01.06.2021 Aufrufe

Secrets of Success 2021

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Er setzt sich gerne für den guten Zweck ein.

Pierre Littbarski kann auf eine lange

Karriere im Profifußball zurückblicken.

Heute ist er Markenbotschafter beim

Vfl Wolfsburg.

für sechs Monate packen, das Geld mitnehmen

und dann wieder nach Hause fahren

würde.“ Doch dann kam alles anders.

Das Land hat ihn verändert, wie er selbst

sagt. Er fand dort eine neue Heimat und

Menschen, die ihn sofort begeisterten.

„Wie die Menschen dort leben und denken,

das ist genau meine Herangehensweise. Sie

zeigen Respekt, sie können zuhören, sie

sind hilfsbereit. Wenn sie von Dingen überzeugt

sind, dann versuchen sie, sie auch

sofort umzusetzen.“ So ist Littbarski auch

stets seine Ziele angegangen.

Heute kann er auf wirklich viele Erfolge in

seinem Leben zurückblicken. Nicht zuletzt

auf den WM-Titel, den er mit der deutschen

Nationalmannschaft 1990 gewann.

Für ihn waren aber nicht nur die Siege, die

am Ende standen, ein Erfolg. „Es ist die Herangehensweise,

die mir in dem Moment

wichtig ist. Wenn dann am Ende der Erfolg

steht, das Ziel, das ich mir gesetzt hatte,

dann bin ich zufrieden. Für mich bedeutet

der Weg schon Erfolg.“ Fast hätte er den

Weg dorthin gar nicht erst starten können.

Dabei war sein Leben schon mit fünf Jahren

entschieden, wie der heute 60-Jährige

lachend erzählt.

„Ich wollte immer Fußballer

werden. Schule habe ich nur

nebenher gemacht.

Aber ich war zu klein. Ich kann mich noch

an eine Situation erinnern, als ich bei einer

Auswahl einmal beobachtet wurde. Nachher

sagte der Konditionstrainer: ‚Ey, der is

viel zu kleen. Gib dem erst mal ne Butterschnitte,

damit der en bisschen wächst.‘ Zu

der Zeit hätte sogar Messi schlechte Karten

gehabt, denn damals zählte eher Masse

als Klasse. Mit 18 habe ich gedacht, dass

der Zug abgefahren wäre. Notgedrungen

musste ich in die Fußstapfen meines Vaters

treten und begann eine Lehre als Finanzbeamter.

Es war eher aus der Verzweiflung

heraus“,

meint Littbarski. Der Zufall wollte es dann

so, dass der junge Littbarksi bei den Deutschen

A-Jugendmeisterschaften groß aufspielte.

Auf dem Weg ins Finale schmissen

sie den FC aus dem Wettbewerb und Littbarski

fiel dem Manager des 1. FC Köln auf.

Der rief den damaligen Cheftrainer Hennes

Weisweiler an und nach kurzer Zeit verpflichteten

die Kölner den jungen

Littbarski. „Ich kam als gefühlte Nr.

26 in der Rangliste dahin. Aber es

war meine einzige Chance.“ Und er

biss sich mit seiner Art dort durch.

Er war nie mit sich zufrieden. Hat

nicht aufgehört, an sich zu arbeiten,

und dann war da noch seine Spielweise,

mit der er schnell die Kölner

Fans und Medien begeisterte. „Mir

wurde nachgesagt, ich spiele wie die

Südamerikaner. Ich habe mit wahnsinnig

viel Leidenschaft gespielt.

Fotos: © VfL Wolfsburg

Manchmal hatte ich mich

in den ersten siebzig Minuten

so verausgabt, dass ich

die letzten zwanzig Minuten

nicht mehr konnte. Aber ich

habe nie aufgegeben.“

Nicht nur sein „südamerikanischer“ Einsatz

auf dem Rasen hat die Fans damals

überzeugt. Littbarski hatte Humor, den er

auch immer wieder dort einsetzte, wo er

die Leute nicht nur zum Lachen brachte,

sondern auch half, Brücken zu bauen. „Ich

habe oft im Training Späße gemacht, wenn

ich merkte, dass die Jungs gar keine Lust

hatten, zu laufen, und unser Konditionstrainer

sich den Mund fusselig geredet hat.

Dadurch ist es mir gelungen, sie dazu zu

bringen, mitzumachen und alles zu geben.

Humor ist ein wichtiger Transporteur

für Kommentare, Informationen

und Anleitungen.

Er löst auch Barrieren auf. Wenn man mit

Humor an manche Dinge herangeht, dann

ist das die Basis, auf der sich andere Sachen

einfacher vermitteln lassen“, meint

Littbarski und ergänzt: „Heutzutage fehlen

uns manchmal diese People Skills – wir haben

zwar super Konzepte, aber wir kommen

nicht mehr an die Leute ran. Es ist wichtig,

sich mit den Menschen, mit denen man zu

tun hat, zu beschäftigen. Dann kann man

besser auf sie eingehen und der Erfolg

kommt dann oft von allein.“ Es war nicht

alles von Erfolg gekrönt, was Littbarski gemacht

hat. Zum Beispiel, als er 1986 die

Kölner verließ und zu Racing Paris wechselte,

um nach nur einem Jahr wieder zurückzukehren

„Paris passte einfach nicht

zu mir. Ich fand nicht zu meiner sportlichen

Form. Aber ich habe in dem einen

Jahr gelernt, dass auch negative Erfahrungen

einen weiterbringen können. Ich ziehe

mich dann nicht zurück, sondern sagte mir:

Jetzt erst recht.

Man sollte die Erfahrung mitnehmen

und es beim nächsten

Mal besser machen.

Aus den Dingen lernen und dann wieder

nach vorne schauen.“ So ist Pierre Littbarski

dann auch seine Zeit in Japan angegangen.

Acht Jahre. Dazu Trainerstationen

in Australien, im Iran und in der Schweiz.

Bis er dann wieder in Deutschland landete.

2010 startete er als Co-Trainer beim VfL

Wolfsburg. Seit 2018 ist er dort als Markenbotschafter

tätig. „An sich bin ich froh, dass

wir nun schon so lange in Deutschland sind.

Hier konnten meine Familie und ich wieder

etwas zur Ruhe kommen. Meine Familie hat

alle Umzüge mitgemacht. Ich habe ihr viel

abverlangt. Aber sie hat mir auch immer die

Kraft gegeben, die ich gebraucht habe, um

dem Job gerecht zu werden.“

Die Familie ist in Deutschland sesshaft geworden.

Seine Söhne gehen in Wolfsburg

zur Schule bzw. machen eine Ausbildung.

„Die Leute hier sind sehr nett. Ich habe einen

tollen Job. Damals, als ich mit Fußball

aufgehört habe, dachte ich, dass ich noch

mit siebzig irgendwo an der Seitenlinie

als Trainer stehen würde. Aber wer weiß,

könnte ja noch sein, wenn ich wieder ein

Angebot aus Japan bekommen sollte“, fügt

er lachend hinzu. Er vermisst Japan. Ein

Land, in dem die Menschen Respekt zeigen,

hilfsbereit sind und zuhören können. „Ich

kann nur jedem raten, diesen Weg einzuschlagen.

So eine Einstellung gepaart mit

der ständigen Bereitschaft, alles zu geben

und sich nicht aufzugeben, ist schon vor

dem eigentlichen Ziel ein Erfolg.“ DU

141

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!