SECRETS OF SUCCESS FILM & FERNSEHEN„EINE KLAREZIELSETZUNGHABEN“HELMUT ZIERL– SCHAUSPIELER –Helmut Zierl ist als erfolgreicherSchauspieler aus demdeutschen Fernsehen nichtwegzudenken. Er flimmertseit über dreißig Jahrenüber die Mattscheibe undspielt in einer großen Produktionnach der nächstenmit. In über hundert Filmenund Serien ist Zierl seit 1982zu sehen gewesen – und einEnde ist noch lange nicht inSicht.© Markus ScholzHelmut Zierl und seine Freundin Sabrina Böcker auf demFaceClub Event auf Gut Basthorst.90
SECRETS OF SUCCESS FILM & FERNSEHENHerr Zierl, Sie sind schon hunderteMale in fremde Charaktere geschlüpft– an welcher Rolle sind Sieam meisten gewachsen?Diese Rolle liegt gar nicht lange zurück. Ichhabe 160-mal den Willy Loman in ArthurMillers „Tod eines Handlungsreisenden“gespielt. Ein erfolgloser Vater, der seinenbeiden Söhnen großen Erfolg vorgaukeltund an dieser Lebenslüge zerbricht. Einmenschliches Schicksal, das auch im realenLeben oft vorkommt.Ich wachse immer wieder daran,mich in menschliche Tragödienhineinzuversetzen.Das gilt natürlich auch für positiv besetzteRollen.Wollten Sie schon immer Schauspielerwerden, um in fremde Rollen schlüpfen zukönnen?Nein, als Kind haben mich im Religionsunterrichtimmer die Geschichten interessiert.Ich war auch gerne Konfirmand. Außerdemhatte ich schon immer den Wunsch, anderenzu helfen. Als Jugendlicher wäre ichgerne Pastor oder Sozialarbeiter geworden.Warum dann doch Schauspieler?Das war Zufall. Ein Freund motivierte mich,auf eine Schauspielschule zu gehen. Ichwar damals 17 Jahre alt. Dort begriff ichschnell meine kreativen Möglichkeiten unddie Vielfalt des Berufes. UnterschiedlicheCharaktere zu prägen, ist für mich bis heuteeine große Herausforderung.Apropos Herausforderung, gab es Rückschlägeauf Ihrem Karriereweg?Die einzigen Rückschläge, an die ich micherinnere, waren Begegnungen mit Regisseuren,die ich im Nachhinein als Sadistenbezeichnen würde. Nur durch viel Selbstbewusstseinund den Glauben an mich selbstkonnte ich solche Tiefen überwinden.Wo sehen Sie Ihre Stärken, die auch fürIhren Erfolg maßgeblich sind?Ich spiele meine Rollen sehr authentischund ich habe von Anfang an gespürt, dassich als Sympathieträger vom Publikum angenommenwurde.Was sehen Sie rückblickend als Ihre wichtigstenKarriereschritte?Der erste Karriereschritt war von derSchauspielschule ins feste Engagementnach Hannover. Von da an kam der großeKarrieresprung ans Hamburger ThaliaTheater, und anschließend im Fernsehbusinessbis heute Fuß gefasst zu haben,war der dritte Karriereschritt.War das der Wendepunkt Ihrer Karriere?Der Entschluss, mich vom Theater abzuwenden,kostete mich viel Überwindung,weil ich damit eine sichere Einnahmequelleaufgab. Ich habe mich dann anfänglichdurchs Synchronisieren über Wasser gehalten.In meinem Beruf sind Begegnungenoder Beziehungen sehr wichtig.Die „richtigen Leute“ kennenzulernen,war am Anfang sehrschwierig.Welchen Tipp würden Sie heute Ihrem jüngerenIch mit auf den Weg geben?Meinem jüngeren Ich würde ich raten, denAnspruch zu verfolgen, seine Träume zuverwirklichen. Und jedem Berufseinsteigerkann ich nur empfehlen, an sich zu glaubenund eine klare Zielsetzung für sich zuhaben.Gab es jemanden, der Sie auf Ihrem Wegunterstützt hat?Ganz am Anfang haben meine Eltern michsehr unterstützt. Mein Vater verdiente alsPolizeibeamter nicht viel Geld. Trotzdemhat er mir die teure Schauspielschule finanziert.Ohne die Hilfe meiner Eltern wäreich gleich am Anfang gescheitert.An welchen Orten tanken Sie Kraft fürneue Projekte und Rollen?Früher habe ich auf Reisen meine Energiegeholt. Heute komme ich am besten zuHause in Lütjensee und in meinem Domizilin Südfrankreich zur Ruhe. Dort schöpfe ichKraft.Das Reisen ist Ihre Leidenschaft. Gibt esein berufliches Reiseziel, dass Ihnen in Erinnerunggeblieben ist?Weil ich ein Leben lang unter entsetzlichemFernweh litt, war 1984 die Hauptrollein dem Sechsteiler „Flug in die Hölle“, dersechs Monate lang in Australien gedrehtwurde, ein absolutes Highlight.Lassen Sie uns doch noch an einer lustigenAnekdote aus Ihrem Berufsleben teilhaben.Es gibt so viele Anekdoten. Lustig war zumBeispiel, dass ich in der Serie „Ein Mannsteht seine Frau“ in die Rolle einer Frauschlüpfen musste. Während einer Drehpausehatte ich das dringende Bedürfnis,zur Toilette zu gehen, befand mich allerdingsin voller Frauenmontur. Wie selbstverständlichwurde ich daraufhin in einemSchnellrestaurant zur Damentoilette geschickt.Überrascht stellte ich fest, dassdort an den Wänden genauso ferkelige Sachenstehen wie in den Männerklos.Was treibt Sie beruflich weiter voran?Die Neugier auf immer wiederneue Rollen treibt mich an.Welche Ziele in puncto Erfolg setzen Siesich für die Zukunft?Um ehrlich zu sein, ich befinde mich mittlerweilein einem Alter, in dem ich es ruhigerangehen lassen möchte. Es wäre wunderbar,noch die eine oder andere schöneRolle zu spielen, oder vielleicht ein weiteresBuch zu schreiben. Ich habe den nötigenEhrgeiz, aber es muss nicht auf Krampfsein. RK91