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Secrets of Success 2021

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SECRETS OF SUCCESS FILM & FERNSEHEN

Herr Zierl, Sie sind schon hunderte

Male in fremde Charaktere geschlüpft

– an welcher Rolle sind Sie

am meisten gewachsen?

Diese Rolle liegt gar nicht lange zurück. Ich

habe 160-mal den Willy Loman in Arthur

Millers „Tod eines Handlungsreisenden“

gespielt. Ein erfolgloser Vater, der seinen

beiden Söhnen großen Erfolg vorgaukelt

und an dieser Lebenslüge zerbricht. Ein

menschliches Schicksal, das auch im realen

Leben oft vorkommt.

Ich wachse immer wieder daran,

mich in menschliche Tragödien

hineinzuversetzen.

Das gilt natürlich auch für positiv besetzte

Rollen.

Wollten Sie schon immer Schauspieler

werden, um in fremde Rollen schlüpfen zu

können?

Nein, als Kind haben mich im Religionsunterricht

immer die Geschichten interessiert.

Ich war auch gerne Konfirmand. Außerdem

hatte ich schon immer den Wunsch, anderen

zu helfen. Als Jugendlicher wäre ich

gerne Pastor oder Sozialarbeiter geworden.

Warum dann doch Schauspieler?

Das war Zufall. Ein Freund motivierte mich,

auf eine Schauspielschule zu gehen. Ich

war damals 17 Jahre alt. Dort begriff ich

schnell meine kreativen Möglichkeiten und

die Vielfalt des Berufes. Unterschiedliche

Charaktere zu prägen, ist für mich bis heute

eine große Herausforderung.

Apropos Herausforderung, gab es Rückschläge

auf Ihrem Karriereweg?

Die einzigen Rückschläge, an die ich mich

erinnere, waren Begegnungen mit Regisseuren,

die ich im Nachhinein als Sadisten

bezeichnen würde. Nur durch viel Selbstbewusstsein

und den Glauben an mich selbst

konnte ich solche Tiefen überwinden.

Wo sehen Sie Ihre Stärken, die auch für

Ihren Erfolg maßgeblich sind?

Ich spiele meine Rollen sehr authentisch

und ich habe von Anfang an gespürt, dass

ich als Sympathieträger vom Publikum angenommen

wurde.

Was sehen Sie rückblickend als Ihre wichtigsten

Karriereschritte?

Der erste Karriereschritt war von der

Schauspielschule ins feste Engagement

nach Hannover. Von da an kam der große

Karrieresprung ans Hamburger Thalia

Theater, und anschließend im Fernsehbusiness

bis heute Fuß gefasst zu haben,

war der dritte Karriereschritt.

War das der Wendepunkt Ihrer Karriere?

Der Entschluss, mich vom Theater abzuwenden,

kostete mich viel Überwindung,

weil ich damit eine sichere Einnahmequelle

aufgab. Ich habe mich dann anfänglich

durchs Synchronisieren über Wasser gehalten.

In meinem Beruf sind Begegnungen

oder Beziehungen sehr wichtig.

Die „richtigen Leute“ kennenzulernen,

war am Anfang sehr

schwierig.

Welchen Tipp würden Sie heute Ihrem jüngeren

Ich mit auf den Weg geben?

Meinem jüngeren Ich würde ich raten, den

Anspruch zu verfolgen, seine Träume zu

verwirklichen. Und jedem Berufseinsteiger

kann ich nur empfehlen, an sich zu glauben

und eine klare Zielsetzung für sich zu

haben.

Gab es jemanden, der Sie auf Ihrem Weg

unterstützt hat?

Ganz am Anfang haben meine Eltern mich

sehr unterstützt. Mein Vater verdiente als

Polizeibeamter nicht viel Geld. Trotzdem

hat er mir die teure Schauspielschule finanziert.

Ohne die Hilfe meiner Eltern wäre

ich gleich am Anfang gescheitert.

An welchen Orten tanken Sie Kraft für

neue Projekte und Rollen?

Früher habe ich auf Reisen meine Energie

geholt. Heute komme ich am besten zu

Hause in Lütjensee und in meinem Domizil

in Südfrankreich zur Ruhe. Dort schöpfe ich

Kraft.

Das Reisen ist Ihre Leidenschaft. Gibt es

ein berufliches Reiseziel, dass Ihnen in Erinnerung

geblieben ist?

Weil ich ein Leben lang unter entsetzlichem

Fernweh litt, war 1984 die Hauptrolle

in dem Sechsteiler „Flug in die Hölle“, der

sechs Monate lang in Australien gedreht

wurde, ein absolutes Highlight.

Lassen Sie uns doch noch an einer lustigen

Anekdote aus Ihrem Berufsleben teilhaben.

Es gibt so viele Anekdoten. Lustig war zum

Beispiel, dass ich in der Serie „Ein Mann

steht seine Frau“ in die Rolle einer Frau

schlüpfen musste. Während einer Drehpause

hatte ich das dringende Bedürfnis,

zur Toilette zu gehen, befand mich allerdings

in voller Frauenmontur. Wie selbstverständlich

wurde ich daraufhin in einem

Schnellrestaurant zur Damentoilette geschickt.

Überrascht stellte ich fest, dass

dort an den Wänden genauso ferkelige Sachen

stehen wie in den Männerklos.

Was treibt Sie beruflich weiter voran?

Die Neugier auf immer wieder

neue Rollen treibt mich an.

Welche Ziele in puncto Erfolg setzen Sie

sich für die Zukunft?

Um ehrlich zu sein, ich befinde mich mittlerweile

in einem Alter, in dem ich es ruhiger

angehen lassen möchte. Es wäre wunderbar,

noch die eine oder andere schöne

Rolle zu spielen, oder vielleicht ein weiteres

Buch zu schreiben. Ich habe den nötigen

Ehrgeiz, aber es muss nicht auf Krampf

sein. RK

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