Sektionsheft DAV Dortmund 2021 (Jubiläumsausgabe)
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»Kletterstellen sind wie Etüden: Man muss sie üben und immer wieder
üben, bis man sie auswendig kann«
– Johannes Emil „Hans“ Dülfer
Chronik der Gruppe Bergsteigen, Hochtouren,
und Klettern:
Hans Dülfer, ein Spitzenkletterer aus Dortmund
Die in den Jahresberichten veröffentlichten Tourenberichte legen
Zeugnis davon ab, dass sich unsere Mitglieder eifrig als Bergsteiger
und Wanderer im Alpengebiet betätigten und mit Recht kann
die Sektion Dortmund stolz darauf sein, dass einer der besten
Bergsteiger der Vorkriegszeit Hans Dülfer aus ihr hervorgegangen
ist.
Er wurde als Johannes Emil „Hans“ Dülfer (*23. Mai 1892 in Barmen)
geboren. Schon als Schüler begleitete er seinen Vater Emil,
der Mitglied unserer Sektion war. Hans Dülfer genoss seine bergsteigerische
Ausbildung als Student in München. Dort war er auch
Mitglied der Sektion Bayernland, doch blieb er seiner alten Sektion
Dortmund immer verbunden. In Monatsversammlungen berichtete
er über seine schweren Bergfahrten.
Er wurde in Arras beerdigt. Luis Trenker schrieb über ihn: „Er ist
mehr als ein Kletterer, er ist der Künstler am Fels; er vermag das
Unmögliche.“ Bergsteigerikonen wie Emilio Comici sahen in ihm
einen „Bahnbrecher und Verfechter der modernen Technik“.
Reinhold Messner beschrieb sein Klettern gar als „Tanz in der
Senkrechten“. Dülfers Vater konnte den Verlust des einzigen Sohnes
nicht verschmerzen. Er fand im Jahre 1916 den Bergtod im
Lattengebiete und vererbte der Sektion Dortmund 10.000 RM
(ca. 45.000 €/Kaufkraftäquivalent).
Erstbegehungen
Routen und ein Gipfel erhielten seinen Namen. So gibt es an der
Großen Zinne eine Dülfer-Führe, die lange als die schwierigste
Route an diesem stolzen Gipfel galt. Und das ist nur eine von insgesamt
50 Erstbegehungen, die Hans Dülfer (1892–1915) in der
kurzen Zeit seiner alpinistischen Karriere machte.
125 Jahre Sektion Dortmund
Im Sommer 1912 gelang ihm im Kaisergebirge nicht nur die erste
Erkletterung der Predigtstuhl-Westwand, sondern auch die der
Fleischbank-Ostwand, die mit den beiden Seilquergängen als
Markstein moderner Kletterei gilt. Vor 100 Jahren meisterte er die
Fleischbank-Südostwand und die direkte Totenkirchl-Westwand,
Routen zwischen dem fünften und dem sechsten Schwierigkeitsgrad,
die sich noch heute in jedem Tourenverzeichnis sehr gut
machen. Am 3. September 1913 kletterte Dülfer gar solo den
überhängenden und leicht brüchigen Riss zwischen Fleischbank
und Christaturm; für ihn selbst seine größte Leistung im Klettern.
Ins Tourenbuch notierte er: «Allein – Hurra!».
Weniger bekannt ist, dass Dülfer auch in einem Gipfel verewigt
ist: im Campanile Dülfer (2706 m) unweit der Drei Zinnen, am
25. August 1913 erstmals von ihm erklettert und einst berüchtigt
wegen heikler Abseilstellen. Dülfer hat diese sicher in seinem
Sitz bewältigt. So beschrieb Daniel Anker in einem Artikel vom
6.12.2013 in der Neue Zürcher Zeitung die Leistung Dülfers. Leider
endete die Bergsteigerkarriere Hans Dülfers schon recht früh.
Als Freiwilliger im Kriegsdienst starb er in Frankreich am 15. Juni
1915.
Kletterroute von Dülfer an der Westwand
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