Secrets of Success 2021
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Er setzt sich gerne für den guten Zweck ein.
Pierre Littbarski kann auf eine lange
Karriere im Profifußball zurückblicken.
Heute ist er Markenbotschafter beim
Vfl Wolfsburg.
für sechs Monate packen, das Geld mitnehmen
und dann wieder nach Hause fahren
würde.“ Doch dann kam alles anders.
Das Land hat ihn verändert, wie er selbst
sagt. Er fand dort eine neue Heimat und
Menschen, die ihn sofort begeisterten.
„Wie die Menschen dort leben und denken,
das ist genau meine Herangehensweise. Sie
zeigen Respekt, sie können zuhören, sie
sind hilfsbereit. Wenn sie von Dingen überzeugt
sind, dann versuchen sie, sie auch
sofort umzusetzen.“ So ist Littbarski auch
stets seine Ziele angegangen.
Heute kann er auf wirklich viele Erfolge in
seinem Leben zurückblicken. Nicht zuletzt
auf den WM-Titel, den er mit der deutschen
Nationalmannschaft 1990 gewann.
Für ihn waren aber nicht nur die Siege, die
am Ende standen, ein Erfolg. „Es ist die Herangehensweise,
die mir in dem Moment
wichtig ist. Wenn dann am Ende der Erfolg
steht, das Ziel, das ich mir gesetzt hatte,
dann bin ich zufrieden. Für mich bedeutet
der Weg schon Erfolg.“ Fast hätte er den
Weg dorthin gar nicht erst starten können.
Dabei war sein Leben schon mit fünf Jahren
entschieden, wie der heute 60-Jährige
lachend erzählt.
„Ich wollte immer Fußballer
werden. Schule habe ich nur
nebenher gemacht.
Aber ich war zu klein. Ich kann mich noch
an eine Situation erinnern, als ich bei einer
Auswahl einmal beobachtet wurde. Nachher
sagte der Konditionstrainer: ‚Ey, der is
viel zu kleen. Gib dem erst mal ne Butterschnitte,
damit der en bisschen wächst.‘ Zu
der Zeit hätte sogar Messi schlechte Karten
gehabt, denn damals zählte eher Masse
als Klasse. Mit 18 habe ich gedacht, dass
der Zug abgefahren wäre. Notgedrungen
musste ich in die Fußstapfen meines Vaters
treten und begann eine Lehre als Finanzbeamter.
Es war eher aus der Verzweiflung
heraus“,
meint Littbarski. Der Zufall wollte es dann
so, dass der junge Littbarksi bei den Deutschen
A-Jugendmeisterschaften groß aufspielte.
Auf dem Weg ins Finale schmissen
sie den FC aus dem Wettbewerb und Littbarski
fiel dem Manager des 1. FC Köln auf.
Der rief den damaligen Cheftrainer Hennes
Weisweiler an und nach kurzer Zeit verpflichteten
die Kölner den jungen
Littbarski. „Ich kam als gefühlte Nr.
26 in der Rangliste dahin. Aber es
war meine einzige Chance.“ Und er
biss sich mit seiner Art dort durch.
Er war nie mit sich zufrieden. Hat
nicht aufgehört, an sich zu arbeiten,
und dann war da noch seine Spielweise,
mit der er schnell die Kölner
Fans und Medien begeisterte. „Mir
wurde nachgesagt, ich spiele wie die
Südamerikaner. Ich habe mit wahnsinnig
viel Leidenschaft gespielt.
Fotos: © VfL Wolfsburg
Manchmal hatte ich mich
in den ersten siebzig Minuten
so verausgabt, dass ich
die letzten zwanzig Minuten
nicht mehr konnte. Aber ich
habe nie aufgegeben.“
Nicht nur sein „südamerikanischer“ Einsatz
auf dem Rasen hat die Fans damals
überzeugt. Littbarski hatte Humor, den er
auch immer wieder dort einsetzte, wo er
die Leute nicht nur zum Lachen brachte,
sondern auch half, Brücken zu bauen. „Ich
habe oft im Training Späße gemacht, wenn
ich merkte, dass die Jungs gar keine Lust
hatten, zu laufen, und unser Konditionstrainer
sich den Mund fusselig geredet hat.
Dadurch ist es mir gelungen, sie dazu zu
bringen, mitzumachen und alles zu geben.
Humor ist ein wichtiger Transporteur
für Kommentare, Informationen
und Anleitungen.
Er löst auch Barrieren auf. Wenn man mit
Humor an manche Dinge herangeht, dann
ist das die Basis, auf der sich andere Sachen
einfacher vermitteln lassen“, meint
Littbarski und ergänzt: „Heutzutage fehlen
uns manchmal diese People Skills – wir haben
zwar super Konzepte, aber wir kommen
nicht mehr an die Leute ran. Es ist wichtig,
sich mit den Menschen, mit denen man zu
tun hat, zu beschäftigen. Dann kann man
besser auf sie eingehen und der Erfolg
kommt dann oft von allein.“ Es war nicht
alles von Erfolg gekrönt, was Littbarski gemacht
hat. Zum Beispiel, als er 1986 die
Kölner verließ und zu Racing Paris wechselte,
um nach nur einem Jahr wieder zurückzukehren
„Paris passte einfach nicht
zu mir. Ich fand nicht zu meiner sportlichen
Form. Aber ich habe in dem einen
Jahr gelernt, dass auch negative Erfahrungen
einen weiterbringen können. Ich ziehe
mich dann nicht zurück, sondern sagte mir:
Jetzt erst recht.
Man sollte die Erfahrung mitnehmen
und es beim nächsten
Mal besser machen.
Aus den Dingen lernen und dann wieder
nach vorne schauen.“ So ist Pierre Littbarski
dann auch seine Zeit in Japan angegangen.
Acht Jahre. Dazu Trainerstationen
in Australien, im Iran und in der Schweiz.
Bis er dann wieder in Deutschland landete.
2010 startete er als Co-Trainer beim VfL
Wolfsburg. Seit 2018 ist er dort als Markenbotschafter
tätig. „An sich bin ich froh, dass
wir nun schon so lange in Deutschland sind.
Hier konnten meine Familie und ich wieder
etwas zur Ruhe kommen. Meine Familie hat
alle Umzüge mitgemacht. Ich habe ihr viel
abverlangt. Aber sie hat mir auch immer die
Kraft gegeben, die ich gebraucht habe, um
dem Job gerecht zu werden.“
Die Familie ist in Deutschland sesshaft geworden.
Seine Söhne gehen in Wolfsburg
zur Schule bzw. machen eine Ausbildung.
„Die Leute hier sind sehr nett. Ich habe einen
tollen Job. Damals, als ich mit Fußball
aufgehört habe, dachte ich, dass ich noch
mit siebzig irgendwo an der Seitenlinie
als Trainer stehen würde. Aber wer weiß,
könnte ja noch sein, wenn ich wieder ein
Angebot aus Japan bekommen sollte“, fügt
er lachend hinzu. Er vermisst Japan. Ein
Land, in dem die Menschen Respekt zeigen,
hilfsbereit sind und zuhören können. „Ich
kann nur jedem raten, diesen Weg einzuschlagen.
So eine Einstellung gepaart mit
der ständigen Bereitschaft, alles zu geben
und sich nicht aufzugeben, ist schon vor
dem eigentlichen Ziel ein Erfolg.“ DU
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