Pirouette No. 07/2021 September

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22 Russland und Estland Sommertraining Europameisterin Sofia Samodurova lieferte zwei » gute Programme ohne groben Fehler ab, die sehr gut zu ihr passen. Sofia Samodurova „Meine Saisonvorbereitung läuft soweit « gut. Florent Amodio hat mir ein Showprogramm zu „New Rules“ von Dua Lipa choreographiert, das uns allen so gut gefallen hat, dass wir es jetzt als neues KP nehmen. Für die Kür habe ich „Mulan“ genommen. Mir hat dieser Charakter immer sehr gefallen. Ein Ziel für die Saison ist es, den dreifachen Axel ins Programm einzubauen.“ Anastasia Guliakova versuchte im KP vergeblich den 3A, aber im Training klappt er bereits. Der Juniorin Maria Dmitrieva gelang dagegen der 3A in KP und Kür. Andrei Lazukin kämpft sich nach einer Knie-OP zurück, derentwegen er die komplette vergangene Saison aussetzte, und läuft zu „Tango de Roxanne“ im KP und „Jesus Christ Superstar“ in der Kür. Lisa Nugumanova gefiel mit ihrer „Fledermaus“ und in der Kür als „Meerjungfrau“. Der Junior Fedor Zonov fiel mit seinem Laufstil positiv auf, der 3A ist aber noch nicht stabil. Roman Hamzin, ein zehn Jahre alter Nachwuchsläufer aus der Mishin-Schule, durfte wie ein paar andere Kinder beim Sichtungslaufen mitmachen und stellte sein Talent unter Beweis. Er springt bis 3L-3T. Der ein Jahr ältere Ivan Ramzenkov, wie Mozalev ein Schüler von Kirill Davydenko, wagt sich bereits an den 3A. „Wir haben viel guten Nachwuchs bei den Jungs, aber wenig bei den Mädchen“, kommentierte ein Offizieller des Verbandes. Die sind offenbar alle in Moskau zu finden. Europameister Dmitri Aliev sowie Makar Ignatov waren nicht bei der Sichtung dabei, weil sie noch nicht von ihrem Trainingslager in Lettland zurückgekehrt waren. Das stieß bei einigen Beobachtern auf Kritik. Sofia Samodurova gen hatte. Sie beherrschen den 3F. Insgesamt betreuen Liudmila und Nikolai Velikov sowie ihr Enkel Vasilii aktuell neun Paare. Zwei bekanntere Duos haben jedoch gewechselt: Die Junioren- WM-Zweiten von 2020, Ksenia Akhanteva/Valeri Kolesov, sind nun bei Fedor Klimov in Sotchi und Polina Kostiukovich/Alexei Briukhanov in Moskau in der Mozer-Schule. Lisa Tuktamysheva Fotos: Flade Anastasia Mishina und Alexander Galliamov mit „ihrer“ Pirouette Florent Amodio (Zweiter von links) mit Mishin-Schüler Mikhail Kolyada, Lisa Tuktamysheva und Sofia Samodurova Anastasia Guljakova Die für Georgien startenden Paarläufer Anastasia Metelkina/Daniil Parkman durften teilnehmen und für sie war die Sichtung ein guter Test vor dem erhofften Start bei der Nebelhorn Trophy, um den sie mit einem zweiten georgischen Paar Karina Safina/Luka Berulava konkurrieren. Wieder fit waren Alina Solovieva/Elisei Ivanov, ein weiteres interessantes Duo aus der Velikov- Schule, nachdem sie sich im vergangenen Herbst einen komplizierten Bänderriss zugezo-
23 Junioren-Sichtung Diese Paare waren beim Sichtungslaufen der Juniorinnen und Junioren in Novogorsk Anfang August. Die Basis ist nach wie vor für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Um Corona draußen zu halten, durften Sportler und Trainer die Basis während ihres Aufenthalts nicht verlassen und Besucher konnten nur in Ausnahmefällen hinein. Alle Teilnehmer der Sichtung mussten sich bei der Ankunft einem Coronatest unterziehen und in ihrem Zimmer das Ergebnis abwarten. Der russische Sender Kanal 1 übertrug die Programme, die sich im Internet jeder anschauen kann. Das Hauptinteresse galt natürlich den Mädchen – wer wird das nächste russische Wunderkind – Sofia Akatieva aus der Tutberidze-Schule, Sofia Samodelkina, die bei Sergei Davydov trainiert oder Evgeni Plushenkos Schülerin Veronika Zhilina? Sie und andere riskierten Vierfache und 3A, aber nicht immer erfolgreich. Mit den Dreifachen hatte so gut wie keine der jungen Damen Probleme. Bei den Herren zeichnete sich dagegen kaum jemand aus. Mark Kondratiuk (der übrigens im Juli eine Kunstausstellung mit eigenen Gemälden eröffnete), Artem Kovalev und andere waren nicht in Topform. Bei den Paaren stachen Anastasia Mukhortova/Dmitri Evgeniev heraus, während andere wie Akhanteva/Kolesov weniger Fortschritte gemacht haben und blass wirkten. Im Eistanz hinterließen die Sieger der Olympischen Jugendspiele 2020, Irina Khavronina/Dario Cirisano aus Alexei Gorshkovs Schule in Odintsovo, sowie Anjelika Krylovas Paar Vasilisa Kaganovskaia/Valeri Angelopol einen sehr guten Eindruck. Ende August gab es bei der Moskauer Stadtmeisterschaft der Junioren wieder sehr gute Leistungen und interessante neue Gesichter zu entdecken. Bei den Juniorinnen gewann Anastasia Zinina aus der Schule von Evgeni Plushenko mit zwei leicht unterdrehten 4T (q). Herren-Sieger Lev Lazarev von ZSKA Moskau riskierte keinen Vierfachen, aber überzeugte mit sauberen Programmen inklusive 3A. Im Paarlauf waren Natalia Habibullina/Ilia Kniazhuk erfolgreich und im Eistanz Kaganovskaia/Angelopol. Kurioserweise mussten Angelique Abashkina/Pavel Drozd in dieser Kategorie antreten, weil der in Frankreich aufgewachsenen Tänzerin der Leistungsnachweis „Kandidatin zur Meisterin des Sports“ fehlte, den sie braucht, um in der nationalen Meisterklasse starten zu dürfen – obwohl sie mit Louis Thauron international bei der EM gelaufen war. „Extra dafür haben wir Juniorenprogramme einstudiert“, sagte Drozd der „Pirouette.“ Außer Konkurrenz zeigten Sara Hurtado/Kirill Khaliavin ihren Rhythmustanz und die Franzosen Julia Wagret/Pierre Souquet, die ebenfalls bei Alexander Zhulin trainieren, beide Programme. Außerdem durfte der Australier Brendan Kerry teilnehmen. Er lief ein fehlerfreies KP mit 4T, in der Kür klappte aber kein Vierfacher. Training in Tartu und Tallinn Maria Dmitrieva Mischins komplette Trainingsgruppe mit Tuktamysheva, Kolyada, Samodurova, Semenenko, Guliakova, Lazukin und Dmitrieva reiste mit ihm und dem restlichen Trainerstab nach Tartu, wo die Estin Kersti Kull seit vielen Jahren sein Sommertrainingscamp organisiert – auch das in Courchevel übrigens. Im Vorjahr fielen die „Mishin-Camps“ corona-bedingt aus, aber auch in diesem Jahr war die Organisation eine Herausforderung für die rührige Estin und ihr Team. Die russischen Gäste benötigten nicht nur ein Visum, sondern eine extra Einreisegenehmigung und mussten ihre Ausreise bei den russischen Behörden vormelden. Immerhin verkehrt jetzt wieder ein Bus von Sankt Petersburg nach Tallinn, aber nicht der direkte nach Tartu und die Anreise mit eigenen Autos war nicht möglich, weil die Gruppe zusammen reisen musste. An den Camps nehmen auch Läuferinnen und Läufer aus anderen Ländern oder von anderen Trainern teil, die selbst sehen mussten, wie sie eine Reisegenehmigung bekommen. Da Estland russischen Bürgern die Einreise für medizinische Behandlungen erlaubt, hatte zum Beispiel eine Läuferin einen Arzttermin zufällig zur Zeit des Camps. Immerhin erkennt der Balten-Staat die Sputnik-Impfung an. Die Reise nach Frankreich war aber noch komplizierter, wie Kull berichtete: „Die Russen durften nur direkt nach Paris fliegen, dabei wäre es viel näher gewesen, wenn sie in Genf hätten landen können. Dort gibt es sogar einen extra Ausgang nach Frankreich.“ Die Camp-Managerin schüttelte den Kopf über so viel Bürokratie und sinnlose Regelungen. „Von Genf aus durften sie nicht auf dem Landweg einreisen, aber von Paris aus hätten sie stundenlang mit der Bahn und mehrmaligem Umsteigen durch das ganze Land fahren können.“ Am Ende organisierte die Estin einen langen Bustransfer vom Flughafen in Paris nach Courchevel. Mit einem EU-Pass ist das Reisen wesentlich leichter, sogar wenn man aus Russland kommt, wie einige Läuferinnen, die dort leben und trainieren. Daher haben viele Menschen in Russland das Gefühl, dass der Eiserne Vorhang wieder heruntergelassen wurde, aber diesmal vom Westen. In Tartu konnten die Sportler in der Eisbahn in einem großen Einkaufszentrum am Stadtrand trainieren, wo der frühere russische Spitzenläufer Alexander Abt seit mehreren Jahren unterrichtet. Mishin lud Florent Amodio ein, nachdem er sich in Courchevel von dessen Fähigkeiten als Choreograph überzeugt hatte. Der Europameister von 2011 reiste mit seinen Schülern Francois Pitot (der wenig später Bronze beim JGP in Courchevel gewann) und Luc Economides sowie ein paar anderen an und war begeistert von der Zusammenarbeit mit Altmeister Mishin, der ihn wiederum » lobte: „Florent hat frischen Wind reingebracht.“ Florent Amodio „Ich habe das Journalistik-Studium abgebrochen und mich dafür entschieden, als Trainer und Choreograph zu arbeiten. Das ist mein Leben. Alexei Mishin kenne ich, seit ich ein Läufer war, wir sind uns oft begegnet. Er ist die Person, die ich am meisten respektiere. In Courchevel hat er mich darum gebeten, Schaulaufprogramme zu machen, ich denke, das war ein Test für mich, ob ich die « Verbindung zu seinen Schülern aufbauen kann. Ich habe auch mit seinen Läufern an den Schrittfolgen gearbeitet. Ich bin der glücklichste Mensch der Welt, seit ich mit Alexei angefangen habe zu arbeiten. Ich habe diese Verbindung zu ihm und zu seinen Schülern. Für mich als jungen Trainer ist das hier das Paradies, mit den Besten der Welt.“ Sofia Samodurova mit Luc Economides Die Teilnehmer des Camps, darunter auch Economides und die Italienerin Lara Naki Gutmann, traten am Ende der ersten und der zweiten Woche bei einem kleinen Schaulaufen auf und präsentierten dabei Wettkampf- oder Showprogramme. Kolyada testete zum Beispiel das „Nussknacker“-KP und beim zweiten Mal seine neue Schaulaufnummer „Meer, oh Meer“, Samodurova das KP und Semenenko trat mit KP und Showprogramm auf. Tuktamysheva war beim zweiten Mal nicht dabei, weil sie sich müde fühlte. Aus Tallinn reiste Trainersohn Arlet Levandi an, der seine Kür ohne groben Fehler lief. Kurz davor war er beim Sichtungslaufen des estnischen Verbandes in der Hauptstadt aufgetreten. „Er soll die Programme vor Publikum laufen, das ist eine gute Vorbereitung auf die Wettkämpfe“, meinte Mutter und Coach Anna Levandi. Das zahlte sich wenig später beim JGP in Courchevel aus (siehe Seite 32). Levandi trainiert ihren Sohn, Eva-Lotta Kiibus und andere in Tallinn in der Eishalle, die bei der EM 2010 für das Training und auch für Junioren Grand Prix genutzt wurde, bevor das neue Zentrum am an- Russland und Estland Sommertraining
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