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tassilo - das Magazin rund um Weilheim und die Seen - Ausgabe November/Dezember 2021

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noch unbeschadet überstanden<br />

hat, kann man nur zurückschauen<br />

<strong>und</strong> sagen: Guad war’s!<br />

Wenn Sie von „unbeschadet“ sprechen:<br />

Auf den Körper eines Rennfahrers<br />

wirken brutale Kräfte. Sie sind<br />

jetzt 63. Keine Probleme?<br />

Mir geht’s, wie sie sehen, wirklich<br />

gut. Ich fahre auch nach wie<br />

vor bisschen Rennen. So ein, zwei<br />

Mal im Jahr in einem McLaren<br />

GT. Das macht Spaß. Ansonsten<br />

trainiere ich über den Sommer<br />

hinweg schön brav auf <strong>die</strong> Wintersaison<br />

hin.<br />

Wintersaison?<br />

Ich gehe wahnsinnig gerne Langlaufen,<br />

habe beim König-Ludwig-<br />

Lauf in Oberammergau meinen<br />

einzigen Sieg in <strong>die</strong>sem Sport eingefahren.<br />

Das war vor drei Jahren<br />

in der Ü60-Klasse. Da <strong>die</strong> Rennen<br />

<strong>die</strong> vergangenen zwei Jahre wegen<br />

Schneemangel <strong>und</strong> Corona ausgefallen<br />

sind, bin ich da nach wie vor<br />

Titelverteidiger. Entsprechend groß<br />

ist meine Motivation, durch Rennradeln<br />

<strong>und</strong> Joggen fit in den Winter<br />

zu kommen.<br />

Nach Ihrem damaligen Rückzug<br />

aus der Formel 1 starteten Sie in der<br />

US-amerikanischen IndyCar World<br />

Series sowie in der DTM, in der Sie<br />

fünf Siege <strong>und</strong> 19 Podestplätze erzielten.<br />

Dass Sie bis heute verdammt<br />

viele Fans haben, liegt jedoch vor<br />

allem an der Zeit nach Ihrer aktiven<br />

Rennfahrer-Laufbahn – an der als<br />

Formel-1-Kommentator für RTL.<br />

Das RTL-Engagement habe ich<br />

Stand jetzt fast ein Viertel Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

gemacht, <strong>und</strong> hat mir<br />

natürlich zu b<strong>und</strong>esweiter Popularität<br />

verholfen. Motorsport war<br />

in Deutschland nicht immer <strong>die</strong><br />

beliebteste Sportart. Das einem<br />

breiten Publik<strong>um</strong> verständlich zu<br />

machen, hat mir vom ersten Tag an<br />

große Freude bereitet.<br />

Wie kam’s überhaupt dazu, nur ein<br />

Jahr nach Ihrer aktiven Laufbahn?<br />

Das war wirklich Zufall. Der damalige<br />

Sportchef von RTL hatte mich<br />

gefragt, ob ich mal einspringen<br />

kann, es mir zutrauen würde. Mein<br />

erstes Rennen war der große Preis<br />

von Imola. Hinterher waren Lobeshymnen<br />

über meinen Kommentar<br />

in der Süddeutschen zu lesen. Was<br />

allerdings auch nicht schwierig<br />

war, weil mein Vorgänger größte<br />

Schwierigkeiten hatte, sich zu artikulieren,<br />

obendrein ein ziemlich<br />

verquerer Typ war.<br />

Nur ein weiteres Jahr darauf, 1999,<br />

wurden Sie mit dem Deutschen Fernsehpreis<br />

für <strong>die</strong> beste Live-Sport-Berichterstattung<br />

ausgezeichnet.<br />

Das hat mich wirklich sehr gefreut,<br />

obwohl ich zunächst gar nicht<br />

wusste, was <strong>das</strong> ist. Als wir dann<br />

am Abend der Verleihung vor Ort<br />

waren, habe ich schon gemerkt,<br />

<strong>das</strong>s es was Größeres sein muss.<br />

Wissen Sie, wie viele Formel-1-Rennen<br />

in den vergangenen 24 Jahren<br />

von Ihnen kommentiert wurden?<br />

Es waren schon eine Menge. Pro<br />

Saison <strong>r<strong>und</strong></strong> 20 Rennen, hochgerechnet<br />

auf 24 Jahre. Um <strong>die</strong> 450<br />

waren es sicherlich.<br />

Wie sieht <strong>die</strong>ses Leben als Live-<br />

Sport-Kommentator aus?<br />

Wir waren mit Ausnahme des vergangenen<br />

Jahres, wo wir coronabedingt<br />

im RTL-Sportstudio in Köln<br />

kommentiert haben, immer live<br />

vor Ort.<br />

Ein Leben aus dem Koffer?<br />

Muss man mögen. Aber ob ich<br />

jetzt ein Rennen kommentiere<br />

oder fahre – <strong>die</strong> Reiserei war <strong>die</strong><br />

gleiche. Letztlich war der Sprung<br />

aus dem Rennauto hinters Mikrofon<br />

für mich relativ einfach zu<br />

bewerkstelligen, weil <strong>das</strong> Thema<br />

an sich weiterhin meins war. Für<br />

andere Kommentatoren gab’s immer<br />

nur Fußball, Fußball, Fußball.<br />

Ich hasse Fußball! Entsprechend<br />

war ich zufrieden wie ein Fisch<br />

im Wasser, in meinem gewohnten<br />

Rennsport-Umfeld bleiben zu<br />

können.<br />

Auch bei größeren Zeitverschiebungen?<br />

Natürlich war <strong>die</strong> Reiserei ab <strong>und</strong><br />

an auch zäh. Hmm… schon wieder<br />

nach Singapur, z<strong>um</strong> sechzehnten<br />

Mal! Fünfzehn St<strong>und</strong>en Flug! Sieben<br />

St<strong>und</strong>en Zeitunterschied! Aber<br />

sobald du dort bist, ist wieder alles<br />

gut, bin ich wieder voll in meinem<br />

Element. Z<strong>um</strong>al ich auch immer an<br />

schönen Locations sein darf <strong>und</strong><br />

durfte, wo du auch außerhalb des<br />

Jobs viel machen kannst. Radeln,<br />

Joggen, ins Wasser springen. Außerdem<br />

gibt’s auch immer irgendwo<br />

einen ehemaligen Rennfahrer,<br />

einen Fre<strong>und</strong>, der in der Nähe eines<br />

Grand Prix wohnt <strong>und</strong> sich auf<br />

deinen Besuch freut.

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