recycling aktiv 04/21
Die Fachzeitschrift für Recycling-Industrien recycling aktiv berichtet praxisnah über aktuelle Programme und Entwicklungen aus dem Maschinen- und Anlagenbereich - von Metallen, Kunststoffen, Papier, Baustoffen über andere Recycling-Bereiche.
Die Fachzeitschrift für Recycling-Industrien recycling aktiv berichtet praxisnah über aktuelle Programme und Entwicklungen aus dem Maschinen- und Anlagenbereich - von Metallen, Kunststoffen, Papier, Baustoffen über andere Recycling-Bereiche.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
RECHT UND POLITIK<br />
§<br />
AUS DEN<br />
VERBÄNDEN<br />
BDSV<br />
Bitte keinen CO 2<br />
-Freifahrtschein<br />
Die BDSV – Bundesvereinigung Deutscher<br />
Stahl<strong>recycling</strong>- und Entsorgungsunternehmen<br />
e. V. – kritisiert<br />
scharf die innerhalb des „Fit for 55“-Klimapakets<br />
der EU-Kommission vorgesehene<br />
Verlängerung der kostenlosen CO 2<br />
-<br />
Rechte für die Stahlindustrie um weitere<br />
10 Jahre bis 2035. BDSV-Hauptgeschäftsführer<br />
Thomas Junker: „Der Erhalt<br />
der Wettbewerbsfähigkeit von Schlüsselindustrien<br />
ist ein Totschlagargument:<br />
Unsere Branche bietet bereits seit Langem<br />
– mit hochwertigem recyceltem<br />
Stahlschrott als Rohstoff – eine reale ressourcen-<br />
und klimaschonende Alternative<br />
für die Stahlindustrie. Wenn wir bis<br />
2050 in Deutschland und der EU wirklich<br />
klimaneutral wirtschaften wollen, brauchen<br />
wir keine weiteren CO 2<br />
-Freifahrtscheine<br />
für die Stahlindustrie, sondern<br />
Anreize für Unternehmen, verstärkt Sekundärrohstoffe<br />
einzusetzen und Investitionen<br />
in Zukunftstechnologien der<br />
Kreislaufwirtschaft zu tätigen. Denn grüner<br />
Stahl wird aus Schrott gemacht.“ Der<br />
Name „Fit for 55“ bezieht sich auf die<br />
geplante Einsparung von mindestens 55<br />
Prozent des CO 2<br />
-Ausstoßes im Vergleich<br />
zu 1990 in der EU bis 2030 bislang sind<br />
Einsparungen von 40 Prozent bis 2030<br />
vorgesehen).<br />
Das umfassende Klimapaket, das aus<br />
12 Einzelgesetzen besteht, wurde Ende<br />
Juli von EU-Vizekommissionspräsident<br />
Frans Timmermans vorgestellt. Allerdings<br />
bleibt der mögliche Beitrag der<br />
Kreislaufwirtschaft zum Erreichen der<br />
Klimaziele aus Sicht der BDSV weiterhin<br />
deutlich hinter den vorhandenen Potenzialen<br />
zurück. Neben den kostenintensiven<br />
Technologiesprüngen der Stahlbranche<br />
zur Dekarbonisierung kann vor<br />
allem der verstärkte Einsatz des zum<br />
Sekundärrohstoff aufbereiteten Stahlschrotts<br />
eine technisch ausgereifte und<br />
mit vergleichsweise geringen Investitionen<br />
umsetzbare Maßnahme für den Kilmaschutz<br />
darstellen. Wie hoch der Anteil<br />
von recyceltem Stahlschrott in der heutigen<br />
Stahlfertigung ist, hängt maßgeblich<br />
von der Produktionserfahrung ab.<br />
Während in der Oxygenstahlroute, die<br />
durch den Weg vom Eisenerz zum Stahl<br />
gekennzeichnet ist, nur wenig Stahlschrott<br />
eingesetzt wird, ist im Elektrostahlverfahren<br />
der ausschließliche Einsatz<br />
von Stahlschrott zur Herstellung neuen<br />
Stahls möglich. Folglich wäre mit dem<br />
zuletzt genannten Verfahren ein nahezu<br />
vollständig geschlossener Rohstoffkreislauf<br />
erreichbar, welcher auch positive<br />
Effekte auf die Klimabilanz Deutschlands<br />
und Europas hätte. Aber auch bei der<br />
Oxygenstahlroute sind noch deutliche<br />
Steigerungen des Schrotteinsatzes möglich,<br />
zumal Europa Netto-Stahlschrott-<br />
Exporteur ist und das weltweite Stahlschrottaufkommen<br />
bis 2050 noch um 70<br />
Prozent zunehmen wird. Die Erhöhung<br />
des Stahlschrotteinsatzes ist also durchaus<br />
möglich und klimaschutzpolitisch<br />
geboten. Der Einsatz von 100 Tonnen<br />
Stahlschrott spart übrigens 167 Tonnen<br />
CO 2<br />
sowie Klima- und Umweltkosten in<br />
Höhe von 35.571 Euro. Die Stahl<strong>recycling</strong>branche<br />
in Deutschland beliefert<br />
Stahlwerke und Gießereien jedes Jahr mit<br />
mehr als 20 Mio. t recyceltem Stahlschrott<br />
und ist damit ein Schwergewicht<br />
der Kreislaufwirtschaft.<br />
www.bdsv.org<br />
68 <strong>recycling</strong> <strong>aktiv</strong> 4/20<strong>21</strong>