RUBRIK74
LEICHTATHLETIKSportfunktionäre gestoppt wurde. 2006 schickte man ihn in Frühpension.Er weiss, wie sich ein Kampf gegen Windmühlen anfühlt. Trotzdemtrifft ihn Schwazers Fall bis ins Mark: «In all den Jahren war das, was mitAlex passiert ist, der schlimmste Schlag für mich», sagt Donati.22. Juni 2016: Schwazer beruft wie vier Jahre zuvor eine Pressekonferenzein, bei der er sagt: «Jemand will nicht, dass ich zu denOlympischen Spielen fahre.» Grund für das positive Ergebnis ist exogenesTestosteron. Die privat gemachten Bluttests könnten beweisen,dass er kein Epo genommen hat. Was das Steroid Testosteron betrifft,das den Muskelaufbau beschleunigt, sind sie aussagelos.Dopingproben werden auf zwei Urin- oder Blutröhrchenaufgeteilt, die A- und die B-Probe. Untersucht wird zunächst nur dieA-Probe, die B-Probe bleibt versiegelt und gilt als Garantie für denSportler. Am 5. Juli bestätigt die Analyse der B-Probe Schwazers positivesErgebnis. Seine letzte Chance, noch an den Olympischen Spielenteilzunehmen, ist eine Berufung beim Internationalen Sportgerichtshof(CAS). Er tagt kurz vor den Spielen in Rio de Janeiro, also fliegen Schwazer,sein Anwalt und sein Trainer nach Brasilien. Schwazer ist überzeugtvon einem Freispruch, als er das Anwaltsbüro betritt, in dem die Verhandlungstattfindet.Bei Schwazer ist zwischen Oktober 2015 und Mai 2016 nureine Probe von zehn Urin- und acht Bluttests auffällig. Einen leistungssteigerndenEffekt schliessen Experten anhand der Werte aus, siekönnen kein Dopingverhalten bei dem Athleten erkennen. Doch dashilft ihm vor dem Sportgericht nicht, das nach Aktenlage entscheidet.Und die besagt, dass er eine illegale Substanz in der Urinprobe hatte.Das Gericht bestätigt die Sperre. Als Wiederholungstäter darf der Geher,damals 31, für acht Jahre an keinen Wettkämpfen teilnehmen. SeineKarriere ist damit faktisch zu Ende. Auf dem Weg zum Flughafen fährtSchwazer im Taxi an der Olympia-Strecke vorbei. Er starrt aus demFenster und denkt an die Anstrengung der letzten Monate. Er weiss,dass er in Form gewesen wäre, zu gewinnen. Was er nicht weiss, ist, wiedas Testosteron in seinen Urin kam.Am Neujahrstag 2016 stehen zwei Dopingkontrolleure um 7 Uhr 25vor Schwazers Haustür, er soll eine Urin- und eine Blutprobe abgeben.Das ist an sich nicht ungewöhnlich: Spitzensportler müssen für Kontrollenrund um die Uhr erreichbar sein und ihre Aufenthaltsorte imVoraus online angeben. Das Datum hat aber zur Folge, dass SchwazersProben mit dem Identifizierungscode 3959325 nicht direkt in das Institutfür Biochemie der Deutschen Sporthochschule in Köln gebracht75