OEFB Corner 02/2021

Es war nicht so einfach. Es war eine ausgeglichene
Gruppe, obwohl jeder der Meinung
war, dass wir da durchspazieren müssen.
Dann gab es gleich zu Beginn zwei Dämpfer,
Druck und Kritik waren riesig. Und genau in
dieser Phase hat sich gezeigt, dass wir eine
richtige Mannschaft mit einem starken Zusammenhalt
sind, die das Ruder unbedingt
rumreißen will. Erst wenn es kritisch wird,
zeigt sich der wahre Charakter eines Teams.
Erfahrungen, die helfen können …
Nehmen wir den letzten Lehrgang mit den
drei WM-Qualifikationsspielen. Wir sind uns
durchaus bewusst, dass unsere Leistungen
nicht gut waren, dass das aber auch nicht
unser wahres Gesicht war. Vielleicht war es
kurz vor der EURO ein wichtiges Warnzeichen
an die Mannschaft. Auch daraus werden wir
unsere Lehren ziehen.
Hast du das Gefühl, von der Öffentlichkeit
in Österreich in solchen Phasen besonders
kritisch beäugt zu werden?
Das ist so! Fans, Kritiker und Experten beobachten
unsere Leistungen in den Vereinen
und nehmen diese als Maßstab. Im Klub
trainieren wir aber tagtäglich an unseren Abläufen,
im Nationalteam haben wir manchmal
nur zwei Trainingseinheiten bis zum Match.
Da kann nicht immer alles optimal funktionieren.
Und dann kommt Kritik auf. Aber das
ist Jammern auf hohem Niveau. Damit müssen
wir leben.
Mit welchem Ziel gehst du in die EURO?
Wir wollen weiterkommen, das ist klar! Noch
einmal so ein Ausscheiden wie 2016, das
wollen wir allen ersparen. Deshalb heißt es
von Tag eins, an dem wir zusammenkommen:
hart arbeiten, konzentriert sein, als
Team noch enger zusammenwachsen. Und
dann die Gruppenphase überstehen.
Nimmst du aus 2016 spezielle Lehren mit?
Meine Situation ist nicht vergleichbar. Ich war
damals der Junge in der Mannschaft, bin
durch das erste schlechte Spiel gegen Ungarn
in die Startformation gerutscht. Von mir
hat man nicht das ganz Große erwartet – das
hat sich mittlerweile gedreht. Ich bin ein Führungsspieler,
mir ist bewusst, dass ich mit
drei, vier anderen vorneweg marschieren und
die Gruppe mitreißen muss. Dabei ist wichtig,
nicht zu viel Druck aufkommen zu lassen.
Dem scheidenden
RB-Leipzig-Trainer
Nagelsmann
hat Sabitzer
viel zu
verdanken.
2016 hat jeder von etwas geträumt, was nicht
realistisch war, und sich davon leiten lassen.
Lasst uns jetzt schauen, dass wir gut ins
Turnier kommen, und dann über andere
Dinge reden.
Auftaktgegner Nordmazedonien hat
überraschend Deutschland geschlagen.
Hast du in Leipzig mit den deutschen
Nationalspielern darüber geredet?
Klar spricht man darüber, aber wir hatten Nordmazedonien
in unserer Quali-Gruppe und
haben sie zweimal geschlagen. Wir kennen
die Mannschaft, wissen aber auch, dass sie
sich weiterentwickelt hat. Wir sind gewarnt,
aber unser Ziel muss lauten, sie zu schlagen.
Dass über einen Spieler deiner Klasse,
dessen Vertrag in einem Jahr ausläuft,
spekuliert wird, ist klar. Ist dein Ansatz,
vor der EURO über deine Zukunft Bescheid
zu wissen, oder lässt du alles auf
dich zukommen?
Ich mache mir generell wenige Gedanken
über irgendwelche Szenarien. Ich will mich
nicht ablenken lassen, wenn dann Gerüchte
aufkommen, muss ich damit leben. Ich habe
mir jedenfalls keine Frist gesetzt. Mein Vertrag
läuft ja auch noch ein Jahr nach der
EURO. Von mir aus gibt es keine Eile.
Hast du eine klare Tendenz?
Ja, die hab ich. Mein engster Kreis weiß auch
darüber Bescheid, wie ich mir die Zukunft
vorstelle. Es muss aber auch Respekt dafür
geben, dass das nicht in die Öffentlichkeit
getragen wird. Und so schnelllebig, wie das
Geschäft ist, ändere ich meine Meinung ja
vielleicht noch.
Klub- und Nationalteamkollege Konrad
Laimer hat dir einen Wechsel ja verboten.
(lacht) Ich habe das zur Kenntnis genommen.
Ich muss mit „Koni“ noch einmal ein
ernstes Wörtchen reden, was er sich dabei
gedacht hat …
»In der schweren
Phase hat sich
gezeigt, dass wir
eine richtige
Mannschaft mit
starkem Zusammenhalt
sind.«
In der Qualifikation für die
EURO avancierte Sabitzer
nicht nur wegen seiner
zwei Tore und fünf Assists
zum Leistungsträger.
CORNER 02/21 13