SECRETS OF SUCCESS MEDIZIN & FORSCHUNGKARRIEREKICKGEFANGNISWer Karriere machen möchte, muss Biss haben. Das sagt Prof. Dr. Jens Weidner, Autor desBestsellers „Die Peperoni-Strategie. So setzen Sie Ihre natürliche Aggressivität konstruktivein.“ Mit Aggressionen kennt Weidner sich aus. Er arbeitete intensiv mit inhaftiertenGangschlägern in Philadelphia und behandelte zehn Jahre lang Kriminelle für die deutscheJustiz. In dieser Zeit entwickelte er das bekannte Anti-Aggressivitäts-Training (AAT®) fürGewalttäter. Heute verhilft er Führungskräften zu mehr Biss und lehrt Kriminologie undSozialisationstheorie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg.PROF. DR. JENS WEIDNER– AUTOR & SPEAKER –Fotos: © Prof. Dr. Jens WeidnerSein Rat an junge Menschen: Werde Experte auf deinem Gebiet!58
SECRETS OF SUCCESS MEDIZIN & FORSCHUNGSein berufliches Leben lang beschäftigtsich Jens Weidner mit Aggressionen.Und zugegeben: Mit dieserEmotion assoziiert man vor allem Negatives,böse Jungs und Schlägertypen. Werihm allerdings gegenübersitzt, lernt einensympathischen, humorvollen Gesprächspartnerkennen. So verwundert es auchnicht, wenn er gesteht:„Als Kind wollte ich Pfadfinderwerden und bin es auch geworden,um jeden Tag eine gute Tatzu vollbringen.“Er sagt aber auch: „Heute habe ich diesegute Seite in mir durch einen Lieblingssatzergänzt, der potenziellen beruflichen Gegenspielerngewidmet ist: one evil action aday keeps the psychiatrist away.Heute bin ich zu 80 % Gutmenschund zu 20 % Mephisto,ein Persönlichkeitsprofil, das fürerfolgreiche Menschen extremempfehlenswert ist,weil es Fairness, Seriosität und partielleHärte gut zusammenbringt.“Seine Berufswahl war zufällig. Lange wussteer nicht, was er studieren könnte. Als ereinen Professor kennenlernte, entschied ersich für dessen Fachgebiet und schrieb sichfür ein Studium der Sozialarbeitswissenschaftenmit dem Schwerpunkt Kriminologiean der Leuphana Universität in Lüneburgein. „Kein karrieretaugliches Studiumdachte ich, aber wahnsinnig interessant.“Das Studium begeisterte ihn. Für ihn einewichtige Voraussetzung für Erfolg: „Ichrate jungen Menschen: Schau Dich um,entdecke Deine Leidenschaft, entdecke, fürwas Du brennst. Und wenn Du das weißt,dann gib richtig Gas,werde Experte auf Deinem Gebiet!“Seine Karriere startete JensWeidner im Gefängnis. Genauergesagt, in einem privatenGefängnis in Philadelphia, dasGewalttäter aus New York undWashington therapiert. Währendseines Auslandssemesters sollteer über die Arbeit mit aggressivenGangschlägern einen 30-seitigenPraxisbericht schreiben. Erlieferte einen 180 Seiten starkenBericht ab und begeisterte damitseine Professoren, die ihm sogleicheine Promotion anboten.Jens Weidner hatte in den USAein Modell ausgearbeitet, wieman aggressive Gewalttäter inDeutschland behandeln könnte.Ein Gefängnisdirektor bot ihman, das Modell in einem deutschenGefängnis auszuprobieren– mit großem Erfolg. Das Modellfand so viele Nachahmer, dasses nicht verwundert, dass JensWeidner nicht nur seinen Doktor machte,sondern zum Professor berufen wurde undein Institut für „Konfrontative Pädagogik& Anti-Aggressivitäts- und Coolness-Trainings“gründete, in dem Aggressionstherapeutenzertifiziert werden. Für ihn wichtigeStufen auf seiner Karriereleiter.Aber sind Aggressionen per se etwasSchlechtes? „Nein“, sagt Jens Weidner. Mankann die Emotion auch positiv nutzen. Wie,das hat er in seinem Buch „Die Peperoni-Strategie“beschrieben und damit einenNerv getroffen – weltweit. 33 Wochen langhat sich das Buch auf Platz 1 im Bestsellerrankingder Financial Times gehalten.„Für mich öffnete sich damit eine neueund spannende Managementwelt, die eineschöne Ergänzung zu meinen Gewalttäternwar.Manager sind einfach viel netter.Die bedanken sich für einkritisches Feedback und überweisenvierstellig.Gewalttäter bedanken sich nicht, sondernwollen einen schlagen, wenn man ihnenwiderspricht. Und das Honorar für diesengefährlicheren Job hat auch deutlich Luftnach oben.“Verhilft Führungskräften zu mehr Biss:Prof. Dr. Jens WeidnerSpürt er auch in sich diese positive Aggression?„Ja, denn natürlich gab es auch inmeinem Leben Rückschläge, auch beruflicheund menschliche Enttäuschungen,die aber in mir keine Depression auslösten,sondern eher eine Art aggressiven Willenzum Sieg befeuerten.“ Denn seine Strategiesei in so einem Fall:„Wenn ich eine 51%ige Gewinnchancesehe, investiere ich eineMenge, so einen Rückschlagwieder auszugleichen.“Was ihm zudem hilft: „Ich habe einen langenAtem und große Einsteckerqualitäten,die es mir erlauben, trotz Gegenwind meinDing durchzuziehen. Ich bin fleißig, sehrdurchsetzungsstark und ziemlich gut vernetzt,was mir hilft, schwierige Situationengut zu überstehen. Und, das sollte man alsKarrierevorteil nicht unterschätzen: Ichbin meistens gut gelaunt und optimistisch.Ich bin einer, der die Chancen sieht und ergreift.“Mit dieser Einstellung sei er klar imVorteil gegenüber anderen,denn bei gleicher fachlicherQualifikation wird fast immerder positiv Denkende bevorzugt.Auch das kann Jens Weidner wissenschaftlichbelegen, nachzulesen in seinem Buch„Optimismus: Warum manche weiter kommenals andere“. CR59