CONNECT Magazin 21-03
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11<br />
Elektromobilität ist in China in erster Linie<br />
schienengebunden. Der ehemalige deutsche<br />
Generalkonsul in Shanghai, Wolfgang Röhr, der<br />
dort jetzt als Universitätsdozent arbeitet und<br />
lebt, erklärt, dass er mit der U-Bahn unglaublich<br />
schnell und bequem in Shanghai auch große<br />
Strecken zurücklege. Ein eigenes Auto habe er<br />
nicht mehr. Bequemer sei es, einen Wagen im<br />
Bedarfsfall über einen Mobilitätsdienstleister zu<br />
buchen.<br />
Neue Seidenstraße<br />
NIEDERLANDE<br />
ROTTERDAM<br />
ITALIEN<br />
VENEDIG<br />
RUSSLAND<br />
MOSKAU<br />
TADSCHIKISTAN<br />
DUSCHANBE<br />
CHINA<br />
XIAN<br />
Die vielen Tausend modernen Züge stammen<br />
überwiegend aus heimischer Produktion. Der<br />
chinesische Zuggigant CRRC hat herausragende<br />
Erfahrungen beim Bau von Hochgeschwindigkeitszügen,<br />
Magnetbahnen und sonstiger Bahntechnik.<br />
Erste Loks, die an die DB geliefert wurden,<br />
waren bereits bei der vergangenen InnoTrans<br />
in Berlin zu sehen, und die große Tochtergesellschaft,<br />
CRRC Zhuzhou Locomotive (CRRC ZELC),<br />
liefert beispielsweise Doppelstockzüge an die<br />
österreichische Westbahn. Auch für die Bahnbetreiber<br />
stärkt ein neuer Anbieter den Wettbewerb.<br />
Doch ist nicht zu erwarten, dass in China<br />
gebaute Züge den europäischen Bahnmarkt überschwemmen.<br />
Bahntechnik muss den örtlichen<br />
Bestimmungen entsprechen, und die kompletten<br />
Züge lassen sich besser und günstiger vor Ort<br />
produzieren.<br />
Im Jahr 2020 hat CRRC ZELC das Kieler Lokomotiv-Werk<br />
von Vossloh übernommen, das für den<br />
chinesischen Bahnkonzern nicht nur die technischen<br />
Zulassungskriterien für Europa durchführt,<br />
sondern sich auch um Aufträge für Züge und<br />
Bahntechnik bemüht. CRRC hat auch ein Werk<br />
in Springfield, Massachusetts, in dem Metrozüge<br />
für Los Angeles produziert werden. Der chinesische<br />
Bahnkonzern liefert bereits in über 100 Länder.<br />
Emissionsfreier Verkehr und Wirtschaft stehen<br />
erst am Anfang<br />
Besonders bei der Elektromobilität zeigt sich<br />
der gewaltige Umbau der Branche. Doch der<br />
Verkehrssektor steht erst am Anfang einer gewaltigen<br />
Umwälzung, um Mitte des Jahrhunderts<br />
eine wirkliche Klimaneutralität der Emissionen<br />
zu erreichen. Eine bessere Vernetzung aller Bereiche<br />
ist dafür unerlässlich. Verkehr, aber auch<br />
GRIECHENLAND<br />
ATHEN<br />
Länder der Silk Road<br />
Economic Belts<br />
Länder der Maritime<br />
Silk Road<br />
Silk Road Economic Belts<br />
Maritime Silk Road<br />
KENIA<br />
NAIROBI<br />
Verkehrsvermeidung wird noch digitaler. Beim<br />
Güterverkehr geht es immer weniger nur um den<br />
Transport von Containern, Rohstoffen und Waren.<br />
Die großen Logistikunternehmen organisieren<br />
viel mehr Warenströme, helfen, die Versorgung<br />
vor Ort zu organisieren, wie Europas größter<br />
Hafen Rotterdam. „Wie erhalten wir die Regie?<br />
Wie können wir Warenströme organisieren und<br />
damit Geld verdienen, ohne dass diese Waren<br />
unbedingt durch die Niederlande gelangen?<br />
Meiner Meinung nach ist es besser, die Regie zu<br />
führen, denn eine Regierolle bietet einen großen<br />
Mehrwert und erfordert Innovationen in der<br />
Lieferkette. Wenn es nach mir ginge, würden wir<br />
die komplexen Logistikaufgaben übernehmen:<br />
Inspektion, Zoll, Planung, Prognose, Transaktionen<br />
per Blockchain (Übertragung von Informationen<br />
und Eigentum). Dies sind viele Fragen,<br />
die noch Analysen erfordern. Wir erledigen dann<br />
alles im Bereich der Logistik außer den Transport.<br />
So vollzöge sich ein Wandel der Niederlande von<br />
einem Transportland zu einem Regieland und von<br />
Rotterdam von einem Transporthafen zu einem<br />
Regiehafen“, erklärt Michiel Jak, Geschäftsführer<br />
bei SmartPort Rotterdam.<br />
INDIEN<br />
KOLKATA<br />
SRI LANKA<br />
COLOMBO<br />
VIETNAM<br />
HANOI<br />
INDONESIEN<br />
JAKARTA<br />
CHINA<br />
FUZHOU<br />
Smarter Verkehr als Teil einer smarten Welt –<br />
dafür kommen auch viele Konzepte und Erfahrungen<br />
aus China. Nicht nur mit Fahrzeugen,<br />
sondern auch mit neuen Logistikstrukturen verändert<br />
China das globale Verkehrswesen. Die<br />
„Eiserne Seidenstraße“ sicherte auch in Corona-Zeiten<br />
und bei Störungen im Schiffsverkehr<br />
den Frachtverkehr und die Lieferketten zwischen<br />
China und Europa. Noch vergangenes Jahr waren<br />
einige Zugverbindungen stark subventioniert,<br />
jetzt fahren sie Gewinne ein. 2017 waren 71<br />
Containerzüge pro Woche zwischen China und<br />
Europa unterwegs und 2020 bereits durchschnittlich<br />
30 Containerzüge pro Tag.<br />
Chinas Entwicklung und seine Strategie zur Überwindung<br />
der Armut basieren wesentlich auf dem<br />
Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur. Dieses<br />
Modell kann mit der Neuen Seidenstraße und<br />
chinesischen Infrastrukturprojekten weltweit zur<br />
Entwicklung beitragen. Viele globale Verkehrswege<br />
sind noch aus Kolonialzeiten geprägt, und<br />
viele Entwicklungsländer, wo bereits die Bevölkerungsmehrheit<br />
lebt, müssen ihre Wirtschaft<br />
modernisieren. Auch hier ist ein Entwicklungssprung<br />
erforderlich, da die CO 2<br />
-freie Weltwirtschaft<br />
keine Grenzen kennt.<br />
Abb.: X+Y Design<br />
www.chk-de.org