tassilo - das Magazin rund um Weilheim und die Seen - Ausgabe November/Dezember 2021
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Bestattungsberater Markus Niedermeier<br />
mit exklusiver Holzurne.<br />
keine konkrete Abholfrist nach<br />
Eintritt des Todes gibt, muss eine<br />
Beerdigung spätestens acht Werktage<br />
nach Eintritt des Todes erfolgt<br />
sein. „Nach alter Regelung waren<br />
es nur vier, was jedoch häufig eine<br />
gesonderte Verlängerung des zuständigen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsamtes nach<br />
sich zog“, sagt Renate Ahammer,<br />
<strong>die</strong> sich, wie ihre Mitarbeiter, am<br />
Tag der Beerdigung selbst bewusst<br />
im Hinterg<strong>r<strong>und</strong></strong> aufhält, für etwaige<br />
Fragen der Angehörigen jedoch<br />
immer persönlich vor Ort ist.<br />
Diese R<strong>und</strong><strong>um</strong>-Betreuung gilt auch<br />
im Falle einer Feuerbestattung,<br />
wofür ein Verstorbener ebenfalls<br />
in einen Sarg aus Holz kommt, <strong>und</strong><br />
letztlich vom beauftragten Bestattungsinstitut<br />
an ein Krematori<strong>um</strong><br />
gefahren wird. Da es in <strong>Weilheim</strong>-<br />
Schongau keines gibt, sind <strong>die</strong> Wege<br />
aus dem Tassiloland etwas weiter,<br />
führen unter anderem bis nach<br />
Kempten, Memmingen, Augsburg,<br />
Rottal-Inn oder München. Dort angekommen,<br />
wird der Verstorbene<br />
samt Sarg in einen auf <strong>r<strong>und</strong></strong> 500<br />
Grad vorgeheizten Ofen geschoben<br />
– aufg<strong>r<strong>und</strong></strong> <strong>die</strong>ser hohen Temperaturen<br />
entzündet sich der Holzsarg<br />
von selbst, wobei Bunsenbrennerähnliche<br />
Brandbeschleuniger den<br />
Verbrennungsprozess beschleunigen,<br />
bei dann bis zu 1 100 Grad Celsius.<br />
Übrig bleibt vom Verstorbenen<br />
letztlich nur noch ein kleines<br />
Häufchen Asche, <strong>das</strong> in eine biologisch<br />
abbaubare Urne kommt,<br />
<strong>und</strong> im Falle Ahammer nicht per<br />
Post zurückbeordert, sondern persönlich<br />
am Krematori<strong>um</strong> abgeholt<br />
wird. Auf Wunsch kann <strong>die</strong> festverschlossene<br />
Bio-Urne nun in eine<br />
noch hochwertigere, künstlerisch<br />
wertvollere Urne gestellt werden<br />
– zugelassen sind hier auch (noch)<br />
welche aus Stahl, <strong>die</strong> im Falle einer<br />
Urnen-Erdbestattung sich<br />
nicht zersetzen würde. Alternativ<br />
können Urnen auch in sogenannten<br />
Wänden bestattet werden –<br />
eine dicke Mauer aus Stein mit<br />
Öffnungen, in denen <strong>die</strong> jeweilige<br />
Urne hineingestellt wird. Die Öffnung<br />
wird schließlich mit einem<br />
Deckel, z<strong>um</strong> Beispiel aus Marmor,<br />
verschlossen. Darin sind Name sowie<br />
Geburts- <strong>und</strong> Todesdat<strong>um</strong> des<br />
Verstorbenen eingraviert.<br />
Trauergottes<strong>die</strong>nst<br />
trotz Kirchenaustritt?<br />
Obwohl <strong>die</strong> Kirche immer stärker<br />
in der Kritik steht, entscheiden sich<br />
viele Menschen für eine traditionelle<br />
Erdbestattung im Sarg oder<br />
mit Urne, der in der Regel ein Trauergottes<strong>die</strong>nst<br />
vorausgeht. Problematisch<br />
wird’s, sofern der Verstorbene<br />
aus der Kirche ausgetreten<br />
ist <strong>und</strong> somit kein Recht auf einen<br />
römisch-katholischen oder evangelischen<br />
Trauergottes<strong>die</strong>nst hat,<br />
<strong>die</strong> gläubigen Hinterbliebenen sich<br />
jedoch unbedingt eine würdevolle<br />
Beerdigung mit Pfarrer wünschen.<br />
„In solchen Fällen führen wir oft<br />
hartnäckige Gespräche“, sagt Renate<br />
Ahammer, <strong>die</strong> an <strong>die</strong>ser Stelle<br />
auch auf ganz andere Bestattungs-<br />
Möglichkeiten hinweist. Am Skurrilsten<br />
sicherlich: Die Urnenbestattung<br />
im Weltall. Geld darf hier<br />
wenig bis gar keine Rolle spielen,<br />
ebenso der Wunsch einer persönlichen<br />
Verabschiedung. Hierbei wird<br />
nämlich ein Teil der verbrannten<br />
Asche aus der eigentlichen Urne<br />
in ein kleines Reagenzglas <strong>um</strong>gefüllt<br />
– <strong>und</strong> über USA oder Russland<br />
dann via Rakete ins All transportiert<br />
sowie freigelassen. „Diesen<br />
Wunsch hatten wir bei uns noch<br />
nicht“, sagt Markus Niedermeier.<br />
Deutlich weniger ausgefallen, dafür<br />
hier in der Region immer beliebter:<br />
Eine Ba<strong>um</strong>bestattung. Hier<br />
wird eine Urne <strong>r<strong>und</strong></strong> <strong>um</strong> einen auf<br />
einem Friedhof gepflanzten Ba<strong>um</strong><br />
in den Boden gesetzt. Wieder<strong>um</strong><br />
weniger bekannt, seit heuer jedoch<br />
auch im unweit entfernten Dietramszell<br />
im Angebot: Eine Bestattung<br />
im Wald, inmitten der Natur.<br />
Eine Urnenbestattung zu Wasser ist<br />
deutschlandweit jedoch nur an der<br />
Nord- <strong>und</strong> Ostsee erlaubt. „Diesen<br />
Wunsch hatten wir schon häufiger<br />
erfüllt“, sagt Renate Ahammer<br />
über <strong>das</strong> Procedere mit einer beschwerten<br />
Urne, <strong>die</strong> rasch auf den<br />
Meeresg<strong>r<strong>und</strong></strong> sinkt <strong>und</strong> sich im<br />
Wasser auflöst.<br />
Sie <strong>und</strong> Markus Niedermeier selbst<br />
wünschen sich für sich eine klassische<br />
Erdbestattung im Holzsarg<br />
<strong>und</strong> im Grab ihrer Familie – <strong>und</strong><br />
für <strong>die</strong> Hinterbliebenen eine würdevolle<br />
Begleitung, wie es den beiden<br />
selbst immer wichtig war <strong>und</strong><br />
ist. Insbesondere Online-Bestatter<br />
würden Angehörige erst mit Billigangeboten<br />
anlocken, am Ende<br />
des Tages dann doch sprichwörtlich<br />
über den Tisch ziehen. „Mal<br />
abgesehen davon, <strong>das</strong>s es hier<br />
selten zu persönlichem Kontakt<br />
zwischen Bestattungsinstitut <strong>und</strong><br />
Angehörigen des Verstorbenen<br />
kommt, insofern ein persönlicher,<br />
würdevoller Abschied ka<strong>um</strong> möglich<br />
sein kann.“ Renate Ahammer<br />
spricht an <strong>die</strong>ser Stelle sogar von<br />
„Massenabfertigung <strong>und</strong> z<strong>um</strong> Teil<br />
fragwürdigen Zuständen“. Dinge,<br />
<strong>die</strong> es in ihrem Institut nicht geben<br />
wird. Bei ihr bleibt <strong>das</strong> Preis-<br />
Leistungsverhältnis fair. Und <strong>das</strong><br />
Menschliche im Mittelpunkt des<br />
Schaffens.<br />
js<br />
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