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SERVICE RECHT<br />
CBD, Hanf, Cannabis und Co.<br />
Gras auf Rezept?<br />
Die medizinische Einnahme von Cannabis oder Cannabinoiden ist<br />
nicht unumstritten und wird weltweit verschiedenartig gehandhabt.<br />
Einige Länder der EU haben den Einsatz als Arzneimittel bereits<br />
legalisiert, in manchen Staaten werden dahingehende Änderungen<br />
der Gesetzgebung überlegt. Über die Lage in Österreich.<br />
Von Viktoria Berger<br />
Was ist eigentlich…<br />
... Cannabis<br />
Darunter ist die gesamte Pflanzengattung<br />
Hanf gemeint, welche sich neben<br />
dem echten oder „gewöhnlichen“ Hanf<br />
in weitere Hanfarten unterteilt. Die<br />
gängigsten in Cannabis enthaltenen<br />
Stoffe sind Tetrahydrocannabinol sowie<br />
Cannabidiol.<br />
... Medizinalhanf<br />
Dies ist der Anbau von Cannabis zur<br />
Suchtgiftgewinnung, jedoch ausschließlich<br />
in Zusammenhang mit der<br />
Herstellung von Arzneimitteln. Geregelt<br />
wird dies in § 6a Suchtmittelgesetz.<br />
... Nutzhanf<br />
Stellt derweil jene zu kommerziellen<br />
Zwecken angebaute Cannabis-Sorten<br />
mit einem THC-Gehalt unter dem<br />
rechtlich relevanten Grenzwert dar. Im<br />
täglichen Leben sehen wir dies beispielsweise<br />
als im Supermarkt erhältliches<br />
Hanföl, welches zum Kochen<br />
verwendet werden kann.<br />
... Marihuana und Haschisch<br />
Das sind jene Stoffe, die aus Cannabis-<br />
Sorten mit berauschungsrelevanten<br />
Tetrahydrocannabinol-Gehalt (THC-<br />
Gehalt) hergestellt werden. Während<br />
Marihuana beziehungsweise „Gras“<br />
die getrockneten und zerkleinerten<br />
Teile der weiblichen Cannabispflanze<br />
darstellt, ist Haschisch das aus Blüten<br />
und Blättern gewonnene Harz der<br />
weiblichen Cannabis-Pflanze. Mittels<br />
des Einsatzes von Lösungsmitteln<br />
lässt sich zudem Haschischöl herstellen,<br />
welches einen THC-Gehalt von<br />
circa 60 Prozent aufweisen kann und<br />
keinesfalls mit dem oben erwähnten<br />
Hanföl zu verwechseln ist.<br />
Während<br />
die rechtliche<br />
Situation<br />
zur<br />
Verschreibung<br />
von<br />
Suchtgiften<br />
genau geregelt<br />
wurde,<br />
ist die<br />
Einordnung<br />
jener Stoffe,<br />
die nicht ins<br />
Suchtmittelrecht<br />
fallen,<br />
komplexer.<br />
... Cannabinoide<br />
Dies ist schließlich der Sammelbegriff<br />
für pharmakologisch aktive Substanzen,<br />
welche eine Affinität zu sogenannten<br />
Cannabinoid-Rezeptoren aufweisen.<br />
Das bekannteste Cannabinoid ist<br />
THC, was auch den Hauptinhaltsstoff<br />
von Cannabis darstellt.<br />
Mit THC verwandt, aber doch nicht<br />
dasselbe, ist Cannabidiol (CBD); als<br />
Reinsubstanz wird dieses weder international<br />
als Suchtmittel klassifiziert,<br />
noch unterliegt es dem österreichischen<br />
Suchtmittelrecht. Uns begegnet CBD<br />
oft als Nahrungsergänzungsmittel in<br />
Form von CBD-Öl oder ähnlichem.<br />
Cannabisextrakt, der aus Pflanzen<br />
beziehungsweise Pflanzenteilen gewonnen<br />
wird, gilt aufgrund seiner<br />
möglichen Verunreinigung mit anderen<br />
Wirkstoffen (beispielsweise THC)<br />
sowohl international als auch nach<br />
österreichischem Suchtmittelrecht<br />
grundsätzlich als Suchtgift, wenn und<br />
solange dieser auch THC enthält. Allerdings<br />
gibt es eine Ausnahmebestim-<br />
Was in Österreich nach geltender Rechtslage nicht vorgesehen ist, ist die<br />
Verschreibung von Marihuana oder Haschisch.<br />
mung für bestimmte Produkte mit sehr<br />
niedrigem THC-Gehalt.<br />
Einordnung ins Suchtmittelgesetz<br />
Als Suchtmittel im Sinn des Suchtmittelgesetzes<br />
werden Suchtgifte sowie<br />
psychotrope Stoffe verstanden, wobei<br />
auf erstere in der Suchtgiftverordnung<br />
näher eingegangen wird. Demnach<br />
fällt unter Stoffe und Zubereitungen<br />
gemäß § 2 Abs 1 Suchtmittelgesetz in<br />
Verbindung mit Anhang I der Suchtgiftverordnung<br />
auch Cannabis, wobei<br />
folgende Stoffe explizit vom Anwendungsbereich<br />
ausgenommen sind.<br />
1. Die Blüten- oder Fruchtstände jener<br />
Hanfsorten, die<br />
a) im Gemeinsamen Sortenkatalog für<br />
landwirtschaftliche Pflanzenarten<br />
gemäß Artikel 17 der Richtlinie<br />
2002/53/EG des Rates vom 13. Juni<br />
2002, ABl. Nr. L 193/2002 S. 1, oder<br />
b) in der österreichischen Sortenliste<br />
gemäß § 65 Saatgutgesetz 1997, BG-<br />
Bl. I Nr. 72/1997, in der geltenden<br />
Fassung, angeführt sind und deren<br />
Gehalt an Tetrahydrocannabinol<br />
0,3 Prozent nicht übersteigt,<br />
2. Produkte aus Nutzhanfsorten, die<br />
im ersten Spiegelstrich angeführt<br />
sind, sofern der Gehalt an Tetrahydrocannabinol<br />
0,3 Prozent vor,<br />
während und nach dem Produktionsprozess<br />
nicht übersteigt und<br />
daraus nicht leicht oder wirtschaftlich<br />
rentabel Suchtgift in einer zum<br />
Missbrauch geeigneten Konzentration<br />
oder Menge gewonnen werden<br />
kann, sowie<br />
3. die nicht mit Blüten- oder Fruchtständen<br />
vermengten Samen und<br />
Blätter der zur Gattung Cannabis gehörenden<br />
Pflanzen.<br />
Produkte aus den Blüten- und Fruchtständen<br />
von bestimmten Nutzhanfsorten<br />
sind demnach vom Suchtmittelrecht<br />
ausgenommen, wenn ihr Gehalt<br />
an THC 0,3 Prozent vor, während und<br />
nach dem Produktionsprozess nicht<br />
übersteigt und daraus Suchtgift in einer<br />
zum Missbrauch geeigneten Konzentration<br />
oder Menge nicht leicht oder<br />
wirtschaftlich rentabel gewonnen werden<br />
kann.<br />
Zur Verschreibungsfähigkeit<br />
Neben dem Verbot, Suchtgifte in Substanz<br />
zu verschreiben, ist auch die<br />
Verschreibung von Zubereitungen aus<br />
unter anderem Cannabis gemäß § 14<br />
Foto: SOlegMalyshev/iStock<br />
36 doktor in wien <strong>07</strong>_08_<strong>2021</strong>