontinuierlich ausgebaut. Beginnend mit<br />
der Premium-Partnerschaft in der ersten Saison kam<br />
im vergangenen Jahr das Bewerbssponsoring für den<br />
Rookies Cup hinzu. Als Zeichen einer erfolgreichen<br />
Zusammenarbeit wird der Raiffeisen Club ab sofort zusätzlich zum Sponsoring des Talentbewerbs und<br />
der Premium-Partnerschaft auch die Rolle des Presenting Partners des Einzelbewerbs einnehmen.<br />
Neben der Integration im Logo des Einzelbewerbs wird der Raiffeisen Club noch stärker bei den<br />
anstehenden eBundesliga-Majors und dem Einzelfinale präsent sein. Darüber hinaus wird der größte<br />
Freizeit-Club Österreichs als Brustsponsor des eBundesliga-Allstar-Teams im Finale des Einzelbewerbs<br />
zu sehen sein.<br />
CORNER <strong>02</strong>/21<br />
51
Die Landesverbände des ÖFB<br />
SALZBURG<br />
100 Jahre Salzburger<br />
Fußballverband<br />
Im Frühjahr 1921 fassten fünf lokale<br />
Fußballvereine den Entschluss, in<br />
Salzburg einen eigenen Verband<br />
zu gründen. 100 Jahre später sind<br />
25.000 Spielerinnen und Spieler in<br />
130 Vereinen organisiert.<br />
Am 15. April jährt sich zum einhundertsten<br />
Mal, dass Vertreter der Vereine<br />
SAK 1914, FC Nordstern, Itzlinger<br />
Sportclub, 1. Oberndorfer SK 1920<br />
und Amateur Sportclub im Salzburger<br />
Gasthof Sternbräu Paul Massiczek zum ersten<br />
Präsidenten des Salzburger Fußballverbandes<br />
wählten. Im Protokoll hieß es unter<br />
anderem: „Die vornehmste Aufgabe wird es<br />
sein, den Sport im Land Salzburg zu fördern,<br />
die Sportdisziplin auf jene Höhe zu bringen,<br />
wie sie z. B. in England vorbildlich ist.“<br />
Trotz vieler einschneidender Ereignisse<br />
und zahlreicher Stolpersteine verbindet seither<br />
die Leidenschaft für den Fußball tausende<br />
Menschen, die Woche für Woche ihrem<br />
Lieblingssport in organisierten Bewerben<br />
nachgehen. In diesen 100 Jahren hat sich<br />
auch einiges geändert: 130 Vereine, über<br />
25.000 Spieler, zahlreiche Trainer, Betreuer<br />
und Funktionäre sowie über 200 Schiedsrichter<br />
gehören heute zum großen Miteinander<br />
im Salzburger Fußballverband. Und<br />
man entwickelte sich vom reinen Spielbetriebsabwickler<br />
zu einem Dienstleister für<br />
alle Fußballfragen.<br />
Lediglich das Spiel ist gleich geblieben<br />
– und die Begeisterung, selbst in schwierigen<br />
Zeiten wie diesen, in der sich Gesellschaft<br />
und Sport im Würgegriff des Coronavirus<br />
befinden.<br />
Fußball steht für Leidenschaft, Leistung<br />
und Tore, Fußball ist aber auch sinnvolle<br />
Freizeitbetätigung und gleichzeitig Gemeinschaft,<br />
Identität, Prophylaxe für Zivilisationskrankheiten<br />
sowie die beste Möglichkeit zur<br />
Integration.<br />
Fußball nimmt eine wertvolle gesellschaftliche<br />
Rolle ein und wird dieser nach Überwindung<br />
der Coronapandemie auch zukünftig<br />
wieder in vollem Ausmaß gerecht werden.<br />
Für das alles steht der Salzburger Fußballverband<br />
mit seinen Vereinen, dort, wo<br />
seit 100 Jahren Fußball erlebt wird.<br />
Dr. Herbert Hübel führt den<br />
Salzburger Fußballverband<br />
in seiner mittlerweile<br />
sechsten Amtszeit.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
An der Spitze des Salzburger Fußballverbandes<br />
steht Präsident Dr. Herbert Hübel,<br />
der im Rahmen der ordentlichen Hauptversammlung<br />
des SFV Anfang 2<strong>02</strong>0 für vier<br />
Jahre einstimmig wiedergewählt wurde. Der<br />
63-jährige Rechtsanwalt, der seit 2001 an<br />
der Spitze des SFV steht, leitet somit in seiner<br />
sechsten Amtszeit die Geschicke des<br />
Verbandes.<br />
Das 100-Jahr-Jubiläum ist nicht nur ein<br />
Grund, um SFV-Präsident Dr. Herbert Hübel,<br />
Geschäftsführer Peter Haas und ihrem gesamten<br />
Team herzlich zu gratulieren, sondern<br />
auch, um im Namen des Fußballs Danke zu<br />
sagen für den Einsatz, das Engagement und<br />
die Begeisterung für unseren Sport.<br />
52<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
Felbermayr steht für mehrere Geschäftsfelder, die sich gegenseitig hervorragend<br />
ergänzen: Transport- und Hebetechnik einerseits und Bau andererseits.<br />
Im Transportbereich sind die Verkehrsträger Schiene, Straße und Wasser vollständig<br />
integriert. Großzügige Lagermöglichkeiten und Industriehäfen für den<br />
Umschlag schwerster Güter ergänzen das Angebot.<br />
Im Bereich Bau verfügt Felbermayr über eine umfassende Dienstleistungspalette<br />
– vom klassischen Tief- und Hochbau bis hin zu technisch anspruchsvollen<br />
Sonderlösungen in hochalpinem Gelände.
Die Landesverbände des ÖFB<br />
OBERÖSTERREICH<br />
Neue starke Partner an Bord,<br />
große Reichweite im Netz<br />
Abseits der bedauerlichen Zwangspausen im<br />
Spielbetrieb hat der OÖ FUSSBALLVERBAND<br />
während der Pandemie im Bereich Marketing<br />
und Kommunikation viele nachhaltige Weichen<br />
gestellt: Mit Admiral Sportwetten, Aquinocare,<br />
den startup®-fahrschulen und Wertpräsent konnten gleich vier<br />
neue Partner gewonnen werden! „Das zeichnet starke Unternehmen<br />
aus, wenn sie in Krisenzeiten weitblickend agieren<br />
und den Mehrwert eines Engagements im Amateurfußball<br />
erkennen, zumal<br />
unsere Mitgliedsvereine<br />
davon direkt<br />
profitieren können.<br />
Ein Dank gebührt<br />
auch vielen weiteren<br />
Partnern, die ihre<br />
Kooperation verlängert<br />
haben“, weiß<br />
OÖFV-Marketingleiter<br />
Ronald Riepl. Ein echter Erfolg sind zudem die neuen<br />
Social-Media-Kanäle unter www.facebook.com/ooefv und<br />
www.instagram.com/ooefv – das Top-Posting im ersten Jahr<br />
erreichte über 62.000 Menschen! Ein weiterer Meilenstein ist<br />
der Relaunch der Webseite, der im Sommer abgeschlossen<br />
wird und den OÖ FUSSBALLVERBAND mit noch mehr Benutzerfreundlichkeit<br />
punkten lässt.<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
Neue Ideen in Hülle<br />
und Fülle!<br />
Großer Rücklauf beim vom NÖFV ausgeschriebenen Ideenwettbewerb!<br />
Mit insgesamt 117 Eingaben, die vom NÖFV-<br />
Präsidium als Jury bewertet und prämiert werden, wurden alle<br />
Erwartungen übertroffen. Der Nachwuchs hat am meisten<br />
bewegt! Von Änderung der Spielfeldgröße und Spielformen<br />
über Stichtagsänderung, Fördersystem, Trainerhonoraren,<br />
Trainingsformen und mehr Fair Play unter den Vereinen und<br />
Betreuer(inne)n bis hin<br />
zur Zusammenlegung<br />
von Jugendhauptgruppen.<br />
Alles war dabei.<br />
Ein Cupbewerb in den<br />
unteren Ligen der Erwachsenen<br />
stand ebenfalls<br />
oft am Wunschzettel.<br />
Sehr ausführlich hat<br />
ein Ideen geber auch die<br />
Digitalisierung und die<br />
Kommunikation Verband–Verein<br />
betrachtet<br />
und durchaus brauchbare Vorschläge unterbreitet. Nicht zu kurz<br />
kam auch das Thema Frauen im Sport, Frauen im Fußball/Verein<br />
als Funktionärin, Trainerin oder auch Schiedsrichterin. Die Gremien<br />
des NÖFV werden sich demnächst mit den speziellen<br />
Eingaben beschäftigen. In den „Top 3“ landeten die Ideen<br />
und Konzepte von Maximilian Doller, Christian Pock und Lucia<br />
Supkova. Der NÖFV dankt für die zahlreiche Beteiligung quer<br />
durchs Land, will auch in seinem Magazin „Blau Gelber Fußball“<br />
berichten und über die Fortschritte am Laufenden halten.<br />
KÄRNTEN<br />
Kärntnerin sorgt für<br />
Schlagzeilen<br />
17 Spiele in Serie haben die Damen des FC Bayern München in<br />
der deutschen Frauen-Bundesliga gewonnen, in der 18. Partie<br />
gegen die TSG Hoffenheim setzte es den ersten Punkteverlust<br />
in der laufenden Saison! Und ausgerechnet eine Kärntnerin<br />
war maßgeblich<br />
daran beteiligt, denn<br />
Katharina Naschenweng,<br />
die seit nunmehr<br />
drei Jahren<br />
für Hoffenheim am<br />
grünen Rasen einläuft,<br />
erzielte in der<br />
68. Spielminute<br />
den wichtigen Ausgleichstreffer,<br />
fünf<br />
Minuten später sorgte<br />
ihre österreichische<br />
Teamkollegin<br />
Nicole Billa für das<br />
entscheidende 3:2.<br />
Naschenweng ging durch die Kärntner Fußballschule. Die heute<br />
24-Jährige begann ihre sportliche Karriere beim SV Rothenthurn.<br />
Im Landesausbildungszentrum (LAZ) Kärnten erkannte<br />
man ihr Talent und sie wurde in die Auswahlmannschaft des<br />
Kärntner Fußballverbandes (KFV) einberufen, ehe die Oberkärntnerin<br />
von Sturm Graz nach Deutschland wechselte.<br />
Regelmäßig streift sie sich auch den Dress des Frauen-Nationalteams<br />
über. „Wir sind stolz auf Katharina, sie ist ein Vorbild<br />
für viele fußballbegeisterte Mädchen in Kärnten und Osttirol“,<br />
lobt KFV-Präsident Mag. Klaus Mitterdorfer ihre Leistungen.<br />
„Sie ist der beste Beweis, dass Ehrgeiz und Fleiß, gepaart mit<br />
Talent, belohnt werden.“<br />
BURGENLAND<br />
Offensive im Mädchenfußball<br />
Die fünf burgenländischen Stützpunkte durften<br />
wieder für fußballbegeisterte Mädchen<br />
öffnen! Die Stützpunkttrainings sind ein wesentlicher<br />
Teil des Projekts zur Förderung des<br />
Mädchenfußballs. Sie sollen Anfängerinnen und auch Vereinsspielerinnen<br />
in gemischten Teams die Möglichkeit bieten, nur<br />
mit Mädchen trainieren zu können. In fünf Bezirken, aufgeteilt<br />
von Frauenkirchen ganz im Norden bis Unterschützen im Südburgenland,<br />
sind Mädels von 6 bis 14 Jahren willkommen.<br />
Trainiert werden sie von jeweils<br />
drei ausgebildeten TrainerInnen.<br />
Von 15 Übungsleitern sind<br />
13 weiblich! Das Interesse der<br />
Mädchen, an den Trainings teilzunehmen,<br />
ist groß. So kamen<br />
gar 14 Kinder zum Schnuppern<br />
nach Deutschkreutz. Ganz ähnlich<br />
verhält es sich mit den anderen<br />
Stützpunkten. An die 60 Mädchen<br />
haben unsere Trainerinnen<br />
in der ersten Trainingswoche<br />
nach dem Wiederbeginn unter<br />
allen erforderlichen Coronamaßnahmen<br />
betreut.<br />
KFV<br />
54<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
VORARLBERG<br />
Vorarlberger Nachwuchs<br />
für Österreich!<br />
Das österreichische Frauen-U17-Nationalteam (01.01.2005) wird<br />
von Montag, 10.05.2<strong>02</strong>1, bis Donnerstag, 20.05.2<strong>02</strong>1, einen<br />
Trainingslehrgang in Bregenz mit zwei Freundschaftsspielen<br />
gegen die Schweiz und einem internen Testspiel bestreiten.<br />
Mit Vorarlberger Girl Power! Der ÖFB nominierte für diesen<br />
Lehrgang unter anderem Vanessa Gajdek, Linda Natter und<br />
Emilia Purtscher (FFC Vorderland). Weiters sind Selina Albrecht<br />
(FC Alberschwende), Cheyenne Benneker (FC Lustenau), Selina<br />
Selina Gmeiner (FC Dornbirn),<br />
Rebecca Lins (SV Frastanz),<br />
Michaela Walter (FFC Vorderland)<br />
und Paulina Winsauer<br />
(SC Admira Dornbirn) auf<br />
Abruf. Ins U15-Nationalteam<br />
wurde AKA-Vorarlberg-Spieler<br />
Muhammed Canazlar (FC<br />
Hard) einberufen. Bei einem<br />
viertägigen Lehrgang stehen<br />
sechs Trainingseinheiten an,<br />
bei dem der Vorarlberger sein<br />
Können unter Beweis stellen<br />
kann. Wir gratulieren zur Einberufung<br />
und wünschen eine<br />
erfolgreiche und verletzungsfreie<br />
Zeit beim Nationalteam!<br />
Emilia<br />
Purtscher<br />
WIEN<br />
Digitalisierungskonzept<br />
des WFV<br />
Innovation pur beim Wiener Fußball-Verband! Gemeinsam<br />
mit dem Digitalexperten Roland Schmid wird der WFV alle<br />
Stadtligaklubs in der Spielsaison 2<strong>02</strong>1/22 mit einem Full-HD-<br />
Kamerasystem inklusive intelligenter Software ausstatten.<br />
Und das kostenlos! WFV-Präsident Robert Sedlacek zeigt<br />
sich über das Digitalisierungskonzept sehr erfreut: „Die<br />
technologische Aufholjagd zu den Profivereinen beginnt mit<br />
diesem ehrgeizigen Pilotprojekt. Es wird unseren Klubs der<br />
Wiener Stadtliga neue Möglichkeiten im sportlichen und<br />
wirtschaftlichen Bereich bieten. Den Sponsoren werden dadurch<br />
neue Türen zu einer breiteren Zielgruppe geöffnet. Es<br />
werden somit attraktive Rahmenbedingungen geschaffen.“<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
TIROL<br />
„Mädels, gemma kicken!“<br />
Beim Projekt „Mädels, gemma kicken!“ bieten<br />
teilnehmende Vereine kostenlos und unverbindlich<br />
ein Schnuppertraining für Mädchen im Alter von<br />
9 bis 14 Jahren an. Das Projekt wird vom Tiroler<br />
Fußballverband organisiert. Für die teilnehmenden<br />
Mädchen gibt es coole Shirts und Give-aways. Mitmachen dürfen<br />
alle Mädchen, die gern Fußball spielen möchten: Mädels,<br />
die noch nie in einem Verein gespielt haben und neu anfangen<br />
wollen, aber auch jene, die schon bei den Burschen gespielt haben<br />
und dort nicht mehr spielen möchten. Mit diesem Projekt<br />
soll ihnen eine Alternative geboten werden, damit sie weiter<br />
am Ball bleiben. Bei Fragen oder Interesse kann auch gern<br />
direkt per Mail an frauenreferat@tfv.at mit dem Referat für<br />
Mädchen- und Frauenfußball Kontakt aufgenommen werden.<br />
STEIERMARK<br />
Förderpaket II des StFV<br />
für seine Vereine<br />
Das StFV-Präsidium hat aufgrund der weiterhin unsicheren<br />
Situation ein zweites Förderpaket für seine Vereine<br />
geschnürt. Die Eckpunkte des vorerst mit 300.500 Euro<br />
dotierten Förderpakets II lauten wie folgt:<br />
NEUANMELDUNGEN: Aufgrund des massiven Rückgangs<br />
bei Neuanmeldungen von Spielerinnen und Spielern wird<br />
durch eine Sondermaßnahme gegenzusteuern versucht.<br />
Für die Neuanmeldung durch StFV-Vereine wird vom<br />
1. Jänner bis 31. Juli 2<strong>02</strong>1 keine Anmeldegebühr an seine<br />
Vereine verrechnet, d. h., alle derartigen<br />
Meldungen werden kostenfrei durchgeführt.<br />
Volumen: ca. 15.000 €.<br />
NETZWERKGEBÜHR SAISON<br />
2<strong>02</strong>0/21: Die Netzwerkgebühr<br />
wird um knapp 60 % reduziert,<br />
das entspricht einem<br />
Volumen von 82.500 €.<br />
NACHWUCHSTRAINER-<br />
SUBVENTION 2<strong>02</strong>0/21:<br />
DieNachwuchstrainersubven<br />
tion von 120.000 €<br />
kommt zur Gänze zur Ausschüttung,<br />
wodurch auch der<br />
Anteil für das Frühjahr mit einem<br />
Betrag von 60.000 € unseren Vereinen<br />
zugutekommt.<br />
BONUS FÜR MEHR AN NACHWUCHSMANNSCHAFTEN<br />
2<strong>02</strong>0/21: Die Bonusbeträge für die Führung von einem<br />
Mehr an Nachwuchsmannschaften kommen an die<br />
betroffenen Vereine zur Gänze zur Auszahlung. Volumen:<br />
15.500 €.<br />
GUTSCHEINAKTION 2<strong>02</strong>0/21: Die Gutscheinaktion<br />
2<strong>02</strong>0/21 wird zur Gänze ausgeschüttet. Das Volumen für<br />
das Frühjahr 2<strong>02</strong>1 beträgt 127.500 €.<br />
Uns ist bewusst, dass diese Maßnahmen für den einzelnen<br />
Verein überschaubare Beträge bringen, aber wir wollen<br />
ein Zeichen setzen, dass wir für unsere Vereine auch in<br />
diesen schwierigen Zeiten aktiv sind.<br />
STFV<br />
WFV<br />
CORNER <strong>02</strong>/21 55
TEXT MICHAEL GRASWALD<br />
Auf der Zielgeraden<br />
Zur neuen Saison wird<br />
in der Bundes liga der<br />
VAR eingeführt. Die<br />
Vorbereitungen dafür<br />
stehen kurz vor dem<br />
Abschluss.<br />
Im Jänner 2<strong>02</strong>0 fand die erste VAR-Schulung<br />
für die heimischen Schiedsrichter<br />
statt. Mit Juli, wenn die Tipico Bundesliga<br />
in die neue Saison geht, wird der Video<br />
Assistant Referee (VAR) in der höchsten<br />
Spielklasse Einzug halten. Hinter den Verantwortlichen<br />
liegen nicht nur wegen der<br />
Coronapandemie herausfordernde Monate.<br />
Nun befindet sich das gemeinsame<br />
Prestigeprojekt der Bundesliga und des ÖFB<br />
auf der Zielgeraden. Trotzdem warten noch<br />
Herausforderungen auf die Verantwortlichen,<br />
die Bundesligisten, aber auch die Öffentlichkeit.<br />
„Generell habe ich ein positives Gefühl,<br />
wenn ich an die Einführung denke. Was wir<br />
Verantwortlichen uns wünschen, ist, dass<br />
der VAR in den ersten Runden einen guten<br />
Start hinlegt, weil sonst alles schnell infrage<br />
gestellt wird“, so Andreas Fellinger (ÖFB<br />
Elite Referee Manager)<br />
Finale Schritte in vielen Bereichen<br />
63 Schiedsrichter und Assistenten werden<br />
Ende Juni ihre VAR-Ausbildung abgeschlossen<br />
haben. Sie haben damit die Grundlage<br />
dafür gelegt, auch weiterhin bei Spielen der<br />
höchsten Spielklasse amtieren zu dürfen.<br />
Im Mai finden die letzten Seminare für<br />
die Unparteiischen statt. Bei der finalen<br />
Ausbildungsstufe sind die Referees unter<br />
Realbedingungen gefordert, leiten erstmals<br />
Partien (jeder Referee zwei) mit VAR über<br />
die vollen 90 Minuten. Erschwert wird das<br />
Prozedere durch die Coronasituation, die es<br />
für die Verantwortlichen schwierig macht,<br />
zwei Teams zu finden, die zu Testzwecken<br />
gegeneinander antreten.<br />
Auch auf der technischen Seite gibt es<br />
Finalisierungsbedarf. Der größte Faktor dabei<br />
werden die Abnahmen in den Stadien<br />
der Bundesligisten sein. Diese sollen im Juni<br />
stattfinden. Besonders für den Aufsteiger<br />
aus der 2. Liga bleibt wenig Zeit, um die<br />
Anforderungen umzusetzen.<br />
Mit Einführung nicht getan<br />
Klar ist, dass die VAR-Zentrale in Wien ihren<br />
Platz haben wird. Der technische Partner<br />
Hawk-eye wird in Kürze am Standort mit den<br />
Umbaumaßnahmen beginnen und ihn mit<br />
dem technischen Equipment ausstatten.<br />
Ab dem Zeitpunkt der Einführung wird<br />
Andreas Fellinger als Hauptansprechpartner<br />
in der ÖFB-Geschäftsstelle für VAR-Themen<br />
fungieren. Er zieht bisher ein positives<br />
Resümee: „Natürlich ist es für die Schieds-<br />
Volle Konzentration:<br />
Vor den Bildschirmen<br />
im VAR-Room muss<br />
schnell, aber auch<br />
gründlich gearbeitet<br />
werden.<br />
56<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
ichter eine völlig neue Form der Spielleitung,<br />
aber das Fazit ist sehr positiv. Die<br />
Schiedsrichter sind sehr motiviert, das hat<br />
mir gut gefallen.“<br />
Doch mit der Einführung ist es nicht<br />
getan, wie er erklärt:„Besonders wichtig<br />
wird sein, dass es eine klare Linie bei den<br />
VAR-Entscheidungen gibt. Das wird die<br />
große Challenge. Genauso müssen wir<br />
ein Gefühl dafür bekommen, welche Kamera<br />
uns die beste Sicht auf die Situation<br />
liefern kann.“ Eine Aufstockung der VAR<br />
Instructors (aktuell vier) ist vorerst nicht<br />
geplant: „Wie international üblich haben<br />
wir diese Gruppe recht klein gehalten. So<br />
ist es leichter, die Linie zu vereinheitlichen.<br />
In Zukunft kann eine Aufstockung aber<br />
natürlich ein Thema werden“, so Fellinger,<br />
der selbst Instructor ist.<br />
Aufklärungsarbeit<br />
Für die Bundesliga steht zu diesem Zeitpunkt<br />
ein weiterer Aspekt einer gelungenen<br />
Einführung im Zentrum des Interesses.<br />
Die Verantwortlichen der Liga unter<br />
Mag. David Reisenauer (Vorstand Spielbetrieb)<br />
starteten eine Kommunikationsoffensive,<br />
um Medien und Vereine über<br />
den VAR zu informieren.<br />
„Derzeit arbeiten wir sehr intensiv<br />
daran, der Öffentlichkeit und vor allem den<br />
Fans den VAR näherzubringen. Unser Ziel<br />
ist dabei insbesondere, eine positive Stimmung<br />
für den VAR zu schaffen und ganz<br />
klar aufzuzeigen, was der VAR kann, aber<br />
auch, was er nicht kann oder darf. Fußball<br />
ist hochemotional, deshalb ist es wichtig,<br />
Missverständnisse über die Funktionalität<br />
des VAR bereits im Vorfeld so gut wie<br />
möglich zu vermeiden“, so Reisenauer.<br />
Besonders dem TV-Übertragungspartner<br />
Sky kommt dabei eine wichtige<br />
Aufgabe zu, wie auch der Bundesliga-<br />
Vorstand erklärt: „Mit unseren Kommunikationsmaßnahmen<br />
wollen wir sämtliche<br />
Zielgruppen auf unterschiedlichen Wegen<br />
erreichen. Ein besonders wichtiger Aspekt<br />
ist die Kommunikation in Stadion und TV.<br />
Deswegen arbeiten wir mit unseren Klubs<br />
und unserem TV-Partner Sky, die während<br />
der Meisterschaft wichtige Kommunikatoren<br />
rund um den VAR sind, intensiv zusammen.“<br />
Die Bundesliga hofft, mit der Kommunikationsoffensive<br />
eine positive Grund-<br />
ÖFB/PAUL GRUBER (2)<br />
stimmung dem VAR gegenüber vermitteln<br />
zu können. „Der VAR wird den Fußball in<br />
der Tipico Bundesliga gerechter machen<br />
und den Schiedsrichtern helfen, bei offensichtlichen<br />
Fehlentscheidungen die richtige<br />
Entscheidung zu treffen. Man darf aber<br />
nie außer Acht lassen, dass der VAR zwar<br />
wie ein Airbag funktioniert, der in der richtigen<br />
Situation aufgehen kann, um den<br />
Schiedsrichter zu unterstützen, aufgrund<br />
der klar definierten Einsatzgebiete ist er<br />
aber auch kein Allheilmittel und die Letztentscheidung<br />
wird immer der Schiedsrichter<br />
auf dem Platz treffen“, dämpft Reisenauer<br />
zu hohe Erwartungen.<br />
VORBILDER<br />
UND IMPULSE<br />
VON ROBERT SEDLACEK<br />
Vorsitzender der ÖFB-Schiedsrichterkommission<br />
Mit Beginn der<br />
Saison 2<strong>02</strong>1/22<br />
wird der VAR auch<br />
in der österreichischen<br />
Bundesliga<br />
eingeführt.<br />
Wir dürfen uns zum Ende dieser so außergewöhnlichen Saison über<br />
eine große Auszeichnung für das heimische Schiedsrichterwesen<br />
freuen. Die UEFA hat Sara Telek als Schiedsrichterassistentin für das<br />
Frauen-Champions-League-Finale zwischen dem FC Chelsea und dem<br />
FC Barcelona nominiert. Damit ist erstmals eine ÖFB-Schiedsrichterin<br />
beim bedeutendsten Frauenfußballspiel auf europäischer Klubebene im<br />
Einsatz. Seit ihrer Teilnahme am UEFA CORE-Seminar für Elite-Schiedsrichter-Assistentinnen<br />
im Jahr 2019 hat Sara Telek durch intensives regelmäßiges<br />
Coaching die nächsten Schritte gemacht und ist damit ein<br />
Vorbild für viele junge Kolleginnen und Kollegen. Nun haben im Rahmen<br />
des CORE-Programms weitere jungen ÖFB-Schiedsrichterinnen eine<br />
Möglichkeit, eine ähnliche Karriere hinzulegen. Vorbilder wie diese wird<br />
es auch brauchen, um nach dem für Vereine und Aktive so herausfordernden<br />
Jahr auch im Schiedsrichterwesen für neue Motivation, frischen<br />
Mut und einen ambitionierten Neustart auch in den unteren Spielklassen<br />
zu sorgen. Mein Appell an alle Kolleginnen und Kollegen lautet:<br />
Starten wir gemeinsam wieder durch und bleibt bitte dem Fußball und<br />
dem Schiedsrichterwesen erhalten! Ohne euch gibt es kein Spiel!<br />
Einen echten Neustart erleben wir im kommenden Jahr in der Bundesliga.<br />
Die Ausbildungsprogramme für den VAR sind fast abgeschlossen<br />
und wir freuen uns, wenn wir mit diesem immensen Impuls in die<br />
kommende Saison gehen!<br />
CH. HOFER<br />
KOMMENTAR<br />
CORNER <strong>02</strong>/21 57
TEXT GERHARD GERSTENMAYER, JOHANN HECHTL<br />
Direkt oder indirekt,<br />
das ist hier die Frage<br />
In dieser Ausgabe des ÖFB CORNER beschäftigen wir<br />
uns mit einer speziellen Art der Spielfortsetzung,<br />
nämlich dem „indirekten Freistoß“.<br />
Wann kann der Schiedsrichter<br />
überhaupt dem gegnerischen<br />
Team einen Freistoß<br />
(direkt oder indirekt) zusprechen?<br />
Dazu muss ein Vergehen<br />
eines Spielers, eines<br />
Auswechselspielers, ausgewechselten<br />
Spielers oder auch (das ist neu<br />
seit 2016) eines ausgeschlossenen Spielers<br />
oder eines Teamoffiziellen vorliegen. Wesentlich<br />
ist, dass zum Zeitpunkt des Vergehens<br />
der Ball im Spiel war, weshalb der Schiedsrichter<br />
auch auf das Vergehen zurückgreifen<br />
kann, wenn der Ball danach aus dem Spielfeld<br />
rollt, oder der Schiedsrichter wegen eines<br />
anderen Vorfalls pfeift, somit das Spiel unterbricht<br />
und auf ein unmittelbar zuvor erfolgtes<br />
Vergehen zurückgreift.<br />
Diese Vergehen sind nicht ausschließlich<br />
in der IFAB-Spielregel 12 zu finden, sondern<br />
auch in weiteren Spielregeln sind Situationen<br />
angeführt, bei deren Vorfall der Unparteiische<br />
auf einen Freistoß zu entscheiden hat.<br />
Erweitert wurde das Regelwerk auch<br />
dahingehend, dass der Tatort für das Vergehen<br />
nicht auf dem Spielfeld sein muss, sondern<br />
zusätzlich Vergehen außerhalb des Spielfeldes<br />
(z. B. in der Coaching-Zone, hinter dem Tor)<br />
entsprechend zu sanktionieren sind und ein<br />
Freistoß – oder sogar ein Strafstoß – verhängt<br />
werden darf.<br />
Mit den allgemeinen Bestimmungen<br />
über die Freistoßausführung haben wir uns<br />
bereits in der CORNER-Ausgabe 04/2019 be<br />
schäftigt, jetzt wollen wir speziell den „indirekten<br />
Freistoß“ beleuchten.<br />
Direkt oder indirekt,<br />
das ist hier die Frage<br />
Wann sich der Schiedsrichter für welche<br />
Freistoßart entscheidet, obliegt weder seiner<br />
Laune noch seinem Bauchgefühl, dazu gibt<br />
ihm das Regelwerk klare Vorgaben.<br />
Einige Beispiele von Vergehen, für die ein<br />
indirekter Freistoß zu verhängen ist:<br />
Der häufigste Grund ist wohl die „strafbare<br />
Abseitsstellung“. Dazu wäre gleichzeitig zu<br />
erwähnen, dass der Ort des folgenden indirekten<br />
Freistoßes nicht mehr die Stelle ist,<br />
wo der Angreifer sozusagen im Abseits stand,<br />
sondern dort, wo er aktiv am Spiel teilnimmt<br />
und somit strafbar wird. Beispiel: Ein Angreifer<br />
steht in der gegnerischen Hälfte „grundsätzlich<br />
im Abseits“, die Flanke von seinem<br />
Verteidiger in seine Richtung fällt zu kurz aus,<br />
weshalb er in die eigene Spielhälfte zurückläuft<br />
und dort den Ball annimmt. Also liegt der<br />
Abspielort des indirekten Freistoßes wegen<br />
„Abseits“ in der eigenen Spielhälfte, da der<br />
Angreifer erst durch das Spielen des Balls in<br />
der eigenen Spielhälfte eine strafbare Abseitsstellung<br />
verursacht hatte. Dies war zu Beginn<br />
dieser Regeländerung bestimmt für viele<br />
Spieler und Zuseher gewöhnungsbedürftig.<br />
Weitere Beispiele:<br />
Alle verbalen Vergehen, Verstoß gegen die<br />
58<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
Ausgestreckter<br />
Arm nach oben:<br />
So zeigt der<br />
Schiedsrichter<br />
einen indirekten<br />
Freistoß an.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
und geht der Ball direkt ins Tor, muss der Freistoß<br />
wiederholt werden.<br />
Geht ein korrekt angezeigter indirekter<br />
Freistoß direkt ins gegnerische Tor, wird auf<br />
Abstoß entschieden. Geht ein (direkter oder<br />
auch indirekter) Freistoß direkt ins eigene Tor,<br />
wird auf Eckstoß entschieden.<br />
Zuspielbestimmung (bekannt als sogenannte<br />
„Rückpassregel“), zu lange Ballkontrolle des<br />
Torhüters (mehr als 6 Sekunden), Behinderung<br />
des Torhüters bei der Ballfreigabe (Ausschuss),<br />
unmittelbare „Doppelberührung“ nach einem<br />
Freistoß, Abstoß, Eckstoß, Anstoß, Einwurf<br />
durch den ausführenden Spieler (ausgenommen<br />
strafbares Handspiel); einige Vergehen<br />
bei der Strafstoßausführung (unzulässiges<br />
Antäuschen, vorzeitiges Eindringen …) wie<br />
auch gefährliches Spiel (z. B. hoher Fuß ohne<br />
Kontakt).<br />
Zeichen für einen indirekten Freistoß:<br />
Entscheidet der Schiedsrichter auf indirekten<br />
Freistoß, hebt er unmittelbar mit dem Pfiff<br />
einen Arm über den Kopf. Somit ist klar kommuniziert,<br />
dass in weiterer Folge die direkte<br />
Torerzielung nicht möglich ist, da der Ball zuvor<br />
von einem anderen Spieler berührt werden<br />
muss, also ein weiterer „Ballkontakt“, egal,<br />
ob von einem Mitspieler oder Gegenspieler,<br />
notwendig ist.<br />
Sollte die Ausführung länger dauern (z. B.<br />
Spielerwechsel, Verletzungsbehandlung), darf<br />
der Schiedsrichter zwar den Arm senken,<br />
muss ihn aber in jedem Fall bei der Ausführung<br />
bzw. seiner Ballfreigabe mittels Pfiff erneut<br />
heben und so lange halten, bis der Ball von<br />
einem weiteren Spieler berührt wurde, aus<br />
dem Spiel geht oder mit Sicherheit nicht direkt<br />
ins Tor gehen kann.<br />
Vergisst der Referee bei der Ausführung<br />
des indirekten Freistoßes den Arm zu heben<br />
So geht’s richtig:<br />
Wie bei einem direkten Freistoß ist der Ort<br />
der Freistoßausführung auch bei einem indirekten<br />
Freistoß grundsätzlich der Ort des<br />
Vergehens auf dem Spielfeld, also dort, wo<br />
z. B. der kritisierende Spieler stand. Für Vergehen<br />
außerhalb des Spielfeldes ist der Ort<br />
der Freistoßausführung an der Stelle der Begrenzungslinie<br />
(Seitenlinie oder Torlinie), die<br />
dem Ort des Vergehens am nächsten liegt<br />
(der Trainer kritisiert in seiner Coaching-Zone<br />
den Schiedsrichter, dieser unterbricht das<br />
Spiel und verwarnt den Trainer; der indirekte<br />
Freistoß wird an der Seitenlinie auf Höhe der<br />
Stelle ausgeführt, wo der Trainer beim Kritisieren<br />
stand).<br />
Für Vergehen, bei denen ein Spieler ohne<br />
Erlaubnis des Schiedsrichters das Spielfeld<br />
betritt, wiederbetritt oder verlässt, ist der Ort<br />
der Freistoßausführung dort, wo sich der Ball<br />
zum Zeitpunkt der Spielunterbrechung befand.<br />
Bei der Ausführung eines indirekten<br />
Freistoßes für das angreifende Team nach<br />
einem Vergehen im Torraum der Verteidigung<br />
(Verstoß gegen die Zuspielbestimmung, zu<br />
langes Ballhalten des Torhüters …) wird der<br />
Ball vom nächsten Punkt auf der Torraumlinie,<br />
die parallel zur Torlinie verläuft, aufgelegt. Die<br />
Verteidiger stehen entweder im Tor auf der<br />
Torlinie oder zumindest 9,15 Meter vom Ball<br />
entfernt. Diese Position der Verteidiger gilt<br />
auch, wenn der Ort der Freistoßausführung<br />
näher als 9,15 Meter zum gegnerischen Tor<br />
ist. Da ist jeder Schiedsrichter gefordert, auf<br />
eine ordnungsgemäße Positionierung und<br />
Durchführung zu achten, bestimmt eine seltene,<br />
aber doch sehr selektive Aufgabe.<br />
Jedenfalls ist bei einem indirekten wie<br />
bei einem direkten Freistoß der Ball im Spiel,<br />
wenn er mit dem Fuß gespielt wird und sich<br />
eindeutig bewegt, also ist weder „eine Ballumdrehung“<br />
notwendig, noch genügt ein<br />
kurzes Antippen. Beides wurde in den letzten<br />
Jahren durch „eindeutig bewegt“ ersetzt, das<br />
ebenfalls vom Schiedsrichter zu kontrollieren<br />
und zu beurteilen ist.<br />
CORNER <strong>02</strong>/21 59
Mixed Zone<br />
VON AKTUELL BIS ZEITLOS<br />
TRAUER UM<br />
ALFRED<br />
TEINITZER<br />
Der ÖFB und die österreichische Fußballfamilie<br />
trauern um Alfred Teinitzer, der im<br />
April im 92. Lebensjahr verstorben ist.<br />
Der am 29. Juli 1929 geborene Alfred<br />
Teinitzer kam zunächst über den LAC<br />
und Simmering zum SK Rapid und wechselte<br />
1952 schließlich zum LASK. Dort<br />
erspielte er sich als Mittelfeldspieler seine<br />
Stammposition sowie die Kapitänsschleife,<br />
bevor er seine aktive Spielerkarriere<br />
beim SVS Linz ausklingen ließ.<br />
Mit Alfred Teinitzer muss sich der ÖFB<br />
vom letzten Spieler aus dem österreichischen<br />
Kader der legendären WM 1954<br />
in der Schweiz verabschieden, wo das<br />
Natio nalteam Platz 3 holte. Dieser wird<br />
noch immer als größter Erfolge in der österreichischen<br />
Fußballgeschichte gefeiert.<br />
„Hier tippt Österreich!“ –<br />
tipp3-Spot mit Franco Foda<br />
U<br />
nvergessene Fußballpartien, legendäre Interviews, denkwürdige Duelle,<br />
Siege für die Ewigkeit oder bittere Niederlagen: Die österreichische<br />
Sportgeschichte lässt keinen Fan kalt. Und genau diese Liebe zum Sport<br />
– von den ganz großen Stadien bis hin zum Dorfplatz – inszeniert die neue tipp3-<br />
Kampagne, die gemeinsam mit der Agentur Wien Nord Serviceplan entwickelt<br />
wurde. Unter dem Motto „Hier tippt Österreich!“ positioniert sich die Marke so<br />
als authentischer nationaler Gegenspieler zu den internationalen Mitbewerbern<br />
und zeigt, dass sie versteht, was die acht Millionen Teamchefs des Landes<br />
wirklich bewegt. Wichtigster Bestandteil der Aktion ist neben ÖFB-Teamchef<br />
Franco Foda auch eine gehörige Portion Schmäh, die sich in allen Werbemitteln<br />
wiederfindet – von legendären Interviews im TV-Spot bis hin zu unterhaltsamen<br />
Headlines für jedes einzelne ÖFB-Match in Print- und Bannerformaten. Neue<br />
Wirkungsstätte für alle wahren Teamchefs und die, die es noch werden wollen,<br />
ist dabei die neue tipp3-Website, die mit einem erweiterten und modernisierten<br />
Angebot keine Tippwünsche offenlässt.<br />
XXXXXXXX<br />
„Alfred Teinitzer wird mir immer als<br />
unwahrscheinlich humorvoller Mensch,<br />
der stets einen Schmäh auf den Lippen<br />
hatte, in Erinnerung bleiben. Er hat für<br />
den LASK Beachtliches geleistet und war<br />
nicht umsonst Teil der legendären Mannschaft<br />
bei der WM 1954 in der Schweiz.<br />
Der 3. Platz bei dieser WM und die gesamte<br />
Mannschaft mit Alfred Teinitzer<br />
werden unvergessen bleiben und immer<br />
einen Platz in den rot-weiß-roten Geschichtsbüchern<br />
haben“, würdigt ÖFB-<br />
Präsident Dr. Leo Windtner den Verstorbenen<br />
im Namen der Fußballfamilie.<br />
ÖFB GASTGEBER FÜR DEN<br />
46. ORDENTLICHEN<br />
UEFA-KONGRESS 2<strong>02</strong>2<br />
Der europäische Fußball wird 2<strong>02</strong>2 einmal mehr in Wien gastieren. Die<br />
öster reichische Bundeshauptstadt wird am 11. Mai 2<strong>02</strong>2 die Bühne für den<br />
46. ordentlichen UEFA-Kongress bilden. „Es ist eine große Ehre und ein Zeichen<br />
der Wertschätzung, dass der UEFA-Kongress zum zweiten Mal in sieben Jahren<br />
nach Wien vergeben wurde. Der ÖFB und unsere Bundeshauptstadt werden<br />
sich einmal mehr als würdige Gastgeber präsentieren“, so ÖFB-Präsident<br />
Dr. Leo Windtner. Der UEFA-Kongress ist das oberste Organ der UEFA und vergleichbar<br />
mit einer europäischen Vollversammlung. Er bringt die Präsidenten<br />
und Generalsekretäre aller 55 UEFA-Mitgliedsverbände zusammen, um die Zukunft<br />
des europäischen Fußballs zu gestalten. Der ordentliche UEFA-Kongress<br />
findet einmal pro Jahr statt und wird von einem Mitgliedsverband ausgerichtet.<br />
Wien war bereits viermal Schauplatz des UEFA-Kongresses. Die allererste<br />
Ausgabe im Jahr 1955 fand in der Donaumetropole statt, zuletzt gastierte das<br />
oberste Organ der UEFA im März 2015 in Wien.<br />
60<br />
CORNER <strong>02</strong>/21
Neues ÖFB-Auswärtstrikot<br />
präsentiert<br />
Der ÖFB und PUMA haben das neue und<br />
innovative Design für das Auswärtstrikot<br />
des Nationalteams vorgestellt.<br />
Wir für Österreich“: Das neue<br />
PUMA Auswärtstrikot des<br />
ÖFB feiert Gemeinschaft<br />
und Zusammengehörigkeit<br />
und stellt den Landesnamen und die Flaggenfarben<br />
in den Mittelpunkt des Designs.<br />
Das ÖFB-Wappen bildet im gesamten Hintergrund<br />
eine tonale Wiederholungsgrafik,<br />
ergänzt durch eine zentral ausgerichtete<br />
PUMA Katze.<br />
„Wir haben uns gemeinsam mit PUMA für<br />
den neuen Auswärtsdress zu einem schlichten,<br />
innovativen Design entschlossen. Die<br />
Integration des Wappens in die gesamte<br />
Struktur des Trikots ist im Gegensatz zu den<br />
weiterhin in traditionellem Design gehaltenen<br />
Heimtrikots eine Neuinterpretation der<br />
Elemente, die einen Teamdress so besonders<br />
machen. Dieses Wappen symbolisiert<br />
unseren Stolz und ist durch die Wiederholungsgrafik<br />
in jeder Faser des Trikots präsent“,<br />
so Mag. Bernhard Neuhold, Geschäftsführer<br />
der ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH.<br />
In jedem Spiel, jeder Aktion, bei jeder Gele-<br />
genheit: „Only See Great“ ist eine Vision.<br />
Inspiriert von der Plattform „Only See<br />
Great“ geht PUMA über den Status quo<br />
hinaus und entwickelt neue, kreative Ideen<br />
für die Auswärtstrikots seiner Fußballverbände.<br />
Dabei gehen die Grenzen zwischen<br />
Fußball und Mode fließend ineinander über.<br />
Mit Stolz Farbe bekennen<br />
„Unsere neuen Federation Kits interpretieren<br />
das traditionelle Kit-Design neu“, sagt<br />
Heiko Desens, Global Director Creative and<br />
Innovation. „Unser Ziel war es, bahnbrechende<br />
Designs zu entwickeln, die Neuheit<br />
und Energie vermitteln. Jedes Kit feiert<br />
Nationalstolz und inspiriert unsere Teams<br />
bei den großen Turnieren dieses Sommers,<br />
Großes zu erreichen. Wir wollen die Grenzen<br />
weiter verschieben und dies ist nur der<br />
Beginn einer aufregenden neuen Richtung<br />
für PUMA.“<br />
Das PUMA Auswärtstrikot des ÖFB ist ab<br />
sofort im ÖFB-Onlineshop, in den PUMA<br />
Stores und im Fachhandel erhältlich.<br />
PUMA (3)<br />
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WASWURDEAUS …<br />
… IVICA VASTIC?<br />
TEXT HANS HUBER<br />
„Es war etwas Besonderes, im<br />
Team zu spielen“<br />
Auf Ivica Vastic war immer Verlass.<br />
Das galt für ihn als Spieler genauso<br />
wie jetzt als Trainer im Nachwuchs.<br />
Ivo Vastic besitzt noch immer den Körper<br />
eines Modellathleten. Das stellt er immer<br />
wieder in Spielen des Teams der Altinternationalen,<br />
bei der Copa Pelé, unter Beweis.<br />
Auch an Technik und Raffinesse in<br />
seinen Aktionen hat er nichts eingebüßt. Ein<br />
Vorbild in jeglicher Hinsicht. Und als solches<br />
versucht er, sein fußballerisches Können auf<br />
den Austria-Nachwuchs zu übertragen. Dort<br />
betreut er in der Akademie als Individualtrainer<br />
die Offensivspieler. „Das macht<br />
Spaß, weil ich da einiges aus meiner Erfahrung<br />
und meinem Talent weitergeben und<br />
die Nachwuchsspieler formen kann. Aber<br />
wir können nur die Basis legen, dann aber<br />
müssen sich die Burschen selbst weiterentwickeln,<br />
wenn sie im Fußball erfolgreich<br />
sein wollen.“<br />
Er selbst verzeichnete Erfolge und<br />
faszinierte mit seinem eleganten Stil, wo<br />
immer er auch spielte: in Deutschland beim<br />
MSV Duisburg, in Japan bei Nagoya, in<br />
Öster reich bei der Admira, vor allem aber bei<br />
Sturm Graz (im magischen Dreieck mit Reinmayr<br />
und Haas mit Meistertitel, Cupsieg<br />
und drei Champions-League-Teilnahmen),<br />
später auch bei der Austria, beim LASK und<br />
natürlich im Nationalteam.<br />
Der in Kroatien (Split) geborene Vastic<br />
wurde 1996 österreichischer Staatsbürger<br />
und ließ nie Zweifel aufkommen, dass das<br />
Trikot mit dem Adler auf der Brust für ihn<br />
etwas Besonderes bedeutete: „Es war immer<br />
eine Auszeichnung, im Team zu spielen.“<br />
Das unterstrich er 2001 bei der denkwürdigen<br />
Partie in Tel Aviv gegen Israel, als<br />
er trotz zahlreicher Absagen anderer Stars<br />
wegen der politisch angespannten Situation<br />
keine Sekunde zögerte und ein historisches<br />
1:1 erkämpfte: „Dabei hatte auch ich Frau<br />
und Kinder …“<br />
Doch er hinterließ noch weitere markante<br />
Spuren im österreichischen Team: Als<br />
bisher einziger Spieler traf er bei einer WM<br />
und bei einer EURO: bei der WM 1998 im<br />
letzten Augenblick zum 1:1-Ausgleich gegen<br />
Chile und bei der Heim-EURO 2008 zum<br />
1:1-Remis aus einem Elfmeter gegen Polen,<br />
ebenfalls kurz vor Schluss – als mit 39 Jahren<br />
ältester Spieler, der je bei einer EM ein<br />
Tor erzielte. Vastic: „Ich war es immer gewohnt,<br />
Verantwortung zu übernehmen, und<br />
habe solche Situationen immer als Herausforderung<br />
betrachtet.“<br />
Ivica Vastic lebt und liebt seinen Job,<br />
der für ihn mehr Berufung als Beruf bedeutet.<br />
Das war auch so, als er Waidhofen an<br />
der Ybbs in der Regionalliga zum Meister titel<br />
führte, oder später bei den Austria-Amateuren,<br />
der Austria-Kampfmannschaft oder<br />
dann auch mit Mattersburg als Meister und<br />
Aufsteiger in der zweiten Liga. Jetzt widmet<br />
er sich dem Nachwuchs und erfüllt damit die<br />
Maxime: Die besten Trainer sollen zum<br />
Nachwuchs …<br />
Gegen Polen erzielte<br />
Ivica Vastic Österreichs<br />
einziges Tor bei der<br />
EURO 2008.<br />
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