02.09.2021 Aufrufe

CONNECT Magazin 21-03

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

39<br />

rend der Übernahme“, sagt Cai. Mit fünf Gruppen<br />

traten die chinesischen Aufkäufer in einen Dialog:<br />

mit dem Management, den Kunden, den Mitarbeitern,<br />

den Gewerkschaften und den lokalen<br />

wie regionalen Behörden. „Wir haben viel Zeit<br />

investiert, all diesen Personen unsere Strategie<br />

zu erklären.“<br />

Wenn du in Rom bist, verhalte dich wie<br />

die Römer<br />

Cai erinnert sich schmunzelnd an die ersten Gespräche<br />

mit dem Betriebsrat. Der Einstieg von<br />

Chinesen sei eine gute und eine schlechte Nachricht,<br />

wurde ihm damals von den Arbeitnehmervertretern<br />

mitgeteilt. Gut, weil China ja ein sozialistisches<br />

Land sei und deshalb sicher keine so<br />

kapitalistischen Methoden anwenden werde wie<br />

amerikanische Käufer. Schlecht aber, weil im<br />

boomenden China eine Überstundenkultur und<br />

eine andere Prioritätenskala herrsche: erst die<br />

Arbeit, dann die Familie. Cai beschwichtigte damals:<br />

Man habe nicht die Absicht, die chinesischen<br />

Verhältnisse auf die deutschen zu übertragen.<br />

Es gelte der Spruch: „Wenn du in Rom<br />

bist, verhalte dich wie die Römer.“ Getreu diesem<br />

Motto wurde auch nur ein chinesischer Manager<br />

installiert – eben Cai. Und Cai wie Wang stellten<br />

klar: Wir sind keine Finanzinvestoren, sondern<br />

strategische Käufer.<br />

Ganz problemfrei war das Verhältnis zwischen<br />

dem chinesischen Besitzer und dem deutschen<br />

Management freilich nicht. Als drei Jahre nach<br />

der Übernahme Joyson-Gründer Jeff Wang verkündete,<br />

dass er ein Umsatzziel von einer Milliarde<br />

Euro anstrebe, musste das Management<br />

erst mal schlucken. Damals machte das Unternehmen<br />

gerade mal 300 Millionen Euro Umsatz.<br />

„Wir hatten lange Diskussionen über diese Ziele“,<br />

sagt Cai, „aber am Ende hatten wir das Management<br />

überzeugt.“<br />

lionen Euro ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum<br />

am Firmensitz sowie eine neue<br />

Business Unit E-Mobility.<br />

Zehn Jahre hat Cai diesen erfolgreichen Weg von<br />

Preh als COO (Chief Operating Officer) begleitet.<br />

Da war es fast naheliegend, dass, nachdem im<br />

Frühjahr 20<strong>21</strong> der bisherige Chef Stephan Weng<br />

ging, die Wahl auf ihn als Nachfolger fiel. Cai<br />

sagt: „Ich kann mit Herausforderungen umgehen,<br />

ich kenne das Unternehmen und seine Beschäftigten<br />

gut.“ Und er hat einen guten Draht ins<br />

Headquarter nach Ningbo. In Vor-Corona-Zeiten<br />

war er alle zwei Monate dort. Derzeit beschränkt<br />

sich seine Reisetätigkeit – beruflich wie privat<br />

– auf Europa. Er geht im Sommer gern zum Berg-<br />

»Wir waren<br />

gekommen, um<br />

zu bleiben, um<br />

Preh noch stärker<br />

und wettbewerbsfähiger<br />

zu machen.«<br />

steigen in die Alpen. Überhaupt ist er ein großer<br />

Fan von Outdoor-Sport. Golfen, Radfahren,<br />

Schwimmen und vor allem Motorradfahren sind<br />

seine sportlichen Hobbys. Für all dies sei Würzburg<br />

und Umgebung ein idealer Platz, sagt er.<br />

Weniger ideal ist die Stadt allerdings für chinesisches<br />

Essen. Er hat dort kein China-Restaurant<br />

gefunden, das seinen Ansprüchen entspricht.<br />

Deshalb werden Zutaten im Asia-Supermarkt eingekauft<br />

oder online bestellt, und dann kocht<br />

seine Frau für die vierköpfige Familie zu Hause.<br />

Die deftige fränkische Kost ist eher nicht sein<br />

Ding, der fränkische Wein dagegen schon. „Ich<br />

liebe den etwas fruchtigen Weißwein aus dieser<br />

Gegend“, sagt er und fügt dann sehr höflich<br />

hinzu: „Er ist der beste der Welt.“<br />

Heute macht das Unternehmen 1,2 Milliarden<br />

Euro Umsatz. Die Mitarbeiterzahl stieg nach der<br />

chinesischen Übernahme von 2500 auf 7500.<br />

„Das ist eine absolute Erfolgsstory“, sagt Cai und<br />

nennt als einen der wichtigsten Gründe hierfür,<br />

dass sich das Unternehmen frühzeitig in Richtung<br />

Elektromobilität bewegte. Cai: „In dem Bereich<br />

haben wir viel investiert.“ Es entstand für 12 Mil-<br />

www.chk-de.org

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!