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Pirouette No. 07/2021 September

Zwei JGP in Courchevel Die Eislauffamilie war erfreut, dass mit dem ersten Junioren Grand Prix in Courchevel auch die Junioren endlich wieder anspruchsvolle, echte Wettbewerbe laufen können. Denn sie hatten mehr als die Spitzenläufer/innen unter der Pandemie zu leiden: 2020/21 gab es keinen einzigen Junioren Grand Prix, kein Finale, keine Junioren-WM auch sonst sehr wenige Junioren-Events. Kanada hatte den zweiten JGP der Saison in Edmonton abgesagt. Erfreulicherweise erklärte sich der französische Verband bereit ihn abzuhalten. … Topthemen: · DEU-Juniorensichtung · DEU-Sichtung der Meisterklasse · Junioren Grand Prix: Courchevel 1 & Courchevel 2 Weiteres aus dem Inhalt: · Vorschau: Nebelhorn Trophy 20212 · Interview: Della Monica & Guarise · Interview: Hurtado & Khaliavin · Interview: Josefin Taljegard · Interview: Mikhail Kolyada · Interview: Claudia Pfeifer, neue DEU-Sportdirektorin · ISU Skating Awards · Neue Mishin-Biographie · Sommertraining: Stéphane Lambiels Skating School of Switzerland · ISU-Paarlauflehrgang · Neues aus aller Welt · Sommertraining: Russland und Estland · Neues aus Japan · Sommertraining: Novi & Toronto · Junioren Grand Prix: Courchevel 1 · Junioren Grand Prix: Courchevel 2 · DEU-Juniorensichtung: Luca Fünfer ging alles an · DEU-Sichtung der Meisterklasse · Cranberry Cup: Test für die Nebelhorn Trophy · Sächsische Meisterschaften · Weitere Wettbewerbe: u. A. Sächsische Meisterschaften · Sommertraining: Bruno Marcotte in Oakville · Sommertraining: Schweiz Titelbild: Nicole Della Monica & Matteo Guarise Die Italiener Nicole Della Monica und Matteo Guarise laufen seit zehn Jahren zusammen und haben sich in den Top Ten der Welt etabliert. Foto: Hella Höppner Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-7-september-2021.html (Erscheinungstermin 13.9.2021)

Zwei JGP in Courchevel

Die Eislauffamilie war erfreut, dass mit dem ersten Junioren Grand Prix in Courchevel auch die Junioren endlich wieder anspruchsvolle, echte Wettbewerbe laufen können. Denn sie hatten mehr als die Spitzenläufer/innen unter der Pandemie zu leiden: 2020/21 gab es keinen einzigen Junioren Grand Prix, kein Finale, keine Junioren-WM auch sonst sehr wenige Junioren-Events. Kanada hatte den zweiten JGP der Saison in Edmonton abgesagt. Erfreulicherweise erklärte sich der französische Verband bereit ihn abzuhalten. …

Topthemen:
· DEU-Juniorensichtung
· DEU-Sichtung der Meisterklasse
· Junioren Grand Prix: Courchevel 1 & Courchevel 2

Weiteres aus dem Inhalt:
· Vorschau: Nebelhorn Trophy 20212
· Interview: Della Monica & Guarise
· Interview: Hurtado & Khaliavin
· Interview: Josefin Taljegard
· Interview: Mikhail Kolyada
· Interview: Claudia Pfeifer, neue DEU-Sportdirektorin
· ISU Skating Awards
· Neue Mishin-Biographie
· Sommertraining: Stéphane Lambiels Skating School of Switzerland
· ISU-Paarlauflehrgang
· Neues aus aller Welt
· Sommertraining: Russland und Estland
· Neues aus Japan
· Sommertraining: Novi & Toronto
· Junioren Grand Prix: Courchevel 1
· Junioren Grand Prix: Courchevel 2
· DEU-Juniorensichtung: Luca Fünfer ging alles an
· DEU-Sichtung der Meisterklasse
· Cranberry Cup: Test für die Nebelhorn Trophy
· Sächsische Meisterschaften
· Weitere Wettbewerbe: u. A. Sächsische Meisterschaften
· Sommertraining: Bruno Marcotte in Oakville
· Sommertraining: Schweiz

Titelbild: Nicole Della Monica & Matteo Guarise
Die Italiener Nicole Della Monica und Matteo Guarise laufen seit zehn Jahren zusammen und haben sich in den Top Ten der Welt etabliert.
Foto: Hella Höppner

Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-7-september-2021.html (Erscheinungstermin 13.9.2021)

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<strong>Pirouette</strong> Nr. 7 | <strong>September</strong> <strong>2021</strong><br />

Internationales Eiskunstlauf-Magazin | 54. Jahrgang | www.pirouette-online.de<br />

Nicole Della Monica & Matteo Guarise<br />

DEU-Sichtungen<br />

Junioren Grand Prix<br />

Courchvel<br />

Sommertraining


2<br />

Nebelhorn Trophy <strong>2021</strong><br />

Vorschau<br />

Große Starterfelder bei der<br />

Nebelhorn Trophy <strong>2021</strong><br />

Die Nebelhorn Trophy <strong>2021</strong> soll wie im Vorjahr trotz Pandemie stattfinden, auf jeden<br />

Fall wieder mit Livestream und möglicherweise auch mit einer begrenzten<br />

Zahl von zahlenden Zuschauern. Der von der DEU beauftragte Wettbewerbskoordinator<br />

Peter Krick sagte der <strong>Pirouette</strong> kurz vor dem Redaktionsschuss dieses Heftes<br />

Ende August, weder er noch die DEU oder die ISU würden entscheiden, ob und wenn<br />

ja wie viele Zuschauer letztlich zugelassen würden. Sondern dies beschließen die Gesundheitsbehörden<br />

in Sonthofen je nach den aktuellen Infektionszahlen, möglicherweise<br />

erst eine Woche vorher. Bei etwa 1.500 Sitzplätzen und einer Ende August zulässigen<br />

Belegung von 50 Prozent gehe man von etwa 350 Akkreditierten und 400<br />

zahlenden Zuschauern aus. Hierbei konzentriere man sich auf Tageskarten und festgelegten<br />

und registrierten Sitzplatznummern, weil bei festgestellten Infektionen die<br />

in der Nähe sitzenden Zuschauer informiert würden. Wie bei anderen Veranstaltungen<br />

in Deutschland gelten in Oberstdorf die 3G-Regeln, das heißt, nur geimpfte, genesene<br />

oder frisch getestete Zuschauer und solche mit Masken würden zugelassen,<br />

dies werde am Eingang kontrolliert. Auf der Event-Site der DEU unter www.eislaufunion.de/events/nebelhorn-trophy<br />

kann jedermann nachschauen, ob Zuschauer zugelassen<br />

sind und wo und wie man Eintrittskarten bestellen kann.<br />

Die Starterfelder sind so groß wie erwartet, weil<br />

Läufer/innen aus vielen Ländern um die noch<br />

freien Olympiastartplätze kämpfen werden. Allerdings<br />

werden sich - wie immer - einige wieder<br />

abmelden. 34 Frauen sind für die Olympiaqualifikation<br />

gemeldet (plus viele Ersatzläuferinnen),<br />

für die es zunächst sechs Plätze gibt.<br />

Voraussichtlich sind es aber mindestens sieben,<br />

weil Belgien keine zweite Läuferin hat (Nina<br />

Pinzarrone ist zu jung für Olympia) und daher<br />

den zweiten Startplatz vermutlich zurückgeben<br />

wird. Die prominenteste, die für ihr Land um einen<br />

(in ihrem Fall dritten) Startplatz bei den<br />

Spielen antreten wird, ist Alysa Liu für die USA.<br />

Alexia Paganini wird sich nach dem verpatzten<br />

KP bei der WM um einen Platz für die Schweiz<br />

bemühen und Sophia Schaller um einen zweiten<br />

für Österreich. Lara Gutmann will für Italien ei-<br />

Paul Fentz beim DEU Sichtungslauf<br />

im August<br />

Foto: Hella Höppner<br />

nen Platz holen, Nebelhorn-Siegerin 2017 Kailani<br />

Craine einen für Australien und Maia Mazzara<br />

einen für Frankreich. Fünf weitere Läuferinnen<br />

starten ohne olympische Qualifikation, darunter<br />

Nathalie Weinzierl als einzige deutsche<br />

Vertreterin.<br />

Bei den 26 + 6 Männern sind ebenfalls mindestens<br />

sieben Startplätze für Olympia zu vergeben.<br />

Die Favoriten sind der Amerikaner Vincent<br />

Zhou und der Russe Dmitri Aliev, die jeweils einen<br />

dritten Startplatz für ihr Land sichern<br />

möchten. Paul Fentz will für die DEU einen<br />

Startplatz holen, Ersatz wären Nikita Starostin,<br />

Kai Jagoda oder Thomas Stoll. Relativ prominent<br />

sind außerdem noch der Österreicher Maurizio<br />

Zandron, der Australier Brendan Kerry und der<br />

Finne Valtter Virtanen. Der Kanadier Roman Sadovsky<br />

und der Franzose Adam Siao Him Fa<br />

wollen einen zweiten Startplatz für Kanada bzw.<br />

Frankreich. Sechs Läufer sind ohne Olympische<br />

Qualifikation gemeldet, darunter die Deutschen<br />

Thomas Stoll, Kai Jagoda und Paul Fentz (falls er<br />

keine Olympiaqualifikation läuft) sowie der Österreicher<br />

Luc Maierhofer.<br />

16 Eistanzpaare wollen für ihr Land die vier<br />

freien Plätze ergattern, unter ihnen die Armenier<br />

Tina Garabedian und Simon Proulx Senecal,<br />

die bei der WM wegen eines (möglicherweise<br />

falsch-) positiven Corona-Tests nicht starten<br />

konnten. Die bekanntesten Olympia-Bewerber<br />

sind die Tschechen Taschlerova/Taschler, die Finnen<br />

Turkkila/Versluis, die Georgier Kazakova/Reviya,<br />

die Italiener Moscheni/Fioretti (die einen<br />

zweiten Platz für Italien wollen) und die Südkoreaner<br />

Min/Eaton. Vier deutsche Paare haben<br />

sich für die Nebelhorn Trophy ohne Olympiaqualifikation<br />

angemeldet: Viktoriia Lopuseva/<br />

Asaf Kazimov, Lara Luft/Maximilian Pfisterer,<br />

Katharina Müller/Tim Dieck und Anne-Marie<br />

Wolf/Max Liebers.<br />

Im Paarlaufen werden zunächst drei Startplätze<br />

vergeben, mehr werden es nur, wenn Länder ihren<br />

Platz zurückgeben. 13 Paare haben sich angemeldet,<br />

unter ihnen die Chinesen Wang/Huang,<br />

die Franzosen Hamon/Strekalin, die Briten<br />

Jones/Boyadji, und die Israelis Kops/Krasnopolski<br />

(Letzterer hat schon wieder eine andere Partnerin).<br />

Annika Hocke und Robert Kunkel, Minerva<br />

Fabienne Hase und <strong>No</strong>lan Seegert sowie die <strong>Pirouette</strong>-Titelhelden<br />

Nicole Della Monica/Matteo<br />

Guarise wollen ohne Olympiaqualifikation an<br />

den Start. <br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Zeitplan<br />

Mittwoch, 22.09.<br />

Donnerstag, 23.09. 9:00<br />

Donnerstag, 23.09. 14:00<br />

Donnerstag 23.09. 17:00<br />

Ganztägiger Trainingstag<br />

KP Männer<br />

KP Paare<br />

KP Frauen<br />

Freitag, 24.09. 10:30 Rhythmustanz<br />

Freitag, 24.09. 14:15 Männerkür<br />

Freitag, 24.09. 20:00 Paarlaufkür<br />

Samstag, 25.09. 09.45 Frauenkür<br />

Samstag, 25.09. 16:30 Eistanzkür<br />

Samstag, 25.09. 20:30 Schaulaufen<br />

Infos<br />

auf der Event-Site der<br />

DEU unter:<br />

www.eislauf-union.de/<br />

events/nebelhorn-trophy


Impressum<br />

Verlags- und Redaktionsanschrift:<br />

STS·Verlag+Werbung<br />

Stefan Schulze<br />

Am Stutz 14<br />

97993 Creglingen<br />

Fon <strong>07</strong>933-700-191<br />

Fax <strong>07</strong>933-700-192<br />

E-Mail: info@pirouette-online.de<br />

Webshop: www.pirouette-online.de<br />

Google Play: https://play.google.com/store/apps/<br />

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pirouette-magazin/id1553450950<br />

Verlagsleitung: Stefan Schulze<br />

Chefredakteur: Klaus-Reinhold Kany<br />

Stellvertreterin: Tatjana Flade<br />

Mitarbeiter: Manuela Buyny, Albert René Kolb<br />

(Schweiz), Katrin Flaschka (Österreich), Hella Höppner<br />

Grafik: Stefan Schulze, Andreas Münch<br />

Anzeigen: Stefan Schulze<br />

Kundenbetreuung: Angelika Manicone<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Bildzuschriften haftet der Verlag nicht.<br />

Beiträge, die mit Namen oder Initialen des Verfassers<br />

gezeichnet sind, stellen nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion oder des Herausgebers dar. Für die<br />

Richtigkeit der Mitteilungen und Berichte zeichnen<br />

die Clubs verantwortlich. Zuschriften können von uns,<br />

falls kein ausdrücklicher Vor behalt gemacht wird, im<br />

Wortlaut oder aus zugs weise veröffentlicht werden.<br />

Erscheinungsweise: 10 mal im Jahr, Mai/Juni und<br />

Juli/August sind Doppelausgaben, sonst monatlich.<br />

Einzelheft (Print): 6,50 EUR zzgl. Versandkosten<br />

Einzelheft (App Store und Google Play): 5,49 EUR<br />

Jahresabonnement (Print):<br />

Deutschland: 65 EUR, EU: 68 EUR inkl. Versand<br />

Probeabo (Print): 33 EUR, EU: 35 EUR inkl. Versand<br />

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Inhalt<br />

Vorschau: Nebelhorn Trophy <strong>2021</strong> 2<br />

Interview: Della Monica & Guarise 4<br />

Interview: Hurtado & Khaliavin 5<br />

Interview: Josefin Taljegard 6<br />

Interview: Mikhail Kolyada 7<br />

Interview: Claudia Pfeifer 8<br />

Neues aus aller Welt 10<br />

ISU Skating Awards 12<br />

Neue Mishin-Biographie 13<br />

Skating School of Switzerland 14<br />

DEU-Juniorensichtung16<br />

ISU-Paarlauflehrgang18<br />

Neues aus aller Welt 20<br />

Sommertraining: Russland und Estland 21<br />

Neues aus Japan 24<br />

Sommertraining: <strong>No</strong>vi & Toronto 25<br />

Junioren Grand Prix: Courchevel 1 26<br />

Junioren Grand Prix: Courchevel 2 30<br />

DEU-Sichtung der Meisterklasse 32<br />

Cranberry Cup 35<br />

Sächsische Meisterschaften 36<br />

Weitere Wettbewerbe 36<br />

Sommertraining: Oakville 38<br />

Sommertraining: Schweiz 39<br />

Termine<br />

von Mitte <strong>September</strong> bis Ende Oktober <strong>2021</strong><br />

10.09. – 12.09. Challenger: Lombardia Trophy<br />

in Bergamo (Italien)<br />

15.09. – 18.09. US Classics in <strong>No</strong>rwood<br />

(nahe Boston, USA)<br />

15.09. – 18.09. JGP in Krasnoyarsk (Russland)<br />

16.09. – 18.09. Challenger: Autumn Classic<br />

in Pierrefonds (Kanada)<br />

22.09. – 25.09. Challenger: Nebelhorn Trophy<br />

in Oberstdorf<br />

22.09. – 25.09. JGP in Ljubljana (Slowenien)<br />

29.09. – 02.10. JGP in Danzig (Polen)<br />

30.09. – 02.10. Challenger: Nepela Memorial<br />

in Bratislava (abgesagt)<br />

02.10. Japan Open in Saitama<br />

06.10. – 09.10. JGP in Linz (Österreich)<br />

<strong>07</strong>.10. – 09.10. Challenger: Finlandia Trophy<br />

in Espoo<br />

09.10. – 10.10. Ruhr Cup in Essen<br />

13.10. – 17.10. Challenger: Asian Open in<br />

Peking (Test-Event in<br />

Olympiahalle)<br />

14.10. – 17.10. Budapest Trophy (Ungarn)<br />

14.10. – 17.10. Ice Star in Minsk (Belarus)<br />

15.10. – 17.10. Mezzaluna Cup in Mentana<br />

(Italien)<br />

20.10. – 23.10. Victor Petrenko Cup in Odessa<br />

(Ukraine)<br />

20.10. – 24.10. Trophée Metropole Nice in<br />

Nizza (Frankreich)<br />

22.10. – 24.10. Grand Prix: Skate America in<br />

Las Vegas (USA)<br />

22.10. – 24.10. Zwingerpokal in Dresden<br />

22.10. – 24.10. Westfalen Cup in Dortmund<br />

27.10. – 30.10. Autumn Talents Cup in<br />

Brovary (Ukraine)<br />

28.10. – 31.10. Tirnavia Ice Cup in Trnava<br />

(Slowakei)<br />

28.10. – 31.10. Challenger: Denis Ten Memorial<br />

in Almaty (Kasachstan)<br />

28.10. – 31.10. Crystal Skate in Bukarest<br />

(Rumänien)<br />

28.10. – 31.10. Golden Bear in Zagreb<br />

(Kroatien)<br />

29.10. – 31.10. Grand Prix: Skate Canada in<br />

Vancouver (Kanada)<br />

29.10. – 31.10. Großer Berliner Bär<br />

29.10. – 31.10. Schattenburg Cup in Feldkirch<br />

(Österreich)<br />

30.10. – 31.10. Hessenpokal in Frankfurt<br />

3<br />

Inhalt & Termine<br />

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nur mit schriftlicher Ge neh migung des Verlags.<br />

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Kündigung sind bis acht Wochen vor Ablauf des<br />

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ein weiteres Jahr. Eine Kündigung bedarf der<br />

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Titelbild:<br />

Nicole della Monica & Matteo Guarise<br />

Die Italiener Nicole Della Monica (32) und<br />

Matteo Guarise (33) laufen seit zehn<br />

Jahren zusammen und haben sich in den<br />

Top Ten der Welt etabliert.<br />

Foto: Hella Höppner<br />

Die nächste <strong>Pirouette</strong> erscheint voraussichtlich am:<br />

6. Oktober <strong>2021</strong> (Digital), 15. Oktober <strong>2021</strong> (Print)


4<br />

Nicole Della Monica & Matteo Guarise<br />

Interview<br />

»Wir haben mehrmals daran gedacht aufzuhören«<br />

Die Italiener Nicole Della Monica (32) und Matteo Guarise (33) laufen seit zehn<br />

Jahren zusammen und haben sich in den Top Ten der Welt etabliert. In Stockholm<br />

belegten sie Rang acht, bei der EM 2020 in Graz waren sie Vierte. Vor seiner Karriere<br />

als Eiskunstläufer war Guarise Paarlauf-Weltmeister auf Rollen.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie sind Sie mit den Herausforderungen<br />

und Einschränkungen der vergangenen<br />

Saison zurechtgekommen?<br />

Nicole: Am Ende haben wir das gut hinbekommen,<br />

obwohl es sehr schwierig war. Wir haben<br />

mehrmals daran gedacht aufzuhören, weil es<br />

mental und physisch so hart war. Wir waren sehr<br />

gut auf die WM 2020 vorbereitet, die fiel aus,<br />

danach waren wir in Quarantäne und haben versucht<br />

zu Hause zu trainieren. Aber das ist natürlich<br />

nicht dasselbe. Als wir nach ein paar Monaten<br />

die Schlittschuhe wieder anziehen konnten,<br />

war es schwierig für mich, wieder zu springen<br />

und das Gefühl wieder zu bekommen. Erst im<br />

Oktober fühlten wir uns wieder besser.<br />

Matteo: Es kamen so viele Dinge zusammen. Ich<br />

habe meine Mutter verloren, sie starb am 22. Oktober.<br />

Sie war 55 Jahre alt. Es war nicht Covid,<br />

sie hatte Krebs. Die letzten sechs Monate vor ihrem<br />

Tod trainierte ich nur einen Teil der Woche<br />

und fuhr dann in meine Heimatstadt, um mich<br />

mit meinem Bruder (bei der Pflege) abzuwechseln.<br />

Als wir (im März 2020 nach der WM-Absage)<br />

aus Kanada zurückkamen und komplett (mit<br />

dem Training) aufhörten, ist etwas mit unseren<br />

Körpern passiert – von der Topform aufs Sofa. Es<br />

war komisch, wieder anzufangen. Es war die<br />

längste Pause, die wir in unserem Sportlerleben<br />

je hatten. Selbst wenn du verletzt bist, gehst du<br />

noch in dem Fitnessraum oder du kannst noch<br />

auf dem Eis sein. Gleichzeitig gab uns diese Pause<br />

die Chance das zu schätzen, was wir haben.<br />

Warum haben Sie nicht aufgegeben?<br />

Nicole: Wir haben viel miteinander gesprochen.<br />

Dann sagten wir uns: „Wir sehen von Tag zu<br />

Tag, wie es läuft.“ Von da an war es leichter,<br />

denn wir dachten nicht mehr an Wettbewerbe.<br />

Wir wussten nicht, ob überhaupt welche stattfinden.<br />

Wir gingen jeden Tag zum Training und<br />

freuten uns, was wir jeden Tag geschafft haben.<br />

Wir hatten ein paar Wettbewerbe in Italien. Das<br />

kann man nicht mit internationalen Wettkämpfen<br />

vergleichen, aber es war besser als nichts.<br />

Matteo: Wir kamen aus diesem dunklen Moment<br />

heraus, als wir einen Plan gemacht haben.<br />

Wir sagten „Heute laufen wir das KP, egal ob<br />

ein Wettbewerb ist oder nicht.“ Nicole und ich<br />

sind sehr erfahren und müssen keine neuen Todesspiralen<br />

oder andere Elemente lernen. Wir<br />

müssen in Form kommen und die Elemente machen.<br />

Aber wenn du keinen Grund hast, (für einen<br />

Wettbewerb) in Form zu kommen, ist es<br />

schwierig, die Motivation zu behalten.<br />

Wie hat Sie das persönlich verändert?<br />

Nicole: Wir genießen mehr, was wir haben. Wir<br />

sind froh, dass wir die Möglichkeit haben, jeden<br />

Tag zu trainieren, denn die hat nicht jeder. Mein<br />

Freund zum Beispiel ist von seiner Arbeit her in<br />

einer anderen Lage. Wir sind uns dessen bewusster<br />

geworden, was wir haben und was wir tun.<br />

Matteo: Wir haben ein anderes Gefühl bei Wettkämpfen.<br />

Die Ergebnisse sind mir nicht mehr so<br />

wichtig wie früher. Ich bin einfach nur glücklich,<br />

dass ich dabei sein kann, denn ich habe die harte<br />

Realität erlebt. Ich komme aus Rimini, das ist ein<br />

Touristenort und etwa 80 Prozent der Leute, die<br />

ich kenne, haben ein Hotel oder ein Restaurant.<br />

Sie hatten keine Arbeit, sie warteten auf Geld<br />

vom Staat, das nicht kam. Wir haben unseren<br />

Verband, unseren Club, die uns unterstützen.<br />

Sie haben angedeutet, dass die Saison 21/22<br />

Ihre letzte sein könnte. Was sind Ihre Pläne?<br />

Nicole: Im Moment gehen wir eine Sache nach<br />

der anderen an und wissen nicht, wann wir aufhören.<br />

Wir haben uns entschieden, das KP zu<br />

„Let It Be“ zu behalten, weil wir es nur zweimal<br />

gelaufen sind. Wir haben eine neue Kür zu „Your<br />

Song“ und „Nature Boy“ aus Moulin Rouge, die<br />

wir mit Massimo Scali erarbeitet haben. Wir haben<br />

lange nach Musik gesucht und viele modernere<br />

Stücke angehört, aber dann dachten wir,<br />

dass viele Paare zu etwas Modernem laufen<br />

werden. Eines Tages kam Matteo mit „Your<br />

Song“ und wir entschieden, dass es die richtige<br />

Wahl ist. Wir hoffen, im Sommer gut trainieren<br />

Foto: Höppner<br />

Nicole Della Monica & Matteo Guarise<br />

können und wollen in dieser womöglich letzten<br />

Saison wirklich alles geben, was in uns steckt.<br />

Matteo: Wir sehen, dass sich der Eiskunstlauf<br />

etwas verändert. Wir haben seit etwa zwei Jahren<br />

die gleichen Eingänge in die Elemente, aber<br />

die jungen russischen Weltmeister (Mishina/<br />

Galliamov) machen allerlei Tricks. Unser Plan ist<br />

es, in Topform zu kommen und mehr zu zeigen<br />

wie bisher. Die Elemente werden wahrscheinlich<br />

bleiben, vielleicht machen wir die Kombi 3T-2T-<br />

2T, denn der Toeloop klappt jetzt besser. Wir<br />

brauchen auch eine gute Vorbereitung außerhalb<br />

vom Eis. Wenn du wegen einer Verletzung<br />

oder wegen Schmerzen pausieren musst, sind<br />

alle Pläne futsch.<br />

Was möchten Sie nach Ihrer aktiven Karriere<br />

machen?<br />

Nicole: Wir haben viele Optionen. Die erste<br />

wäre, in der Sportgruppe der Polizei zu bleiben,<br />

vielleicht als Eiskunstlauftrainer. Die zweite<br />

Möglichkeit wäre, als Polizisten zu arbeiten und<br />

die dritte wäre, die Polizei zu verlassen und etwas<br />

anderes zu machen.<br />

Matteo: Ich würde gerne bei der Entwicklung<br />

des Eis- und Rollsports helfen. In Tokio bei den<br />

Olympischen Spielen ist mit Skateboard erstmals<br />

eine Rollsportdisziplin vertreten, das öffnet neue<br />

Wege. In Italien haben wir 2500 Eisläufer, in Kanada<br />

sind es 200 000 und in Russland wer weiß<br />

wie viele. Wenn wir die Zahlen in Italien steigern<br />

können, wird das Niveau höher. Bei der World<br />

Team Trophy waren wir (Italien) Vierte, stellen<br />

Sie sich vor, was wir erreichen könnten, wenn<br />

wir 15 000 oder 150 000 Eisläufer haben. Ich<br />

möchte allen Kindern die Gelegenheit geben zu<br />

skaten – egal, mit was unter den Füßen. Hauptsache,<br />

sie skaten, denn dann haben wir die Wahl<br />

und eben nicht nur Fußball. Man muss aber an<br />

den Kosten etwas tun, weil es zu teuer ist. Das<br />

ist mein großer Plan – der jungen Generation zu<br />

helfen und den Italienern die Leidenschaft des<br />

Eis- oder Rollkunstlaufs nahe zu bringen.<br />

Vielen Dank für das Interview und alles Gute<br />

für die Saison!<br />

Mit Nicole Della Monica und Matteo Guarise<br />

sprach Tatjana Flade.<br />

•••


Sara Hurtado & Kirill Khaliavin<br />

»Eiskunstlauf wird<br />

nie langweilig«<br />

Die spanischen Eistänzer Sara Hurtado<br />

und Kirill Khaliavin haben bei der<br />

WM mit Platz 11 ihr bisher bestes Er -<br />

gebnis erzielt, aber ihr Ziel, zwei Startplätze<br />

für Olympia zu holen, knapp verpasst.<br />

5<br />

Sara Hurtado & Kirill Khaliavin<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie haben Sie die vergangene<br />

Saison erlebt?<br />

Sara: Das Jahr war wie zweigeteilt, die eine Hälfte<br />

saßen wir zu Hause, die andere Hälfte habe<br />

ich mich von meiner Verletzung erholt. Dann lief<br />

es auf zwei Monate Training vor der WM hinaus.<br />

Im Juni kamen wir aus dem Lockdown und in der<br />

zweiten oder dritten Woche habe ich mir die<br />

Schulter ausgekugelt. Ich musste zurück nach<br />

Spanien, wurde operiert und erst im Oktober<br />

konnte ich wieder auf das Eis und musste langsam<br />

anfangen. Mitte Dezember war ich in Moskau<br />

wieder im normalen Training. Ich bekam von<br />

den Ärzten grünes Licht kurz vor Weihnachten.<br />

Zuerst hatten die Ärzte gesagt, dass ich nach der<br />

Operation erst im Januar wieder aufs Eis könnte,<br />

aber ich schaffte es im Oktober.<br />

Wie sind Sie als Partner mit der Situation<br />

umgegangen?<br />

Kirill: Es war okay. Als die Pandemie begann,<br />

war meine Einstellung – jetzt sind wir zu Hause<br />

und wenn wir wieder trainieren können, dann<br />

trainieren wir eben. Ich habe versucht, nicht zu<br />

weit in die Zukunft zu denken und das hilft mir<br />

sehr. Meine Frau (Ksenia Monko) und ich haben<br />

uns darauf vorbereitet, Eltern zu werden, und<br />

ich hatte mehr Zeit für meine Familie. Als klar<br />

wurde, dass wir uns konkret auf die WM vorbereiten,<br />

haben wir härter gearbeitet. Aber im Januar<br />

erkrankte ich (an Corona) und war drei<br />

Wochen zu Hause.<br />

Vor der WM gab es eine online-Ausscheidung<br />

zwischen Ihnen und Olivia Smart/Adrian Diaz.<br />

Wie war das?<br />

Sara: Das war seltsam. Es war lange her, dass<br />

wir unter so einem Druck standen, und wir hatten<br />

einen Wettbewerb in unserer Halle, zu Hause.<br />

Während unsere Trainingskameraden ein<br />

normales Training hatten, waren wir in Kostümen<br />

und Make-up. Wir bekamen unsere Bewertung<br />

nicht sofort, sondern erst zwei Tage später.<br />

Die Kür mussten wir vier Stunden nach dem<br />

Rhythmustanz laufen. Ich denke, es war der<br />

beste Weg, um eine so wichtige Entscheidung<br />

zu treffen, welches Paar zur WM fahren und<br />

versuchen sollte, zwei Startplätze zu holen.<br />

Wie war die WM für Sie?<br />

Sara: Ehrlich gesagt, war es einfach schön, dabei<br />

zu sein, einen Wettbewerb zu laufen. Das<br />

Foto: Höppner<br />

war nicht der intensive Kampf bei einer vorolympischen<br />

WM, sondern es war mehr ein Fest,<br />

dass wir wieder auf dem Eis waren.<br />

Kirill: Es waren immerhin ein paar Leute da. Bei<br />

manchen Challenger-Wettbewerben sind weniger<br />

Zuschauer.<br />

Wie läuft die Saisonvorbereitung?<br />

Sara: Wir hatten eine kurze Pause und danach<br />

haben wir gleich angefangen. Wir haben uns<br />

zuerst auf den neuen Rhythmustanz konzentriert.<br />

Wir haben mit einem neuen Choreographen<br />

gearbeitet, Ayhan Shinzhin, den uns Petr<br />

(Durnev, Trainer und Choreograph) vorgeschlagen<br />

hat. Danach hatten wir Urlaub und im Juli<br />

haben wie die Kür fertiggestellt – wieder mit<br />

Ayhan. Er kann alles tanzen und weil es mit ihm<br />

im Rhythmustanz so gut funktioniert hat, haben<br />

wir ihn auch für die Kür gefragt.<br />

Was verraten Sie uns über Ihre Programme?<br />

Sara: Der RD ist zu Partition und My Gente von<br />

Beyoncé. So etwas haben wir noch nie getanzt<br />

und wir wollen, dass die Leute Spaß dabei haben.<br />

Natürlich ist Olympiasaison, aber wir sind unserem<br />

Bauchgefühl gefolgt. Die Kür ist eine Ode an<br />

Led Zeppelin mit den Songs „Since I’ve been Loving<br />

You” und „Stairway to Heaven”, mit einer<br />

deutlichen Weiterentwicklung in der Choreographie.<br />

Beide Lieder haben uns tief berührt. Wir<br />

wollten ein Konzept, keine Aneinanderreihung<br />

von Elementen. Daran haben wir in unseren früheren<br />

Programmen schon gearbeitet und in dieses<br />

wollten wir unsere komplette Erfahrung einfließen<br />

lassen. Die Musik hat Kirill vorgeschlagen.<br />

Kirill: Uns gefällt es sehr gut und in diesem Jahr<br />

hat uns der Programmaufbau viel Spaß gemacht.<br />

Vieles kommt von uns selbst und Ayhan<br />

ergänzt uns sehr gut.<br />

Sara: Wir können Flamenco tanzen oder zu Carlos<br />

Santana und wir wollten mehr Facetten unseres<br />

Paares zeigen. Wir wollen nicht nur das spanische<br />

Paar sein, das zu spanischer Musik läuft.<br />

Wie sieht Ihre Saisonplanung aus?<br />

Sara: Wir warten auf die Kriterien unseres Verbandes<br />

für die Olympiaqualifikation. Vielleicht<br />

wollen sie, dass wir bei denselben Challenger<br />

Wettbewerben starten oder auch nicht. Wir kennen<br />

noch nicht die Regeln des Spiels, also können<br />

wir es noch nicht spielen (s. S. 11). Aber wir<br />

wollen zur Lombardia Trophy. Ich freue mich sehr<br />

auf unseren Grand Prix in Sotchi und habe sehr<br />

schöne Erinnerungen (von den Olympischen Spielen<br />

2014). Japan ist natürlich auch toll. Aber wir<br />

wären mit jedem Grand Prix glücklich gewesen.<br />

Studieren Sie noch Modedesign?<br />

Sara: Das habe ich nur ein Jahr lang gemacht.<br />

Ich möchte später darauf zurückkommen, aber<br />

erst einmal mache ich einen Abschluss in Werbung<br />

und PR, in etwa einem bis eineinhalb Jahren.<br />

Modedesign konnte ich das eine Jahr nur<br />

machen, weil die Kurse abends waren. Mode ist<br />

etwas, das mich immer angezogen hat. Ich<br />

schaue gern nach dem Material und dem Design<br />

für unsere Kostüme. Im Eiskunstlauf ist es sehr<br />

wichtig, was du trägst, es ist Teil der Choreographie.<br />

Die Kostümwahl ist einer meiner liebsten<br />

Dinge in der Saisonvorbereitung. Eiskunstlauf<br />

besteht aus so vielen Dingen darum herum,<br />

so dass es nie langweilig wird. Jede Saison ist<br />

neu – neue Choreographie, neue Musik, neues<br />

Kostüm. Du musst Sportlerin, Designerin, DJ,<br />

auch Psychologin sein.<br />

Wie hat sich Ihr Leben verändert, seit Sie im<br />

vergangenen Oktober Vater eines Sohnes<br />

wurden?<br />

Kirill: Es hat sich nicht wirklich etwas grundsätzlich<br />

geändert, wir waren bereit dafür. Ich verbringe<br />

meine Zeit gern zu Hause. Du kümmerst dich<br />

um die Familie, aber das ist nichts Neues für<br />

mich. Ich genieße es einfach und kann nicht sagen,<br />

dass es mir schwerfällt, im Gegenteil, es gibt<br />

mir viele positive Emotionen. Wir werden Demian<br />

natürlich das Eis zeigen und er kann Eislaufen<br />

ausprobieren. Er wird den Sport machen, der ihm<br />

gefällt, ob es nun Fußball oder Eishockey ist. Ich<br />

weiß nur zu 100 Prozent, dass er einen Sport für<br />

seine Entwicklung machen wird.<br />

Vielen Dank für das Interview und alles Gute<br />

für die Saison!<br />

Mit Sara Hurtado und Kirill Khaliavin sprach<br />

Tatjana Flade. <br />

•••<br />

Interview


6<br />

Josefin Taljegard<br />

Josefin Taljegard<br />

»Ich möchte andere mit meinem<br />

Programm inspirieren«<br />

Interview<br />

Foto: privat<br />

Die Schwedin Josefin Taljegard überraschte<br />

viele Fans mit ihrem gelungenen<br />

WM-Auftritt in Stockholm.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Sie hatten Ihr WM-Debüt mit 25<br />

Jahren, da haben andere Läuferinnen ihre<br />

Karriere schon beendet. Sind Sie eine Spätentwicklerin?<br />

Josefin: In gewisser Weise ja. Früher in meiner<br />

Karriere war das nicht so, ich war ziemlich gut<br />

für mein Alter. Als Nachwuchsläuferin habe ich<br />

mich sehr schnell entwickelt. Aber dann kam ich<br />

in die Pubertät. Ich hatte viele Verletzungen<br />

und mein Körper sagte einfach ‘nein’. Wenn dir<br />

alles wehtut, bist du nicht mehr motiviert. 2015<br />

und 2016 habe ich anderthalb Jahre lang pausiert<br />

und andere Dinge ausprobiert. Danach<br />

habe ich eine Weile gebraucht, um wieder reinzukommen.<br />

Ich habe das Gefühl, weil ich diese<br />

Pause gemacht habe, laufe ich noch. Ich habe<br />

jetzt eine positivere Einstellung und es ist nicht<br />

Leben oder Tod, wenn ich einen Sprung verpatze.<br />

Deswegen kann ich es so viel mehr genießen<br />

und deswegen bin ich noch dabei.<br />

Sie studieren szenisches Schreiben. Wie<br />

hilft Ihnen das auf dem Eis, z.B. bei Ihrer<br />

„Joker“-Kür?<br />

Josefin: Ich denke, es hilft mir allein, dass ich<br />

daran interessiert bin, Geschichten zu erzählen.<br />

Wenn ich auf das Eis gehe, konzentriere ich<br />

mich nicht nur auf die Sprünge. Ich möchte in<br />

den Zuschauern Gefühle wecken und versuche,<br />

eine Geschichte oder einen Charakter darzustellen.<br />

Da ich Schauspiel und szenisches Schreiben<br />

studiere, bin ich darin besser geworden. Für<br />

mich ist es auch besser, wenn ich mich auf an-<br />

dere Dinge konzentriere, dann bin ich weniger<br />

nervös. Ich bin außerdem nach New York gegangen,<br />

um Schauspiel zu studieren, da es mit<br />

meiner anderen College-Ausbildung zusammenhing.<br />

Das war von 2015 bis 2017. Danach habe<br />

ich Film studiert und im vergangenen Herbst<br />

habe ich das Programm für szenisches Schreiben<br />

angefangen, es dauert zwei Jahre.<br />

Was sind Ihre Pläne für Programme für die<br />

neue Saison?<br />

Josefin: Ich behalte meine Joker-Kür, denn ich<br />

würde sie sehr gern vor Publikum laufen. Ich<br />

plane einige Veränderungen bei den Sprüngen,<br />

um es technisch schwieriger zu machen. Für das<br />

neue KP habe ich eine Musik mit viel Power –<br />

„Ready or not“ von Mischa Chillak und „Ready<br />

or not here I come” von District 78. Nikolai Morozov<br />

hat die Choreographie gemacht. Ich habe<br />

die Musik wegen des Themas gewählt. Wie sicherlich<br />

viele andere Jugendliche habe ich viel<br />

zu viel Zeit vor dem Spiegel verbracht und mich<br />

selbst heruntergezogen, indem ich dachte, ich<br />

sei nicht hübsch, nicht schlank oder nicht cool<br />

genug. Meine negativen Gedanken waren ein<br />

großes Hindernis in meiner Karriere. Ich möchte<br />

andere mit meinem Programm inspirieren zu sagen<br />

– egal ob die Welt bereit ist oder nicht, hier<br />

komme ich. Du versteckst dich nicht mehr und<br />

läufst nicht weg.<br />

Wie lief Ihr Sommertraining?<br />

Josefin: Sehr gut! Ich war für dreieinhalb Wochen<br />

in Russland – erst in Perm und die letzte<br />

Woche in Moskau. Ich habe an beiden Orten<br />

gern trainiert, es macht immer Spaß, mit Topläufern<br />

auf dem Eis zu sein. Ich trainiere auch<br />

gerne mit Paarläufern und Eistänzern, normalerweise<br />

mache ich das nicht in Schweden. Ich<br />

habe mit Nikolai (Morozov) gearbeitet, an Choreographie<br />

und Technik und das war großartig.<br />

Es war so schön, wieder mit ihm auf dem Eis zu<br />

stehen, denn letztes Jahr haben wir meine Kür<br />

wegen der Pandemie über Zoom gemacht. Danach<br />

bin ich nach Schweden zurückgekehrt, zur<br />

Hochzeit meiner Schwester. Nach einer kurzen<br />

Pause habe ich an einem Camp in Stenugnsund<br />

bei Göteborg teilgenommen und seitdem trainiere<br />

ich wieder bei mir zu Hause in Göteborg,<br />

wie immer mit meinen Schwestern Malin und<br />

Maria. Mit ihrer Hilfe habe ich das höchste Niveau<br />

erreicht, ohne ihre Unterstützung hätte ich<br />

das nicht geschafft.<br />

Wie sind Ihre Trainingsbedingungen?<br />

Josefin: Ich kann Eis finden. Im Frühjahr ist es<br />

schwieriger als im Winter, weil viele Eishallen<br />

schließen. Ich habe in Russland trainiert, in den<br />

USA und viele Jahre lang war ich in Oberstdorf.<br />

An diesen Orten kann man im Grunde so viele<br />

Stunden am Tag trainieren, wie man möchte,<br />

während ich hier vielleicht drei Stunden habe,<br />

aber hintereinander oder an anderen Tagen mal<br />

nur eine halbe Stunde. Ich habe keine Wahl,<br />

aber ich komme klar. In der Saison trainiere ich<br />

17 oder 18 Stunden (in der Woche), im Frühjahr<br />

ist es viel weniger, aber ich kann auch außerhalb<br />

vom Eis etwas tun.<br />

Sie haben als WM-15. einen Quotenplatz für<br />

die Olympischen Spiele gesichert, aber das<br />

schwedische NOK verlangt eine Mindestpunktzahl<br />

für die Qualifikation.<br />

Josefin: Ja, ich muss 198 Punkte holen, um mich<br />

zu qualifizieren. Ich denke, ich habe Zeit bis zur<br />

EM. Das ist 20 Punkte mehr als meine Bestleistung<br />

und viel, aber andererseits habe ich meine<br />

Bestleistung in diesem Jahr um mehr als 20<br />

Punkte gesteigert. Ich bin zuversichtlich, dass ich<br />

das schaffen kann, aber ich kann nicht kontrollieren,<br />

welche Punktzahl ich bekomme. Ich kann<br />

mich nur so gut wie möglich vorbereiten. Ich<br />

will den 3L ins Programm nehmen und eine dreifach-dreifach<br />

Kombi. Ich möchte im Herbst vier<br />

oder fünf internationale Wettkämpfe laufen,<br />

weiß aber noch nicht welche. Ich möchte ein<br />

paar Chancen haben, um die Punkte zu erzielen.<br />

Die WM war nicht nur zu Hause in Schweden,<br />

sondern auch Ihr Debüt und fand unter<br />

ungewöhnlichen Bedingungen statt. Wie<br />

haben Sie sie erlebt?<br />

Josefin: Ich war sehr stolz auf mein Land, dass<br />

wir diese Blase organisieren konnten und, wie<br />

ich denke, alle sicher waren. Obwohl nur wenige<br />

Zuschauer da waren, herrschte eine besondere<br />

Atmosphäre. Ich hatte das Gefühl, dass viele<br />

Leute sehr glücklich waren – aus anderen Ländern,<br />

die Läufer, die Trainer. Jeder hat jeden angefeuert.<br />

Nach der WM haben mir so viele<br />

Menschen geschrieben, dass ich sie inspiriert<br />

hätte, weil meine Programme etwas anders sind<br />

und ich ein bisschen älter bin. Dieses Feedback<br />

hat mich zu Tränen gerührt.<br />

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?<br />

Josefin: Ich will nicht sagen, dass dies meine<br />

letzte Saison wird, weil ich das noch nicht weiß.<br />

Ich habe schon oft darüber nachgedacht, aber<br />

eigentlich nicht in diesem Jahr. Und selbst wenn<br />

ich meine Wettkampfkarriere beenden sollte,<br />

möchte ich in Shows auftreten und Choreographien<br />

erstellen.<br />

Vielen Dank für das Interview und alles Gute<br />

für die Saison.<br />

Mit Josefin Taljegard sprach Tatjana Flade. •••


Mikhail Kolyada<br />

»Ich habe<br />

meine Entwicklung gesehen und will<br />

nicht stehenbleiben«<br />

Mikhail Kolyada (26) kehrte nach der<br />

krankheitsbedingt ausgelassenen Saison<br />

2019/20 erfolgreich zurück, gewann<br />

seinen dritten russischen Meistertitel<br />

und war Fünfter bei der WM.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie sehen Sie Ihre Entwicklung in<br />

der vergangenen Saison?<br />

seit 2003 oder 2004. Mir gefiel immer, wie er<br />

seine Programme gelaufen ist. Er läuft einen<br />

guten Schlittschuh und mit Ausdruck. Ich habe<br />

ihn beobachtet und für mich etwas mitgenommen.<br />

Er hat die Bewegungen gezeigt, ich habe<br />

sie wiederholt, aber natürlich habe ich auch<br />

meine eigene Vision der einen oder anderen<br />

choreographischen Elemente und mache sie auf<br />

meine Art und Weise.<br />

7<br />

Mikhail Kolyada<br />

Interview<br />

Mikhail: Ich antworte einfach: ich habe die Entwicklung<br />

gesehen, gespürt und will nicht stehenbleiben.<br />

Wie läuft Ihre Saisonvorbereitung?<br />

Die Trainingslager waren sehr fruchtbar. Wir<br />

waren in den Bergen – in Kislovodsk (im Kaukasus)<br />

auf 1240 Metern und in Courchevel auf<br />

1850 Metern. Als wir nach St. Petersburg zurückgekommen<br />

sind, haben wir mit neuer Energie<br />

weitergearbeitet. In den Bergen ist das Training<br />

schwieriger, von daher war es ein bisschen<br />

leichter, als wir zurückkamen. Danach waren wir<br />

noch in Tartu.<br />

In der Kür laufen Sie zu „Schindlers Liste“,<br />

wie haben Sie das Programm ausgewählt?<br />

Wie ich schon öfter gesagt habe, führe ich die<br />

Befehle des Trainers aus – ich mache, was er<br />

sagt. Ein Befehl steht nicht zur Diskussion. Wir<br />

haben die Kür quasi sofort nach der Team Trophy<br />

aufgebaut. Das Thema ist schwierig, denn<br />

ich muss nicht nur die technischen Elemente<br />

ausführen, sondern auch versuchen, die ganze<br />

Tragik dieser Geschichte den Zuschauern nahezubringen<br />

und zwar so, dass jeder es gleich versteht.<br />

Da das Thema bekannt ist, denke ich wird<br />

wohl niemand erraten müssen, worum es geht.<br />

Mir fiel es zunächst schwer, diese zwei Teile,<br />

den technischen und den choreographischen,<br />

miteinander zu verbinden und das Programm so<br />

zu präsentieren, wie ich es sehe. Aber es ist natürlich<br />

sehr interessant. Mir hat es auch noch<br />

nie etwas ausgemacht, wenn andere zu derselben<br />

Musik gelaufen sind oder laufen.<br />

Viele Fans bedauern, dass Sie die Nurejev-<br />

Kür nicht behalten haben.<br />

Ich laufe nicht gern ein Programm mehrere Jahre,<br />

weil ich überdrüssig werde. Ich hatte die Erfahrung,<br />

dass ich zu einem alten KP zurückgegangen<br />

bin und es war irgendwie nicht mehr<br />

dasselbe. 1000 Mal im Training zu ein und derselben<br />

Musik zu laufen und sie dann nochmal ein<br />

ganzes Jahr lang zu hören, fällt natürlich schwer.<br />

Sie haben für die Kür erstmals mit Nikita<br />

Mikhailov gearbeitet. Wie war das?<br />

Ich kenne Nikita schon sehr lange, bestimmt<br />

Was ist mit dem KP?<br />

Ich habe den „Nussknacker“ selbst vorgeschlagen.<br />

Ich kann nicht sagen, dass ich in der letzten Zeit<br />

Klassik besonders mag, aber diese Musik gibt mir<br />

Gänsehaut. Ilia Averbukh hat das Programm choreographiert.<br />

Aber dann hatte Alexei Nikolaevitch<br />

(Mishin) noch andere Ideen und wir haben eine<br />

zweite und sogar eine dritte Variante zu anderer<br />

Musik einstudiert. Bisher haben wir uns nicht<br />

endgültig für ein Programm entschieden.<br />

Was ist für Sie bei der Wahl der Musik<br />

wichtig?<br />

An allererster Stelle geht es mir um die Musik<br />

an sich, der Text kommt erst an zweiter Stelle.<br />

Ich höre darauf, wie die Instrumente klingen.<br />

Wenn mir etwas gefällt, dann landet es in meiner<br />

Playlist. Und hier (für die Programme) ist es<br />

dasselbe. Beim Nussknacker gefällt mir, wie das<br />

Orchester spielt, die Geige, die Trommeln. Die<br />

Musik steigert sich zum Ende hin, das ist toll.<br />

Wie gehen Sie an diese olympische Saison<br />

heran?<br />

Wie immer. Für mich ist das eine ganz normale<br />

Saison und ich gehe sie wahrscheinlich sogar ruhiger<br />

an als in früheren Jahren. Ich muss einfach<br />

in Ruhe arbeiten. Ich bin jetzt nur derjenige, der<br />

alles ausführt, alles andere findet der Trainer und<br />

so fällt es mir natürlich leichter zu trainieren.<br />

In Russland ist Eiskunstlauf sehr populär.<br />

Erkennt man Sie auf der Straße, bittet um<br />

ein Autogramm oder Foto?<br />

Nicht so oft, aber manchmal schon. Ich finde<br />

das nett, denn das ist ein bisschen wie jemanden<br />

ein Geschenk zu machen. Ich mache sehr gerne<br />

Geschenke, allein die Handlung weckt Emotionen.<br />

Es ist schön, wenn mich jemand erkennt<br />

und ich den Leuten gute Laune schenken kann.<br />

Was sagen Sie zu Ihren Grand Prix in China<br />

und in Russland?<br />

Ich mag den Grand Prix vom Prinzip her gerne,<br />

das sind Klasse-Wettbewerbe, an denen nicht<br />

sehr viele Läufer teilnehmen, aber sie sind alle<br />

sehr stark. Für mich ist das eine weitere Chance<br />

zu starten, zu arbeiten.<br />

Foto: Flade<br />

Motiviert der Grand Prix Sie mehr als kleinere<br />

Wettbewerbe?<br />

Das würde ich so nicht sagen, weil es keine unwichtigen<br />

Wettbewerbe gibt. Beim Grand Prix<br />

ist Aufmerksamkeit von Seiten der Medien her<br />

größer, auch der physischen und mentalen Vorbereitung<br />

wird mehr Aufmerksamkeit gewidmet.<br />

Und es werden wahrscheinlich Zuschauer da<br />

sein, wenn die Beschränkungen aufgehoben<br />

werden. Das Wichtigste ist jedoch, dass die Bedingungen<br />

für den Wettkampf gut sind. Außerhalb<br />

vom Grand Prix planen wir natürlich Challenger-Wettbewerbe.<br />

Die Kür „Der weiße Rabe“ hat wohl auch<br />

deshalb gut zu Ihnen gepasst, weil Sie selbst<br />

einmal von sich gesagt haben, dass Sie sich<br />

wie ein weißer Rabe fühlen. Wieso?<br />

Dafür gibt es viele Gründe, einer davon ist der<br />

Sport. Ich konnte nach der Schule nicht mit den<br />

anderen Kindern unterwegs sein, weil ich Training<br />

hatte. Ich kann nicht sagen, dass ich seltsam<br />

bin, aber jeder Mensch ist auf seine Art und<br />

Weise einzigartig. Ich sehe manchmal Details,<br />

die viele andere gar nicht bemerken, und das hat<br />

sich mit der Zeit mehr und mehr ausgeprägt.<br />

Was ist Freiheit für Sie?<br />

Ich fühle mich als freier Poet. Natürlich habe<br />

ich Verpflichtungen, vor der Familie, mir selbst,<br />

dem Trainer. Aber eigentlich kann mir niemand<br />

etwas verbieten. Freiheit ist für mich, die Freiheit<br />

zu handeln. Wenn ich den Flug der Gedanken<br />

spüre und man mir zuhört, ob zu Hause<br />

oder auf dem Eis, dann bin ich glücklich.<br />

Was ist noch Glück für Sie?<br />

Glück ist für mich, dass ich lebe. Ich bin glücklich,<br />

wenn ich nach Hause komme, glücklich,<br />

wenn ich aufs Eis gehe. Ich habe dieses Gefühl<br />

an jedem Tag, bei allem, was ich tue.<br />

Danke für das Interview und alles Gute für<br />

die Saison.<br />

Mit Mikhail Kolyada sprach Tatjana Flade.<br />

•••


8<br />

Claudia Pfeifer<br />

Claudia Pfeifer<br />

»Ich möchte für die Sportler da sein«<br />

Die DEU-Sportdirektorin Claudia Pfeifer hat die Nachfolge<br />

von Udo Dönsdorf angetreten.<br />

Interview<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie fällt Ihre Bilanz der ersten sechs Monate aus?<br />

Pfeifer: In den ersten Monaten war ich damit beschäftigt, mir einen Überblick zu verschaffen.<br />

Es stand der Blick auf das große Ganze im Vordergrund und sich an die neue Rolle zu gewöhnen.<br />

Vorher war ich Leistungssportreferentin bei der DEU. Ich habe mich in neue Themen eingearbeitet.<br />

Es war zum Beispiel das erste Mal, dass ich bei einer Weltmeisterschaft als Mannschaftsleiterin<br />

beauftragt war. Alles in allem wusste ich dank der Einarbeitung durch Herrn Dönsdorf, was auf<br />

mich zukommt und auf dem Weg dahin haben mich viele erfahrene Kollegen toll unterstützt und<br />

beraten. Insofern ist meine Bilanz der ersten sechs Monate für meinen Einstieg positiv. Sportlich<br />

sind wir natürlich nach wie vor von der Corona-Krise gebeutelt - dem Verband sind die Einnahmen<br />

weggebrochen, Veranstaltungen sind ausgefallen. Der Vereinssport ist zum Erliegen<br />

gekommen. Davon haben sich sicherlich noch nicht alle Vereine erholt und das wird auch<br />

noch eine Weile dauern, bis das wieder so ist. Wobei ich sagen möchte, dass der Leistungssportbetrieb<br />

an unseren Stützpunkten weitestgehend gesichert werden konnte,<br />

mit kleinen Abstrichen. Unsere Kadersportler konnten zumindest trainieren.<br />

Foto: privat<br />

Was sind die Aufgaben einer Sportdirektorin?<br />

Die Aufgaben sind sehr vielfältig. Es ist zum einen<br />

die Leistungssportsteuerung in der DEU<br />

vom Spitzen- bis hin zum Nachwuchsleistungssport.<br />

Es geht darum, die sportliche Entwicklung<br />

der innerhalb DEU und seiner Mitglieder<br />

mitzugestalten. Hier arbeiten wir eng mit den<br />

Landeseissportverbänden zusammen. Wir haben<br />

regionale Zielvereinbarungen abgeschlossen.<br />

Ein anderer Bereich ist die Mannschaftsleitung<br />

bei internationalen Meisterschaften, die internationale<br />

Korrespondenz mit der ISU, die Olympiavorbereitung.<br />

Hier bin ich für viele organisatorische<br />

Dinge im Vorfeld mitverantwortlich.<br />

Dazu kommt die Bewältigung der administrativen<br />

Anforderungen des DOSB und des Bundes,<br />

z.B. das Potenzial-Analysesystem (PotAS) im<br />

Leistungssport, nach dem die DEU in den Kategorien<br />

Erfolg, Struktur und Potenzial bewertet<br />

wird. Es geht darum, die identifizierten<br />

Schwachstellen und Defizite, die wir im strukturellen<br />

Bereich haben, abzubauen. Es ist ein<br />

riesiges Portfolio. Dabei darf man nicht vergessen,<br />

ich möchte gerne für die Sportler da sein,<br />

so verstehe ich meine Aufgabe - im Sinne des<br />

Sports, für die Sportler die bestmögliche Förderung<br />

gewährleisten.<br />

Wie ist der Verband mit den Herausforderungen<br />

der Corona-Saison umgegangen? Immerhin<br />

hat die DEU zwei internationale Wettbewerbe<br />

abgehalten und auch die Deutsche<br />

Meisterschaft.<br />

Die Krise war allgegenwärtig. Das war für alle<br />

Verbände, aber natürlich für die gesamte Gesellschaft<br />

eine Herausforderung. Wir haben diese<br />

Herausforderung angenommen und versucht,<br />

alles, was bei den politischen Vorgaben und<br />

Verwaltungsvorschriften ging, volle Kraft voraus<br />

für den Sport zu ermöglichen. Wir waren uns<br />

einig, wenn es irgendwie möglich ist, einen<br />

Wettkampfbetrieb zu ermöglichen, und das ist<br />

uns mit drei Wettkämpfen auch gelungen, leider<br />

mit Abstrichen im Nachwuchsbereich.<br />

Welchen Einfluss hatte die Corona-Krise<br />

gerade auf den Nachwuchs?<br />

Der Verein ist normalerweise der erste Anlaufpunkt<br />

für die Kinder und auch für die Eltern.<br />

Wenn das nahezu ein Jahr lang nicht möglich<br />

ist, dann wird uns irgendwann die Grundlage<br />

für die Nachwuchsentwicklung genommen. Es<br />

ist noch nicht absehbar, welche Auswirkungen<br />

das auf die Zukunft hat. Die Mitgliederzahlen in<br />

den Vereinen sind durch die Corona-Krise überwiegend<br />

zurückgegangen. Es ist zu befürchten,<br />

dass einige Kinder, die gern in die Eishalle gegangen<br />

wären, etwas Anderes gefunden haben,<br />

weil die Hallen geschlossen waren.<br />

Wie schätzen Sie die Leistungen der<br />

deutschen Spitzenläufer in der vergangenen<br />

Saison ein?<br />

Unsere Kaderathleten konnten zwar trainieren,<br />

aber natürlich hat die Krise auch dort Spuren<br />

hinterlassen. Die WM kam nahezu ohne eine<br />

geregelte Vorbereitung in Form von Wettkämpfen.<br />

Es war ganz unterschiedlich, wie gut sie<br />

durch diese Phase gekommen sind. Insgesamt<br />

bin ich ganz zufrieden, dass wir trotzdem in drei<br />

von vier möglichen Disziplinen einen olympischen<br />

Quotenplatz gesichert haben. Jetzt geht<br />

es darum, bei der Nebelhorn Trophy den letzten<br />

Startplatz zu holen.<br />

Welche Ziele und Erwartungen haben Sie für<br />

die Olympiasaison?<br />

Erstes Ziel ist es, den Olympia-Qualifikationsprozess<br />

so durchlaufen zu können, wie er in den<br />

<strong>No</strong>minierungskriterien des DOSB vorgegeben ist.<br />

Die Challenger- und Grand Prix-Wettbewerbe<br />

sowie die Deutschen Meisterschaften sind Bestandteil<br />

dieses Prozesses und ich hoffe, dass<br />

diese Wettbewerbe angesichts der anhaltenden<br />

Corona-Krise alle stattfinden können. Wir wollen<br />

allen, die in die Qualifikation einsteigen,<br />

eine faire Möglichkeit geben, sie so zu bestreiten,<br />

wie es sportlich sinnvoll ist. Trotzdem verlangt<br />

die Corona-Pandemie ein hohes Maß an<br />

Flexibilität ab.<br />

Gibt es Zielvorgaben, z.B. bei der Europameisterschaft<br />

die Top Ten zu erreichen?<br />

Ich bin grundsätzlich für realistische Zielvorstellungen.<br />

Natürlich ist eine Verbesserung im Vergleich<br />

zu den Ergebnissen der Vorjahre wünschenswert.<br />

Im Paarlauf ging es mit dem Olympiasieg<br />

2018 ja nicht besser, nun haben wir<br />

neue Paare im Fokus, die sich mit einer guten<br />

Leistung empfehlen können.<br />

Wie sehen die langfristigen Pläne für den<br />

deutschen Eiskunstlauf aus?<br />

Darüber könnte ich lange sprechen! Erst einmal<br />

möchte ich fortsetzen, was wir schon gemeinsam<br />

mit Herrn Dönsdorf begonnen haben. Wir<br />

haben unsere Langzeitzielstellungen in unsere<br />

Zielvereinbarungen eingegliedert. Dazu zählt die<br />

Entwicklung und Förderung unserer beiden<br />

Paardisziplinen im Nachwuchsbereich. Dafür haben<br />

wir auch Bundestrainer und dort sehe ich<br />

die Zukunft. Wir haben sehr gute Rahmenbedingungen<br />

an den Bundesstützpunkten, zum Teil<br />

können sie noch optimiert werden und das gehört<br />

zu meinen Zielstellungen. Ich stelle mir<br />

zum Beispiel vor, dass wir auch die Arbeit engagierter<br />

Vereine, die Nachwuchsarbeit betreiben,<br />

mehr in den Fokus rücken. Bei uns steigen viele<br />

sehr junge Athleten in den Nachwuchskader ein<br />

und ich wünsche mir, dass ich so viele wie möglich<br />

von denen, die ich jetzt als Nachwuchskader<br />

kennenlerne, auch irgendwann als Perspektivkader<br />

im Boot habe. Für mich ist die langfristige<br />

Entwicklung entscheidend, der langfristige<br />

Erfolg steht vor dem kurzfristigen. Auf diesem


Weg möchte ich sie so gut es geht begleiten<br />

und Förderung ermöglichen.<br />

Wie kann der Eiskunstlauf populärer werden,<br />

damit mehr Kinder mit dem Sport anfangen?<br />

Wir haben damit begonnen, unsere Social-Media-Arbeit<br />

auszuweiten, ich denke, das ist heutzutage<br />

ein wichtiges Tool für Verbände und Vereine.<br />

Wir schreiben regelmäßig Try-Out-Tage und<br />

Entwicklungsseminare für die Paardisziplinen aus.<br />

Wir wollen ein Angebot schaffen, das viele anspricht<br />

und mit dem wir Kinder und Jugendliche<br />

für das Eiskunstlaufen begeistern können.<br />

Welche Rolle könnten die deutschen Stars<br />

spielen? Katarina Witt hat jetzt das DEU-<br />

Crowdfunding-Projekt für die neue Team-<br />

Kleidung unterstützt, Bruno Massot war beim<br />

ISU-Paarlauflehrgang dabei. Wie kann man<br />

Leute wie sie noch mehr einbinden?<br />

Bruno habe ich bei dem Lehrgang kennengelernt<br />

und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir ihn<br />

und andere auch in Zukunft einladen. Natürlich<br />

haben diese Stars eine Vorbildwirkung für viele<br />

Kinder, aber sie sind auch für unsere älteren Kader<br />

eine große Inspiration. Für solche Ideen bin<br />

ich sehr offen. Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung,<br />

die Katarina Witt gegeben hat, auch<br />

das kann den Nachwuchs zusätzlich motivieren.<br />

Wir haben in Oberstdorf das Center of Excellence,<br />

das dazu beiträgt, internationale Gäste zu<br />

Lehrgängen zu bringen. Insgesamt haben wir<br />

schon damit begonnen, mit internationalen Experten<br />

zu arbeiten, im Rahmen der Bundeskaderlehrgänge.<br />

Es war angedacht, mit Stéphane<br />

Lambiel im Rahmen eines Lehrgangs zu arbeiten,<br />

was leider wegen der Corona-Krise nicht<br />

gelungen ist. Auch unsere Bundestrainer sind<br />

international sehr gut vernetzt und bringen ihre<br />

Vorstellungen mit ein.<br />

Wie ist Ihre persönliche Karriere im Leistungssport<br />

verlaufen, die Sie 2017 bis zum Weltmeistertitel<br />

im Inline-Kunstlauf geführt hat?<br />

Ich habe mit fünf Jahren in meinem Heimatort<br />

Diez mit dem Eis-und Rollkunstlaufen angefangen.<br />

Ich habe im Winter mit Eiskunstlauf begonnen<br />

und, weil es so üblich war, bin ich im<br />

Sommer auf Rollschuhe gewechselt und habe<br />

Rollkunstlauf gemacht, immer sechs Monate im<br />

Wechsel. Ich habe in beiden Disziplinen an<br />

Deutschen Meisterschaften teilgenommen, im<br />

Eiskunstlauf bei den Deutschen Nachwuchsmeisterschaften.<br />

Zum Inline-Kunstlaufen bin ich<br />

mit Anfang 20 gewechselt. Ich habe die Disziplin<br />

im Rahmen einer süddeutschen Meisterschaft<br />

im Rollkunstlauf gesehen. Daraufhin<br />

habe ich den Ehrgeiz und die Motivation entwickelt,<br />

all das zu lernen, was ich auf dem Eis<br />

schon konnte und an nationalen Meisterschaften<br />

im Inline-Kunstlaufen teilzunehmen. Nachdem<br />

ich mehrfache Deutsche Meisterin war,<br />

hatte ich das Ziel, an internationalen Wettbewerben<br />

zu starten und mich für die WM zu<br />

qualifizieren. Ich hatte die Motivation, mein Leben<br />

während des Studiums auf dieses Ziel auszurichten<br />

und wurde dabei immer von meinen<br />

Eltern, Trainern und meinem Umfeld unterstützt.<br />

2016 bin ich das erste Mal für die WM nominiert<br />

worden, sogar in zwei Disziplinen - im<br />

Rollkunstlaufen bin ich kurzfristig in einer<br />

Showdisziplin im Quartett als Ersatzläuferin<br />

eingesprungen, und in meiner eigentlichen Disziplin.<br />

Mit dem Quartett sind wir Siebte geworden<br />

und in der Inline-Disziplin bin ich Zweite<br />

geworden. Das Ziel, Erste zu werden, war da<br />

und es war auch erreichbar. In der Saison 2017<br />

habe ich mich neben meinem Praktikum beim<br />

DOSB darauf vorbereitet und es ist mir gelungen,<br />

den Sieg zu holen.<br />

Wie genau funktioniert Inline-Kunstlauf?<br />

Im Grunde ist es Eiskunstlaufen auf Inlinern. Es<br />

gibt ein spezielles Gestell für Inline-Kunstlauf,<br />

es ist der Eiskunstlaufschiene<br />

nachempfunden. Der Hauptunterschied<br />

ist - der Schlittschuh gleitet,<br />

der Inliner rollt, das grundsätzliche<br />

Laufgefühl ist ein anderes.<br />

Es ist dem Eiskunstlaufen<br />

deutlich ähnlicher als dem Rollkunstlaufen,<br />

dadurch, dass man<br />

auf einer Schiene steht und die<br />

Gewichtsverlagerungs- und Drehbewegungen<br />

sehr ähnlich funktionieren.<br />

Wenn man eine gute<br />

Grundtechnik beherrscht, ist es<br />

möglich, alle Sprünge, <strong>Pirouette</strong>n<br />

und Schritte auch auf Inlinern zu<br />

erlernen. Das Regelwerk im internationalen<br />

Inline-Kunstlaufen<br />

lehnt sich sehr stark an die ISU-<br />

Regeln an. Dadurch, dass ich neben<br />

meinem Studium schon Eiskunstlauftrainerin<br />

war, war ich<br />

mit dem ISU-Regelwerk vertraut.<br />

Inlinekunstlaufen war so für mich<br />

die perfekte Möglichkeit, meinen<br />

Lieblingssport auch ohne Eisverfügbarkeit<br />

auszuüben.<br />

Gibt es Videos von Ihren erfolgreichen<br />

Auftritten?<br />

Ich habe schon länger nicht mehr<br />

geschaut, aber es ist möglich,<br />

dass jemand etwas von öffentlichen<br />

Veranstaltungen online gestellt hat. Ich<br />

selbst habe das nie forciert, weil ich sehr ehrgeizig<br />

bin, hohe Ansprüche habe, und mir<br />

schlussendlich immer irgendetwas nicht gefallen<br />

hat.<br />

Und wie kamen Sie dann zur DEU?<br />

Während ich mich auf die WM vorbereitet habe,<br />

hatte ich ein Praktikum beim DOSB gemacht,<br />

was ich für mein Studium der Sozialwissenschaften<br />

des Sports brauchte. Ich bekam hochinteressante<br />

Einblicke in die Bereiche Sportentwicklung<br />

und Leistungssport und wusste dann,<br />

dass ich im organisierten Sport hauptberuflich<br />

arbeiten möchte. Vor Beginn meiner Tätigkeit<br />

bei der DEU kam ich schon in Kontakt mit Herrn<br />

Dönsdorf und mit den Bundestrainerinnen und<br />

habe während der Leistungssportkonferenz mit<br />

Frau Schindler beim Junioren Grand Prix vor<br />

dem Live-Stream mitgefiebert. Das hat mich so<br />

gereizt, dass ich mich auf die damals freie Stelle<br />

(als Leistungssportreferentin) beworben habe.<br />

Vielen Dank für das Interview und weiterhin<br />

viel Erfolg.<br />

Mit Claudia Pfeifer sprach Tatjana Flade.<br />

Claudia Pfeifer als Inline Skaterin<br />

im Jahr 2017<br />

Foto: Corbelletti<br />

•••<br />

9<br />

Claudia Pfeifer<br />

Interview<br />

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10<br />

News<br />

Savchenko sucht wieder<br />

Eislaufpartner<br />

Aljona Savchenko hat in den ersten drei Juliwochen<br />

mit dem amerikanischen Paarläufer TJ<br />

Nyman im französischen Pralognan (ca. 40 Kilometer<br />

von Courchevel entfernt) trainiert.<br />

Läufer und Trainer, die gleichzeitig mit ihr und<br />

dem Choreografen Benoit Richaud auf dem Eis<br />

waren, schrieben in Foren, dass es zu größeren<br />

Spannungen gekommen sei. Die Eltern von<br />

Savchenkos Ehepartner Liam Cross, so wurde<br />

geschrieben, seien ebenfalls in Pralognan gewesen<br />

und hätten sich um die kleine Tochter<br />

des Paares gekümmert. Die <strong>Pirouette</strong> traf die<br />

Olympiasiegerin am 26. Juli nicht in Pralognan<br />

an, sondern nur ihre Managerin (die auch die<br />

von Richaud ist). Diese sagte der <strong>Pirouette</strong>,<br />

alle Gerüchte, die bisher geschrieben worden<br />

seien, seien falsch. Das könnte bedeuten, dass<br />

an diesem Tag schon feststand, dass sich das<br />

Paar getrennt hat. Einige Tage später sagte Richaud<br />

in einem Interview mit dem amerikanischen<br />

Podcast-Interviewer David Lease, Savchenko<br />

suche einen neuen Partner. Sie kehrte<br />

zunächst nach Oberstdorf zurück, war aber<br />

kurz danach wieder verschwunden. In Courchevel<br />

fand am 27. Juli ein Schaulaufen mit<br />

den dort trainierenden Läuferinnen und Läufern<br />

statt, das die französische Sportdirektorin<br />

Annick Dumont und der frühere Läufer Fernand<br />

Fédronic moderierten. Dort waren geimpfte<br />

Zuschauer und Medienvertreter mit<br />

Maske zugelassen, aber beim Training nicht.<br />

Chique Sport<br />

neuer DEU-Ausrüster<br />

Ende Juni hatte die DEU eine Crowdfunding-Aktion<br />

gestartet (wie man eine Online-Geldsammelaktion<br />

heute nennt), um eine neue einheitliche<br />

Teamkleidung für alle Kaderläufer bezahlen<br />

zu können. Denn der bisherige Ausrüster Erima<br />

war abgesprungen. Wegen der Pandemie waren<br />

viele DEU-Wettbewerbe ausgefallen oder mussten<br />

ohne zahlende Zuschauer stattfinden. Dadurch<br />

hatte die DEU erheblich weniger Einnahmen<br />

durch Start- und Lizenzgebühren sowie<br />

Eintrittskarten als zuvor eingeplant. Einen Teil<br />

konnte die DEU aus Eigenmitteln bezahlen, aber<br />

15.000 Euro fehlten noch und mussten bis zum<br />

12. Juli gesammelt werden. Diese Aktion wurde<br />

überwiegend von DEU-Mitarbeiterin Pamela<br />

Lechner begleitet. Sie war ein voller Erfolg, denn<br />

viele Kaderläufer/innen, angefangen von Nicole<br />

Schott, warben über die Sozialen Medien für die<br />

Spendenaktion. Zunächst spendeten viele Eislauffans<br />

kleinere und mittlere Summen. Aber es<br />

fehlten noch 5.000 Euro.<br />

Eine Zeitung schrieb, die zweifache Olympiasiegerin<br />

Katarina Witt soll ein Video gesehen haben,<br />

in dem die 12-jährige Sasha Tandogan,<br />

Tochter der Stuttgarter Trainerin Anuschka Gläser,<br />

auf Instagram um Spenden bat. Daraufhin<br />

spendete Witt spontan, so dass die Summe vorzeitig<br />

überschritten war und am Ende mehr als<br />

16.000 Euro zusammenkamen. Der neue Ausrüster<br />

ist die Firma Chique Sport, deren Vertrei-<br />

berin, Designerin und wohl Chefin die ehemalige<br />

britische Einzelläuferin Jenna McCorkell ist.<br />

Am Rande der Nebelhorn Trophy sollen die dort<br />

anwesenden Läufer die Teamkleidung erhalten<br />

und Fotoaufnahmen gemacht werden.<br />

Philipp Stärz<br />

Foto: privat<br />

Neuer DEU-Mitarbeiter<br />

Seit 1. April arbeitet der 36 Jahre alte Philipp<br />

Stärz als Leistungssportreferent in der Geschäftsstelle<br />

der DEU. Als Kind hat er einige<br />

Jahre Eishockey gespielt und in diesem Rahmen<br />

auch Schlittschuhlaufen gelernt. Später spielte<br />

er in der 3. Liga und Regionalliga regelmäßig<br />

Basketball. An der Sporthochschule Köln hat er<br />

ein Studium von Sportmanagement sowie Sport<br />

und Leistung abgeschlossen. Vor seiner DEU-Tätigkeit<br />

arbeitete er im Athletikbereich. Bei der<br />

DEU hat er sich in den ersten Monaten vor allem<br />

um die PotAS-Erhebung (Untersuchung der<br />

Verbände), die Trainingsdatendokumentation,<br />

die Rahmenrichtlinien und die <strong>No</strong>minierungskriterien<br />

gekümmert. Er freut sich, dass er in der<br />

Eislaufszene sehr freundlich und offen aufgenommen<br />

wurde und hat zur Einarbeitung auch<br />

die neuesten Hefte der <strong>Pirouette</strong> gelesen.<br />

Impfzentrum in Erika Heß<br />

Halle geschlossen<br />

Am 31. August wurde das Impfzentrum geschlossen,<br />

das für neun Monate im Erika-Heß-<br />

Eisstadion in Berlin-Wedding einquartiert war.<br />

Bis Ende <strong>September</strong> soll die Anlage abgebaut<br />

und renoviert werden, ab Anfang Oktober soll<br />

sie wieder als Eishalle in Betrieb genommen<br />

werden. Zumindest haben das die Behörden im<br />

Bezirk Berlin Mitte angekündigt.<br />

Privatunterricht in Sachsen<br />

Der sächsische Kunstlaufobmann Falko Kirsten<br />

sagte der <strong>Pirouette</strong> am Rande der Juniorensichtung<br />

in Oberstdorf, dass unter bestimmten Bedingungen<br />

(anerkannter Trainer usw.) auch in<br />

Sachsen Privatunterricht möglich sei. Die <strong>Pirouette</strong><br />

hatte im Juliheft geschrieben, dass der<br />

Showläufer Matti Landgraf ihr geschrieben<br />

habe, dass er keine Genehmigung für Privatunterricht<br />

erhalten habe. Landgraf ist inzwischen<br />

wieder als Showläufer auf einem Kreuzfahrtschiff<br />

in den USA und der Karibik.<br />

Martin Liebers neuer<br />

Obmann<br />

Beim Verbandstag des Berliner Eissportverbandes<br />

am 17. August wurde der frühere Einzelund<br />

Paarläufer Martin Liebers zum neuen Eiskunstlauf-Obmann<br />

gewählt. Damit tritt er die<br />

Nachfolge von Dirk-Carsten von Lösch an, der<br />

aus nicht näher erläuterten persönlichen Gründen<br />

auf eine Wiederwahl oder auf das ebenfalls<br />

im Gespräch gewesene Amt des Präsidenten des<br />

Berliner Eissportverbandes verzichtete. Dieses<br />

hatte bisher Walter Bergmann inne, der nicht<br />

mehr kandidierte. Neuer Präsident wurde der<br />

aus dem Eishockey kommende Dr. Alexander<br />

Hedderich. Vizepräsident blieb DEU-Vizepräsident<br />

Reinhard Ketterer.<br />

Ingrid Reetz gestorben<br />

Die Hamburger Preisrichterin Ingrid Reetz ist<br />

Anfang August gestorben, teilten ihre Angehörigen<br />

mit. Jahrzehntelang wertete sie national<br />

und international für die DEU, unter<br />

anderem bei vielen Europa- und Weltmeisterschaften<br />

und als Höhepunkt ihrer Karriere<br />

bei den Olympischen Spielen 1994 in Lillehammer<br />

(bzw. in Hamar) im Eistanzen.<br />

Interesse am Paarlaufen?<br />

Am ersten Augustwochenende fanden in Berlin<br />

die ersten Tryout-Tage dieser Saison für Paare<br />

statt. Dort sollten Mädchen und Jungen unter<br />

Anleitung erfahrener Paarlauftrainer ein bisschen<br />

probieren und testen, ob diese Disziplin für sie<br />

eine mögliche Perspektive ist. Alle paarlaufspezifischen<br />

Elemente wurden außerhalb des Eises<br />

vorbereitet und dann auf dem Eis ausprobiert.<br />

Zehn Mädchen und zwei Jungen nahmen diesmal<br />

teil und erhielten außer von den beiden Bundestrainern<br />

auch Unterstützung von dem sehr paarlauferfahrenen<br />

Knut Schubert und den weiteren<br />

Berliner Trainern Silke Heritz und Paul Boll. Zum<br />

Abschlusstraining zeigten alle Teilnehmer/innen<br />

synchrone Schrittkombinationen, einfache Wurfelemente<br />

und Hebungen über Kopf. Einige Mädchen<br />

versuchten sich an Todesspiralen. Ein besonderes<br />

Highlight für die Mädchen war, wenn<br />

der Nachwuchs-Bundestrainer und Olympiateilnehmer<br />

Rico Rex mit ihnen eine Runde drehte.<br />

Ab jetzt sollen solche Tryout-Tage mehrmals im<br />

Jahr an verschiedenen Orten in ganz Deutschland<br />

stattfinden. Der nächste Termin ist vom 17. bis<br />

19. <strong>September</strong> in Mannheim geplant. hh<br />

<strong>No</strong>emi Bodenstein<br />

beendet Karriere<br />

Die Schweizer Einzelläuferin <strong>No</strong>emi Bodenstein<br />

(18) gab auf Instagram bekannt, dass sie wegen<br />

einer Hüftverletzung ihren Rücktritt vom Leistungssport<br />

erklärt hat. Ihre größten Erfolge waren<br />

ein zweiter Platz bei den Schweizer Meisterschaften<br />

2020 und fünf Junioren Grand Prix<br />

mit Platz 15 beim Baltic Cup in Riga 2017 als<br />

bestem Ergebnis.


Helmut Sieber gestorben<br />

Der Wiener Eislaufunktionär Helmut Sieber<br />

ist am 11. August im Alter von 81 Jahren<br />

gestorben. Nach seiner Läuferkarriere war er<br />

jahrzehntelang Schieds- und Preisrichter,<br />

mit Höhepunkt bei den Olympischen Spielen<br />

2010 in Vancouver. Er hatte viele verschiedene<br />

Ämter inne, war Vorstandsmitglied in<br />

Vereinen, auf österreichischer Landes- und<br />

Bundesebene. Seit 1994 kümmerte er sich<br />

besonders auch um Eisläufer mit geistiger<br />

Beeinträchtigung.<br />

Babies<br />

Der ungarische Läufer Tigran Vardanian (32),<br />

und seine Ehefrau Andrea wurden am 11.<br />

Juli Eltern eines Sohnes Aram. Vardanian<br />

hatte zwischen 2008 und 2011 an vier Weltmeisterschaften<br />

teilgenommen, aber nie das<br />

Finale erreicht.<br />

Der kanadische Meister Keegan Messing,<br />

Sechster bei der WM in Stockholm vor einem<br />

halben Jahr, und seine Ehefrau Lane<br />

wurden im Juli erstmals Eltern eines Jungen<br />

namens Wyatt Stuart.<br />

Die US-amerikanische Läuferin Sasha Cohen,<br />

Silbermedaillengewinnerin der Olympischen<br />

Spiele im Jahr 2006 im Einzellaufen, und<br />

ihr Ehepartner wurden Eltern einer Tochter<br />

Paloma Jane.<br />

Grand Prix von China nach<br />

Turin verlegt<br />

Am 16. August gab die ISU bekannt, dass der<br />

chinesische Verband den Cup of China in<br />

Chongquin in der ersten <strong>No</strong>vemberwoche wegen<br />

des Risikos von Ansteckungen abgesagt hat.<br />

Die ISU fragte sofort alle Verbände, wer den<br />

Grand Prix an diesen Daten übernehmen will.<br />

Der italienische Verbandspräsident Andrea Gios<br />

verkündete auf seiner Website, dass Turin sich<br />

offiziell beworben habe: „Auch in dieser schwierigen<br />

Lage wollen wir unsere Bereitschaft zeigen,<br />

uns ins Spiel zu bringen, auch wenn es<br />

größere Risiken mit sich bringt. Wir beabsichtigen,<br />

damit unsere Athleten zu unterstützen, damit<br />

sie auf einer so prestigeträchtigen Bühne<br />

auftreten können, die auf ihrem Weg zu den<br />

Olympischen Spielen 2022 in Peking entscheidend<br />

sein wird.“ Es gab zwei weitere offizielle<br />

Bewerber: Debrecen in Ungarn und <strong>No</strong>rwood bei<br />

Boston. Am 27. August gab die ISU bekannt,<br />

dass die schon öfter benutzte Olympiahalle Palavela<br />

in Turin Austragungsort sein soll. Vor drei<br />

Jahren hatte China aus anderen Gründen schon<br />

einmal einen Grand Prix abgesagt, damals war<br />

Helsinki eingesprungen. Zu China ist zu sagen:<br />

Wenn das Land im <strong>No</strong>vember wegen der Null-<br />

Infektionsstrategie im Land nicht einmal einen<br />

Grand Prix in einer einzigen Eishalle und einem<br />

einzigen Hotel organisieren will, wie wollen die<br />

Chinesen dann Olympische Spiele in fünf Monaten<br />

auf die Beine stellen?<br />

Axel Rauschenbach<br />

verheiratet<br />

Der Paarläufer Axel Rauschenbach (54), der<br />

mit Mandy Wötzel (EM-Zweite 1989 und<br />

Olympia-Achte 1992) und ab Sommer 1992<br />

mit Anuschka Gläser (Olympia-13. im Jahr<br />

1994) Erfolge im Paarlaufen feierte, hat wieder<br />

geheiratet. Seine Ehepartnerin Manuela Pintarelli<br />

war einmal Eisläuferin in Dresden und ist<br />

heute Unternehmerin mit zwei Physiotherapie-<br />

Praxen in der sächsischen Hauptstadt.<br />

Hochzeit 2020 für<br />

Gordeeva und Pelletier<br />

Die frühere russische Paarlauf-Olympiasiegerin<br />

Ekaterina Gordeeva, die seit vielen Jahren<br />

in <strong>No</strong>rdamerika lebt, und der kanadische co-<br />

Paarlauf-Olympiasieger David Pelletier haben<br />

nie bekannt gegeben, dass sie vor einem Jahr<br />

geheiratet haben. Aber jetzt veröffentlichten<br />

sie ein Foto von ihrem „ersten Hochzeitstag“.<br />

Michelle Dawley und<br />

Elladj Baldé, Foto: privat<br />

Elladj Baldé hat geheiratet<br />

Der kanadische Showläufer Elladj Baldé (30),<br />

bis 2018 auch Wettbewerbsläufer, hat Anfang<br />

August die kanadische Schauspielerin Michelle<br />

Dawley geheiratet. Seine größten Erfolge<br />

im Sport waren ein Sieg bei der Nebelhorn<br />

Trophy 2015, vier vierte Plätze bei den nationalen<br />

Meisterschaften und Rang 18 bei seiner<br />

einzigen Teilnahme an einer WM (2014). In<br />

den letzten Jahren hat er sich in verschiedenen<br />

Organisationen besonders dafür eingesetzt,<br />

dass auch Läufer/innen mit anderer als<br />

heller Hautfarbe in den Eiskunstlauf gehen.<br />

Die <strong>Pirouette</strong> für ihr Smartphone<br />

Preisrichterin gesperrt<br />

Die georgische Preisrichterin Salome Chigogidze<br />

wurde von der Disziplinarkommission der ISU<br />

unter dem Vorsitz von Volker Waldeck für ein<br />

Jahr gesperrt. Ihr wurde vorgeworfen, sie habe<br />

bei der WM in Stockholm dem georgischen Läufer<br />

Morisi Kvitelashvili (Platz 14) ungerechtfertigt<br />

hohe Punktzahlen gegeben und insofern<br />

national gewertet.<br />

Olympia-Quali für<br />

spanische Eistänzer<br />

Einige Wochen nach dem Interview der <strong>Pirouette</strong><br />

mit Sara Hurtado und Kirill Khaliavin (siehe<br />

Seite 5) gab der spanische Verband bekannt,<br />

wie die Qualifikation für den einen Startplatz<br />

der beiden etwa gleichwertigen spanischen<br />

Tanzpaare aussehen soll: Beide Duos, also auch<br />

Olivia Smart und Adrian Diaz, sollen bei der<br />

Finlandia Trophy, den Spanischen Meisterschaften<br />

und den Europameisterschaften starten.<br />

Das Paar mit der besseren Gesamtpunktzahl<br />

aus diesen drei Wettbewerben wird dann für<br />

die Spiele nominiert.<br />

Zimmerman darf wieder<br />

arbeiten<br />

Der amerikanische Trainer John Zimmerman hat<br />

das Berufungsverfahren gegen die Entscheidung<br />

der Safe Sport-Organisation, ihn für zwei Jahre<br />

zu sperren, gewonnen. Er wurde von der Liste<br />

der „Verbannten“ gestrichen und darf nun wohl<br />

wieder als Trainer arbeiten. Zunächst hatte die<br />

Organisation ihm vorgeworfen, er habe eine<br />

minderjährige Läuferin in seiner Halle gebeten,<br />

nicht darüber zu reden, dass sein Schüler, der<br />

französische Paarläufer Morgan Ciprès, ihr ein<br />

Nacktfoto von sich gemailt hatte. Damit wollte<br />

er erreichen, dass er Ciprès und seine Partnerin<br />

Vanessa James in Ruhe auf die wenige Monate<br />

später stattfindenden Olympischen Spiele 2018<br />

vorbereiten kann.<br />

Nicolas Nadeau jetzt<br />

Paarläufer<br />

Der kanadische Einzelläufer Nicolas Nadeau<br />

(24), Zweiter der Junioren-WM 2016, konnte<br />

sich in der Meisterklasse nie durchsetzen, weil<br />

er groß und eher kräftig war. Jetzt hat er seinen<br />

Rücktritt vom Einzellauf angekündigt und eine<br />

Paarlaufkarriere mit Emmanuelle Proft angefangen,<br />

der Tochter des früheren Einzel- und späteren<br />

Showläufers <strong>No</strong>rman Proft. Die <strong>Pirouette</strong><br />

hatte schon vor mehreren Jahren geschrieben,<br />

dass er als Paarläufer eher Karriere machen<br />

könne als als Einzelläufer. <br />

krk<br />

Besuchen Sie<br />

die <strong>Pirouette</strong><br />

auf Facebook<br />

11<br />

News


12<br />

ISU Skating Awards<br />

Eiskunstlauf aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft<br />

ISU Awards vergeben<br />

Torvill/Dean, Moskvina und Mishin erhalten Auszeichnung<br />

für ihr Lebenswerk<br />

Die ISU hat die Eislauf- bzw. Trainer-Legenden Jayne Torvill/Christopher Dean,<br />

Tamara Moskvina und Alexei Mishin für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Angesichts<br />

der vielen Einschränkungen und mangels internationaler Wettbewerbe verzichtete<br />

man in diesem Jahr auf die Vergabe von Preisen für die besten Trainer/-<br />

und Choreograph/innen, für das schönste Kostüm, die gelungenste Choreographie<br />

und den Newcomer-Preis.<br />

Tamara Moskvina<br />

mit denen ich dieses großartige, lange Leben in<br />

unserem Lieblingssport geführt habe,“ kommentierte<br />

Mishin.<br />

Moskvina und Mishin hatten ihre Trophäe in St.<br />

Petersburg während eines Trainings erhalten.<br />

Dafür verkleidete sich Maxim Trankov als „Desinfektor“<br />

und kam in voller Schutzkleidung aufs<br />

Eis, um sie zu überraschen. Doch die Trainer erkannten<br />

ihn schnell und er überreichte ihnen<br />

die ISU-Statue.<br />

Wie im Vorjahr gab es im Juli eine live auf Youtube<br />

übertragene Online-Show, produziert von<br />

Oliver Höner und seinem Team von Art on Ice,<br />

die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des<br />

Eiskunstlaufs zusammenfügte. Die früheren Eistänzer<br />

Tanith Belbin-White und Charlie White<br />

führten wieder gekonnt durch das Programm.<br />

Die Ehrengäste wurden zugeschaltet, dazu gab<br />

es Interviews mit Weltmeister Nathan Chen und<br />

Rika Kihira und Yuma Kagiyama, die zwar unterhaltsam<br />

waren, aber wenig Nachrichtenwert<br />

hatten. Chen berichtete, dass er gerade dabei<br />

sei, seine neuen Programme fertigzustellen, die<br />

Musik verriet er nicht.<br />

Die Preisträger wurden in Videos mit Ausschnitten<br />

aus ihrer Karriere als Läufer bzw. Trainer<br />

vorgestellt. Torvill und Dean revolutionierten<br />

den Eistanz mit ihrem unsterblichen „Bolero“,<br />

mit dem sie 1984 Olympiasieger wurden. Darüber<br />

hinaus hoben sie den Sport künstlerisch und<br />

technisch auf ein neues Niveau. Ihren leidenschaftlichen<br />

Rumba-Spurenbildtanz von 1994<br />

haben sie gemeinsam mit der ISU zu einem<br />

Pflichttanz entwickelt. Belbin-White und White<br />

überraschten Torvill/Dean am Ende des Interviews<br />

mit der ISU-Auszeichnung. „Es (der Eiskunstlauf)<br />

war eine Lebensaufgabe aus unserer<br />

Sicht. Wir wussten nicht, dass wir so lange in<br />

unserem Leben mit dem Eiskunstlauf verbunden<br />

sein werden, es ist schon mehr als 30 Jahre her<br />

und wir machen es immer noch, vielleicht sollten<br />

wir es nicht mehr tun, aber wir haben immer<br />

noch Freude daran“, meinte Dean.<br />

Tamara Moskvina und<br />

Alexei Mishin waren erfolgreiche<br />

Paarläufer<br />

Ende der 60er Jahre und<br />

gewannen Medaillen bei<br />

Welt- und Europameisterschaften,<br />

aber ihre größten<br />

Erfolge erzielten sie als Trainer.<br />

Moskvina ist heute die erfolgreichste<br />

Paarlauftrainerin der<br />

Welt. „Ich bin schon sehr lange im<br />

Eiskunstlauf und dies mit großer<br />

Freude. Ich liebe es, das Publikum<br />

nicht nur in meinem Land, sondern in der<br />

ganzen Welt glücklich zu machen“, sagte<br />

Moskvina. „Ich denke, die Tatsache, dass ich<br />

diese Auszeichnung erhalten habe, zeigt,<br />

dass die Fans und die führenden Funktionäre<br />

in aller Welt meinen Beitrag zu<br />

schätzen wissen.“<br />

Mishin hat nicht nur Olympiasieger<br />

und Weltmeister hervorgebracht,<br />

sondern auch<br />

Trainingsgeräte und –methoden<br />

entwickelt, die heute weltweit<br />

Anwendung finden. „Ich habe<br />

in meinem Leben schon viele Preise und<br />

Auszeichnungen erhalten und über diesen von<br />

der ISU im Jahr meines 80. Geburtstags freue<br />

ich mich besonders. Diese Auszeichnung<br />

spiegelt nicht nur mein Leben im Eiskunstlauf<br />

wider, sondern auch das Leben meiner Schüler,<br />

Kollegen, meiner alten Freunde – diejenigen,<br />

Vorproduzierte Beiträge aus Eishallen in <strong>No</strong>rdamerika<br />

und Europa mit extra einstudierten<br />

Shownummern ergänzten das Programm. Die<br />

US-Eistänzer Madison Chock/Evan Bates zeigten<br />

einen Tanz zu „I Hear Symphony“ von Cody Fry.<br />

Der Sänger James Morrison spielte seinen Hit<br />

„Wonderful World“, unterlegt mit einem dafür<br />

aufgenommenen Video der Paarlauf-Weltmeister<br />

Anastasia Mishina/Alexander Galliamov. Die<br />

Italienerin Sophia Sforza und der Wahl-Franzose<br />

Philipp Warren präsentierten ein Programm<br />

zu „Break My Heart Again“ von Finneas, gesungen<br />

in einer Cover-Version von Sforza. Die<br />

Trainingsgruppen von Moskvina und Mischin<br />

mit Mishina/Galliamov, Alexandra<br />

Boikova/Dmitrii Kozlovskii, Elizaveta Tuktamysheva,<br />

Mikhail Kolyada und Evgeni<br />

Semenenko traten gemeinsam mit Trankov<br />

auf. Außerdem waren Vanessa<br />

James/Eric Radford, Chock/Bates, Bradie<br />

Tennell und Starr Andrews sowie Ivan Righini<br />

in einer aus verschiedenen Aufnahmen<br />

zusammengeschnittenen Nummer zu sehen.<br />

Alexei Mishin<br />

Fotos: Flade


Trankov war auch als Reporter im Einsatz und<br />

besuchte die Läuferinnen von Eteri Tutberidze<br />

in der Trainingsbasis in <strong>No</strong>vogorsk, um Kurzinterviews<br />

mit Anna Shcherbakova, Alena Kostornaia,<br />

Alexandra Trusova und Kamila Valieva<br />

zu führen. Shcherbakova erzählte, dass sie wegen<br />

einer Verletzung Vorbereitungszeit verloren<br />

habe und die jetzt wieder aufholen müsse.<br />

Sie hatte sich am Zeh verletzt und konnte nur<br />

außerhalb vom Eis trainieren. Trusova und Valieva<br />

verrieten etwas über ihre Zukunftspläne –<br />

die eine will ein Tierheim für Hunde eröffnen,<br />

die andere möchte Psychologie studieren.<br />

Die ISU Skating Awards <strong>2021</strong> waren unterhaltsam<br />

und abwechslungsreich gestaltet. Vielleicht<br />

hätte die ISU auch die anderen Preise<br />

wieder vergeben können, denn es gab doch einige<br />

neue Programme und Kostüme, die einer<br />

Auszeichnung würdig gewesen wären, aber andererseits<br />

war die Saison nicht vollständig und<br />

manche Läufer wie die Kanadier hatten kaum<br />

Wettbewerbe.<br />

Auf Youtube und auf der ISU Webseite ist das<br />

Video der digitalen Show abrufbar und hatte<br />

bis zum Redaktionsschluss mehr als 118.000<br />

Aufrufe. <br />

Tatjana Flade<br />

Das Video auf Youtube:<br />

https://youtu.be/Pbdbmq0cpMY<br />

Mishin-Biographie auf Englisch<br />

Die Autobiographie des russischen Erfolgstrainers<br />

Alexei Mishin ist nun auch<br />

auf Englisch erschienen.<br />

Mishin, der im März seinen 80. Geburtstag<br />

feierte und im Juli mit dem ISU-Preis für sein<br />

Lebenswerk ausgezeichnet wurde, erzählt<br />

kurzweilig über sein Leben, seine Karriere zunächst<br />

als Sportler und dann als Trainer (siehe<br />

ausführliche Rezension der russischen Originalausgabe<br />

in der <strong>Pirouette</strong> 5/20).<br />

Die englische Ausgabe ist eine komplett überarbeitete<br />

und aktualisierte Fassung mit vielen<br />

neuen Fotos. Der berühmte und beliebte Coach<br />

hat ein zusätzliches Kapitel hinzugefügt, in dem<br />

er auf die Entwicklungen der vergangenen Saison<br />

eingeht und z.B. über die Arbeit mit seinem<br />

neuen Schüler Mikhail Kolyada berichtet. Herausgeberinnen<br />

des Buchs sind Tatjana Flade und<br />

Susan Russell. Eine Printausgabe soll ebenfalls<br />

produziert werden, der Erscheinungstermin<br />

steht aber noch nicht fest. <br />

tat<br />

13<br />

News<br />

News:<br />

Gamez/Korovin starten<br />

für die Philippinen<br />

Der philippinische Verband hat auf Twitter<br />

sein neues Paarlaufpaar Isabella Gamez und<br />

den Russen Alexander Korovin präsentiert.<br />

Korovin ist der frühere Partner von Alisa Efimova.<br />

Ob er bereits eine Freigabe aus Russland<br />

erhalten hat, ging aus dem Post auf<br />

Twitter nicht hervor. Für die Olympiaqualifikation<br />

in Oberstdorf jedenfalls ist das Paar<br />

nicht gemeldet. Die gebürtige US-Amerikanerin<br />

Gamez war bei den Junioren mit Ton<br />

Consul für Spanien gestartet und dann mit<br />

dem Kanadier David-Alexandre Paradis für<br />

die Philippinen, von woher ihre Familie<br />

stammt.<br />

Nepela Memorial<br />

abgesagt<br />

Der slowakische Verband hat zum zweiten<br />

Mal in Folge das Ondrej-Nepela-Memorial in<br />

Bratislava wegen der Corona-Pandemie abgesagt.<br />

Die slowakischen Behörden wollten<br />

nur einen der zwei im <strong>September</strong> geplanten<br />

internationalen Eiskunstlauf-Wettbewerbe<br />

genehmigen und die Wahl fiel<br />

auf den für die ISU wichtigeren Junioren<br />

Grand Prix in Kosice. tat<br />

Das E-Book kann zum Preis von 8,50 Euro über die Webseite von IFS Magazine<br />

bestellt werden:<br />

https://www.ifsmagazine.com/the-secrets-of-the-ice-alexei-mishin/<br />

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14<br />

Sommertraining<br />

Skating School of Switzerland<br />

Erstmals vier Wochen Summer Camp<br />

„Summer Camp“ in der<br />

Skating School of Switzerland<br />

Die Eismaschine dreht schon ihre Runden,<br />

nur noch ein schmaler Streifen<br />

befahrenen Eises ist noch zu sehen. Auf<br />

diesem steht Stéphane Lambiel mit seiner<br />

Schülerin Sofia Franzi. Er erklärt und<br />

demonstriert die Ausführung einer <strong>Pirouette</strong>.<br />

Jede Sekunde Eiszeit wird während<br />

des Sommertrainingscamps an Lambiels<br />

Eislaufschule, der Skating School of<br />

Switzerland in Champéry, ausgekostet.<br />

Das „Summer Camp“ ist bereits Tradition<br />

und fester Bestandteil des Jahresplans<br />

der Schule. Diesen Sommer fand es zum<br />

siebten Mal statt. Die <strong>Pirouette</strong> durfte in<br />

der vierten und letzten Trainingswoche<br />

dabei sein, viele Trainingseinheiten und<br />

die abschließenden Programm- und<br />

Gruppenpräsentationen mit anschauen,<br />

natürlich unter Einhaltung aller Corona-<br />

Schutzmaßnahmen.<br />

Fit für die neue Saison durch intensives Training und neue<br />

Erfahrungen · Aus Champéry berichtet Judith Dombrowski<br />

Insgesamt nahmen 67 Eiskunstläuferinnen und<br />

-läufer aus 14 Ländern am Camp teil, darunter<br />

auch sieben aus Deutschland. Eine große Neuerung<br />

im Jahr <strong>2021</strong>: Das Camp ist um zwei Wochen<br />

verlängert worden. Die ersten beiden Trainingswochen<br />

sind den jüngeren Teilnehmerinnen<br />

im Alter von 7 bis 13 Jahren gewidmet. An den<br />

Wochen drei und vier nehmen Läufer vom<br />

Nachwuchs bis zur Meisterklasse teil - darunter<br />

auch Lambiels Starschüler Deniss Vasiljevs aus<br />

Lettland und der Japaner Koshiro Shimada. „Bei<br />

den jüngeren Kindern haben wir uns eher auf<br />

grundlegende Sachen konzentriert“, erklärt Lambiel,<br />

„<strong>Pirouette</strong>n, einfache Drehungen, Erklärung<br />

des Wertungssystems – so dass es einen lehrenden<br />

Charakter hatte. Bei den Fortgeschrittenen<br />

konzentrieren wir uns nun spezifischer darauf,<br />

was sie genau jetzt für ihr Level brauchen.“<br />

Das Camp beinhaltet ein straffes Trainingsprogramm,<br />

sechs Stunden pro Tag, sechs Tage die<br />

Woche. Drei Stunden finden dabei auf dem Eis<br />

statt, drei zusätzliche Einheiten gibt abseits des<br />

Eises. „Es ist das letzte Mal, bevor wir in die<br />

Saison starten, dass die Schüler richtig konzentriert<br />

und intensiv trainieren“, so Lambiel. Der<br />

letzte Feinschliff für die kommende Saison.<br />

Auf dem Eis ist das Trainerteam rund um den<br />

Doppelweltmeister zu sechst: Neben ihm selbst<br />

und seinen Kollegen Angelo Dolfini und Yoann<br />

Deslot geben sein ehemaliges eigenes Erfolgstrainerduo<br />

Peter Grütter und Salomé Brunner<br />

sowie der spanische Paarläufer Tòn Cónsul<br />

Tipps auf dem Eis. In einer 50-minütigen<br />

„Masterclass“ wird täglich an einem bestimmten<br />

Thema gearbeitet: Mal sind es <strong>Pirouette</strong>n,<br />

mal Übergänge, Schlittschuhfertigkeiten oder<br />

auch das Einüben einer Gruppenchoreographie<br />

für die Abschlusspräsentation.<br />

Diese hat Lambiel natürlich selbst entworfen.<br />

Die Elitegruppe performt zu dem Lied „James<br />

Brown“ von der Gruppe SNBRN, alle sind mit<br />

Elan und Freude bei der Sache und lernen die<br />

Choreographie sehr schnell. Lambiel macht<br />

selbst mit und zeigt dabei eindrucksvoll, dass<br />

er nach wie vor voll und ganz mit seinen<br />

Schülern mithalten kann. Vasiljevs, Gewinner<br />

der Nebelhorn Trophy 2020, sticht bei der Einübung<br />

der Gruppenpräsentation besonders<br />

hervor: Er bringt eigene Ideen mit ein und<br />

Die Trainingsgruppe<br />

um Stéphane Lambiel<br />

Fotos: Dombrowski<br />

strahlt in der ersten Reihe eine ganz besondere<br />

Präsenz aus. Im Einzelgespräch gibt er zu, wie<br />

sehr ihm Shows und das Laufen vor Publikum<br />

bei Wettbewerben fehlen: „In einer kalten Arena<br />

kommt für mich nicht so sehr das Wettkampfgefühl<br />

auf. Das Publikum hingegen puscht mich,<br />

dieses kleine Fünkchen extra zu bieten, das den<br />

Unterschied ausmacht.“<br />

Deniss Vasiljevs:<br />

Auf dem Weg zu seinen zweiten<br />

Olympischen Spielen<br />

Vasiljevs großes Ziel in der kommenden Saison<br />

sind natürlich die Olympischen Winterspiele<br />

in Peking, für die er sich bei der WM<br />

in Schweden einen Startplatz sichern konnte,<br />

bereits seine zweite Teilnahme an den Spielen:<br />

„Ich erhoffe mir, dass ich nicht so sehr<br />

in mir selbst gefangen sein werde wie beim<br />

letzten Mal. Dieses Mal möchte ich mich von<br />

dem Stress befreien, einfach den Moment


15<br />

genießen, und meine ausdrucksstärkste Darbietung<br />

zeigen.“ Dafür setzt der Lette auf seine Kür<br />

der vergangenen Saison zu seltener gehörten<br />

Musikausschnitten von Prokofievs „Romeo und<br />

Julia“: „Ich habe das Gefühl, dass dieses Programm<br />

noch Zeit braucht, sich zu entwickeln<br />

und zu entfalten. Es muss noch seine eigene<br />

Geschichte entwickeln und erzählen.“<br />

Das KP dagegen ist brandneu: Eine Zusammensetzung<br />

aus dem Violinkonzert „Sarakiz - Romanza“<br />

von Karl Jenkins und den „Battle<br />

Drums“ aus dem japanischen Zeichentrickfilm<br />

Prinzessin Mononoke - choreografiert von Trainer<br />

Lambiel. Dieser erzählt zur Entstehungsgeschichte:<br />

„Als ich das Violinkonzert zum ersten<br />

Mal gehört habe, habe ich sofort Deniss vor Augen<br />

gehabt, wie er dazu läuft. Das Stück versetzt<br />

dich in eine romantische Stimmung. Die<br />

„Battle Drums“ in der Schrittkombination dagegen<br />

zeigen die ganze Power und Kraft, die in<br />

Deniss steckt. Zusammen ergeben die beiden<br />

Stücke ein perfektes Match.“<br />

Stéphane Lambiel:<br />

„Ehrlichkeit ist manchmal das<br />

Härteste im Trainerberuf“<br />

Während der übrigen beiden Eiszeiten am Tag<br />

haben die Läufer individuelles Training, bei dem<br />

sie entweder von einem einzelnen Trainer betreut<br />

werden, in einer Dreiergruppe oder für<br />

sich trainieren. Dabei fällt auf, dass der sonst<br />

immer sehr freundlich und sanft wirkende Lambiel<br />

auch sehr fordernde Töne anschlagen kann:<br />

„Ich denke, ich bin nicht streng, aber ich bin<br />

ehrlich“, erklärt er, „und Ehrlichkeit ist manchmal<br />

das Härteste als Trainer. Aber Ehrlichkeit ist<br />

so wichtig, da Eiskunstlauf nun einmal ein Sport<br />

ist, in dem es ein Wertungssystem gibt. Außerdem<br />

möchte ich meine Schüler dazu animieren<br />

über ihre Grenzen hinaus aus ihrer Komfortzone<br />

zu kommen. Nur dann können sie eine eigene,<br />

strahlende, charismatische Persönlichkeit auf<br />

dem Eis entwickeln.“<br />

Koshiro Shimada:<br />

„Ich möchte zeigen, dass ich<br />

erwachsen geworden bin.“<br />

Insgesamt herrscht eine sehr positive und<br />

sehr motivierende Stimmung. Gelingt einem<br />

Trainingskollegen ein gutes Element, wird<br />

häufig applaudiert. Immer ein freundliches<br />

Lächeln im Gesicht hat der Japaner Koshiro<br />

Shimada. In der letzten Saison konnte er<br />

nur an zwei Wettbewerben teilnehmen und<br />

hofft auf eine ereignisreichere Saison<br />

<strong>2021</strong>/22: „Mein Hauptziel für die kommen-<br />

de Saison ist es, mehr Erfahrungen zu sammeln.<br />

Dafür brauche ich mehr Wettbewerbe.“ Shimadas<br />

erstes großes Ziel ist die Qualifikation für<br />

den noch zu vergebenden Platz bei der NHK<br />

Trophy im <strong>No</strong>vember. Diese findet am 11. <strong>September</strong><br />

- seinem 20. Geburtstag - in Japan<br />

statt. Ende August sollte er daher nach Japan<br />

fliegen. Unter welchen Bedingungen er dann in<br />

sein Heimatland einreisen kann, war zunächst<br />

unklar. Die läuferischen Voraussetzungen für<br />

eine erfolgreiche Saison bringt Shimada mit:<br />

Seine beiden im Frühjahr von Lambiel neu choreografierten<br />

Programme überzeugen schon in<br />

den Trainingsdurchläufen mit viel Gefühl und<br />

Ausdruckskraft. Im KP zu dem Lied „Giving Up“<br />

von Donny Hathaway will Shimada zeigen, dass<br />

er erwachsen geworden ist. Vom Aufgeben -<br />

wie es der Titel vermuten lässt - ist er jedoch<br />

noch weit entfernt: „Natürlich gebe ich noch<br />

lange nicht auf“, bekräftigt er. In seiner neuen<br />

Kür „Charlie Chaplin“ zeigt Shimada schauspielerisches<br />

Talent und möchte seine Weiterentwicklung<br />

zeigen: „Ich bin mit ungefähr 15 Jahren<br />

schon einmal zu Charlie Chaplin gelaufen“,<br />

erzählt er, „nun möchte ich zeigen, wie sehr ich<br />

mich seither verbessert habe.“ Auch Stéphane<br />

Lambiel steckt große Hoffnungen in Shimada<br />

für diese Saison: „In der Kür kreiert er wahnsinnig<br />

tolle Bilder. Das Kurzprogramm ist sehr<br />

emotional und leidenschaftlich.“<br />

Sprungtechnisch setzt Shimada auf den vierfachen<br />

Salchow und Toeloop. Der vierfache Lutz,<br />

den Fans im vergangenen Jahr im Netz schon<br />

bewundern konnten, ist eher ein Fernziel. Von<br />

allen seinen Trainern wird der Japaner als Sonnenschein<br />

auf dem Eis beschrieben, mit dem<br />

das Arbeiten viel Freude macht. Man darf gespannt<br />

sein, was die Saison für ihn bereithält.<br />

Neue Erfahrungen und ein<br />

besonderes Gruppengefühl<br />

In den drei täglichen Einheiten abseits des Eises<br />

setzen Lambiel und sein Team auf neue Erfahrungen.<br />

Es gibt Einheiten im Parcour-Training von<br />

Nicolas Fischer, Einblicke in Hip-Hop Tänze durch<br />

Khoudia Toure, sowie Ballett- und Musical-Einheiten<br />

mit Lesli Wiesner. Zudem hält Altmeister<br />

Peter Grütter am Montagabend ein Seminar in<br />

Eiskunstlauftheorie. „Ich finde es sehr wichtig,<br />

dass unsere Schüler, die im Eiskunstlaufen bereits<br />

zu den Besten gehörten, die Erfahrung machen,<br />

wie es sich anfühlt, ein Anfänger zu sein. Dass<br />

sie etwas von Beginn an Neues lernen, das sie<br />

dann für sich mitnehmen und für ihr eigenes<br />

Training nutzen können.“ Außerdem fördern viele<br />

Einheiten während des Summer Camps den<br />

Gruppenzusammenhalt, der sonst in der Individualsportart<br />

Eiskunstlauf nicht existiert. „Es ist so<br />

schön zu sehen, wie die Gruppe sich gegenseitig<br />

motiviert“, betont Lambiel. Deniss Vasiljevs ergänzt<br />

dazu: „Es ist einfach eine tolle Gelegenheit,<br />

da wir normalerweise nicht so viele Menschen<br />

hier in Champéry sind. Diese Atmosphäre, dass<br />

jeder in dasselbe investiert und alle zusammenhalten,<br />

ist einfach nur sehr schön.“<br />

Die abwechslungsreichen Einheiten kommen bei<br />

den Läufern sehr gut an: „Mir machen vor allem<br />

die Ballett- und Hip-Hop-Einheiten riesigen<br />

Spaß“, erzählt die 15-jährige Isländerin Isold<br />

Fonn Vilhjalmsdottir. „Wir arbeiten mit Khoudia<br />

seit einem Jahr immer mal wieder, aber jedes<br />

Mal lernen wir etwas neues.“ Shimada fügt hinzu:<br />

„Meine Lieblingseinheiten sind die Musicalstunden.<br />

Ganz besonders, weil wir am Ende der<br />

zwei Wochen eine Präsentation haben, wo wir<br />

zeigen können, was wir gelernt haben. Das ist<br />

immer der beste Moment!“<br />

Abschlusspräsentationen<br />

In der Tat runden zwei Präsentationen das Camp<br />

ab: Am Samstagabend gibt es eine Programmpräsentation<br />

auf dem Eis. Alle Läufer der Elitegruppe<br />

und durch Challenges ausgewählte<br />

Schülerinnen der beiden anderen Gruppen dürfen<br />

vor Publikum auftreten. In den letzten Jahren<br />

war diese Präsentation öffentlich, in diesem<br />

Jahr ist sie auf Grund der Pandemie nur Eltern<br />

und geladenen Gästen zugänglich. Trotzdem eine<br />

gute Gelegenheit, die neuen Programme unter<br />

wettbewerbsähnlichen Bedingungen schon einmal<br />

zu laufen, eine Punktebewertung durch das<br />

Trainerteam inklusive. Alle geben ihr Bestes und<br />

man bekommt einen schönen Vorgeschmack und<br />

Lust auf die kommende Saison. Auch die von<br />

Lambiel einstudierte Gruppennummer mit allen<br />

Teilnehmern ist ein voller Erfolg.<br />

Die Musical- und Hip-Hop-Präsentation rundet<br />

das Camp am Sonntagnachmittag ab. Hierbei<br />

steht der Spaß im Vordergrund, aber es ist doch<br />

beeindruckend, wieviel die jungen Sportler während<br />

ihrer ein- oder zweiwöchigen Teilnahme<br />

am Camp gelernt haben. Zum Abschluss gibt es<br />

viele Umarmungen, Abschiedsfotos und man<br />

kann absolut sicher sein, dass viele Teilnehmerinnen<br />

spätestens zum nächsten Summer Camp<br />

nach Champéry zurückkommen werden.<br />

Shoma Uno: Lambiels<br />

Medaillenhoffnung für Olympia<br />

Nicht am Camp teilgenommen haben Lambiels<br />

olympische Medaillenhoffnungen, Shoma Uno<br />

und Rika Kihira. Für beide standen zum Zeitpunkt<br />

des Camps Shows in Japan an. Uno konnte<br />

dabei seine beiden neuen - ebenfalls von<br />

Lambiel entworfenen Programme - schon einmal<br />

vor Publikum zeigen: Die Kür zu einer modernen<br />

Version von Ravels „Bolero“ und das KP<br />

zu einem Michael Jackson Medley. Er wird vermutlich<br />

wieder Ende des Sommers zu seiner<br />

Trainingsgruppe stoßen. „Shoma ist ein Kämpfer“,<br />

sagt Lambiel. „Ich möchte, dass er seinen<br />

komplexen technischen Inhalt mit seinen anderen<br />

Fähigkeiten ideal kombiniert: Er läuft emotional,<br />

stark, charismatisch und attraktiv. Wenn<br />

er alles gemeinsam zeigen kann, wird man sehen,<br />

wie unglaublich stark er sein kann.“ •••<br />

Besuchen Sie<br />

die <strong>Pirouette</strong><br />

auf Facebook<br />

Skating School of Switzerland<br />

Sommertraining


16<br />

DEU-Juniorensichtung<br />

Sichtung der deutschen<br />

Junioren<br />

Anschließend erhielten sie zusammen mit ihren<br />

Trainern von den Experten ausführliche Ratschläge,<br />

auch zu Programmaufbau und Laufstil.<br />

Dafür nahm man sich viel Zeit und scheute auch<br />

nicht die Reise- und Hotelkosten der Offiziellen.<br />

Die Leistungen auf dem Eis waren allerdings<br />

überwiegend alles andere als erfreulich, denn die<br />

Mehrheit der überhaupt gekommenen Einzelläufer/innen<br />

hatte die verschiedensten kleineren<br />

Verletzungen und zeigte keine kompletten Programme,<br />

sondern nur solche mit einfachen<br />

Sprüngen. Beim zuvor absolvierten Sprungtest<br />

sah man mehr misslungene als gelungene<br />

Sprünge. Nur wenn die Einzelläufer sich bei den<br />

Junioren Grand Prix erheblich steigern, kann<br />

man auf ansprechende Platzierungen hoffen,<br />

von vorderen Rängen sollte man gar nicht reden.<br />

Bei den Juniorinnen konnte nur die Kölnerin<br />

Nargiz Süleymanova einigermaßen überzeugen.<br />

Denn sie lief ein nahezu fehlerfreies KP mit<br />

(wackliger) 3L-3T-Kombination, 3F und 2A zu<br />

einer modernen Version von Albinonis Adagio<br />

und dem Song „Anytime, anywhere“ von Sarah<br />

Brightman. In ihrer Kür zu „Bang, Bang“ von<br />

Lady Gaga glückte ebenfalls die Mehrzahl ihrer<br />

Sprünge. Daher wurde sie für den ersten Junioren<br />

Grand Prix in Courchevel nominiert (siehe<br />

Seite 27). Die Stuttgarterin Marielen Hirling<br />

zeigte im KP nur Doppelsprünge und in der Kür<br />

nach einer 3T-2T-Kombination erneut keine<br />

weiteren dreifach gedrehten Elemente. Anastasia<br />

Stebljanka aus Mannheim präsentierte im KP<br />

3T-2T, 2F und (gestürzten) 2A und in der Kür<br />

nach einem gestürzten 3T eine ausgelassene<br />

Passage und Doppelsprünge.<br />

Nargiz Süleymanova<br />

Marielen Hirling<br />

Fotos: Hella Höppner<br />

Olesia Ray aus Dortmund interpretierte im KP<br />

„Memory“ aus dem Musical Cats und garnierte<br />

das Programm mit 3T-2T, 2F und 2A. In der Kür<br />

zu „Matrix“ glückten 2A-3T und ein zweiter 3T,<br />

aber die zwei 3S nicht oder nicht sauber und<br />

weitere Dreifache versuchte sie nicht. Die<br />

Mannheimerin Dora Hus konnte im KP nur mit<br />

Doppelsprüngen aufwarten. Weil bei der KP-Besprechung<br />

ans Licht kam, dass sie wenige Tage<br />

zuvor noch Antibiotika genommen hatte, durfte<br />

sie zur Sicherheit keine Kür laufen. Auch Hannah<br />

Dämpfle aus Oberstdorf war kurz zuvor<br />

krank und trat daher nach KP mit 3S-2T-Sturz<br />

beim 3F und 2A zur Kür nicht an. Carmen Wolf<br />

Anastasia Stebljanka<br />

Um zu entscheiden, welche deutschen<br />

Einzelläufer/innen und Tanzpaare bei<br />

den Junioren Grand Prix starten durften,<br />

veranstaltete die DEU auch in diesem Jahr<br />

Ende Juli in Oberstdorf ein Sichtungslaufen.<br />

Sechs Läuferinnen, vier Läufer, fünf<br />

Tanzpaare und drei Kunstlaufpaare (zwei<br />

noch außerhalb der Junioren Grand Prix-<br />

Sichtung) sollten ihre beiden Programme<br />

vor einigen renommierten deutschen<br />

Preisrichtern laufen.<br />

Darya Grimm und<br />

Michail Savitskiy


17<br />

DEU-Juniorensichtung<br />

Davide Calderari<br />

Artur Mai<br />

Luis Weissert<br />

aus Oberstdorf war nicht dabei, weil sie in derselben<br />

Woche neue Schlittschuhe einlief.<br />

Luca Fünfer ging alles an<br />

Bei den Jungen war der Regensburger Luca Fünfer<br />

der einzige mit vollständigen Programmen<br />

und wurde daher für Courchevel nominiert. Das<br />

KP enthielt 3L-2T, einen (umgestiegenen) 3F<br />

und 2A und hatte den „Demon Dance“ von Parov<br />

Stelar als musikalische Grundlage. In der<br />

Kür zu „Keeping Me Alive“ gingen 3L, 3F und<br />

ein 2A daneben, aber er ging alles an und konnte<br />

3R-2T-2R, 3T-2T und den zweiten 2A auch<br />

stehen. Der Berliner Arthur Mai war beim<br />

Sprungtest beim 3L hart gestürzt und hatte anschließend<br />

wieder Rückenprobleme. Im KP zum<br />

„Perry Mason Theme“ der Blues Brothers und<br />

„Let There Be Drums“ von Sandy Nelson gelangen<br />

3T-2T und 2F, der 2A aber nicht. Die Kür<br />

zum romantischen „Run“ von Ludovico Einaudi<br />

lief er dann nur mit einfachen Sprüngen, erhielt<br />

aber später viel Lob für Laufstil und Choreografie.<br />

Wenn er im <strong>September</strong> wieder in guter Form<br />

ist, kann er ein Video seiner Programme an die<br />

DEU schicken und soll dann im Erfolgsfall noch<br />

einen Junioren Grand Prix erhalten, evtl. in Linz.<br />

Louis Weissert aus Dortmund lief sein KP mit<br />

durchgezogenem 2A, 3T-2T und 2F und die Kür<br />

zum „Blues for Klook“ mit einfachen Sprüngen,<br />

wurde aber für den dritten Junioren Grand Prix<br />

in Kosice nominiert. Davide Calderari aus<br />

Oberstdorf zeigte ein vielversprechendes und<br />

stilistisch attraktives KP zu Glenn Millers „In the<br />

Mood“ mit 3L-2T, 2A und 3F. Aber auch er war<br />

nicht ganz fit. In der Kür mit etwas Show zur<br />

Filmmusik „Spiel mir das Lied vom Tod“ sahen<br />

die Beobachter 2A, gefolgt von zwei einfachen<br />

Sprüngen, aber dann 3T-2T, 3R und der Sprungfolge<br />

3S-3S (gestürzt). Er könnte noch einen<br />

späteren Junioren Grand Prix erhalten.<br />

Vollständige Programme der<br />

Eistänzer<br />

Die Eistanzpaare zeigten dagegen vollständige<br />

Programme und machten nur wenige größere<br />

Fehler. Einen guten Eindruck hinterließen Darya<br />

Grimm und Michail Savitskiy aus Oberstdorf, die<br />

daher nach Courchevel dürfen. Der Rhythmustanz<br />

konnte ebenso überzeugen wie die Kür zur<br />

Sarabande von Georg Friedrich Händel in neuer<br />

Form von Escala. Ihre Trainingskameraden Milla<br />

Ruud Reitan und Nikita Remeshevskiy wurden<br />

für den dritten Junioren Grand Prix in Kosice<br />

nominiert, nachdem sie den Rhythmustanz zu<br />

„Break Your Heart“ von Talo Cruz und zu „Uptown<br />

Funk“ von Mark Ronson sowie die Kür zu<br />

„Per Te“ von Josh Groban und „Mala Luna“ von<br />

Gino Vanelli gezeigt hatten. Die Berliner Karla<br />

Maria Karl und Kai Hoferichter interpretierten<br />

„Bei Mir Bist Du Schön“ von Ella Fitzgerald im<br />

Rhythmustanz. Musikalische Grundlage der Kür<br />

sind „<strong>No</strong>thing Else Matters“ von William Joseph<br />

und „House of the Rising Sun“. Michelle Konov<br />

und Malte Brandt, ebenfalls aus Berlin, liefen<br />

unter anderem zur Filmmusik „The Greatest<br />

Showman“ in der Kür. Die Kürmusik des dritten<br />

Berliner Paares Paula Kappis und Ethan Cornets<br />

ist „Walking By Myself“ von Gary Moore und<br />

„Joke’s on You“ von Charlotte Lawrence.<br />

Letizia Roscher<br />

und Luis Schuster<br />

Milla Ruud Reitan und<br />

Nikita Remeshevskiy<br />

Karla Maria Karl<br />

und Kai Hoferichter<br />

Das einzige Kunstlaufpaar, das für Junioren<br />

Grand Prix in Frage kommt, sind Letizia Roscher<br />

und Luis Schuster aus Chemnitz. Im Kurzprogramm<br />

war ihr Twist zwar souverän, aber nur<br />

doppelt, die Sprünge ließen sie wegen einer<br />

Fußverletzung von Roscher aus. Auch die Kür<br />

war unvollständig. Außerhalb der Juniorensichtung<br />

präsentierten auch die Berliner Sonja und<br />

Robert Löwenherz ihre Programme, denn für einen<br />

Junioren Grand Prix sind die Elemente<br />

noch zu unvollkommen, immerhin schafften sie<br />

einen parallelen 2A. Sofia Krause und Albert<br />

Loor sind ebenfalls am Anfang, beherrschen<br />

zum Beispiel noch keine Überkopfhebung, aber<br />

das wird noch werden. Klaus-Reinhold Kany


18<br />

ISU-Paarlauflehrgang<br />

ISU-Paarlauflehrgang<br />

in Oberstdorf<br />

Als Center of Excellence, also Elitezentrum,<br />

erhielt Oberstdorf im<br />

Rahmen des Development Programms<br />

von der ISU den überwiegenden Teil der<br />

Kosten für einen hochklassigen Lehrgang.<br />

Einen kleineren Teil zahlte auch<br />

die DEU, weil immerhin vier deutsche<br />

Paare dabei waren. Stützpunktleiter<br />

Daniel Wende, der verantwortlicher Koordinator<br />

für das gesamte Exzellenzprojekt<br />

ist, organisierte ein achttägiges<br />

Paarlaufseminar mit außergewöhnlichen<br />

Lehrenden und lieferte ein Meisterstück<br />

seiner bisherigen Arbeit ab.<br />

Genügend Eiszeiten stellte das Sportamt<br />

zur Verfügung und auch das Drumherum<br />

vom Transport über die Hotels<br />

bis zu den Mahlzeiten im Eishallenrestaurant<br />

klappte problemlos.<br />

Nahe lag, die Olympiasieger Aljona Savchenko<br />

und Bruno Massot zu engagieren. Massot sagte<br />

auch sofort zu und kam mit einem von seinen<br />

zwei französischen Juniorenpaaren frisch von<br />

der französischen Sichtung in Grenoble. Savchenko<br />

will bekanntlich selbst wieder mit einem<br />

Partner trainieren und ließ Anfang Juli absagen.<br />

Daraufhin musste schnell Ersatz gefunden werden,<br />

was nicht leicht war. Denn es sollte keine<br />

Läuferin sein, die sich selbst noch auf Olympia<br />

2022 vorbereitet, aber eine, die noch fit bei den<br />

Elementen ist und einen Namen hat. Die ideale<br />

Ersatzlösung Meagan Duhamel schien wegen<br />

der bis dahin geltenden zweiwöchigen Quarantäne<br />

bei der Rückkehr nach Kanada nicht in<br />

Frage zu kommen. Aber die Läuferin, die 2018<br />

mit Eric Radford eine Olympische Bronzemedaille<br />

und eine Olympische Team-Goldmedaille gewonnen<br />

hatte, konnte doch zusagen. Ruben<br />

Blommaert holte sie am Bahnhof in Kempten<br />

ab, wohin sie vom Frankfurter Flughafen gekommen<br />

war. Kanada hatte gerade die Regeln<br />

gelockert und Duhamel durfte bei ihrer Rückkehr<br />

mit PCR-Test in Sonthofen zwei Tage vor<br />

dem Rückflug ohne Quarantäne gleich nach<br />

Hause und zu ihrem Kind, um das sich die<br />

Großeltern gekümmert hatten, denn Vater Bruno<br />

Marcotte arbeitete in Boston.<br />

Meagan Duhamel<br />

und Bruno Massot<br />

Fotos: Hella Höppner<br />

Zwölf Paare waren nach Oberstdorf eingeladen<br />

worden, die zunächst in vier und später in zwei<br />

Gruppen teilnahmen: Die drei deutschen Meisterpaare<br />

Hase/Seegert, Hocke/Kunkel und Blommaert<br />

mit der neuen Partnerin sowie die Chemnitzer<br />

Junioren Roscher/Schuster, dazu die Berliner<br />

Niederländer Danilova/Tsiba, drei italienische<br />

Duos (Ghilardi/Ambrosini, Conti/Macci und<br />

Valesa/Piazza) zwei spanische (Barquero/Zandron<br />

und Broda/Betegon), ein französisches<br />

(Vouillamoz/Giniaux) und ein ukrainisches Paar<br />

(Sierova/Khobta). An meinem Besuchstag konnte<br />

ich morgens zunächst Rostislav Sinicyn auf<br />

dem Eis beobachten, der mit sechs Paaren eine<br />

Verbesserung der Eislauffertigkeiten („Skating<br />

Skills“) einübte und dabei die Paarläufer längere<br />

Zeit anspruchsvolle Tanzschritte machen ließ,<br />

die auch die Kunstlaufpreisrichter gerne sehen.<br />

Er sprach (auf Englisch) energisch, engagiert<br />

und gut verständlich und ließ stets eine rhythmische<br />

Musik laufen, damit sich die Läufer an<br />

die Schritte im Takt gewöhnen konnten. Nach<br />

der Eisbereitung mit einer neuen Eismaschine<br />

mit dem Sponsor „Wolf Liegenschaften“ kümmerte<br />

sich Massot zusammen mit seinem Ex-<br />

Trainer Alexander König auf dem Eis mit den<br />

anderen sechs Paaren um die Technik bei den<br />

Würfen und dem Twist. Beide Trainer haben<br />

eine eher leise, aber nichtsdestoweniger ebenso<br />

effektive Ansprache. Es herrschte eine sehr gute<br />

Stimmung und Massot brachte die Paare öfter<br />

zum Lachen, viele kennt er ja von früher.<br />

Ich konnte beobachten, wie der Olympiasieger<br />

sich stets eine oder zwei Minuten nur um ein<br />

Paar kümmerte und dann um das nächste. Minerva<br />

Hase und <strong>No</strong>lan Seegert ließ er zunächst<br />

zwei doppelte Twists machen, sagte dann lachend,<br />

die waren so gut, dass ihr den jetzt gleich<br />

dreifach macht, auf geht‘s. Gesagt, getan, sie liefen<br />

an, waren erfolgreich und besonders Hase<br />

strahlte. Dass das etwas Besonderes war, erfuhr<br />

ich von Massot erst später. Mit Annika Hocke<br />

und Robert Kunkel sprach er Französisch, mit den<br />

anderen Englisch. Währenddessen übten Duhamel<br />

und Rico Rex mit den eben noch mit Sinicyn<br />

arbeitenden Paaren auf der freien Fläche neben<br />

dem Eis, wo bei Wettbewerben die Tränenecke<br />

aufgebaut ist, Auf- und Abgänge zu Hebungen.<br />

Die Kanadierin redete so lebhaft, wie man sie<br />

kennt, und korrigierte bei jedem Paar gleich Unsauberkeiten<br />

und Fehler. Eine Stunde später wurden<br />

die Plätze getauscht und jetzt arbeiteten die<br />

Trainer mit jeweils den anderen sechs Duos.<br />

Duhamel gibt Fitness-Kurse<br />

In der Mittagspause konnte ich kurz mit Duhamel<br />

und Massot sprechen, beide waren sehr<br />

Annika Hocke und<br />

Robert Kunkel<br />

Rebecca Ghilardi und<br />

Filippo Ambrosini<br />

freundlich. Die Kanadierin erzählte, dass sie in<br />

ihrer Heimatstadt Oakville nur selten auf dem<br />

Eis sei, weil es dort einen unangenehmen Läufer<br />

gebe, der weder bei ihr noch bei ihrem Mann<br />

trainiere, aber viel Negatives verbreite und ihre<br />

Energie zu hassen scheine. Stattdessen habe sie<br />

schon während der Pandemie etwa vier Stunden<br />

pro Tag Online-Kurse in Fitness gegeben und<br />

auch gelehrt, wie man mit guter Fitness und<br />

gesunder Ernährung die Konzentration fördere<br />

und Verletzungen vermeide. Denn sie habe während<br />

ihrer gesamten Karriere keine größere Verletzung<br />

gehabt. Im Herbst plant sie mit (dem<br />

Kanadier) Dylan Moscovitch in Kanada einige<br />

Shows. Denn ihr langjähriger Partner Eric Radford,<br />

mit dem sie diese Shows eigentlich machen<br />

wollte, ist noch einmal mit Vanessa James<br />

zu Wettbewerben zurückgekehrt, ohne dies ihr<br />

vorher zu sagen. Das ärgere sie bis heute. Hier<br />

in Oberstdorf habe sie zu Massot mehr aus


19<br />

richter/innen Kerstin Kimminus, Ulla Faig und<br />

Jeroen Prins gekommen waren. Jedes der 24<br />

mitgeschnittenen Programme analysierten sie<br />

am Videogerät und Bildschirm mit dem Paar<br />

und dem eventuell präsenten Heimtrainer etwa<br />

20 Minuten lang, auch mit den Levels. Das war<br />

nach Aussagen aller Teilnehmer sehr gelungen<br />

und nützlich. Den Paaren hat der Lehrgang offensichtlich<br />

sehr gut gefallen.<br />

ISU-Paarlauflehrgang<br />

Minerva Fabienne Hase und <strong>No</strong>lan Seegert<br />

»„Man profitiert immer von der Expertise<br />

«<br />

von<br />

Top Läufern wie Meagan und Bruno. Besonders<br />

spannend und auch etwas Neues war<br />

die Nutrition Class von Meagan. Diese hat<br />

uns nochmal verdeutlicht, welchen Einfluss<br />

eine ausgewogene Ernährung besonders auf<br />

die Regeneration und Verletzungsprävention<br />

hat. Meagan hat uns viele Tipps und Rezepte<br />

mit auf den Weg gegeben.“<br />

Annika Hocke schrieb der <strong>Pirouette</strong>:<br />

Laura Barquero und<br />

Marco Zandron<br />

Daria Danilova und<br />

Michel Tsiba<br />

Dorota Broda und<br />

Pedro Betegon<br />

Spaß gesagt, wenn er eine Partnerin für Shows<br />

suche, nachdem er wohl nicht mehr mit Savchenko<br />

laufen will, würde sie auch mit ihm laufen,<br />

vor allem in Europa, aber genau wie Massot<br />

sicherlich keine Wettbewerbe mehr.<br />

Hase erstmals wieder mit<br />

dreifachem Twist<br />

Bruno Massot erzählte, er freue sich, wieder in<br />

seiner normannischen Heimat arbeiten zu können,<br />

wo er die ersten 25 Jahre seines Lebens<br />

verbracht habe und wo seine ebenfalls heimatverbundene<br />

Frau und seine beiden kleinen Kinder<br />

auch die Großeltern und viele andere Verwandte<br />

regelmäßig besuchen könnten. Auch die<br />

Verbandspräsidentin Nathalie Péchalat unterstütze<br />

ihn. Einziger Wermutstropfen sei nach<br />

wie vor, dass sein Mentor und früherer Trainer<br />

Jean-Francois Ballester nicht mehr lebe, mit<br />

dem er eigentlich zusammenarbeiten wollte,<br />

ansonsten seien alle seine Träume in Erfüllung<br />

gegangen. Außer mit den Paaren arbeite er auch<br />

als Einzellauftrainer, habe aber immer im Blick,<br />

wer sich für den Paarlauf eigne. Er freue sich<br />

gerade besonders, dass Minerva Hase zwei<br />

Stunden zuvor erstmals nach ihrer im Februar<br />

bei einer missglückten Twist-Landung zugezogenen<br />

Verletzung dieses Element unter seiner<br />

Anleitung wieder dreifach gesprungen sei, denn<br />

das sei ganz wichtig für die Psyche des Paares.<br />

Schon drei Tage zuvor habe sie erstmals wieder<br />

einen dreifachen Wurfrittberger gemeistert, was<br />

ihr viel Auftrieb gegeben habe. Zu Savchenkos<br />

Training meinte er nur, das sei ihre Sache, er<br />

habe ihr schon vor den Olympischen Spielen<br />

klar gesagt, dass er nach 2018 keine Wettbewerbe<br />

mehr laufen wolle.<br />

Am Nachmittag ging die Arbeit weiter, hier gab<br />

es jeden Tag eine Stunde Ballett und einmal<br />

eine Stunde Yoga. An einem Tag sprach die gelernte<br />

Ernährungsberaterin Duhamel im Ballettsaal<br />

über sportlergerechte und gesunde Ernährung<br />

(Nutrition Class), außerdem lehrte sie einmal<br />

richtiges Abkühlen der Muskeln nach dem<br />

Training oder Wettbewerb. An den beiden letzten<br />

Tagen des Lehrgangs fand eine Überprüfung<br />

der beiden Programme statt, zu der die Preis-<br />

»<br />

<strong>No</strong>lan Seegert war ebenfalls angetan:<br />

„Mit am schönsten war es, mal wieder<br />

«<br />

mit<br />

anderen internationalen Paaren zusammen<br />

zu trainieren. Da wir die WM nicht laufen<br />

konnten, haben wir seit über einem Jahr<br />

nicht mehr mit anderen Paaren trainiert.<br />

Auch waren wir sehr dankbar, dass die beiden<br />

Topathleten Meagan und Bruno ihr Wissen<br />

mit uns geteilt haben und uns noch ein<br />

paar neue Details und Tipps geben konnten.<br />

Die Atmosphäre war fantastisch und hat uns<br />

noch zusätzlich motiviert. Wir sind in der<br />

»<br />

Woche ein gutes Stück vorangekommen.“<br />

«<br />

Letizia Roscher / Luis Schuster meinten:<br />

„Die Arbeit mit Duhamel und Massot hat uns<br />

sehr gefallen und wir konnten neue Eindrücke<br />

und Tipps mit nach Chemnitz nehmen.<br />

Die Tanz- und Ballettstunden waren mit ihren<br />

modernen und klassischen Inhalten sehr<br />

abwechslungsreich.“<br />

Sara Conti und Niccolo Macci<br />

mit Trainer Bruno Massot


20<br />

ISU-Paarlauflehrgang<br />

Die Juniorenpaare Violetta Sierova / Ivan Khobta (links), Flavien Ginaux / Oxana Vouillamoz (rechts) mit Meagan Duhamel und Bruno Massot, Foto: Hella Höppner<br />

Die Juniorenpaare wollen nun das Gelernte<br />

gleich bei den Junioren Grand Prix mit Paarlaufen<br />

(erstmals beim dritten in Kosice) anwenden,<br />

die anderen später. Die Italiener und die Ukrainer<br />

hatten ihre Heimtrainer mitgebracht, die<br />

mit ihren Paaren vom Rande der Bande aus mitarbeiteten,<br />

so dass alle immer beschäftigt waren.<br />

Bruno Massots Paarläufer Flavien Giniaux<br />

erhielt gleich am ersten Tag vom Ellenbogen<br />

seiner Partnerin beim Auffangen eines Twists einen<br />

Schlag gegen die Nase, die gebrochen<br />

schien. Daniel Wende fuhr ihn ins Krankenhaus<br />

nach Immenstadt und am nächsten Tag zu einem<br />

Orthopäden in Oberstdorf. Aber die Nase<br />

war nur angebrochen, es gab keinen Bluterguss<br />

und er durfte weitertrainieren. Ein paar Mal<br />

während der Woche kam übrigens Savchenkos<br />

Ehepartner Liam Cross mit ihrer kleinen Tochter<br />

ein bisschen zum Zuschauen in die Halle. <br />

<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Rico Rex verheiratet<br />

Foto: privat<br />

Rico Rex (44), Bundesnachwuchstrainer für<br />

Paarlaufen in Berlin, heiratete Anfang August<br />

die frühere Berliner Einzelläuferin Lara Wille. Die<br />

Hochzeit mit etwa 100 Gästen fand in der polnischen<br />

Kleinstadt Rszczew statt, etwa 100 Kilometer<br />

östlich von Frankfurt an der Oder, wo die<br />

Verwandten von Wille wohnen. Zu den Gästen<br />

zählten viele Mitglieder der Eislauffamilie, unter<br />

anderem Robin Szolkowy mit seinen Kindern,<br />

Daniel Wende, Alexander Gazsi, Miriam Ziegler<br />

und Severin Kiefer. Das Paar kennt sich bereits<br />

seit vielen Jahren. Rex war früher Paarläufer in<br />

Chemnitz, zunächst mit Katarina Rybkowski und<br />

vom Sommer 2002 bis zu den Olympischen Spielen<br />

2006 mit Eva-Maria Fitze (Rang 15).<br />

Guter Sommer für<br />

Knierim/Frazier<br />

Einen guten Sommer hatten die amerikanischen<br />

Paarläufer Alexa Knierim und Brandon<br />

Frazier. Erstmals arbeiteten sie für das KP mit<br />

der kanadischen Choreografin Shae-Lynn Bourne,<br />

die vor einem Jahr den ISU Award als beste<br />

Choreografin gewonnen hatte. Ihre Musik im<br />

KP laufen sie zu „House of the Rising Sun“. Renee<br />

Roca choreografierte die Kür zur Musik „Fix<br />

You“ von drei verschiedenen Musikern. Ihr erster<br />

Wettbewerb war der Cranberry Cup in der<br />

zweiten Augustwoche (siehe Seite 35), in dem<br />

sie Rang zwei belegten. Ihre geplanten Grand<br />

Prix sind in Las Vegas und in Grenoble.<br />

Alexa Knierim<br />

und Brandon Frazier<br />

Foto: Höppner<br />

Brezina blickt zurück<br />

Der Tscheche Michal Brezina sieht in den Trainings-<br />

und Wettbewerbshindernissen während<br />

der Pandemie für sich selbst auch gute Seiten.<br />

Seine Trainingshalle war nur drei Monate geschlossen,<br />

anschließend konnte er mit zusammen<br />

mit Nathan Chen, Mariah Bell und Stephen<br />

Gogolev hinter verschlossenen Türen bei Rafael<br />

Arutunian trainieren. Eigentlich wollte er bei<br />

Skate America 2020 starten, aber kurz zuvor<br />

zog er sich bei einem unglücklichen Sturz in<br />

seiner Halle in Irvine/Kalifornien eine Bänderdehnung<br />

zu, die ihn zu einer Pause zwang. Arutunian<br />

empfahl ihm, die Sache gründlich ausheilen<br />

zu lassen, da er nicht mehr der Jüngste<br />

sei. Als er wieder fit war, erfuhr er, dass die EM<br />

in Zagreb ausfiel, was seine Wettbewerbspause<br />

noch länger machte. Das ermöglichte ihm, mehr<br />

Zeit mit seiner Tochter Naya zu verbringen, die<br />

im Februar 2020 geboren war. Bei der WM ohne<br />

Zuschauer fühlte er sich wie in seinen ersten<br />

Eislaufjahren als Kind, denn damals musste er<br />

wie alle Kinder fast ohne Zuschauer laufen.<br />

Nach einem Sturz beim 4S zu Beginn der Kür<br />

fühlte er Schmerzen in der Hüfte, lief aber tapfer<br />

bis zum Ende, wenn auch mit Fehlern. Mit<br />

Rang 19 war er natürlich nicht zufrieden. Nach<br />

der WM konnte erstmals seit über einem Jahre<br />

wieder seine Angehölriogen in der Tschechischen<br />

Republik besuchen. In diesem Herbst will<br />

er erneut bei Skate America starten, außerdem<br />

beim Cup of Russia in Sotchi. Eine gute Vorstellung<br />

bei den Olympischen Spielen 2022 soll den<br />

Abschluss seiner Läuferkarriere bilden, anschließend<br />

will er seine schon längst begonnene Trainerkarriere<br />

intensivieren. <br />

krk


21<br />

Russland und Estland<br />

Alexei Mishins Trainingsteam, Fotos: Flade<br />

Sommertraining<br />

Sommertraining in<br />

Russland und Estland<br />

Aus St. Petersburg und Tartu berichtet Tatjana Flade<br />

Die Mehrheit der russischen Läuferinnen und Läufer hat sich den Sommer über im<br />

Inland auf die Olympiasaison vorbereitet. Reisen in andere Länder waren wegen<br />

der ständig wechselnden Corona-Beschränkungen nach wie vor umständlich und kompliziert.<br />

Dazu erkennen viele Länder die russische Impfung mit Sputnik nicht an. Alexei<br />

Mishin war einer der wenigen russischen Trainer, der mit seinen Schülern ins Ausland<br />

fuhr, und zwar im Juni nach Courchevel und im August nach Tartu in Estland. Evgeni<br />

Rukavitsin und sein Team schafften es immerhin nach Lettland. Andere trainieren im<br />

Sommer traditionell ohnehin in der Heimat und zwar gerne im Zentrum <strong>No</strong>vogorsk. Bis<br />

Mitte Juli war dort z.B. Eteri Tutberidze mit ihren Schülerinnen und Evgenia Tarasova/<br />

Vladimir Morozov, aber auch die Eistänzer von Alexander Zhulin, Irina Zhuk und Alexander<br />

Svinin sowie einige Läufer von ZSKA Moskau bereiteten sich dort vor.<br />

ning eingestiegen, hat aber bereits gut gearbeitet<br />

und konnte solide Programme zeigen, wenn<br />

auch nicht alles perfekt war. Auf jeden Fall hat<br />

der WM-Achte sich künstlerisch entwickelt. Das<br />

KP läuft er zu dem Lied „What Is It About Her“<br />

von Nadim Naaman, die Kür zum dramatischen<br />

„Der Meister und Margarita“. Diese Musik hat<br />

auch Junior Nikolai Ugozhaev, ein Riesentalent,<br />

für die Kür ausgewählt. Der 15 Jahre alte Schüler<br />

von Veronika Daineko ist stark gewachsen.<br />

Der 3A war noch nicht ganz sicher und einen<br />

Vierfachen riskierte er nicht, aber das wird sicher<br />

wieder kommen. Petr Gummenik hat zwei neue<br />

Programme zu „Leave a Light On“ von Tom Walker<br />

und zu „Spartacus“. Junior Andrei Kutovoi<br />

kurierte eine Verletzung aus.<br />

Sichtungslaufen in St. Petersburg<br />

Der St. Petersburger Verband organisierte sein<br />

Sichtungslaufen Ende August im Rahmen von<br />

Trainingsbesuchen in der Akademie, Alexei Mishins<br />

Schule und Tamara Moskvinas Club, bei<br />

denen die Läuferinnen und Läufer unter Wettkampfbedingungen<br />

ihre Programme zeigten.<br />

Preisrichter werteten vor Ort und es gab Feedback<br />

in Form von Protokollen und Gesprächen.<br />

Besonders Elizaveta Tuktamysheva und Mikhail<br />

Kolyada sowie die Paarlauf-Weltmeister Anastasia<br />

Mishina/Alexander Galliamov ragten heraus.<br />

Die Vize-Weltmeisterin präsentierte ihr gefühlvolles<br />

KP zum Tango „Oblivion“ in einer gesungenen<br />

Version und die orientalische Kür zu den<br />

Stücken „Arabia“ und „My Love … Music“ jeweils<br />

mit sicheren 3A (in der Kür sogar zwei) und allen<br />

anderen Sprüngen, aber auch viel Ausdruck und<br />

Eleganz. „Die Programme sind sehr unterschiedlich,<br />

aber sie liegen mir beide sehr“, sagte Tuktamysheva.<br />

„Beide habe ich mit Nikita Mikhailov<br />

gemacht. Diesen Choreographen habe ich in der<br />

vergangenen Saison für mich entdeckt.“<br />

Mikhailov, ein früherer Einzelläufer, der u.a. bei<br />

Mishin trainierte, ist auch für die neue Kür<br />

„Schindlers Liste“ von Kolyada verantwortlich.<br />

Dieses Programm ist wieder sehr gelungen und<br />

steht dem hochgelobten „Nurejev“ in nichts<br />

nach. Der Russische Meister war in guter Form<br />

und lief sauber mit 4S, 4T-3T, 4T und zwei 3A. Er<br />

zeigte übrigens an beiden Tagen die Kür (am<br />

zweiten Tag stürzte er bei einem 4T), denn Trainer<br />

Mishin experimentierte mit verschiedenen<br />

Versionen des KP, was deshalb nicht ganz fertig<br />

war (siehe Interview Seite 7). Mishina/Galliamov<br />

überzeugten mit zwei Durchläufen ohne Fehler.<br />

Das KP haben sie behalten und aufgefrischt, die<br />

Kür zum „Schneesturm“ und „Zeit, voran“ des<br />

russischen Komponisten Georgi Sviridov ist neu.<br />

„Im ersten Teil interpretieren sie ihre lyrische<br />

Seite, im zweiten Teil den Sturm und Drang der<br />

Jugend“, erklärte Moskvina. Am Musikschnitt<br />

will die legendäre Trainerin noch feilen, aber insgesamt<br />

war sie sehr zufrieden mit ihrem Weltmeister-Paar.<br />

Wie im Vorjahr fehlten Alexandra<br />

Boikova/Dmitri Kozlovskii, weil er verletzt war.<br />

Zuvor hatte er erfolgreich die Bachelorprüfung<br />

in Verwaltungswissenschaft bestanden. Juniorenweltmeister<br />

Andrei Mozalev stellte seine<br />

neue Kür zu „1492“ von Vangelis vor. Diese früher<br />

populäre Musik hat man länger nicht mehr<br />

gehört und sie passt gut zu ihm. Er stand drei<br />

Vierfache in der Kür, die Qualität der Elemente<br />

reicht aber nicht an Kolyada heran. Evgeni Semenenko<br />

war wegen seiner Abschlussprüfungen<br />

an der Schule erst Ende Juni wieder voll ins Trai-<br />

»<br />

Alexei Mishin und Evgenii Semenenko<br />

Evgeni Semenenko<br />

„Anfang August habe ich erfahren, dass ich<br />

einen Studienplatz für Medizin am Ersten<br />

Medizinischen Institut in St. Petersburg bekommen<br />

habe. Ich wollte an diese Universität,<br />

weil sie nicht weit weg ist von der Jubileini-Eishalle,<br />

damit ich das Training und<br />

Studium miteinander verbinden kann. Es<br />

war immer mein Ziel, den Sport mit der<br />

Schule zu vereinbaren. In der Schule<br />

«<br />

ist mir<br />

das gut gelungen, jetzt hoffe ich darauf,<br />

dass ich das weiterhin kann. Meine Programme<br />

hat Nikita Mikhailov aufgebaut und<br />

wir haben sehr gut miteinander gearbeitet,<br />

auch mit Tatiana Nikolaevna (Prokofieva).<br />

Dafür bin ich sehr dankbar. Ich will die<br />

Sprünge stabilisieren, aber auch den Akzent<br />

auf die zweite <strong>No</strong>te legen.“


22<br />

Russland und Estland<br />

Sommertraining<br />

Europameisterin Sofia Samodurova lieferte zwei<br />

»<br />

gute Programme ohne groben Fehler ab, die<br />

sehr gut zu ihr passen.<br />

Sofia Samodurova<br />

„Meine Saisonvorbereitung läuft soweit<br />

«<br />

gut.<br />

Florent Amodio hat mir ein Showprogramm<br />

zu „New Rules“ von Dua Lipa choreographiert,<br />

das uns allen so gut gefallen hat,<br />

dass wir es jetzt als neues KP nehmen. Für<br />

die Kür habe ich „Mulan“ genommen. Mir<br />

hat dieser Charakter immer sehr gefallen.<br />

Ein Ziel für die Saison ist es, den dreifachen<br />

Axel ins Programm einzubauen.“<br />

Anastasia Guliakova versuchte im KP vergeblich<br />

den 3A, aber im Training klappt er bereits. Der<br />

Juniorin Maria Dmitrieva gelang dagegen der 3A<br />

in KP und Kür. Andrei Lazukin kämpft sich nach<br />

einer Knie-OP zurück, derentwegen er die komplette<br />

vergangene Saison aussetzte, und läuft zu<br />

„Tango de Roxanne“ im KP und „Jesus Christ Superstar“<br />

in der Kür. Lisa Nugumanova gefiel mit<br />

ihrer „Fledermaus“ und in der Kür als „Meerjungfrau“.<br />

Der Junior Fedor Zonov fiel mit seinem<br />

Laufstil positiv auf, der 3A ist aber noch nicht<br />

stabil. Roman Hamzin, ein zehn Jahre alter<br />

Nachwuchsläufer aus der Mishin-Schule, durfte<br />

wie ein paar andere Kinder beim Sichtungslaufen<br />

mitmachen und stellte sein Talent unter Beweis.<br />

Er springt bis 3L-3T. Der ein Jahr ältere<br />

Ivan Ramzenkov, wie Mozalev ein Schüler von<br />

Kirill Davydenko, wagt sich bereits an den 3A.<br />

„Wir haben viel guten Nachwuchs bei den Jungs,<br />

aber wenig bei den Mädchen“, kommentierte ein<br />

Offizieller des Verbandes. Die sind offenbar alle<br />

in Moskau zu finden. Europameister Dmitri Aliev<br />

sowie Makar Ignatov waren nicht bei der Sichtung<br />

dabei, weil sie noch nicht von ihrem Trainingslager<br />

in Lettland zurückgekehrt waren. Das<br />

stieß bei einigen Beobachtern auf Kritik.<br />

Sofia Samodurova<br />

gen hatte. Sie beherrschen den 3F. Insgesamt<br />

betreuen Liudmila und Nikolai Velikov sowie ihr<br />

Enkel Vasilii aktuell neun Paare. Zwei bekanntere<br />

Duos haben jedoch gewechselt: Die Junioren-<br />

WM-Zweiten von 2020, Ksenia Akhanteva/Valeri<br />

Kolesov, sind nun bei Fedor Klimov in Sotchi<br />

und Polina Kostiukovich/Alexei Briukhanov in<br />

Moskau in der Mozer-Schule.<br />

Lisa Tuktamysheva<br />

Fotos: Flade<br />

Anastasia Mishina<br />

und Alexander Galliamov<br />

mit „ihrer“ <strong>Pirouette</strong><br />

Florent Amodio (Zweiter von links) mit Mishin-Schüler Mikhail Kolyada, Lisa Tuktamysheva<br />

und Sofia Samodurova<br />

Anastasia Guljakova<br />

Die für Georgien startenden Paarläufer Anastasia<br />

Metelkina/Daniil Parkman durften teilnehmen<br />

und für sie war die Sichtung ein guter Test<br />

vor dem erhofften Start bei der Nebelhorn Trophy,<br />

um den sie mit einem zweiten georgischen<br />

Paar Karina Safina/Luka Berulava konkurrieren.<br />

Wieder fit waren Alina Solovieva/Elisei Ivanov,<br />

ein weiteres interessantes Duo aus der Velikov-<br />

Schule, nachdem sie sich im vergangenen<br />

Herbst einen komplizierten Bänderriss zugezo-


23<br />

Junioren-Sichtung<br />

Diese Paare waren beim Sichtungslaufen der<br />

Juniorinnen und Junioren in <strong>No</strong>vogorsk Anfang<br />

August. Die Basis ist nach wie vor für<br />

die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Um Corona<br />

draußen zu halten, durften Sportler<br />

und Trainer die Basis während ihres Aufenthalts<br />

nicht verlassen und Besucher konnten<br />

nur in Ausnahmefällen hinein. Alle Teilnehmer<br />

der Sichtung mussten sich bei der Ankunft<br />

einem Coronatest unterziehen und in<br />

ihrem Zimmer das Ergebnis abwarten. Der<br />

russische Sender Kanal 1 übertrug die Programme,<br />

die sich im Internet jeder anschauen<br />

kann. Das Hauptinteresse galt natürlich<br />

den Mädchen – wer wird das nächste russische<br />

Wunderkind – Sofia Akatieva aus der<br />

Tutberidze-Schule, Sofia Samodelkina, die<br />

bei Sergei Davydov trainiert oder Evgeni<br />

Plushenkos Schülerin Veronika Zhilina? Sie<br />

und andere riskierten Vierfache und 3A, aber<br />

nicht immer erfolgreich. Mit den Dreifachen<br />

hatte so gut wie keine der jungen Damen<br />

Probleme. Bei den Herren zeichnete sich dagegen<br />

kaum jemand aus. Mark Kondratiuk<br />

(der übrigens im Juli eine Kunstausstellung<br />

mit eigenen Gemälden eröffnete), Artem Kovalev<br />

und andere waren nicht in Topform.<br />

Bei den Paaren stachen Anastasia Mukhortova/Dmitri<br />

Evgeniev heraus, während andere<br />

wie Akhanteva/Kolesov weniger Fortschritte<br />

gemacht haben und blass wirkten.<br />

Im Eistanz hinterließen die Sieger der Olympischen<br />

Jugendspiele 2020, Irina Khavronina/Dario<br />

Cirisano aus Alexei Gorshkovs<br />

Schule in Odintsovo, sowie Anjelika Krylovas<br />

Paar Vasilisa Kaganovskaia/Valeri Angelopol<br />

einen sehr guten Eindruck.<br />

Ende August gab es bei der Moskauer Stadtmeisterschaft<br />

der Junioren wieder sehr gute<br />

Leistungen und interessante neue Gesichter<br />

zu entdecken. Bei den Juniorinnen gewann<br />

Anastasia Zinina aus der Schule von Evgeni<br />

Plushenko mit zwei leicht unterdrehten 4T<br />

(q). Herren-Sieger Lev Lazarev von ZSKA<br />

Moskau riskierte keinen Vierfachen, aber<br />

überzeugte mit sauberen Programmen inklusive<br />

3A. Im Paarlauf waren Natalia Habibullina/Ilia<br />

Kniazhuk erfolgreich und im Eistanz<br />

Kaganovskaia/Angelopol. Kurioserweise<br />

mussten Angelique Abashkina/Pavel Drozd in<br />

dieser Kategorie antreten, weil der in Frankreich<br />

aufgewachsenen Tänzerin der Leistungsnachweis<br />

„Kandidatin zur Meisterin<br />

des Sports“ fehlte, den sie braucht, um in<br />

der nationalen Meisterklasse starten zu dürfen<br />

– obwohl sie mit Louis Thauron international<br />

bei der EM gelaufen war. „Extra dafür<br />

haben wir Juniorenprogramme einstudiert“,<br />

sagte Drozd der „<strong>Pirouette</strong>.“ Außer Konkurrenz<br />

zeigten Sara Hurtado/Kirill Khaliavin ihren<br />

Rhythmustanz und die Franzosen Julia<br />

Wagret/Pierre Souquet, die ebenfalls bei<br />

Alexander Zhulin trainieren, beide Programme.<br />

Außerdem durfte der Australier Brendan<br />

Kerry teilnehmen. Er lief ein fehlerfreies KP<br />

mit 4T, in der Kür klappte aber kein Vierfacher.<br />

Training in Tartu und Tallinn<br />

Maria Dmitrieva<br />

Mischins komplette Trainingsgruppe mit Tuktamysheva,<br />

Kolyada, Samodurova, Semenenko,<br />

Guliakova, Lazukin und Dmitrieva reiste mit ihm<br />

und dem restlichen Trainerstab nach Tartu, wo<br />

die Estin Kersti Kull seit vielen Jahren sein Sommertrainingscamp<br />

organisiert – auch das in<br />

Courchevel übrigens. Im Vorjahr fielen die „Mishin-Camps“<br />

corona-bedingt aus, aber auch in<br />

diesem Jahr war die Organisation eine Herausforderung<br />

für die rührige Estin und ihr Team.<br />

Die russischen Gäste benötigten nicht nur ein<br />

Visum, sondern eine extra Einreisegenehmigung<br />

und mussten ihre Ausreise bei den russischen<br />

Behörden vormelden. Immerhin verkehrt jetzt<br />

wieder ein Bus von Sankt Petersburg nach Tallinn,<br />

aber nicht der direkte nach Tartu und die<br />

Anreise mit eigenen Autos war nicht möglich,<br />

weil die Gruppe zusammen reisen musste.<br />

An den Camps nehmen auch Läuferinnen und<br />

Läufer aus anderen Ländern oder von anderen<br />

Trainern teil, die selbst sehen mussten, wie sie<br />

eine Reisegenehmigung bekommen. Da Estland<br />

russischen Bürgern die Einreise für medizinische<br />

Behandlungen erlaubt, hatte zum Beispiel eine<br />

Läuferin einen Arzttermin zufällig zur Zeit des<br />

Camps. Immerhin erkennt der Balten-Staat die<br />

Sputnik-Impfung an. Die Reise nach Frankreich<br />

war aber noch komplizierter, wie Kull berichtete:<br />

„Die Russen durften nur direkt nach Paris fliegen,<br />

dabei wäre es viel näher gewesen, wenn sie<br />

in Genf hätten landen können. Dort gibt es sogar<br />

einen extra Ausgang nach Frankreich.“ Die<br />

Camp-Managerin schüttelte den Kopf über so<br />

viel Bürokratie und sinnlose Regelungen. „Von<br />

Genf aus durften sie nicht auf dem Landweg<br />

einreisen, aber von Paris aus hätten sie stundenlang<br />

mit der Bahn und mehrmaligem Umsteigen<br />

durch das ganze Land fahren können.“ Am Ende<br />

organisierte die Estin einen langen Bustransfer<br />

vom Flughafen in Paris nach Courchevel. Mit einem<br />

EU-Pass ist das Reisen wesentlich leichter,<br />

sogar wenn man aus Russland kommt, wie einige<br />

Läuferinnen, die dort leben und trainieren.<br />

Daher haben viele Menschen in Russland das<br />

Gefühl, dass der Eiserne Vorhang wieder heruntergelassen<br />

wurde, aber diesmal vom Westen.<br />

In Tartu konnten die Sportler in der Eisbahn in<br />

einem großen Einkaufszentrum am Stadtrand<br />

trainieren, wo der frühere russische Spitzenläufer<br />

Alexander Abt seit mehreren Jahren unterrichtet.<br />

Mishin lud Florent Amodio ein, nachdem er sich<br />

in Courchevel von dessen Fähigkeiten als Choreograph<br />

überzeugt hatte. Der Europameister von<br />

2011 reiste mit seinen Schülern Francois Pitot<br />

(der wenig später Bronze beim JGP in Courchevel<br />

gewann) und Luc Economides sowie ein paar anderen<br />

an und war begeistert von der Zusammenarbeit<br />

mit Altmeister Mishin, der ihn wiederum<br />

»<br />

lobte: „Florent hat frischen Wind reingebracht.“<br />

Florent Amodio<br />

„Ich habe das Journalistik-Studium abgebrochen<br />

und mich dafür entschieden, als Trainer<br />

und Choreograph zu arbeiten. Das ist mein<br />

Leben. Alexei Mishin kenne ich, seit ich ein<br />

Läufer war, wir sind uns oft begegnet. Er ist<br />

die Person, die ich am meisten respektiere. In<br />

Courchevel hat er mich darum gebeten,<br />

Schaulaufprogramme zu machen, ich denke,<br />

das war ein Test für mich, ob ich die<br />

«<br />

Verbindung<br />

zu seinen Schülern aufbauen kann. Ich<br />

habe auch mit seinen Läufern an den<br />

Schrittfolgen gearbeitet. Ich bin der glücklichste<br />

Mensch der Welt, seit ich mit Alexei<br />

angefangen habe zu arbeiten. Ich habe diese<br />

Verbindung zu ihm und zu seinen Schülern.<br />

Für mich als jungen Trainer ist das hier das<br />

Paradies, mit den Besten der Welt.“<br />

Sofia Samodurova mit<br />

Luc Economides<br />

Die Teilnehmer des Camps, darunter auch Economides<br />

und die Italienerin Lara Naki Gutmann,<br />

traten am Ende der ersten und der zweiten Woche<br />

bei einem kleinen Schaulaufen auf und präsentierten<br />

dabei Wettkampf- oder Showprogramme.<br />

Kolyada testete zum Beispiel das<br />

„Nussknacker“-KP und beim zweiten Mal seine<br />

neue Schaulaufnummer „Meer, oh Meer“, Samodurova<br />

das KP und Semenenko trat mit KP und<br />

Showprogramm auf. Tuktamysheva war beim<br />

zweiten Mal nicht dabei, weil sie sich müde<br />

fühlte. Aus Tallinn reiste Trainersohn Arlet Levandi<br />

an, der seine Kür ohne groben Fehler lief.<br />

Kurz davor war er beim Sichtungslaufen des<br />

estnischen Verbandes in der Hauptstadt aufgetreten.<br />

„Er soll die Programme vor Publikum<br />

laufen, das ist eine gute Vorbereitung auf die<br />

Wettkämpfe“, meinte Mutter und Coach Anna<br />

Levandi. Das zahlte sich wenig später beim JGP<br />

in Courchevel aus (siehe Seite 32). Levandi trainiert<br />

ihren Sohn, Eva-Lotta Kiibus und andere in<br />

Tallinn in der Eishalle, die bei der EM 2010 für<br />

das Training und auch für Junioren Grand Prix<br />

genutzt wurde, bevor das neue Zentrum am an-<br />

Russland und Estland<br />

Sommertraining


24<br />

Russland und Estland<br />

Sommertraining<br />

deren Ende der Stadt entstand. Nach einer Verletzung<br />

war Kiibus noch nicht in guter Form,<br />

hofft aber, bald wieder aufzuholen. Der russische<br />

Trainer Davydenko veranstaltete einen<br />

Lehrgang in Tallinn, an dem unter anderem sein<br />

Topläufer Mozalev und der estnische Landesmeister<br />

Alexander Selevko teilnahmen.<br />

Im Juli kam die vielversprechende Schweizerin<br />

Kimmie Repond nach St. Petersburg, um bei<br />

Mishin zu trainieren.<br />

•••<br />

Kimmie Repond<br />

Foto: Flade<br />

Kimmie Repond:<br />

»Ich habe schon immer einen<br />

»<br />

strengen Trainer gewollt«<br />

„Ich bin für drei Wochen nach St. Petersburg<br />

gekommen. Vor sieben Jahren war ich schon<br />

einmal hier, zum Trainieren, und vor zehn Jahren<br />

war ich hier zum Klavier spielen. Ich habe<br />

früher Klavier gespielt und später ist Eiskunstlaufen<br />

dazu gekommen. Bis ich zehn Jahre alt<br />

war, habe ich beides gemacht. Mich hat der<br />

Sport fasziniert und ich habe immer mit meinen<br />

älteren Schwestern trainiert. Sie haben<br />

mir etwas gezeigt und ich fand das toll. Irgendwann<br />

aber, wenn man in die Sekundarschule<br />

kommt, kann man nicht mehr drei oder<br />

vier Sachen gleichzeitig machen und man<br />

muss sich für etwas entscheiden und ich habe<br />

mich für das Eiskunstlaufen entschieden. Ich<br />

habe zwei ältere Schwestern und eine jüngere,<br />

die sieben Jahre alt ist. Jetzt laufen ich und<br />

die kleine Schwester noch Eis, meine große<br />

Schwester Jeromie ist meine Trainerin zusammen<br />

mit Xavier Diaz. Ich habe schon früher<br />

immer einen strengen Trainer gewollt, darum<br />

wollte ich nach Russland. Herr Mishin ist eine<br />

gute Kombination. Wenn was nicht geht, kann<br />

er streng werden, aber sonst ist er nett. Es ist<br />

eine sehr tolle Erfahrung für mich, hier zu<br />

sein. Ich finde es toll, dass ich in der besten<br />

Gruppe trainieren darf. Lisa Tuktamysheva ist<br />

ein Vorbild für mich. Aber ich finde, man kann<br />

von allen etwas lernen, zum Beispiel auch von<br />

dieser jungen Läuferin, Maria Dmitrieva. Von<br />

der hat man international noch nicht so viel<br />

gehört, weil sie noch sehr jung ist. Aber<br />

«<br />

sie ist<br />

sehr gut und ich kann mir viel abschauen.<br />

Ich hätte schon in der vergangenen Saison international<br />

bei den Junioren laufen können,<br />

aber es gab ja keine Wettbewerbe. Ich freue<br />

mich besonders auf die Junioren Grand Prix<br />

und die Junioren-WM. Mein großes Ziel ist es,<br />

mich für das Finale zu qualifizieren.“<br />

Japan startet in Olympia-Saison<br />

Nach einer Reihe aufregender Eisshows,<br />

bei denen einige Athleten bereits<br />

einen Vorgeschmack auf ihre neuen<br />

Programme gegeben hatten, war der Gensan<br />

Summer Cup in der Präfektur Shiga<br />

(9. -12. August) für viele japanische Eiskunstläufer<br />

der erste Wettkampf der<br />

Olympiasaison.<br />

Der WM-Zweite Yuma Kagiyama musste in diesem<br />

Wettkampf in den sauren Apfel beißen,<br />

denn obwohl er in seiner Kür zur Filmmusik von<br />

„Gladiator“ den ersten Platz belegte, reichte die<br />

Gesamtpunktzahl aufgrund seines fehlerhaften<br />

Kurzprogramms nicht aus, um den führenden<br />

Kazuki Tomono zu schlagen. In der ersten Hälfte<br />

seines neuen KPs „When You’re Smiling“ fiel<br />

der 4S nur zweifach aus und er stürzte nach<br />

seiner 4T-Kombi. Yuma Kagiyama zeigte sich<br />

sehr enttäuscht: „<strong>No</strong>ch nie habe ich eine so<br />

fehlerhafte Vorstellung gehabt“, klagte er gegenüber<br />

Nikkan Sports. In der Kür verlor er viele<br />

Punkte durch Unterdrehungen und kleinere<br />

Fehler. Mit 229,49 Punkten kletterte Tomono,<br />

Fünfter der Weltmeisterschaften 2018, ganz<br />

nach oben auf das Podium. Bereits im KP ‘New<br />

Cinema Paradiso’ aus der letzten Saison konnte<br />

er sich gegen die Konkurrenz durchsetzen und<br />

die Jury mit seiner 4T-2T-Kombination überzeugen.<br />

Die neue Kür ‚La La Land‘ war etwas<br />

durchwachsen, gleich zu Beginn seines Programms<br />

landete er zwar die 4T-2T-Kombination,<br />

doch aus dem 4S wurde nur ein 2S und er<br />

stürzte nach dem nächsten 4T.<br />

Da auch Japan die Pandemie nicht wirklich unter<br />

Kontrolle hat, ist unklar, ob Wettbewerbe<br />

wie der Grand Prix sowie die nationale Meisterschaft<br />

vor Ort verfolgt werden können. Bei den<br />

Shows waren Zuschauer zugelassen, und Superstar<br />

Yuzuru Hanyu erfreute seine Fans das erste<br />

Mal nach sechs Jahren mit Auftritten bei<br />

„Dreams on Ice“. In einem Interview mit dem<br />

Online-Magazin Nikkan Sports erklärte er, dass<br />

anders als bei den Olympischen Spielen im Jahr<br />

2018 der Medaillengewinn nicht mehr seine<br />

oberste Priorität sei. Der 4A stehe an erster<br />

Stelle und die Kür „Ten to chi to“ (Himmel und<br />

Erde) sei speziell für einen solchen Sprung konzipiert<br />

worden. Obwohl in dieser Saison viele<br />

wichtige Wettbewerbe für Hanyu anstehen, hat<br />

er beschlossen, nicht nach Kanada zurückzukehren:<br />

„Es gibt viele Formalitäten, die geklärt werden<br />

müssen, bevor ich nach Kanada einreisen<br />

darf. Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich<br />

mich gut entwickeln kann, wenn ich allein hier<br />

in Japan trainiere. Ich denke derzeit nicht daran,<br />

nach Kanada zurückzukehren, aber ich werde<br />

online an meinen Choreografien arbeiten.“<br />

Mit der Kür ‚Titanic‘, deren Choreographie Rika<br />

Kihira in Zusammenarbeit mit David Wilson<br />

komplett über Online-Sitzungen erarbeitet hat,<br />

sorgte sie bei der Dreams On Ice-Show für viel<br />

Begeisterung in den Zuschauerreihen. Dem Online-Magazin<br />

Web Sportiva berichtete sie:<br />

„Nach der World Team Trophy waren meine<br />

Schmerzen (im Rücken) sehr stark, also habe<br />

ich eine kleine Auszeit genommen und nur sehr<br />

leicht trainiert.“ Kaori Sakamoto brachte das<br />

Publikum während der Show mit ihrem neuen<br />

Kurzprogramm ‘Gladiator’, das Choreograf Benoit<br />

Richaud für sie ausgewählt und zusammengestellt<br />

hatte, zum Staunen. Sie arbeitet<br />

am 3A und 4R. Nachdem Shoma Uno das Publikum<br />

in der ‘Stars On Ice‘ -Tour im April mit der<br />

Kür ‚Bolero‘ überrascht hatte und vorübergehend<br />

in die Schweiz zurückgekehrt war, um mit<br />

seinem Trainer Stéphane Lambiel am Kurzprogramm<br />

zu „Earth Song“ und „History“ von Michael<br />

Jackson zu arbeiten, trat er bei zahlreichen<br />

Eisshows auf. „Das Lied ist sehr bekannt<br />

und die Ansprüche sind entsprechend hoch,<br />

aber ich möchte den Erwartungen des Publikums<br />

schnell gerecht werden. Es ist nicht nur<br />

sehr ausdrucksstark, sondern hat auch viele<br />

tänzerische Elemente, mit denen ich mein neues<br />

Selbst gut darstellen kann“, teilte er der<br />

Website TV Guide über sein KP mit. <br />

<br />

Maria Laura Mitsuoka Brandmann<br />

Rika Kihira<br />

Foto: privat


Neues aus der Shpilband-Schule Neues aus<br />

Toronto<br />

Die Eistanzschule von Igor Shpilband und Pasquale Camerlengo in <strong>No</strong>vi nahe Detroit<br />

hatte auch in diesem Sommer genug zu tun, auch wenn dort zurzeit keine<br />

Spitzenpaare trainieren. Camerlengo sagte am Rande des ersten Junioren Grand Prix<br />

in Courchevel, zurzeit konzentriere man sich mehr darauf, eine neue Generation von<br />

Eistänzern auszubilden, zum Teil Teams, die im Augenblick noch gar keine Wettbewerbe<br />

laufen. Bereits langjährig in der Meisterklasse aktiv ist das Oberstdorfer Paar<br />

Jennifer Janse von Rensburg (28) und Benjamin Steffan (25), das im Juli und August<br />

sieben Wochen lang intensiv mit den Trainern der Schule gearbeitet und einen sehr<br />

guten Eindruck hinterlassen habe. Eventuell kämen sie später im Jahr noch einmal<br />

nach <strong>No</strong>vi, aber das sei noch nicht endgültig entschieden.<br />

Ebenfalls erfahren sind Jura Min (26) und Daniel<br />

Eaton (29), die für Südkorea an den Start gehen,<br />

seit 2019 zusammen tanzen und 2020<br />

Achte der Vier-Kontinente-Meisterschaften waren.<br />

Min war mit Alexander Gamelin schon bei<br />

den Olympischen Spielen 2018 (Platz 18) und<br />

der WM 2018 (Rang 21) gelaufen, aber danach<br />

hatte sie sich von ihm getrennt. Der Amerikaner<br />

Eaton hatte mit Alexandra Aldridge 2012<br />

und 2013 jeweils eine Bronzemedaille bei den<br />

Junioren-WM gewonnen, zwischendurch aufgehört<br />

und dann kurzzeitig eine andere Partnerin<br />

gehabt. Min und Eaton laufen zu Musik von<br />

Freddy Mercury im Rhythmustanz und zum<br />

Musical „Les Miserables“ in der Kür. Ebenfalls<br />

in der Meisterklasse starten die beiden US-<br />

Amerikaner Eva Pate (20) und Logan Bye (23),<br />

die seit 2020 zusammen laufen und in der vergangenen<br />

Saison Siebte sowohl bei Skate America<br />

als auch bei den US-Meisterschaften geworden<br />

waren. In diesem August belegten sie<br />

Platz 5 beim Cranberry Cup (siehe Seite 35).<br />

Bye war schon früher mit anderen Partnerinnen<br />

ein Shpilband-Schüler.<br />

Jura Min (26) und Daniel Eaton, Foto: Flade<br />

Die Eishalle des vornehmen „Cricket, Skating<br />

and Curling Club“ in Toronto hat – wie alle<br />

Trainingsstätten der Welt – unter der Pandemie<br />

gelitten. Längere Zeit konnte gar nicht<br />

trainiert werden, dann durften nur fünf Läufer<br />

und ein Trainer auf das Eis, dann zehn und<br />

zwei. Brian Orser sagte der <strong>Pirouette</strong> am Rande<br />

des Junioren Grand Prix in Courchevel,<br />

langfristig planen könne man gar nicht mehr.<br />

Superstar Yuzuru Hanyu werde vermutlich<br />

vorläufig nicht nach Kanada zurückkehren.<br />

Für Hanyu sei es wohl wichtiger, der erste<br />

Mensch zu sein, der einen vierfachen Axel im<br />

Wettbewerb steht, als ein drittes Mal Olympiasieger<br />

zu werden. Aber wer weiß, so sagte<br />

Orser, ob er es sich anders überlegt, wenn Kanada<br />

tatsächlich seine Grenzen am 7. <strong>September</strong><br />

wieder für Ausländer öffnet, so wie im<br />

Juli angekündigt. Bester Läufer ist jetzt Jason<br />

Brown, der seine Musiken („Sinnerman“ im KP<br />

und „Schindlers Liste“ in der Kür) schon im<br />

Frühsommer veröffentlicht hatte. Der langjährige<br />

Orser-Schüler Junhwan Cha aus Südkorea<br />

(15. bei den Olympischen Spielen 2018) habe<br />

angekündigt, aus seinem Heimatland ab dem<br />

7. <strong>September</strong> wieder nach Toronto zu kommen,<br />

sobald er dürfe. Mehrere Kanadier wie<br />

Conrad Orzel und der in Courchevel 1 gestartete<br />

Corey Circelli trainieren in der Schule,<br />

Ekaterina Kurakova aus Polen (32. der WM)<br />

wolle dagegen nicht zurückkommen. Die weiteren<br />

Trainer sind dieselben wie 2019. krk<br />

25<br />

<strong>No</strong>vi & Toronto<br />

Sommertraining<br />

Bestes Juniorenteam sind die Amerikaner Katarina<br />

Wolfkostin und Jeffrey Chen, die jetzt in<br />

Courchevel 1 überlegen gewonnen haben. Sie<br />

wollen mit den russischen Spitzenpaaren um<br />

Medaillen bei der kommenden Junioren-WM im<br />

März 2022 in Sofia kämpfen. Camerlengo findet<br />

es gut, dass die ISU mit modernen Rhythmen<br />

wie dem Streetdance das Eistanzen für die junge<br />

Generation öffne. Aber dies sei nicht einfach<br />

auf das Eis umzusetzen, zumal moderne Tänze<br />

wie der Breakdance meist solo und nicht als<br />

Paar zusammen getanzt werden. <br />

<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

<br />

Jennifer Janse von Rensburg und Benjamin Steffan<br />

Foto: Ritoss<br />

Katerina Wolfkostin<br />

und Jeffrey Chen<br />

Foto: Ritoss<br />

Jason Brown<br />

Foto: Flade


26<br />

Junioren Grand Prix Courchevel 1<br />

<strong>No</strong>rdamerikaner dominieren<br />

ersten Junioren Grand Prix <strong>2021</strong><br />

In Courchevel dabei: Klaus-Reinhold Kany<br />

Fast die gesamte Eislauffamilie war erleichtert<br />

und erfreut, dass mit dem ersten<br />

Junioren Grand Prix im mondänen<br />

französischen Wintersportort Courchevel<br />

auch die Junioren endlich wieder anspruchsvolle,<br />

echte Wettbewerbe laufen<br />

können. Denn sie hatten mehr als die<br />

Spitzenläufer/innen unter der Pandemie<br />

zu leiden: In der Saison 2020/21 gab es<br />

keinen einzigen Junioren Grand Prix, kein<br />

Finale, keine Junioren-WM auch sonst<br />

sehr wenige Junioren-Events. Das Gefühl,<br />

vor einer Jury und vor einer (allerdings in<br />

Courchevel kleinen) Zahl von Zuschauern<br />

zu laufen, ist gerade für die weniger erfahrenen<br />

Junioren noch relativ neu. Auch<br />

das ganze Drumherum mit eventueller<br />

Flugreise, womöglich über Nacht auf einen<br />

anderen Kontinent und mit großer<br />

Zeitverschiebung vor einem Wettbewerb,<br />

ist eine wichtige Erfahrung, die man als<br />

Junior/in machen muss.<br />

Daher ist sehr zu begrüßen, dass die ISU<br />

trotz mancher Einschränkungen wieder<br />

mit der Serie begonnen hat, auch wenn<br />

einige Länder niemanden schicken durften<br />

oder wollten. Läufer/innen aus Russland<br />

konnten gar nicht teilnehmen, weil<br />

der französische Staat (nicht die ISU!)<br />

das Land wegen der hohen Infektionszahlen<br />

als Hochrisikogebiet betrachtet.<br />

Jeder, der aus Russland nach Frankreich<br />

einreist, muss zehn Tage in Quarantäne,<br />

auch wenn er oder sie schon vollständig<br />

geimpft ist. Keine Sportler/innen können<br />

nach Quarantäne im Hotel, das heißt<br />

ohne Training, einen Wettbewerb laufen.<br />

Die Läufer aus Russland hätten zweifellos<br />

in Courchevel zweimal mehrere Medaillen<br />

gewonnen. Die ISU fand für sie<br />

eine läuferfreundliche Lösung und gewährte<br />

dem Verband beim dritten und<br />

vierten Junioren Grand Prix in Kosice und<br />

Krasnoyarsk je zwei zusätzliche Startplätze<br />

bei den Frauen, den Männern und<br />

im Eistanzen.Der japanische Verband<br />

hatte schon im Frühsommer beschlossen,<br />

zu den ersten drei Junioren Grand Prix<br />

wegen der Sorge um Ansteckungen niemanden<br />

zu schicken. Einige kleinere Eis-<br />

laufnationen blieben ebenfalls zu Hause<br />

oder hatten keine Reisemöglichkeiten, so<br />

dass die Teilnehmerzahlen geringer waren<br />

als sonst. Daher entschied die ISU,<br />

keine Punkte zur Qualifikation für das Finale<br />

zu vergeben. Erst später im Herbst<br />

soll entschieden werden, ob man sich alternativ<br />

für das Juniorenfinale qualifizieren<br />

kann, bzw. ob überhaupt ein Juniorenfinale<br />

stattfinden wird, das in Japan<br />

geplant ist. Bei Impfstoffen, die noch<br />

nicht weltweit anerkannt sind (wie dem<br />

russischen Sputnik oder dem chinesischen),<br />

will die ISU im Einzelfall auf Antrag<br />

entscheiden.<br />

Die ISU und die französischen Organisatoren<br />

taten alles, um die Teilnehmer vor Ansteckung<br />

zu schützen. Sportler, Trainer, Offizielle<br />

und andere Akkreditierte mussten<br />

ihren Impfpass (online oder auf Papier)<br />

Damen | JGP Courchevel 1<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Lindsay Thorngren – Ver. Staaten 2 1 181.45<br />

2 Kaiya Ruiter – Kanada 3 2 177.60<br />

3 Clare Seo – Ver. Staaten 1 4 174.80<br />

4 Seoyeon Ji – Südkorea 4 3 172.06<br />

5 Ahsun Yun – Südkorea 10 5 157.24<br />

6 Lola Ghozali – Frankreich 9 6 143.84<br />

7 Alina Urushadze – Georgien 7 7 142.88<br />

8 Nargiz Süleymanova – Deutschland 8 8 138.74<br />

9 Janna Jyrkinen – Finnland 6 9 133.65<br />

10 <strong>No</strong>elle Streuli – Polen 5 12 129.49<br />

11 Eve Dubecq – Frankreich 14 11 120.27<br />

12 Bernadett Szigeti – Ungarn 11 14 115.13<br />

13 Catharina Victoria Petersen – Dänem. 13 16 113.76<br />

14 Regina Garcia De Leon Saab – Mexiko 17 10 113.36<br />

15 Maria Levushkina – Bulgarien 12 17 112.41<br />

16 Julia Ros Vidarsdottir – Island 16 13 111.54<br />

17 Anastasiia Fomchenkova – Ukraine 18 15 102.70<br />

18 Ivetta Berkovich – Israel 15 18 102.33<br />

19 Sorami Tanaka – Peru 19 19 91.84<br />

20 Sophia Natalie Dayan – Argentinien 20 20 84.44<br />

21 Abigail Liew – Malaysia 21 21 79.85<br />

22 Tsai-En Chiang – Taiwan 22 22 76.61<br />

Herren | JGP Courchevel 1<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Ilia Malinin – Ver. Staaten 1 1 214.64<br />

2 Lucas Broussard – Ver. Staaten 3 2 192.31<br />

3 François Pitot – Frankreich 4 3 182.26<br />

4 Corey Circelli – Kanada 2 6 182.15<br />

5 Ian Vauclin – Frankreich 5 4 173.69<br />

6 Makar Suntsev – Finnland 7 5 162.58<br />

7 Vadym <strong>No</strong>vikov – Ukraine 8 7 156.17<br />

8 Jonathan Egyptson – Schweden 6 9 148.95<br />

9 Fang-Yi Lin – Taiwan 10 8 148.38<br />

10 Iakov Pogrebinskii – Israel 9 11 136.09<br />

11 Luca Fünfer – Deutschland 11 10 131.77<br />

12 Joseph Alexander Zakipour – Großbr. 12 12 110.05<br />

13 Heung Lai Zhao – Hongkong 13 13 101.76<br />

14 Priyam Tated – Indien 14 14 30.36<br />

vorzeigen, außerdem war ein höchstens 72<br />

Stunden zuvor absolvierter negativer PCR-<br />

Test obligatorisch. In der Eishalle herrschte<br />

Maskenzwang, außer auf dem Eis. Für Personen,<br />

die im Ausnahmefall eine dieser Bedingungen<br />

nicht erfüllten (zum Beispiel<br />

freiwillige Helfer), gab es einen medizinischen<br />

Testraum, in dem tägliche Schnelltests<br />

gemacht wurden. Sehr praktisch war,<br />

dass auch alle sich rechtzeitig vor dem<br />

eventuellen Rückflug (die meisten ab dem<br />

drei Bus-Stunden entfernten Lyon) oder<br />

der Rückkehr in ihr Land wieder in der Eishalle<br />

testen lassen konnten, denn das verlangen<br />

die Fluggesellschaften. Es gab keine<br />

Auslosungen im Beisein der Läufer und bei<br />

den Siegerehrungen mussten sich die<br />

Sportler die Medaillen wieder selbst umhängen.<br />

Weil Courchevel nur eine Eisfläche<br />

hat, gab es keinen Paarlauf. Der Kanadier<br />

Ted Barton kommentierte wieder den Livestream,<br />

so wie in den vergangenen Jahren.<br />

Zwei Deutsche waren Schiedsrichter:<br />

Christian Baumann beim Eistanzen und<br />

Rolf Pipoh bei den Frauen. Martin Liebers<br />

gab sein Debüt als internationaler Preisrichter<br />

bei den Männern. Die Leistungen<br />

der Sportler waren insgesamt durchwachsen.<br />

Aber man muss berücksichtigen, dass<br />

Courchevel für viele der erste Wettbewerb<br />

seit langem war, für einige seit mehr als<br />

eineinhalb Jahren.<br />

Eistanz | JGP Courchevel 1<br />

RT Kür Pkt<br />

1 Katarina Wolfkostin / Jeffrey Chen<br />

Ver. Staaten 1 1 165.01<br />

2 Miku Makita / Tyler Gunara<br />

Kanada 2 2 149.39<br />

3 Hannah Lim / Ye Quan<br />

Südkorea 4 3 144.27<br />

4 Katerina Mrazkova / Daniel Mrazek<br />

Tschechien 3 4 140.93<br />

5 Celina Fradji / Jean-Hans Fourneaux<br />

Frankreich 5 6 135.33<br />

6 Darya Grimm / Michail Savitskiy<br />

Deutschland 6 5 133.89<br />

7 Tatjana Bunina / Ivan Kuznetsov<br />

Estland 7 7 118.79<br />

8 Hailey Yu / Brendan Giang<br />

Kanada 9 8 118.00<br />

9 Louise Bordet / Thomas Gipoulou<br />

Frankreich 10 9 115.81<br />

10 Lika Bondar / Artem Koval<br />

Ukraine 8 11 1<strong>07</strong>.65<br />

11 Maya Benkiewicz / Nicolas Henault<br />

Frankreich 11 10 103.58<br />

12 Vasilisa Ahramenka / Alessio Surenkov-Gultchev<br />

Großbritannien 12 12 86.28


Darya Grimm und Michail Savitskiy<br />

Shpilband-Paar vorne<br />

Die besten Leistungen und die wenigsten groben<br />

Fehler gab es wieder einmal in der Eistanzkonkurrenz.<br />

Die Amerikaner Katarina Wolfkostin<br />

(16) und Jeffrey Chen (19) aus der Schule von<br />

Igor Shpilband und Pasquale Camerlengo, vor<br />

18 Monaten Siebte der Junioren-WM, bestätigten<br />

ihre Favoritenrolle mit einem überlegenen<br />

Sieg. Im fetzigen Rhythmustanz zu einem Michael<br />

Jackson-Medley wurden die fünf Elemente<br />

für einen Saisonbeginn ausgezeichnet bewertet.<br />

In der stilvollen Kür zum beliebten „Rain, in<br />

Your Black Eyes“ von Ezio Bosso dominierten<br />

Bewertungen von +3 und +4, allerdings waren<br />

hier die Levels noch nicht optimal. Die Kanadier<br />

Miku Makita und Tyler Gunara aus der Schule<br />

von Aaron Lowe in Vancouver, bei der WM<br />

2020 einen Platz hinter Wolfkostin/Chen,<br />

interpretierten im Rhythmustanz Blues<br />

und Swing überzeugend, aber weniger<br />

spektakulär und erhielten für ihre Elemente<br />

meist +1 und +2. Die Kürelemente zu zwei Tangos<br />

wurden etwas besser beurteilt.<br />

Eine Überraschung war der dritte Platz der für<br />

Südkorea laufenden Hannah Lim (in Kanada geboren)<br />

und Ye Kuan (in Island geboren) bei ihrem<br />

Juniorendebüt. Ihr Rhythmustanz zur Musik<br />

der Südkoreaner „Gangnam Style“, die vor eini-<br />

gen Jahren unter der jungen Generation in der<br />

ganzen Welt Furore machte, war originell. Auch<br />

die Kür zum Musical „Cats“ konnte überzeugen.<br />

Mit ihnen hat die Montrealer Tanzschule ein<br />

neues und bisher international unbekanntes, interessantes<br />

Duo. Damit konnten sie die ebenfalls<br />

vielversprechenden Tschechen Katerina<br />

Mrazkova/Daniel Mrazek noch überholen, die<br />

bei Matteo Zanni im Südtiroler Egna trainieren<br />

und im Rhythmustanz glänzten. Aber Mrazek<br />

stürzte in der Flamenco-Kür kurz beim Ausgang<br />

aus der <strong>Pirouette</strong>. Die französische Trainerin<br />

Karine Arribert hatte gleich drei ihrer<br />

Paare am Start, die mit innovativen Kostümen<br />

und Musikstücken gefielen, aber noch etwas<br />

unsauber liefen.<br />

Einen sehr guten Eindruck hinterließen die<br />

Oberstdorfer Sinicyn-Schüler Darya Grimm<br />

und Michail Savitskiy im allerersten Juniorenwettbewerb<br />

ihres Lebens. Im Rhythmustanz<br />

zu „Going Crazy with the<br />

Blues“ und dem Swing „Bei Mir bist<br />

Du Schoen“ der US-Band „The<br />

Hot Sardines“ erhielt die Rotationshebung,<br />

ihr bestes Element,<br />

Bewertungen bis +3,<br />

die Schrittfolge war dagegen<br />

nur Level 1. In der Kür<br />

zu einer modernen Version<br />

von Händels Sarabande<br />

war ebenfalls kein offensichtlicher<br />

Fehler sichtbar, hier erhielt dieselbe Hebung<br />

sogar zweimal +4, die <strong>Pirouette</strong> war dagegen<br />

nicht optimal. Aber ihr dynamischer Lauffluss,<br />

ihre stilvollen Vorträge und die Verbindung<br />

von Elementen und Zwischenschritten beindruckten.<br />

Aus ihnen kann einmal ein Spitzenpaar<br />

werden, zumal sie mit 14 und 18<br />

Jahren noch sehr jung sind. Grimm<br />

kommt ursprünglich aus Dortmund<br />

und wechselte zum Eistanz nach<br />

Oberstdorf, weil ihre Sprünge als<br />

Einzelläuferin nicht stabil waren.<br />

Savitskiy kam ebenfalls wegen<br />

des Eistanzens in das Allgäu und Rostislav Sinicyn<br />

stellte das Paar nach einem Probetraining<br />

zusammen. In der vorletzten Saison liefen sie bei<br />

den Bavarian Open und beim Deutschlandpokal,<br />

in der vergangenen konnten sie nur ein einziges<br />

Mal (in Budapest) an den Start gehen. Grimm<br />

kommt jetzt in die 9. Klasse, Savitskiy hat das<br />

Abitur in Oberstdorf bestanden und will jetzt<br />

»<br />

evtl. ein Fernstudium beginnen.<br />

Michail Savitskiy kommentierte:<br />

„Im Rhythmustanz habe wir uns Mühe<br />

«<br />

gegeben,<br />

aber ein paar kleine Fehlerchen waren<br />

noch drin, daran werden wir arbeiten. Dasselbe<br />

gilt für die Kür. Im Großen und Ganzen<br />

sind wir zufrieden. An die Höhenluft haben<br />

wir uns spätestens beim zweiten Training<br />

gewöhnt. Ein Junioren Grand Prix ist etwas<br />

Neues für uns. Es war toll, auch mal viele<br />

Tanzpaare aus anderen Ländern kennenzulernen.<br />

Jetzt hoffen wir auf einen zweiten<br />

Grand Prix in Linz. Unser Saisonziel ist ein<br />

Start bei der Junioren-WM.“<br />

Hannah Lim und Ye Quan<br />

Katarina Wolfkostin und Jeffrey Chen, Fotos: Olivier Brajon<br />

27<br />

Courchevel 1<br />

Junioren Grand Prix


28<br />

Junioren Grand Prix Courchevel 1<br />

Lindsay Thorngren aus dem Großraum New York<br />

gewann vor allem, weil sie trotz ihrer erst 15<br />

Jahre bereits über einen relativ erwachsenen<br />

Laufstil verfügt, häufig elegante Sprungausläufe<br />

und gute <strong>Pirouette</strong>n zelebriert und auch die<br />

Musik passend interpretieren kann. Gelernt hat<br />

sie dies zunächst bei ihrer Haupttrainerin Julia<br />

Lautowa, der früheren russisch-österreichischen<br />

Spitzenläuferin (WM-Platz 15 im Jahr 2003),<br />

die seit vielen Jahren in Hackensack arbeitet,<br />

eine knappe halbe Autostunde westlich von<br />

New York City. Auch die Petrenko-Familie hat<br />

mit ihr gearbeitet. Und siehe da, der französische<br />

Choreograf Benoît Richaud hat vor kurzem<br />

ihre neuen Choreografien erstellt und kann<br />

prompt wieder mit einer Siegerin glänzen. Vor<br />

eineinhalb Jahren war sie noch 26. der Junioren-WM<br />

und diesmal lag sie ganz vorne. Auch<br />

technisch war sie versiert und zeigte ein nahezu<br />

fehlerfreies KP (nur der Toeloop<br />

der 3L-3T-Kombination erhielt<br />

ein q) und eine Kür mit<br />

sechs gelungenen und einem<br />

umgestiegenen Dreifachen.<br />

Silbermedaillengewinnerin<br />

Kaiya Ruiter aus dem kanadischen<br />

Calgary, ebenfalls 15<br />

Jahre alt, lief gleichwertig und<br />

mit noch mehr Energie, aber<br />

nicht ganz derselben Eleganz.<br />

Sie wird von dem US-Amerikaner<br />

Scott Davis trainiert<br />

und war 2020 sogar nur<br />

31. der Junioren-WM, davor<br />

aber Siegerin des Juniorenwettbewerbs<br />

der Bavarian Open.<br />

Diesmal blieben<br />

im KP knapp<br />

unterdrehte<br />

Sprünge in der<br />

3L-3T-Kombination<br />

einzige kleine<br />

Fehler. Auch die Kür<br />

(zur Filmmusik „Mulan“)<br />

war fast makellos. Die drittplatzierte<br />

14 Jahre alte Clare<br />

Seo aus Colorado Springs gab ihr<br />

internationales Debüt und wird<br />

von Tammy Gambill betreut. Sie<br />

war Dritte im Juniorenwettbewerb der<br />

US-Meisterschaften, gewann in Courchevel das<br />

KP dank der meisten Pluspunkte für ihre Elemente.<br />

In der Kür waren vier Sprünge unterdreht,<br />

aber erneut ohne Sturz. Die Südkoreanerin<br />

Seoyeon Ji, ebenfalls Schülerin von Gambill,<br />

lief mit sehr viel Power auch in die Sprünge und<br />

hatte im Training auch einen 3A probiert, aber<br />

im Wettbewerb wagte sie ihn noch nicht.<br />

Hier diesen vier Spitzenläuferinnen klaffte eine<br />

Lücke, denn die weiteren machten mehrere Fehler,<br />

insbesondere die im Prinzip guten Läuferinnen<br />

aus Frankreich, Georgien, Finnland und Polen.<br />

Auf einem achtbaren achten Platz landete<br />

die 16-Jährige Nargiz Süleymanova aus Köln,<br />

die besser lief als bei der Oberstdorfer Sichtung<br />

im Juli, nachdem die Fußverletzung vom Winter<br />

endgültig überwunden war. Stilistisch hat sie<br />

gegenüber früher dazugewonnen, die Komponenten<br />

lagen bei etwa 5,6. Durch das KP kam<br />

sie ohne Sturz und probierte auch wieder die<br />

3L-3T-Kombination, aber den 3T landete sie<br />

auf zwei Füßen und der 3F war an der Grenze<br />

zur Unterdrehung (q). Der 2A, die <strong>Pirouette</strong>n<br />

(dreimal Level 4) und die Schrittfolge (Level 3)<br />

erhielten Pluspunkte, die Himmelspirouette<br />

sogar eine +4. In der Kür waren<br />

fünf Sprünge nicht rückwärts<br />

gelandet und beim ersten<br />

3L und dem 3F musste<br />

sie zu Boden. Gut gelangen<br />

dagegen der 3S,<br />

der zweite 3L mit beiden<br />

Händen über<br />

dem Kopf und die<br />

anderen Elemente.<br />

Nargiz Süleymanova<br />

Fotos: Olivier Brajon<br />

Lindsay Thorngren<br />

Seoyeon Ji<br />

»<br />

Nargiz Süleymanova:<br />

„Zunächst einmal bin ich glücklich, nach so<br />

langer Zeit überhaupt einen Wettbewerb laufen<br />

zu können und dann im Kurzprogramm<br />

auch ohne großen Fehler. Natürlich gibt es<br />

noch viel Luft nach oben, besonders in der<br />

Kür. Aber erstmals bin ich unter den ersten<br />

zehn gelandet, das freut mich, auch die gestiegenen<br />

Komponenten. Die Höhenluft hier<br />

hat mir nichts ausgemacht, denn ich bin in<br />

den letzten Wochen in Köln oder in Dortmund<br />

die Kür oft zweimal hintereinander gelaufen.<br />

Ein Junioren Grand Prix ist besser organisiert<br />

als kleine andere Wettbewerbe, das<br />

hat mich beeindruckt. Ich hoffe nun auf einen<br />

zweiten Junioren Grand Prix und plane,<br />

auch bei der Lombardia Trophy zu starten.<br />

Mein Saisonziel ist, mich in jedem Wettbewerb<br />

zu steigern und auch mal vorne<br />

«<br />

zu landen.<br />

Bisher hatte ich eine volle Stundenzahl<br />

in der Schule, aber jetzt komme ich in die 11.<br />

Klasse eines Sportgymnasiums. Da habe ich<br />

weniger Stunden als bisher und kann mehr<br />

trainieren. Den vierfachen Salchow trainiere<br />

ich im Augenblick nicht, weil ich erst meine<br />

Dreifachen stabilisieren will. Aber irgendwann<br />

will ich auch mal einen Vierfachen lernen.“


Fehlerreiche Männer<br />

Die Männer machten wieder einmal vor allem in<br />

der Kür relativ viele Fehler, weil sie viel riskierten,<br />

aber noch nicht stabil beherrschten. Verdienter<br />

Sieger wurde der Amerikaner Ilia Malinin,<br />

Sohn des einst für Usbekistan als Einzelläufer<br />

gestarteten Ehepaares Tatiana Malinina und<br />

Roman Skorniakov und 16. der Junioren-WM<br />

2020. Er lief extravaganter als die Konkurrenten<br />

und präsentierte im KP sieben ausgezeichnete<br />

Elemente mit vier dreifachen Sprüngen (Vierfache<br />

sind im Junioren-KP noch nicht erlaubt). In<br />

der Kür gingen die ersten drei Sprünge (4T, 4S<br />

und 3A) daneben, die im Training noch geklappt<br />

hatten. Aber dann riss er sich zusammen und<br />

konnte noch sechs Dreifache, darunter einen<br />

zweiten 3A, sicher landen. Sein Knöchelbruch<br />

vom Dezember scheint ihn nicht mehr zu belasten.<br />

Der zweite Amerikaner Lucas Broussard<br />

kommt aus Seattle, hat einen französischen Vater,<br />

stürzte im KP beim 3A und hatte Mühe in<br />

der 3L-3T-Kombination. In der Kür gelangen fünf<br />

Dreifache, aber 3A und ein Kombinations-3T<br />

nicht. Der Franzose François Pitot verpatzte zwei<br />

Sprünge im KP, konnte aber in der Kür fünf der<br />

sieben Dreifachversuche gut landen. Das genügte<br />

für Bronze, weil der schon erwachsene Kanadier<br />

und Orser-Schüler Corey Circelli nach stilvollem<br />

KP mit knappem 3A in der Nussknacker-<br />

Kür schlechte Nerven zeigte und vier Sprünge in<br />

den Sand setzte. Bis zur vorletzten Saison war er<br />

auch Eistänzer und zum Beispiel beim Junioren<br />

Grand Prix vor zwei Jahren in Courchevel Neunter<br />

mit Olivia McIsaac geworden.<br />

29<br />

Courchevel 1<br />

Junioren Grand Prix<br />

Luca Fünfer<br />

Lucas Broussard<br />

Ilia Malinin<br />

Sein Juniorendebüt gab der 15 Jahre alte<br />

Luca Fünfer, der vom vierten bis zum 13. Lebensjahr<br />

in Augsburg beim Trainerehepaar<br />

Winklmayr/Teschemacher gute Grundlagen<br />

bis zu allen sechs Doppelsprüngen lernte.<br />

Dann ging er nach Regensburg zu Ferdinand<br />

Dedovich, blieb nach dessen Ruhestand zunächst<br />

dort, wechselte aber zu Beginn des<br />

Sommers zu Florian Just nach Oberstdorf. Er<br />

war einmal 4. der Deutschen Nachwuchsmeisterschaften.<br />

Positiv ist auf jeden Fall,<br />

dass er ein bisschen Wettkampftyp ist. Denn<br />

im ersten Training wollte der 3L gar nicht<br />

klappen, im zweiten manchmal, aber im KP<br />

hat er ihn gestanden und in der Kür den<br />

zweiten Lutz ebenfalls. Auch die anderen KP-<br />

Elemente gelangen einigermaßen, in der Kür<br />

gab es dagegen Licht und Schatten. Vor allem<br />

stilistisch hat er noch viel Arbeit vor sich,<br />

aber dafür gibt es in Oberstdorf mehrere Trainer<br />

und Choreografen, angefangen mit Justs<br />

Ehepartnerin Nelli Zhiganshina. •••<br />

»<br />

Luca Fünfer:<br />

„Im Kurzprogramm war ich mit den<br />

«<br />

Sprüngen<br />

zufrieden, aber ich bin schon bessere<br />

Küren gelaufen. Am Ausdruck muss ich noch<br />

viel arbeiten, das war in Regensburg selten<br />

ein Thema. Die Höhe von 1.850 Metern hat<br />

mir nichts ausgemacht, weil ich vorher viel<br />

Ausdauer trainiert habe. Meine Saisonziele<br />

sind stabile Dreifach-Dreifach-Kombinationen<br />

und der Aufstieg in den NK1-Kader.“


30<br />

Junioren Grand Prix Courchevel 2<br />

Courchevel 2: <strong>No</strong>rdamerikaner<br />

wieder ganz vorne<br />

Beim zweiten JGP dabei: Klaus-Reinhold Kany<br />

Eine Woche nach dem ersten fand auch<br />

der zweite Junioren Grand Prix mit<br />

denselben Regeln im 1.850 Meter hoch<br />

gelegenen Courchevel statt. Denn Kanada<br />

hatte seinen JGP in Edmonton abgesagt,<br />

weil Ausländer im August nicht ohne<br />

Quarantäne in den Bundesstaat Alberta<br />

einreisen durften. Erfreulich war, dass der<br />

französische Verband sich bereiterklärte,<br />

ihn zu demselben Termin abzuhalten.<br />

Präsidentin Nathalie Péchalat kam zum<br />

Schaulaufen, weil am folgenden Tag eine<br />

Verbandssitzung stattfand.<br />

Auch diesmal war die ISU wieder sehr aktiv,<br />

um Läufer/innen aus aller Welt trotz<br />

vielerlei Reisebeschränkungen die Teilnahme<br />

an Junioren Grand Prix zu ermöglichen.<br />

Die Südkoreanerin Seoyeon Li zum<br />

Beispiel erfuhr nach dem Wettbewerb<br />

Courchevel 1 am Flughafen von Lyon,<br />

dass sie als Nicht-Amerikanerin nur mit<br />

Quarantäne in die USA zu ihrem Trainingsort<br />

Colorado Springs einreisen durfte.<br />

Damit hätte sie eine Woche später<br />

nicht zu ihrem zweiten geplanten JGP in<br />

die Slowakei fliegen können. Die ISU erlaubte<br />

ihr, zurück nach Courchevel zu<br />

fahren und als dritte Südkoreanerin dort<br />

ihren zweiten JGP zu laufen, auch wenn<br />

sonst nur Läufer/innen aus dem Ausrichterland<br />

drei Startplätze haben.<br />

Damen | JGP Courchevel 2<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Isabeau Levito – Ver. Staaten 1 1 202.35<br />

2 Chaeyeon Kim – Südkorea 2 2 191.46<br />

3 Kaiya Ruiter – Kanada 3 4 179.92<br />

4 Seoyeon Ji – Südkorea 8 3 170.55<br />

5 Ahsun Yun – Südkorea 6 5 170.24<br />

6 Nina Pinzarrone – Belgien 5 6 163.08<br />

7 Niina Petrokina – Estland 4 9 145.32<br />

8 Josephine Lee – Ver. Staaten 7 7 144.97<br />

9 Nikola Fomchenkova – Lettland 10 8 135.05<br />

10 Ginevra Lavinia Negrello – Italien 9 10 130.02<br />

11 Michaela Vrastakova – Tschechien 11 13 120.74<br />

12 Mikai Maria Van Ommeren – Niederl. 12 14 116.61<br />

13 Chiara Hristova – Bulgarien 17 11 115.45<br />

14 Vanesa Selmekova – Slowakei 20 12 112.75<br />

15 Julia Brovall – Schweden 15 16 103.50<br />

16 Anna Deniz Ozdemir – Türkei 14 19 102.74<br />

17 Lili Krizsanovszki – Ungarn 13 20 102.43<br />

18 Andrea Astrain Maynez – Mexiko 19 15 100.78<br />

19 Julia Ros Vidarsdottir – Island 16 18 100.35<br />

20 Marija Brejeva – Litauen 18 17 98.38<br />

21 Tara Maria Ienciu – Rumänien 21 21 84.49<br />

22 Nevia Ana Medic – Kroatien 22 22 80.04<br />

23 Alexandra Mintsidou – Griechenland 23 23 74.04<br />

Ähnliches galt für den Israeli Iakov Pogrebinskii,<br />

der aus Israel kam, aber aus Courchevel<br />

nicht weiter in die USA durfte, daher<br />

mit einem anderen Israeli tauschte<br />

und in Courchevel blieb. Auch bei weiteren<br />

JGP bewies die ISU für viele andere<br />

Läufer sportlerfreundliche Flexibilität, solange<br />

die Zahl der Startplätze für ein Land<br />

in der ganzen Serie gleichblieb. Das war in<br />

diesem Jahr vor allem deshalb problemlos,<br />

weil es keine Punktwertungen für ein Juniorenfinale<br />

gibt. Aus Deutschland war<br />

Ulla Faig Controllerin bei den Herren und<br />

Herren | JGP Courchevel 2<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Wesley Chiu – Kanada 1 2 199.89<br />

2 Arlet Levandi – Estland 3 1 196.93<br />

3 Edward Appleby – Großbritannien 2 3 182.41<br />

4 Maxim Zharkov – Ver. Staaten 4 5 178.05<br />

5 Kai Kovar – Ver. Staaten 6 4 175.87<br />

6 Casper Johansson – Schweden 7 6 169.43<br />

7 Jakub Lofek – Polen 5 8 156.92<br />

8 Corentin Spinar – Frankreich 12 7 147.16<br />

9 Daniels Kockers – Lettland 9 9 144.92<br />

10 Vadym <strong>No</strong>vikov – Ukraine 13 10 141.26<br />

11 Ali Efe Gunes – Türkei 14 11 138.53<br />

12 Iakov Pogrebinskii – Israel 11 12 133.45<br />

13 Marko Piliar – Slowakei 10 13 133.04<br />

14 Axel Ahmed – Frankreich 8 14 125.55<br />

Eistanz | JGP Courchevel 2<br />

RT Kür Pkt<br />

1 Oona Brown / Gage Brown<br />

Ver. Staaten 2 1 154.25<br />

2 Isabella Flores / Dimitry Tsarevski<br />

Ver. Staaten 1 2 153.<strong>07</strong><br />

3 Solene Mazingue / Marko Jevgeni Gaidajenko<br />

Estland 5 3 138.23<br />

4 Eva Bernard / Tom Jochum<br />

Frankreich 3 4 137.06<br />

5 Ekaterina Andreeva / Ivan Desyatov<br />

Weißrussland 4 5 133.45<br />

6 <strong>No</strong>emi Maria Tali / Stefano Frasca<br />

Italien 6 6 129.54<br />

7 Olivia Oliver / Joshua Andari<br />

Polen 9 7 124.71<br />

8 Chaima Ben Khelifa / Everest Zhu<br />

Kanada 8 8 121.14<br />

9 Kayleigh Maksymec / Maximilien Rahier<br />

Schweiz 10 9 116.53<br />

10 Lou Koch / Ivan Melnyk<br />

Frankreich 7 12 113.21<br />

11 Lika Bondar / Artem Koval<br />

Ukraine 11 10 108.17<br />

12 Lucie Lauria / Antonin Emo<br />

Frankreich 12 14 99.45<br />

13 Natalia Pallu-Neves / Jayin Panesar<br />

Großbritannien 14 11 99.18<br />

14 Barbora Zelena / Jachym <strong>No</strong>vak<br />

Tschechien 13 13 98.33<br />

15 Reka Leveles / Balazs Leveles<br />

Ungarn 15 15 87.90<br />

Nicht angetreten:<br />

- Miku Makita / Tyler Gunara<br />

Kanada - - -<br />

Monika Wagner-Kutinova Technische<br />

Spezialistin bei den Damen. Deutsche<br />

Läufer/innen waren nicht am Start. Mehrfach<br />

zu hören waren der Danse Macabre<br />

von Saint-Saens, Savchenko/Massots<br />

Olympiakürmusik „La Terre vue du ciel“<br />

(Die Erde, vom Himmel aus gesehen) und<br />

Musiken von Ezio Bosso.<br />

Die beste Leistung aller drei Kategorien von<br />

Courchevel 2 zeigte bei ihrem internationalen<br />

Debüt die 14 Jahre alte Amerikanerin Isabeau<br />

Levito aus Mount Laurel in New Jersey. Dort<br />

wird sie von einem ganzen Team trainiert, zu<br />

dem auch Eistanz-Olympiasieger Evgeni Platov<br />

und sein einstiger Schüler, der früher für<br />

Georgien gestartete Eistänzer Otar Japaridze<br />

gehören. Die amerikanische Juniorenmeisterin<br />

dieses Jahres<br />

glänzte in einem sehr eleganten,<br />

allerdings konservativen<br />

KP zum „Sterbenden Schwan“<br />

von Camille Saint-Saens. Alle sieben<br />

Elemente wurden überwiegend mit<br />

+3 bis +5 bewertet, wobei die Him-<br />

Isabeau Levito<br />

Fotos: Olivier Brajon


31<br />

melspirouette sogar viermal +5 erhielt. Auch in<br />

der Kür interpretierte sie klassische Musik, diesmal<br />

den russischen Tanz aus Schwanensee,<br />

ebenfalls sehr überzeugend, mit sieben Dreifachen,<br />

aber nicht ganz so herausragend. 202 Gesamtpunkte<br />

für Juniorenprogramme auf 1.850<br />

Meter Höhe sind dennoch Weltklasse.<br />

Alle drei Südkoreanerinnen landeten unter den<br />

besten fünf. Die beste war Chaeyeon Kim in einem<br />

ebenfalls fehlerlosen KP mit eindrucksvoller<br />

3L-3T-Kombination und demselben Sprungrepertoire<br />

wie die Siegerin, denn niemand versuchte<br />

einen 3A oder einen Vierfachen. Kaiya<br />

Ruiter aus Calgary gewann ihre zweite Medaille<br />

innerhalb einer Woche mit zwei fast fehlerlosen<br />

Programmen. Hinter den beiden weiteren<br />

sprungstarken Südkoreanerinnen Seoyeon Ji und<br />

Ahsun Yun platzierte sich die beste Europäerin,<br />

die hochtalentierte Nina Pinzarrone (14) aus<br />

dem belgischen Antwerpen mit exzellentem<br />

Laufstil und sehr intensiver Choreografie, wie<br />

man sie von Benoit Richaud kennt. Allerdings<br />

waren einige Sprünge unsauber oder<br />

unterdreht, sonst hätte sie um Medaillen<br />

mitkämpfen können.<br />

besser, aber ihre Elemente erhielten nicht mehr<br />

als +2 und einige +3. Ihre Landsleute Isabella<br />

Flores und Dimitry Tsarevski aus Colorado<br />

Springs waren im Rhythmustanz technisch etwas<br />

präziser, aber in der Kür etwas weniger<br />

mitreißend.<br />

Eine Überraschung war die Bronzemedaille der<br />

für Estland startenden und oft in der Zhulin-<br />

Schule in Moskau trainierenden Solène Mazingue<br />

(eine Französin) und des Esten Marko Jevgeni<br />

Gaidajenko bei ihrem internationalen<br />

Debüt. Sieben ihrer acht Blues-Schlüsselstellen<br />

wurden im Rhythmustanz<br />

anerkannt, aber zwei andere Elemente<br />

waren unsauber. In der<br />

spektakulären Kür zu „To Build a Home“ konnten<br />

sie den besten Franzosen Eva Bernard und<br />

Tom Jochum aus der Schule von Karine Arribert<br />

noch die Bronzemedaille wegschnappen. Relativ<br />

gelungen war das Wettbewerbsdebüt der<br />

Schweizer Kayleigh Maksymec und Maximilien<br />

Rahier, die bei Olivier Schoenfelder in Lyon trainieren.<br />

Wegen Krankheit (nicht Corona) konnten<br />

die Kanadier Miku Matika und Tyler Gunara<br />

nicht laufen, die in der Vorwoche noch Silber<br />

gewonnen hatten.<br />

In der mittelmäßigen Männerkonkurrenz war<br />

kein wirklich erstklassiger Läufer am Start, nur<br />

zwei versuchten und niemand stand einen Vierfachen.<br />

Der Sieg des Kanadiers Wesley Chiu (16)<br />

aus Vancouver geht in Ordnung, weil ihm im KP<br />

ein guter 3A glückte, die anderen Elemente nur<br />

kleinere Fehler enthielten und er 13 Punkte Vorsprung<br />

hatte. Aber stilistisch ist bei ihm noch<br />

viel Luft nach oben. Sein 4T in der Kür endete<br />

auf dem Hosenboden, auch einige Dreifache<br />

waren unsauber, aber immerhin war der<br />

zweite 3A wieder einwandfrei.<br />

Courchevel 2<br />

Junioren Grand Prix<br />

Zwei US-Tanzpaare<br />

vorne<br />

Ganz knapp war das Ergebnis an der Eistanzspitze.<br />

Die US-Geschwister Oona (17) und Gage<br />

Brown (18) aus Huntington, 60 Kilometer östlich<br />

von New York City, gelten schon lange als<br />

sehr vielversprechend, aber der große Durchbruch<br />

lässt nach Rang 10 bei den Junioren-WM<br />

2020 noch auf sich<br />

warten. Immerhin gewannen<br />

sie in Courchevel<br />

ihre erste internationale<br />

Medaille<br />

und gleich aus Gold.<br />

Im Rhythmustanz gefielen<br />

sie mit flüssigem<br />

Laufstil und guter Ausstrahlung, allerdings<br />

wurde nur eine von acht Schlüsselstellen<br />

in beiden Blues-Teilen anerkannt. In der<br />

Kür zu einem Muse-Medley waren ihre Levels<br />

Oona und Gage Brown<br />

Nina Pinzarrone<br />

Solene Mazingue und<br />

Marko Jevgeni Gaidajenko


32<br />

Junioren Grand Prix Courchevel 2<br />

Arlet Levandi<br />

Arlet Levandi (15) aus Tallinn, Sohn der Trainerin<br />

Anna Levandi, geborene Kondrashova,<br />

konnte bei seinem JGP-Debüt einigermaßen<br />

überzeugen, auch wenn er noch keinen 3A<br />

versuchte. Silber gewann er vor allem wegen<br />

seiner relativ anspruchsvollen Choreografien.<br />

Im KP zu einer modernen und mutigen Carmen-Version<br />

riss er den 3F auf, alles andere<br />

glückte sicher. Die beste Kür des Tages, zuerst<br />

zu selten gehörten Musikteilen von Savchenko/Massots<br />

Olympiamusik und dann zu den<br />

von ihnen bekannten Klängen, enthielt sechs<br />

gute und einen fast gestürzten Dreifachen.<br />

Der 16 Jahre alte Brite Edward Appleby, 26.<br />

bei der Junioren-WM 2020, kam als sicherer<br />

Springer mit guten 3A in beiden Programmen<br />

trotz sehr wenig Gespür für Choreografie zu<br />

einer nicht erwarteten Bronzemedaille. Die<br />

Amerikaner Maxim Zharkov und Kai Kovar<br />

verpatzten dagegen mehrere Sprünge. •••<br />

DEU-Sichtungslaufen<br />

Sehr professionell lief das Sichtungslaufen<br />

– oder Monitoring - für die<br />

Kaderläufer der DEU im Mannheimer<br />

Eisstadion ab. Vertreten war das<br />

verjüngte DEU-Team mit Sportdirektorin<br />

Claudia Pfeifer,<br />

den beiden Leistungssportreferenten<br />

Linda Gering und<br />

Philipp Stärz, dem Berliner<br />

Stützpunktleiter Jens ter<br />

Laak sowie den Bundestrainern<br />

Alexander König, Robert<br />

Dierking und Ilona Schindler,<br />

außerdem mehreren Preisrichtern<br />

und Technischen Spezialisten,<br />

die später Läufer und Trainer<br />

ausführlich intern berieten. Die<br />

Eistänzer haben ihr eigenes<br />

Sichtungslaufen.<br />

Minerva Hase und <strong>No</strong>lan Seegert<br />

Fotos: Hella Höppner<br />

Paare überzeugten<br />

beim Sichtungslaufen<br />

Wesley Chiu, Fotos: Brajon<br />

Eingefunden hatte sich zumindest am<br />

Samstag auch der gesamte medizinische<br />

Stab mit Stefan Pfrengle, Sven Authorsen<br />

und der jungen Mannheimer Ärztin Larissa Vetter.<br />

Sie beobachteten aufmerksam das Geschehen<br />

und konnten von den Aktiven angesprochen<br />

werden und hilfreich eingreifen. Zudem war die<br />

Psychologin Caroline Chon, geborene Hermann<br />

(WM-17. im Eistanzen im Jahr 2009 mit Bruder<br />

Daniel) vor Ort. Auf Wunsch gab es Physiothe-<br />

rapie und vor und nach den Auftritten der Läufer<br />

Laktatteste, außerdem trugen alle Läufer einen<br />

Brustgurt für die medizinischen Tests. Auch<br />

die frühere Europameisterin Claudia Leistner<br />

schaute an ihrer einstigen Trainingsstätte vorbei<br />

und dürfte sich über das Niveau besonders im<br />

Einzellauf gewundert haben. Allerdings hatte<br />

schon am Vorabend ein Sprungtest stattgefunden<br />

und beim Laufen achteten die Beobachter<br />

besonders auf die Programme und nicht nur auf


33<br />

die Sprünge. Außerdem hörte man Kritik, dass<br />

zwischen Training und Programmpräsentation<br />

nur zwei Stunden Zeit war – zu kurz, um ins<br />

Hotel zurückzukehren und sich auszuruhen.<br />

Hoffnungsvoller sieht es im Paarlaufen aus, obwohl<br />

auch da noch Steigerungsmöglichkeiten<br />

drin sind. Besonders gespannt war man auf den<br />

Auftritt von Alisa Efimova, der jungen Russin mit<br />

finnischen Wurzeln und ihrem Partner Ruben<br />

Blommaert. Beide liefen eine ausdrucksstarke<br />

Kür mit hohem dreifachem Twist, gelungenen<br />

Wurfelementen wie 3R und 3S, zeigten Sicherheit<br />

bei den attraktiven Hebungen und scheinen<br />

sich auch privat gut zu verstehen. „Nur schade,<br />

dass Efimova vom russischen Verband keine Freigabe<br />

erhält und bei den Europa- wie Weltmeisterschaften<br />

wohl noch nicht für Deutschland<br />

starten darf“, ärgerte sich zu Recht Bundestrainer<br />

König. „Da werden jungen Leuten einfach<br />

Prügel in den Weg gelegt und das finde ich<br />

schlicht unsportlich“. Das andere Paar Minerva<br />

Hase/<strong>No</strong>lan Seegert wird von Romy Oesterreich<br />

trainiert. Hase machte noch eine leichte Verletzung<br />

im (rechten) Landebein zu schaffen und so<br />

konnte sie mit ihrem Partner nicht alle Höchstschwierigkeiten<br />

zeigen. Im KP zur neuen Musik<br />

von „You are the Reason“ aber kamen 3T und<br />

der Wurfsalchow sicher. In der Kür zur letztjährigen<br />

Musik sprangen sie den 3S sehr schön, zeigten<br />

anspruchsvolle <strong>Pirouette</strong>n, warfen jedoch<br />

den Rittberger nur doppelt und mussten eine<br />

Hebung vorzeitig abbrechen. Ansonsten ist das<br />

vom Choreographen Mark Pillay einstudierte<br />

Programm durchaus ansprechend. Hoffentlich<br />

sind bis zur Nebelhorn Trophy auch die wegen<br />

einer Schleimbeutelentzündung im Knie zwei<br />

Wochen pausierende WM-13. Annika Hocke mit<br />

ihrem Partner Robert Kunkel wieder fit.<br />

Lichtblick Nikita Starostin<br />

Durchwachsen war das Niveau bei den sechs<br />

Herren, bei denen vor allem der für NRW startende<br />

und jetzt in Belgien lebende Nikita Starostin<br />

für einen echten Lichtblick sorgte. Der<br />

Nikita Starostin<br />

Läufer mit russischer Abstammung trainiert<br />

bei Adam Solya, der zuletzt zusammen mit<br />

Jorik Hendrickx die Belgierin Loena Hendrickx<br />

sensationell zu einem fünften Platz bei der<br />

WM führte. Er hat das richtige Gespür für die<br />

Musik und die Choreographie und das vermittelte<br />

auch Starostin. Vor allem seine Kür, unter<br />

anderem mit 3R, 3S und 3F, hatte Schwung und<br />

Rasse und dazu kam, dass er die Sprünge mit<br />

Armen über dem Kopf absolvierte. Wenn er jetzt<br />

noch den 3A sicher präsentiert und Vierfache<br />

lernt, steht ihm die Zukunft offen.<br />

Eher enttäuscht war man dagegen vom bisher<br />

einzigen deutschen Spitzenläufer Paul Fentz,<br />

der die Sichtung als wichtigen Test für die Nebelhorn-Trophy<br />

in Oberstdorf betrachtete. Dort<br />

möchte er sich für die Olympischen Spiele in<br />

Peking qualifizieren. Aber wegen einer Leistenzerrung<br />

klappte weder im KP noch in der neuen<br />

Kür zur Musik „Hurricane“ von der Gruppe<br />

Scorpions recht viel. Der 3A wollte nicht gelingen,<br />

die Kombi 4T-2T misslang und er erwischte<br />

den Absprung zum 3L nicht. Da ist<br />

wirklich noch viel Luft nach oben und der<br />

28-jährige Berliner schüttelte nach der<br />

Kür nur selbst den Kopf.<br />

Schade, dass neben dem eher unauffälligen<br />

Thomas Stoll auch der nach<br />

Oberstdorf ins Elite-Team von Michael<br />

Huth gewechselte Kai Jagoda<br />

noch nicht die Erwartungen<br />

erfüllen konnte. Er wurde<br />

vom neuen Bundestrainer<br />

Robert Dierking betreut,<br />

doch ihm brachen<br />

im KP gleich<br />

die beiden<br />

ersten Elemente<br />

3A<br />

und 3F weg. Wohl begann er seine neue Kür<br />

zum Song „Slow Dancing in the Dark“ vielversprechend<br />

mit einem butterweichen 3L, doch<br />

danach baute er ab, landete den 3F auf zwei<br />

Füßen und ließ den 3R aus. Da kommt auf Michael<br />

Huth viel Arbeit zu. <strong>No</strong>ch bei Juniorenwettbewerben<br />

starten dürfen Denis Gurdzhi und<br />

Louis Weissert, die in Mannheim ebenfalls teilnahmen.<br />

Der amtierende deutsche Meister<br />

Gurdzhi trainiert neuerdings im italienischen<br />

Egna, ist durchaus ein eleganter Läufer und<br />

DEU-Sichtung der Meisterklasse<br />

Kai Jagoda<br />

Thomas Stoll<br />

Louis Weissert


34<br />

DEU-Sichtung der Meisterklasse<br />

Aya Hatakawa<br />

wunderschönen Programme konzentrierte,<br />

um wertvolles Feedback für ihre neuen Choreografien<br />

zu erhalten. Im KP ließ sie die anfängliche<br />

Kombi aus, sprang den 3L nur<br />

einfach und meisterte lediglich den 2A. In<br />

der Kür hatte sie wohl das auffälligste<br />

Kostüm mit glitzernden Pailletten, deutete<br />

jedoch alle Sprünge nur an,<br />

glänzte aber erneut choreografisch.<br />

Das Programm wirkte<br />

trotzdem ein bisschen wie<br />

Schattenboxen, bei dem ein<br />

erstklassiger Schlag nur<br />

angedeutet, aber nicht<br />

vollzogen wird. Aber<br />

sie strahlte, weil<br />

sie am Morgen<br />

eine erfreuliche<br />

Diagnose von<br />

Dr. Pfrengle erhalten<br />

hatte und bald wieder in Form kommen kann.<br />

Lea Dastich<br />

überzeugte in der Kür besonders mit der Kombi<br />

3R-Eu-3S, verfügt beim 2A über eine gute<br />

Sprunghöhe und ist sicher noch entwicklungsfähig.<br />

Tapfer schlug sich in Mannheim der von<br />

Martina Dieck trainierte Louis Weissert, der in<br />

der Kür in einem eleganten Outfit mit weißem<br />

Hemd lief, schöne <strong>Pirouette</strong>n zeigte, auch seine<br />

Sprungelemente wie 3L und 3R brachte und die<br />

gewiss nicht einfache Kombi 3T-Eu-3S meisterte.<br />

Da strahlte auch die Dortmunder Trainerin.<br />

Kristina Isaev war verletzt<br />

Nicht sehr vielversprechend verlief das Monitoring<br />

für die angetretenen Frauen. Nicole Schott<br />

hatte kurzfristig wegen Krankheit abgesagt. Die<br />

nach Oberstdorf gewechselte Kristina Isaev war<br />

länger am Fuß verletzt und konnte erst zwei<br />

Wochen zuvor wieder auf das Eis. Daher war<br />

mit der DEU abgestimmt, dass man sich auf die<br />

Ein kleines Drama spielte sich um die amtierende<br />

Deutsche Meisterin Aya Hatakawa ab,<br />

die jetzt im olympischen Eliteteam von Michael<br />

Huth in Oberstdorf trainiert. Beim KP<br />

zur Musik „Organ Donor“ sprang sie den anfänglichen<br />

2A wie aus dem Lehrbuch, doch<br />

dann gelang die vorgesehene Kombi 3T-2T<br />

nur doppelt und beim 3F stürzte sie. Was<br />

nützte da die wunderschöne Himmelspirouette<br />

und der feine Laufstil!. Als die Läuferin mit<br />

japanischen Wurzeln zur Kür starten wollte,<br />

stellte sie einen Defekt an ihrem Schlittschuh<br />

fest. Wohl versuchte sie es mit einem Tape,<br />

aber das Preisgericht und die DEU gestatteten<br />

ihr aus Sicherheitsgründen keinen Start. Das<br />

Verletzungsrisiko erschien zu groß und unter<br />

Tränen verließ sie die Eisfläche.<br />

Kristina Isaev<br />

Fotos: Höppner<br />

Dann war der Auftritt für die übrigen Mannheimer<br />

Läuferinnen gekommen. Lea Dastich<br />

konnte jedoch den Heimvorteil genauso wenig<br />

nutzen wie Dora Hus. Dastich verfügt über<br />

keinen einzigen Dreifachen, mühte sich unter<br />

der Anfeuerung von Tracey Salomon wohl tapfer<br />

bei Schritten und <strong>Pirouette</strong>n, doch das ist<br />

einfach zu wenig. Etwas besser machte es die<br />

von Adrian Schager betreute Hus. Sie begann<br />

mit der Kombi 3T-2T, zeigte eine perfekte<br />

Biellmann-<strong>Pirouette</strong>, stürzte aber beim 3F und<br />

riss den 2A auf. In der Kür häuften sich dann<br />

von Anfang an die Fehler. Kein Dreifacher<br />

wollte gelingen und sie blieb hinter den Erwartungen<br />

zurück. Licht und Schatten wechselten<br />

auch bei Nathalie Weinzierl. Ihr bestes<br />

Element im KP zur Musik „Until We Go Down<br />

(The Shannara Chronicles)“ von Ruelle war die<br />

Kombi 3L-2T, doch der 2A geriet nur einfach<br />

und auch den 3R drehte sie nicht ganz. Die<br />

Kür begann sie mit einem tempostarken 2A,<br />

doch die Kombi 3T-2T fing sie mit der Hand ab<br />

und den 3T meisterte sie weder als Einzelsprung<br />

noch in der Kombi. Zu wünschen ist ihr,<br />

dass sie als erfahrenste deutsche Läuferin bei ihrem<br />

geplanten Saisonauftakt bei der Nebelhorn<br />

Trophy wieder eine gute Form erreicht.<br />

Nun müssen die richtigen Schlüsse gezogen<br />

werden. Wo kann sprungtechnisch noch zugelegt<br />

werden, wie können die Programme insgesamt<br />

attraktiver gestaltet werden, wie kommt<br />

die Ästhetik des Eiskunstlaufens am besten zur<br />

Geltung? Viel Zeit bis zur Nebelhorn Trophy<br />

blieb nicht, und die Kaderläufer werden sich das<br />

nächste Mal bei den Deutschen Meisterschaften<br />

vom 9. - 11. Dezember in Neuss treffen.<br />

<br />

Guido Dobbratz


Cranberry Cup<br />

als US-Test<br />

für Nebelhorn<br />

Trophy<br />

Bisher war der Cranberry Cup ein kleiner<br />

amerikanischer Sommerwettbewerb.<br />

Aber in diesem Jahr fand der internationaler<br />

Teilwettbewerb in größerer<br />

Form in der erst 2020 fertiggestellten<br />

schicken Halle mit drei Eisflächen in der<br />

Kleinstadt <strong>No</strong>rwood statt, etwa 20 Kilometer<br />

südwestlich von Boston. Dorthin<br />

hat der geschichtsträchtige Bostoner Eislaufclub<br />

seinen Sitz verlagert.<br />

Die beste Leistung des gesamten Wettbewerbs<br />

zeigte Vincent Zhou aus Colorado Springs, der<br />

2019 WM-Dritter geworden war, aber bei der<br />

WM <strong>2021</strong> in Stockholm das Finale verpasste.<br />

Diesmal lief er mit 288 Punkten wieder so stark,<br />

dass die USA ihn für die Nebelhorn Trophy nominierten.<br />

Das KP (Musik: „Starry Starry Night“<br />

von Josh Groban) war mit 102 Punkten vielleicht<br />

das beste seiner bisherigen Laufbahn, enthielt<br />

eine gute 4L-3T-Kombination, einen ebenfalls<br />

sehr guten 4S, 3A ohne Anlauf und Komponenten<br />

von durchschnittlich 8,5. Die Kür zur schon früher<br />

einmal verwendeten Musik: „Crouching Tiger,<br />

Hidden Dragon“ gelang ebenfalls recht überzeugend,<br />

denn immerhin präsentierte er 4F, 4S, 4T<br />

und den ersten 3A einwandfrei. Drei weitere<br />

Sprünge waren nicht ganz sauber.<br />

Zweiter bei den Männern wurde Jimmy Ma mit<br />

230 Punkten und sauberen KP-Sprüngen 4T-2T,<br />

3L und 3A. In der Kür ließ er nach gutem Beginn<br />

mit 4T-3T und 4T etwas nach, kam aber<br />

ohne Sturz durch das Programm. Der dritte<br />

Amerikaner Maxim Naumov, Sohn von Shishkova/Naumov,<br />

den russischen Paarlauf-Weltmeistern<br />

von 1994, kam mit 223 Zählern auf den<br />

dritten Platz. Im KP stürzte er beim 4S, aber die<br />

Dreifachen glückten. In der Kür konnte er noch<br />

drei Plätze gutmachen. Vierter mit 210,84<br />

Punkten wurde der ehemalige Ukrainer Jaroslav<br />

Paniot vor dem Israeli Daniel Samohin (210).<br />

Damit konnte dieser knapp seinen Landsmann<br />

Alexei Bychenko schlagen (2<strong>07</strong>).<br />

Einen überlegenen Paarlaufsieg mit 227 Punkten<br />

konnten Evgenia Tarasova und Vladimir Morozov<br />

feiern, die mit ihrer neuen Moskauer Trainerin<br />

Eteri Tutberidze gekommen waren. Zwar<br />

ging Tarasovas 3T im KP daneben, aber alles andere<br />

war zu Debussys „Clair de Lune“ erstklassig<br />

und ihr Laufstil wirkte eleganter als bisher. Die<br />

Kür zu Patrick Watsons „Lighthouse“ (bekannt<br />

Jennifer Janse von Rensburg<br />

und Benjamin Steffan<br />

Foto: Ritoss<br />

seit Savchenko/Massots Kür 2017) war absolut<br />

erstklassig. Kein Element ging daneben und für<br />

die Würfe erhielten sie einige +5, auch von der<br />

deutschen Preisrichterin Ulla Faig. Zweite mit<br />

205 Zählern wurden Alexa Knierim und Brandon<br />

Frazier nach einem fast fehlerfreien KP und einer<br />

Kür mit vielen guten Elementen. Auf Rang<br />

drei mit 195 Punkten landeten Jessica Calalang<br />

und Brian Johnson. Beide US-Paare hatten Probleme<br />

bei den Kür-Einzelsprüngen. Vierte wurden<br />

Emily Chan und Spencer Howe (182). Ihr<br />

Debüt für die Schweiz gaben Jessica Pfund und<br />

Joshua Santillan mit 152 Punkten, relativ niedrigen<br />

Levels und Doppelsprüngen auf Platz 8.<br />

Ashley Cain-Gribble aus Texas schrieb auf Facebook,<br />

sie sei vorher positiv auf Corona getestet<br />

worden und musste daher ihre Teilnahme mit<br />

Timothy LeDuc absagen.<br />

Die zweifache US-Meisterin Alysa Liu, jetzt alt<br />

genug für internationale Meisterklasse-Wettbewerbe,<br />

dominierte die Frauenkonkurrenz überlegen<br />

mit 205 Punkten und kommt zur Nebelhorn<br />

Trophy. Ihr fehlerfreies KP enthielt 2A, 3F-3T<br />

und 3L, aber keinen 3A mehr. In der Kür stürzte<br />

sie bei dem abgewerteten 3A-Versuch und probierte<br />

auch keinen Vierfachsprung mehr. Aber<br />

sechs andere Dreifachsprünge gelangen. Stilistisch<br />

wirkte sie unter der Anleitung von Choreograf<br />

Massimo Scali eleganter. Den zweiten Platz<br />

belegte die Südkoreanerin Young You mit 182<br />

Zählern. Im KP war der 3A noch gestürzt, auch<br />

der erste Versuch in der Kür, aber im zweiten<br />

Anlauf konnte sie ihn unterdreht stehen. Auf<br />

dem dritten Platz mit 179 Punkten landete Mariah<br />

Bell nach einem guten KP, bei dem nur der<br />

3F leicht unterdreht war. Aber in der Kür waren<br />

vier Sprünge misslungen. Vierte mit 174 Zählern<br />

wurde ihre Landsfrau Audrey Shin vor<br />

der Kanadierin Madeline Schizas (173)<br />

und der US-Amerikanerin Paige Rydberg<br />

(170). Die frühere Spitzenläuferin Gracie<br />

Gold kam auf Rang 13 mit nur 138 Punkten.<br />

Saisondebüt von<br />

Janse van Rensburg/Steffan<br />

<strong>No</strong>rmalerweise findet Ende Juli in Lake Placid<br />

ein Eistanzwettbewerb statt. Aber weil die dortigen<br />

Hallen renoviert wurden, wich man in das<br />

mehrere hundert Kilometer entfernte <strong>No</strong>rwood<br />

aus, nannte den Tanzwettbewerb aber trotzdem<br />

Lake Placid Ice Dance. Die Levels waren allgemein<br />

noch ziemlich niedrig, wie zu Saisonbeginn<br />

üblich. In der Schrittfolge des Rhythmustanzes<br />

gab es zum Beispiel bei 17 Paaren keinen Level<br />

4, nur einen Level 3 (Harris/Chan), fünfmal Level<br />

2 (darunter Janse van Rensburg/Steffan) und<br />

elfmal Level 1. Sieger wurden Caroline Green<br />

und Michael Parsons mit 174 Punkten. Im<br />

Rhythmustanz ging Green am Ende der Twizzle-<br />

Sequenz zu Boden, weil sie ihren Partner nicht<br />

an der Hand fassen konnte und danebengriff.<br />

Die Kür zu einem Violinkonzert von The Buxusconsort<br />

Strings gelang jedoch fehlerfrei. Auf<br />

Rang zwei mit 170 Punkten platzierten sich die<br />

für Armenien startenden Tina Garabedian und<br />

Simon Proulx-Senecal. Den Rhythmustanz hatten<br />

sie gewonnen, aber in der Kür erhielten sie<br />

weniger Pluspunkte für die Elemente.<br />

Auf den dritten Platz kamen Molly Cesarek und<br />

Yehor Yehorov mit 166 Punkten vor den Australiern<br />

Holly Harris und Jason Chan und den<br />

Amerikanern Ava Pate und Logan Bye mit exakt<br />

denselben Gesamtpunktzahlen (159,87), aber<br />

der besseren Kür. Auf dem achten Rang mit 154<br />

Punkten von 16 Paaren landeten die Oberstdorfer<br />

Jennifer Janse von Rensburg und Benjamin<br />

Steffan bei ihrem Saisondebüt. Insgesamt erhielten<br />

sie in den USA viel Lob: Janse van Rensburg<br />

für ihre starke Ausdruckskraft und Steffan<br />

für seine Kraft, die spektakuläre Hebungen ermöglichte.<br />

Aber im Rhythmustanz zur Musik „Is<br />

This Love“ von Bob Marley & the Wailers und<br />

zum Blues „Ain’t <strong>No</strong> Sunshine“ von Matt Andersen<br />

stolperte Janse leicht beim Pflichtteil (Mitternachtsblues),<br />

was Punkte kostete. Die anderen<br />

Elemente klappten sicher. In der Kür zu einem<br />

James Bond-Medley waren Twizzle-Sequenz<br />

und Hebungen erstklassig.<br />

»<br />

Ihr Kommentar:<br />

„Angesichts der Tatsache, dass es sehr<br />

«<br />

früh in<br />

der Saison ist, sind wir mit unserer Leistung<br />

voll und ganz zufrieden. Unser Ziel war es vor<br />

allem, unsere Programme zu zeigen, um ein<br />

realistisches Feedback zu bekommen, um gut<br />

in die Saison starten zu können. Die Programme<br />

sind gut angekommen, das Grundgerüst<br />

steht, jetzt gilt es an den Details weiter<br />

zu arbeiten. Es war eine tolle und motivierende<br />

Erfahrung, wieder vor Publikum laufen<br />

zu dürfen, und wir freuen uns wahnsinnig<br />

auf die kommenden Wettbewerbe.“ krk<br />

35<br />

Cranberry Cup


36<br />

Weitere Wettbewerbe<br />

Sächsische Meisterschaften<br />

Im Winter mussten die Sächsischen Meisterschaften wegen hoher Corona-Infektionszahlen<br />

abgesagt werden. Aber der Landesverband wollte allen Läufern im Frühjahr<br />

und frühen Sommer wieder den Anreiz geben, regelmäßig und auf ein Ziel hin zu<br />

trainieren. Daher veranstaltete man die Landesmeisterschaften <strong>2021</strong> am ersten Juliwochenende<br />

in der großen überdachten, aber nicht heizbaren Chemnitzer Eishalle.<br />

Im Winter ist sie heutzutage zu kalt für Wettbewerbe,<br />

aber im Juli herrschten dort angenehme<br />

Temperaturen. Allerdings beschlugen die<br />

aus Kostengründen nicht entfernten Eishockey-<br />

Plexiglasscheiben rund um die Eisfläche bei<br />

regnerischem Wetter mit Feuchtigkeit, so dass<br />

die Preisrichter ein Stück weiter gehen und<br />

zeitweise im Stehen werten mussten. Aber<br />

Kompliment an den sächsischen Verband, der<br />

die Meisterschaften noch im Sommer nachholte.<br />

So motiviert man vor allem die Kinder zwischen<br />

7 und 11 Jahren, die noch in keinem Kader<br />

sind und sonst womöglich aufgehört hätten.<br />

Weil der Hauptcomputer während des<br />

Wettbewerbs seinen Geist aufgab, konnte der<br />

Verband die Ergebnisse nicht online stellen. Da<br />

Karen Chen gewann<br />

Peggy Fleming Trophy<br />

Zum vierten Mal fand in diesem Juli die Peggy<br />

Fleming Trophy statt, benannt nach der vor allem<br />

künstlerisch glänzenden Olympiasiegerin<br />

von 1968, dreimaligen Weltmeisterin und später<br />

jahrzehntelang aktiven Fernsehkommentatorin.<br />

Bei diesem Wettbewerb wird eine Kür<br />

von dreieinhalb Minuten mit wenigen Sprüngen<br />

gelaufen, und es wird viel mehr Wert auf den<br />

künstlerischen Ausdruck und die echte Interpretation<br />

der Musik gelegt. Auch in der ISU<br />

gibt es Überlegungen, solch ein Programm in<br />

manche oder alle Events zu integrieren. Aber<br />

alle Elemente nach künstlerischen Gesichtspunkten<br />

zu bewerten ist schwerer und subjektiver<br />

als eine übliche Kür. Frauen und Männer<br />

liefen im selben Wettbewerb, aber die gesamte<br />

Veranstaltung lief zum zweiten Mal wegen Corona<br />

nur virtuell ab und die Läufer konnten ihre<br />

Programme so oft laufen und aufzeichnen lassen,<br />

wie sie bis zum Versandtermin an den Verband<br />

wollten. Auch die Jury sah also in allen<br />

Fällen nur die beste Version von 16 Programmen<br />

am Bildschirm.<br />

Lilia Schubert und<br />

Kieren Wagner<br />

Senta Böhlke<br />

Fotos: Höppner<br />

der Wettbewerb nach dem 1. Juli stattfand,<br />

wurden er schon nach den Regeln der jetzigen<br />

Saison abgehalten.<br />

In der Meisterklasse ging niemand an den<br />

Start. Lilia Schubert und Kieren Wagner gewannen<br />

die Juniorenkonkurrenz in der Kür der<br />

Eistänzer mit 85 Punkten. Janne und Eric<br />

Kummer belegten Platz 2 mit 65 Zählern. Finja<br />

Maeder und Piero Joel Lopez Moreno wurden<br />

Sieger im Fortgeschrittenen Eistanz-Nachwuchs<br />

im Alleingang. Beim Basisnachwuchs<br />

hatten Laura Alexia Leisten und Marius Göbel<br />

die Nase vorne vor Daria Gorjatschew und Luis<br />

<strong>No</strong>thard. Juniorensiegerin ohne Konkurrentinnen<br />

wurde Senta Böhlke mit 98 Punkten.<br />

Im KP gelangen eine 2L-2T-Kombination,<br />

2F und 2A, die Kür begann sie mit<br />

einer Sprungfolge aus 2F, Euler und<br />

(unterdrehtem) 3S und ließ sieben<br />

Doppelsprünge folgen. Die Jugendklasse<br />

der Mädchen gewann<br />

Annika Görler mit 98<br />

Zählern, einem KP mit 2L-2R-<br />

Kombination mit Kantenfehler beim<br />

2L und einer Kür mit sieben gelungenen<br />

Doppelsprüngen und einem Sturz bei der<br />

2F-2R-Kombination. Silber ging an Pauline<br />

Jensch (85 Punkte), Bronze an Angelika<br />

Schmidt (80). Den Wettbewerb der immerhin<br />

13 Nachwuchs Mädchen gewann Kira<br />

Thurner mit 93 Punkten vor Jara Wabner (83)<br />

und Rebecca Breest (77). Einziger Junge im<br />

Nachwuchs war George Garcia Heine (60<br />

Punkte). Nicht weniger motiviert waren sicherlich<br />

die 20 Mädchen und sechs Jungen<br />

zwischen sieben und zehn Jahren, die in je vier<br />

eigenen Kategorien an den Start gingen.<br />

Keine Überraschung war, dass diesmal Karen<br />

Chen die Trophy (mit 119 Punkten) gewann, die<br />

bei der WM <strong>2021</strong> in Stockholm Platz 4 belegt<br />

hatte. Denn ihre Stärke ist ein besonders eleganter<br />

Laufstil. Sie lief zu „On Golden Pond“ von<br />

Dave Grusin in einem abgewandelten KP von<br />

2017 und 2018. „Dieses Programm hat einen<br />

besonderen Platz in meinem Herzen“, sagte sie<br />

später der Autorin des US-Verbandes. „Ich bin<br />

zu diesem Musikstück schon 2018 bei den<br />

Olympischen Spielen gelaufen. Ich habe es etwas<br />

länger gemacht und die Elemente angepasst.<br />

Als Perfektionistin ist mir beim Laufen<br />

immer wieder aufgefallen, dass ich dies und das<br />

noch besser machen kann und bin daher immer<br />

wieder gelaufen. Am Ende habe ich gedacht, eigentlich<br />

war die dritte Version von vielen die<br />

Beste, auch wenn sie kleine Fehler enthielt, und<br />

die haben wir dann eingeschickt. Als ich erfuhr,<br />

dass ich gewonnen habe, war ich etwas schockiert,<br />

denn ich bin nicht so gut gelaufen, wie<br />

ich es könnte“, sagte sie am Ende lachend. Sie<br />

will sich natürlich noch einmal für die Olympischen<br />

Spiele qualifizieren.<br />

Auf Platz zwei zu Tschaikowskys Violinkonzert<br />

mit 118 Zählern kam Alysa Liu, deren Stärke eigentlich<br />

mehr die Sprünge wie 3A oder 4L sind<br />

(oder waren). Dass sie sich auf die Kunst konzentrieren<br />

musste, sei eine willkommene Abwechslung<br />

gewesen. „Ich bin noch nie bei einem<br />

solchen Wettbewerb gelaufen und irgendwie<br />

war es erfrischend.“ Sie gibt in dieser Saison<br />

ihr Debüt in der Meisterklasse, wo ohnehin<br />

mehr Wert auf die Kunst gelegt wird als bei<br />

den Junioren. Daher ist ein solcher Wettbewerb<br />

für sie ein erstklassiges Training. Dritte wurde<br />

die Juniorin Isabeau Levito (117 Zähler) zu<br />

„Schwanensee“, so dass das Treppchen erstmals<br />

ganz in weiblicher Hand war. Bester Mann auf<br />

Platz 4 war Tomoki Hiwatashi (115) vor Andrew<br />

Torgashev (111), der in der vergangenen Saison<br />

abgetaucht war. <br />

krk


Skate Detroit<br />

Der Sommerwettbewerb des renommierten<br />

„Detroit Skating Club“ in Bloomfield Hills, einem<br />

nördlichen Vorort von Detroit, war viele<br />

Jahre lang ein auch für einige Spitzenläufer aus<br />

den USA und Kanada interessantes Event im<br />

Einzel- und Paarlaufen. Im Vorjahr fiel der Vereinswettbewerb<br />

wegen Corona aus. Schon<br />

2019 waren zwar mehrere hundert Läufer/innen<br />

am Start, aber nur wenige erstklassige. In<br />

diesem Jahr fand das Event zwar statt, aber<br />

noch mehr als 2018 und 2019 dominierten<br />

kleine Läufer/innen und Solotänzer/innen. Sie<br />

füllen mit den gegenüber Deutschland wesentlich<br />

höheren Startgebühren die Vereinskasse,<br />

sind aber für die Öffentlichkeit nicht sehr interessant.<br />

Kurzprogramm und Kür werden bei Skate<br />

Detroit als zwei getrennte Wettbewerbe gelaufen.<br />

Die Punktwertungen sind meist höher<br />

als bei internationalen Wettbewerben.<br />

Das KP in der Meisterklasse der Frauen gewann<br />

Gabriella Izzo aus Boston mit 71 Punkten, die<br />

als Einzige eine auch international gute Leistung<br />

zeigte. 2A, 3F-3R und 3L erhielten Wertungen<br />

von im Durchschnitt +3, die <strong>Pirouette</strong>n<br />

und die Schrittfolge sogar von +4. Zweite wurde<br />

die Österreicherin Emily Saari mit 52,37 Punkten,<br />

3L-2T, 3F und dem Song „Orange Colored<br />

Sky“ von Mary Lowe vor Sierra Venetta aus San<br />

Franzisko (52,36). Auf Rang 4 mit 51 Punkten<br />

kam die für Zypern startende Emilea Zingas, die<br />

bei der WM in Stockholm auf Platz 36 gelandet<br />

war. Den Kürwettbewerb gewann Venetta mit<br />

136 Zählern und sechs gelungenen Dreifachen<br />

vor Izzo (125) und Saari (1<strong>07</strong>). Zingas wurde<br />

hier nach drei Stürzen und weiteren Fehlern nur<br />

Fünfte mit 86 Punkten. Einziger Läufer in der<br />

Meisterklasse der Männer war Jimmy Ma aus<br />

Boston, der früher in Texas lebte und bei seinen<br />

beiden Skate America-Starts 2018 und 2020 die<br />

Plätze 12 und 10 belegt hatte. Er gewann diesmal<br />

81 Punkte im KP, zeigte 4T, 3A und 3L-2T,<br />

alles mit etwa +1 bewertet. In der fehlerreichen<br />

Kür waren nur zwei Dreifache sauber. Bei den<br />

Junioren- und Nachwuchswettbewerben hatte<br />

niemand internationales Niveau.<br />

Im KP der Meisterklasse Paare dominierten mit<br />

58 Punkten Audrey Lu und Misha Mitrofanov,<br />

die Vierten der US-Meisterschaften <strong>2021</strong>, die<br />

wie Jimmy Ma (und Alexei Krasnozhon vor seinem<br />

Karriereende) mit ihrem Trainer Alexei Letov<br />

von Texas nach <strong>No</strong>rwood bei Boston gewechselt<br />

waren. Beide Läufer stürzten beim 3S,<br />

aber alles andere gelang. Zweite mit 54 Punkten<br />

wurden Alexandra Farkhroutdinov und<br />

Danny Neudecker, die erst kurz zusammenlaufen,<br />

Dritte Emily Chan und Spencer Howe mit<br />

53 Zählern, die Fünften der US-Meisterschaften<br />

<strong>2021</strong>, die ebenfalls aus Texas nach <strong>No</strong>rwood<br />

gingen. Auf Platz 7 mit 42 Punkten landeten<br />

die schwedischen Geschwister Greta und John<br />

Crafoord, die sich bei der Nebelhorn Trophy für<br />

Olympia qualifizieren wollen. Lu und Mitrofanov<br />

gewannen mit 115 Punkten auch die Kür,<br />

bei der erneut sämtliche Elemente außer dem<br />

3S klappten. Chan und Howe wurden das<br />

zweitbeste Paare mit 108 Zählern, aber nur<br />

Doppelsprüngen, Fünfte die Schweden mit 84<br />

Punkten und Achte mit nur 68 Kürpunkten<br />

Farkhroutdinov und Neudecker, bei denen acht<br />

der elf Elemente Minuspunkte erhielten. Bestes<br />

Juniorenpaar waren in beiden Programmen<br />

Anastasia Smirnova und Danil Siinytsia.<br />

Glacier Falls<br />

Summer Event<br />

Nach einem Jahr Pause fand zum Monatswechsel<br />

Juli/August <strong>2021</strong> wieder der schon<br />

lange existierende Glacier Falls Sommerwettbewerb<br />

in Kalifornien statt, diesmal wie bis<br />

einschließlich 2018 wieder in der Doppelhalle<br />

in Anaheim. Bei den Frauen gewann in der<br />

Meisterklasse Tzu-Han Ting aus Salt Lake City<br />

das KP mit 55 Punkten und zweimal unterdrehter<br />

3L-3T-Kombination, 3F sowie 2A. Mit<br />

der besten Kür, die vier saubere und drei nicht<br />

ganz einwandfreie Dreifache enthielt, kam sie<br />

vom dritten noch auf den ersten Gesamtplatz<br />

mit 175 Punkten. Audrey Shin kam trotz zweier<br />

Patzer bei den Dreifachen im KP (54 Zähler<br />

und Rang 5) mit der zweitbesten Kür wegen<br />

der hohen Komponenten trotz drei Fehlern<br />

noch bis auf den Silberrang (167). Sofia Frank<br />

belegte den dritten Platz mit 159 Punkten. Die<br />

Australierin Kailani Craine trainiert im Toyota<br />

Center nahe dem Flughafen von Los Angeles<br />

und will bei der Nebelhorn Trophy einen<br />

Olympiastartplatz für ihr Land (und wohl für<br />

sich) erkämpfen, was ihr 2017 mit einem Sieg<br />

schon einmal überzeugend gelungen ist. Sie<br />

gewann das KP so gut wie fehlerfrei mit 62<br />

Punkten, 3L, 3R-3R und 2A. Aber in der Kür<br />

klappten vier Sprünge nicht, so dass sie auf<br />

Rang 4 mit 157 Zählern zurückfiel.<br />

Bei den Männern siegte der aus der Ukraine<br />

stammende und jetzt für die USA startberechtige<br />

Yaroslav Paniot mit 239 Punkten. Im KP<br />

(86 Zähler) glückten 4F-2T, 3T (der sicherlich<br />

vierfach geplant war) und 3A zur Musik „Boogie<br />

Shoes“ von KC and the Sunshine Band. In<br />

der Kür konnte man 4F, 4T, 3A und fünf weitere<br />

Dreifache notieren, aber einige Sprünge<br />

waren unsauber. Silber ging an Eric Sjoberg<br />

mit 218 Punkten, ohne Vierfachversuche, aber<br />

dafür fast fehlerfrei. Andrew Torgashev ging<br />

nach der der Teilnahme an der Peggy Fleming<br />

Trophy erneut an den Start, diesmal mit zwei<br />

ISU-Programmen ohne Vierfachsprünge, und<br />

kam mit 211 Zählern auf den dritten Platz. Im<br />

Paarlaufen dominierten mit 189 Punkten Jessica<br />

Calalang und Brian Johnson nach längerer<br />

Wettkampfpause, für die sie öffentlich keine<br />

Gründe angaben, sondern nur gesagt hatten,<br />

es habe nichts mit Corona zu tun. Im KP wurde<br />

der 3S abgewertet, aber der dreifache Twist<br />

war so beindruckend wie früher. In der Kür<br />

glückten neun Elemente erstklassig, aber beide<br />

hatten erneut Probleme beim 3S und Calalang<br />

stürzte beim weggeworfenen dreifachen<br />

Wurflutz. Katie McBeath und Nathan Bartholomay<br />

wurden Zweite mit 167 Zählern. Chelsea<br />

Lu und Danny O’Shea gewannen das KP<br />

fast fehlerfrei, liefen aber keine Kür. Beste Juniorin<br />

war Kate Wong mit 169 Punkten, bester<br />

Junior Lucas Broussard mit 193 Zählern.<br />

Quebec<br />

Sommermeisterschaften<br />

Der erste größere Wettbewerb in Kanada nach<br />

langer Zeit waren die von der <strong>Pirouette</strong> schon<br />

häufig besuchten Sommermeisterschaften der<br />

Provinz Quebec in dem Montrealer Vorort Pierre -<br />

fonds. Auf allen vier Eisflächen fanden gleichzeitig<br />

Wettbewerbe statt, damit sich nirgendwo<br />

zu viele Menschen in einer Halle aufhalten. Die<br />

Preisrichter werteten online. Das Niveau war<br />

insgesamt sehr mittelmäßig. Das größte Interesse<br />

fand natürlich das Debüt des neuen kanadischen<br />

Paares Vanessa James und Eric Radford,<br />

die ihr KP zu dem Song „First Time“ des australischen<br />

Popsängers Josef Salvat liefen und dafür<br />

68 Punkte erhielten. Sechs Elemente klappten<br />

gut, aber Radfords Toeloop war unsauber gelandet<br />

und generell war die Choreografie noch<br />

nicht sehr abwechslungsreich. Eine Kür liefen<br />

sie noch nicht. Deanna Stellato und Maxime<br />

Dechamps gewannen mit 187 Punkten nach einem<br />

fehlerfreien KP und einer Kür mit zehn guten<br />

Elementen und einem unsauber gelandeten<br />

dreifachen Wurfsalchow. Natasha Purich hatte<br />

sich wenige Tage vorher die Achillessehne gerissen<br />

und konnte daher nicht mit Bryce Chudak<br />

antreten.<br />

Im Eistanzen dominierten ohne Beteiligung eines<br />

Spitzenpaares das früher für Frankreich und<br />

jetzt für Kanada laufende Duo Marie-Jade Lauriault<br />

und Romain Le Gac mit 184 Punkten und<br />

zwei so gut wie fehlerfreien Programmen. Zweite<br />

mit 179 Punkten wurden die Kanadier Alicia<br />

Fabbri und Paul Ayer (179 Zähler), Dritte die<br />

Australier Holly Harris und Jason Chan mit 167<br />

Punkten. Auf Rang vier mit 166 Zählern kamen<br />

die für Armenien laufenden Tina Garabedian<br />

und Simon Proulx-Sénécal. Letzterer hatte bei<br />

der WM in Stockholm nach eigener Aussage einen<br />

falsch-positives Corona-Testergebnis erhalten<br />

und das Paar durfte nicht starten. Daher<br />

müssen sie jetzt einen Olympiastartplatz bei der<br />

Nebelhorn Trophy erkämpfen.<br />

Schwach besetzt war die Meisterklasse der vier<br />

Männer, die der für die Philippinen startende<br />

Edrian Paul Celestino mit 191 Punkten gewann.<br />

Damit meldete er seinen Anspruch an, bei der<br />

Nebelhorn Trophy als derjenige der drei Filipinos<br />

zu starten, der einen Olympia-Startplatz für<br />

sein Land holen soll. Die anderen beiden philippinischen<br />

Läufer Michael Christian Martinez<br />

(trainiert in Moskau) und Christopher Caluza<br />

(trainiert in Kalifornien) starten anderswo. Im<br />

KP glückten 3L-3T und 2A gut, der 3F war aber<br />

sehr unsauber. In der Kür versuchte er einen<br />

(mit q bewerteten, also fast unterdrehten) 3A.<br />

Drei andere Dreifache erhielten Pluspunkte, drei<br />

weitere Minuspunkte. Einzige Frau mit internationalem<br />

Niveau und 178 Punkten war Gabrielle<br />

Daleman, die bei der World Team Trophy im April<br />

in beiden Wettbewerbsteilen Rang 10 unter<br />

12 Läuferinnen belegt hatte. Diesmal wurde im<br />

KP der zweite 3T der Kombination abgewertet<br />

und beim 3L musste sie zu Boden, die drei <strong>Pirouette</strong>n<br />

erhielten jedoch überwiegend Wertungen<br />

von +4. In der Kür gelangen vier Dreifache,<br />

zwei jedoch nicht.<br />

krk<br />

37<br />

Weitere Wettbewerbe


38<br />

Bruno Marcotte in Oakville<br />

Sommertraining<br />

Neues aus der Paarlaufschule von<br />

Bruno Marcotte<br />

Cheftrainer Bruno Marcotte berichtete<br />

der <strong>Pirouette</strong> telefonisch, was es<br />

Neues in seiner Paarlaufschule in der<br />

200.000-Einwohner-Stadt Oakville etwa<br />

40 Kilometer südwestlich von Toronto<br />

gibt. Die WM-Sechsten Kirsten Moore-<br />

Towers und Michael Marinaro hätten einen<br />

guten Sommer. Sie laufen ein neues<br />

KP und die Kür, die für die ausgefallenen<br />

WM 2020 geplant war, zu „Carry You“<br />

von der US-Sängerin Ruelle. Für Ende August<br />

war wieder das traditionelle Team<br />

Camp geplant, in Anwesenheit der Medien.<br />

Ihr Saisondebüt wollen sie bei der Nebelhorn<br />

Trophy geben, obwohl sie sie dort<br />

eigentlich nicht startberechtigt sind.<br />

Denn sie können weder für Kanada einen<br />

Olympiastartplatz holen (Kanada hat<br />

zwei garantiert) noch lag ein kanadisches<br />

Paar bei der Nebelhorn Trophy 2020 unter<br />

den besten zehn, denn da konnten<br />

wegen der Reisebeschränkungen keine<br />

Kanadier starten. Marcotte: „Aber da die<br />

Starterfelder im Paarlaufen nicht so groß<br />

sind, habe ich einen Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung<br />

gestellt. Die Nebelhorn<br />

Trophy ist immer so gut organisiert,<br />

die halbe ISU ist da, und außerdem will<br />

ich, dass mein Paar nach fast zwei Jahren<br />

das übliche Drumherum einer Reise mit<br />

Zeitverschiebung wieder einmal erlebt.“<br />

Aber sie waren nicht gemeldet.<br />

habt, aber nur bei Wettbewerben könnten sie<br />

dazulernen. Er habe ihnen einen fest strukturierten<br />

Zeitplan gegeben, damit sie im Training<br />

blieben. Mayr laufe erheblich besser als<br />

vor zwei oder drei Jahren und sie wollen ihr<br />

Saisondebüt beim Challenger-Wettbewerb<br />

Autumn Classics eine Woche vor der Nebelhorn<br />

Trophy geben.<br />

In Kanada sind die Maßnahmen gegen das<br />

Corona-Virus so streng wie wohl in keinem<br />

anderen westlichen Land. Die Nachwuchsläufer/innen<br />

und die noch jüngeren konnten zum<br />

Beispiel eineinhalb Jahre lang gar nicht in der<br />

Riku Miura und Ryuichi Kihara<br />

Fotos: Hella Höppner<br />

Halle trainieren, daher hat Marcotte nur noch<br />

wenig Paarlaufnachwuchs. Das beste junge Paar<br />

sind Justine Brasseur, die Nichte von Isabelle<br />

Brasseur, der Weltmeisterin von 1983, und Zachary<br />

Daleman, der jüngere Bruder der Einzelläuferin<br />

Gabrielle Daleman. Sie wären bei der<br />

Junioren-WM <strong>2021</strong> gestartet, wenn sie stattgefunden<br />

hätte, sind aber jetzt zu alt für Junioren.<br />

Marcotte war zuversichtlich, dass der Grand<br />

Prix Skate Canada diesmal stattfindet. Vermutlich<br />

in einer ähnlichen „Blase“ (bubble) wie die<br />

WM in Stockholm und nur mit Teilnehmern, die<br />

mit einem in Kanada zugelassenen (westlichen)<br />

Impfstoff geimpft sind. Sonst sei eine zweiwöchige<br />

Quarantäne obligatorisch, da sei Kanada<br />

sehr streng. Was ist dann mit den russischen<br />

oder chinesischen Läufern, die mit ihren nationalen<br />

Stoffen geimpft sind? Nach wie vor keine<br />

Ahnung hatte Marcotte, was aus den <strong>No</strong>rdkoreanern<br />

geworden ist, die in den Sommern 2016<br />

und 2017 bei ihm trainiert hatten. <br />

<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Überraschend nahe an die Kanadier herangerückt<br />

sind die japanischen WM-Zehnten Riku<br />

Miura und Ryuichi Kihara. Nach der World Team<br />

Trophy in Japan sind sie in ihrem Heimatland<br />

geblieben und durften bis August nicht zurück<br />

nach Kanada. Marcotte hat sie viermal pro Woche<br />

online unterrichtet, aber das war nicht dasselbe.<br />

Daher wollen sie auch beide Programme<br />

der vergangenen Saison („Hallelujah“ im KP und<br />

„Woman“ in der Kür) beibehalten, zumal sie<br />

noch im Dezember die Kür gewechselt hatten.<br />

Im Juli durften sie immerhin in die USA, haben<br />

in Boston bei Bobby Martin und kurz auch bei<br />

Marcotte trainiert, ein Studentenvisum beantragt<br />

und hofften nun auf eine baldige Einreise<br />

nach Kanada schon vor dem 7. <strong>September</strong>, an<br />

dem Kanada die Grenzen für geimpfte Ausländer<br />

wieder öffnen will.<br />

Kirsten Moore-Towers und Michael Marinaro<br />

Ebenfalls weiterhin bei Marcotte trainieren der<br />

Österreicher Livio Mayr und seine Partnerin<br />

Chloe Choinard. Marcotte sagte, sie hätten ein<br />

schwieriges Jahr ganz ohne Wettbewerbe ge-


Trainingslager unter<br />

erschwerten Bedingungen<br />

Während der Sommerwochen finden traditionell an vielen Orten organisierte<br />

Trainings-Camps statt. In diesem Jahr sind diese allerdings durch die Auflagen<br />

aufgrund der Covid-19-Pandemie eingeschränkt.<br />

39<br />

Schweiz<br />

Sommertraining<br />

Olga Mikutina<br />

Fotos: Kolb<br />

Vor Jahren sah sich der größte Teil der Schweizer<br />

Eisläufer/innen noch gezwungen, die Zelte während<br />

der Sommerwochen irgendwo in den Wintersportorten<br />

oder im nahen Ausland aufzuschlagen.<br />

Ein Teil von ihnen ist aufgrund verbesserter<br />

Eisangebote nicht mehr gezwungen, anderswo<br />

hinzureisen, da in heimischen Gefilden<br />

Alexia Paganini<br />

mehr Trainingseis zur Verfügung steht. Wo Eislaufhallen<br />

im Sommer Eis anbieten, wird trainiert.<br />

Auch wenn in dieser oder jener Eishalle<br />

zu Hause mittlerweile ein Ganzjahresbetrieb<br />

herrscht, reist im Sommer noch immer ein<br />

beträchtlicher Teil der Schweizer Trainerinnen<br />

und Trainer mit ihren Schützlingen an<br />

einen anderen Ort – etwa nach Courchevel,<br />

Oberstdorf, Bergamo, Villars, Lugano oder<br />

anderswohin. Wegen der Einreisesperre<br />

kam heuer <strong>No</strong>rdamerika nicht in Frage,<br />

auch Russland bereitete meist zu viele<br />

Probleme wegen der Covid-19-Pandemie-Auflagen.<br />

Viele Athletinnen und<br />

Athleten schätzen es aber, sich mit ihrem<br />

Umfeld für eine gewisse Zeit<br />

anderswo aufzuhalten.<br />

29. Super Summer<br />

Camp in Flims<br />

Ein Fixpunkt im Schweizer<br />

Kalenderjahr stellt für viele<br />

Eislaufende das Super Summer Camp in Flims in<br />

Graubünden dar. Trainer Daniel Fürer organisiert<br />

dieses Camp nun schon seit 1994 und feiert<br />

2022 das 30-jährige Jubiläum. Das Spezielle am<br />

„Super Summer Camp“ ist der Umstand, dass<br />

Trainings für alle Eislaufstufen angeboten werden.<br />

Und Eislaufende und Coaches von überall<br />

her können teilnehmen. Die strengen Pandemie-<br />

Auflagen stellten dieses Jahr ein Problem dar.<br />

Viele Angemeldete konnten daher nicht anreisen.<br />

Auch mehreren Trainerinnen und Trainern<br />

war die Einreise verwehrt. „Bei Startrainer Viktor<br />

Kudriavtsev blieb das Passbüro in Russland einfach<br />

geschlossen, er konnte deswegen nicht<br />

ausreisen. Eistanztrainer Oscar Peter hätte bei<br />

der Rückreise nach Großbritannien erst in Quarantäne<br />

gehen müssen. Das kann ich einem Trainer<br />

nicht zumuten“, erklärte Organisator Fürer<br />

und ergänzte: „Auch Läuferinnen und Läufer<br />

mussten zum Teil auf eine Einreise verzichten.“<br />

Durch den Ausfall mehrerer Trainerinnen und<br />

Trainer waren die Dagebliebenen mehr gefordert.<br />

„Ab jetzt darf kein Coach mehr ausfallen“, meldete<br />

Fürer schon in der ersten Trainingswoche.<br />

Die Eishalle Prau la Selva in Flims liegt idyllisch<br />

in einem Erholungsgebiet, vollständig von Waldflächen<br />

umgeben, ideal für Spaziergänge. „In der<br />

Nähe gibt es wunderschöne Seen. Dort gehen<br />

wir jeweils baden“, meinte etwa Österreichs<br />

Olga Mikutina, WM-Achte in Stockholm <strong>2021</strong>,<br />

die gleich fünf Wochen lang zusammen mit ihrer<br />

Trainerin Elena Romanova das Angebot des<br />

Super Summer Camps nutzte. Denn angeboten<br />

wird nebst Fitness auch Ballett und Tanz, letzte-<br />

res unter den Fittichen von Sabrina Katharina<br />

Messmer. Im Training zu sehen war auch Romana<br />

Kaiser, die im Dezember für Liechtenstein an<br />

der Universiade in Luzern startet. Lorena Salzmann,<br />

seit mehreren Jahren Eliteläuferin, verbessert<br />

ihr Sprungrepertoire ständig und dürfte<br />

künftig auch den 3L in die Programme einbauen.<br />

Vorlaufen in Flims<br />

Andere Eislaufschulen führten ihr Summer<br />

Camp vorwiegend an ihren Basisstandorten<br />

durch, wie die Skate Academy in Dübendorf.<br />

Deren neue Läuferin, die dreifache Schweizermeisterin<br />

Alexia Paganini, war ebenfalls in<br />

Flims beim Vorlaufen dabei, das für die Schweizer<br />

Spitzenkräfte wegen der Selektionen für die<br />

internationalen Einsätze im Herbst angesetzt<br />

war. Sie wurde erwartungsgemäß für die Nebelhorn<br />

Trophy nominiert, wo sie mit zwei neuen<br />

Programmen (KP „Summertime“ und „Ich<br />

Dich Liebe“ (heißt wirklich so), Kür „Scheherazade“)<br />

den in Stockholm verpassten Olympiastartplatz<br />

holen will. Bei den Eistanzpaaren<br />

präsentierten vier Juniorenteams sowie das<br />

vierfache Schweizermeisterpaar der Elite, Victoria<br />

Manni/Carlo Röthlisberger, ihre Kür. Im<br />

Wertungsgremium für die Eistanzpaare saß mit<br />

Leanna Caron (Kanada) auch eine internationale<br />

ISU-Preisrichterin. Sie lebt zurzeit in der<br />

Schweiz. <br />

Albert René Kolb<br />

Lorena Salzmann


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