Christkatholisch_2021-21
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<strong>Christkatholisch</strong> <strong>21</strong>/<strong>20<strong>21</strong></strong> Thema<br />
3<br />
Besuch bei der Orgelbaufirma Goll und Konzert in der Christuskirche Luzern<br />
Die Orgel: Sinnbild für die Ökumene<br />
«Schwierig ist das Orgelspielen<br />
nicht, nur ein bisschen kompliziert»<br />
Orgelschülerin Amélie Zwiswiler, 10<br />
Jahre alt<br />
«Sie werden das Orgelspiel in Zukunft<br />
anders hören, wenn sie gesehen<br />
haben, wie eine Orgel gebaut<br />
wird»<br />
Orgelbaumeister Simon Hebeisen<br />
Der Ökumenische Förderverein Luzern<br />
lud am 29. Oktober zu einem<br />
«Orgeltag» ein. Beim Besuch in der<br />
Orgelbaufirma Goll wollte man erfahren,<br />
wie eine Orgel gebaut wird und in<br />
der christkatholischen Christuskirche<br />
in Luzern plante man, mit dem Organisten<br />
Engelbert Glaser zu hören, in<br />
welchen Farben und Schwingungen<br />
die Königin der Instrumente erklingt.<br />
Der Förderverein will durch konkrete<br />
Massnahmen und Anlässe die ökumenische<br />
Arbeit in Praxis und Forschung<br />
voranbringen. Es ist eine Tatsache,<br />
dass wir bis heute noch immer<br />
uneins sind und Risse zwischen den<br />
Konfessionen nicht überwunden haben.<br />
So etwa können Protestanten,<br />
Römisch-Katholiken und Christkatholiken<br />
kein gemeinsames Abendmahl<br />
feiern. Wir hinken dem Auftrag<br />
Jesu hinterher, wenn mir ein römischkatholischer<br />
Pfarrer vor einer Woche<br />
sagt, dass er einen ökumenischen<br />
Gottesdienst mit gemeinsamer Eucharistie<br />
nicht feiern dürfe. Er habe<br />
Angst, alle zum Abendmahl einzuladen,<br />
denn es gebe Anzeigen.<br />
Die neue Dozentin für Dogmatik,<br />
Fundamentaltheologie sowie Liturgiewissenschaft<br />
und Leiterin des Ökumenischen<br />
Instituts der Universität Luzern,<br />
Prof. Dr. Nicola Ottiger, sagte in<br />
ihrer Ansprache am Orgeltag: «Die<br />
Orgel in der Vielfalt ihrer Klänge ist<br />
ein Symbol der Ökumene. Einerseits<br />
ist die Orgel ein Symbol für die Vielfalt<br />
unserer trennenden und verbindenden<br />
Meinungen. Andererseits ist sie<br />
ein Symbol unseres Ziels, dass wir alle<br />
eins werden mögen. Wenn wir gemeinsam<br />
die Orgel hören und gemeinsam<br />
Lieder singen, zu denen uns die<br />
Orgel begleitet, könnte man meinen,<br />
es gäbe gar keine Trennung mehr. Dies<br />
mag dazu ermutigen, sich weiter unerschrocken<br />
dafür einzusetzen, trennende<br />
Risse zu heilen, dass alle eins<br />
seien – UT UNUM SINT (Johannesevangelium<br />
17, 11)».<br />
Der Orgelbaumeister und Geschäftsführer<br />
Simon Hebeisen begrüsste uns<br />
in der grossen Halle der Orgelbaufirma<br />
Goll in Luzern. Wir standen zwischen<br />
einer provisorisch aufgebauten grossen<br />
Orgel und hölzernen sowie metallenen<br />
Orgelpfeifen. Uns kam es vor, als seien<br />
wir selbst Orgelbestandteile. Wir waren<br />
gespannt, was alles auf uns zukommen<br />
würde. «Sie werden das Orgelspiel<br />
in Zukunft anders hören, wenn sie gesehen<br />
haben, wie eine Orgel gebaut<br />
wird», sagte uns Simon Hebeisen<br />
gleich zu Beginn. Vollgepackt mit vielerlei<br />
Fragen waren wir angereist. Der<br />
erfahrene Orgelbaumeister lud uns ein,<br />
zu fragen, wie uns der Schnabel gewachsen<br />
sei: Wie wird eine Orgel gebaut?<br />
Welche Arbeitsschritte sind notwendig?<br />
Aus welchen Materialien besteht<br />
sie? Wie werden die Register<br />
eingebaut? Wie wird sie zum Erklingen<br />
gebracht? Wie entstehen die verschiedenen<br />
Klangfarben?<br />
Friedrich Haas und Friedrich<br />
Goll<br />
In der Schweiz gibt es vier Orgelbaufirmen,<br />
die alle ihre spezielle Geschichte<br />
haben und deren Orgeln in<br />
der ganzen Schweiz und im Ausland<br />
zu sehen sind. Alle kann man äusserlich<br />
und vom Klang her voneinander<br />
unterscheiden: Kuhn in Männedorf,<br />
Metzler in Dietikon, Mathis in Luchsingen<br />
und Goll in Luzern. Simon Hebeisen<br />
führte uns zu den Wurzeln der<br />
Orgelbaufirma Goll, die für die Orgellandschaft<br />
Schweiz von besonderer<br />
Bedeutung sind. Zwei Namen stehen<br />
bis heute für die Arbeitsweise und die<br />
Philosophie der Orgelbaufirma: Friedrich<br />
Haas und Friedrich Goll. Friedrich<br />
Goll (1839-1911) kam aus dem<br />
württembergischen Bissingen an der<br />
Teck in die Schweiz. Er hatte das Orgelbauhandwerk<br />
bei seinem Bruder<br />
Christoph Ludwig Goll in Kirchheim<br />
unter Teck erlernt. Nach seinen Wanderjahren<br />
in Paris und England arbei-<br />
Orgelbaumeister<br />
und<br />
Geschäftsführer<br />
Simon<br />
Hebeisen führt<br />
die Teilnehmenden<br />
in den Orgelbau<br />
ein. Bilder Niklas<br />
Raggenbass<br />
Friedrich Goll