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59.3 Geher in der Sackgasse

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LEICHTATHLETIK

Sportfunktionäre gestoppt wurde. 2006 schickte man ihn in Frühpension.

Er weiss, wie sich ein Kampf gegen Windmühlen anfühlt. Trotzdem

trifft ihn Schwazers Fall bis ins Mark: «In all den Jahren war das, was mit

Alex passiert ist, der schlimmste Schlag für mich», sagt Donati.

22. Juni 2016: Schwazer beruft wie vier Jahre zuvor eine Pressekonferenz

ein, bei der er sagt: «Jemand will nicht, dass ich zu den

Olympischen Spielen fahre.» Grund für das positive Ergebnis ist exogenes

Testosteron. Die privat gemachten Bluttests könnten beweisen,

dass er kein Epo genommen hat. Was das Steroid Testosteron betrifft,

das den Muskelaufbau beschleunigt, sind sie aussagelos.

Dopingproben werden auf zwei Urin- oder Blutröhrchen

aufgeteilt, die A- und die B-Probe. Untersucht wird zunächst nur die

A-Probe, die B-Probe bleibt versiegelt und gilt als Garantie für den

Sportler. Am 5. Juli bestätigt die Analyse der B-Probe Schwazers positives

Ergebnis. Seine letzte Chance, noch an den Olympischen Spielen

teilzunehmen, ist eine Berufung beim Internationalen Sportgerichtshof

(CAS). Er tagt kurz vor den Spielen in Rio de Janeiro, also fliegen Schwazer,

sein Anwalt und sein Trainer nach Brasilien. Schwazer ist überzeugt

von einem Freispruch, als er das Anwaltsbüro betritt, in dem die Verhandlung

stattfindet.

Bei Schwazer ist zwischen Oktober 2015 und Mai 2016 nur

eine Probe von zehn Urin- und acht Bluttests auffällig. Einen leistungssteigernden

Effekt schliessen Experten anhand der Werte aus, sie

können kein Dopingverhalten bei dem Athleten erkennen. Doch das

hilft ihm vor dem Sportgericht nicht, das nach Aktenlage entscheidet.

Und die besagt, dass er eine illegale Substanz in der Urinprobe hatte.

Das Gericht bestätigt die Sperre. Als Wiederholungstäter darf der Geher,

damals 31, für acht Jahre an keinen Wettkämpfen teilnehmen. Seine

Karriere ist damit faktisch zu Ende. Auf dem Weg zum Flughafen fährt

Schwazer im Taxi an der Olympia-Strecke vorbei. Er starrt aus dem

Fenster und denkt an die Anstrengung der letzten Monate. Er weiss,

dass er in Form gewesen wäre, zu gewinnen. Was er nicht weiss, ist, wie

das Testosteron in seinen Urin kam.

Am Neujahrstag 2016 stehen zwei Dopingkontrolleure um 7 Uhr 25

vor Schwazers Haustür, er soll eine Urin- und eine Blutprobe abgeben.

Das ist an sich nicht ungewöhnlich: Spitzensportler müssen für Kontrollen

rund um die Uhr erreichbar sein und ihre Aufenthaltsorte im

Voraus online angeben. Das Datum hat aber zur Folge, dass Schwazers

Proben mit dem Identifizierungscode 3959325 nicht direkt in das Institut

für Biochemie der Deutschen Sporthochschule in Köln gebracht

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