Christkatholisch_2021-21
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8 Hintergrund<br />
<strong>Christkatholisch</strong> <strong>21</strong>/<strong>20<strong>21</strong></strong><br />
Der Schriftsteller<br />
Peter Bichsel<br />
(mit Brille). Bild<br />
Raggenbass<br />
«Leseförderung in der Schule», so der<br />
ehemalige Lehrer in einer Gesprächsrunde<br />
im Restaurant Kreuz in<br />
Solothurn, «geht davon aus, dass Kinder<br />
lesen, wenn sie den Text verstehen.<br />
Ich bin überzeugt, dass das ein<br />
Irrtum ist: Kinder lesen, weil sie nicht<br />
verstehen». Dies ist wie ein Schlüssel<br />
zu Bichsels Schreiben: «Ich schreibe,<br />
weil ich es nicht kann. Schreiben ist<br />
ein andauerndes Umgehen mit dem<br />
Nichtkönnen».<br />
Geschichtensammlung<br />
Ein neues Buch von Peter Bichsel<br />
stimmt in die kalte und dunklere Jahreszeit<br />
ein. Aus fünf Büchern hat die<br />
Herausgeberin Adrienne Schneider<br />
eine Sammlung kurzweiliger, tröstender<br />
und ermutigender Texte für die<br />
Zeit «zwischen den Jahren und danach»<br />
ausgewählt. Allein die Titel der<br />
Geschichten mit ihren verblüffend<br />
träfen und genau gesetzten Worten<br />
lassen eine ganz eigene Welt entstehen<br />
– vielleicht könnten wir sie «Bichselwelt»<br />
nennen. Manchmal nur ein<br />
bis zwei Worte, manchmal ein ganzer<br />
Satz. Peter Bichsel, der viele Reden<br />
von Bundesrat Willi Ritschard (1918–<br />
1983) schrieb, spricht ferne Erinnerungen,<br />
überraschende Gedanken<br />
oder traditionelle Lebensweisheit an.<br />
Gerne möchte man innehalten und<br />
verweilen: «Im Schnee von gestern»,<br />
«Dummheit ist Macht», «Von der<br />
Flucht in ein langes Leben», «Siegen<br />
ist immer einfach», «Bescheidenheit<br />
und Entschiedenheit», «Was willst<br />
Du werden», «Entfremdete Freizeit»,<br />
«Ein gutes altes Jahr». Im Erzählen<br />
seiner Geschichten will uns Bichsel<br />
auch die Erfahrung des Schweigens<br />
entdecken lassen: «Erzählen ist etwas<br />
anderes als reden – erzählen ist eine<br />
eigenartige Form von Schweigen, erzählen<br />
ist der Weg in die Stille».<br />
Peter Bichsel ist eine lebende Legende<br />
in der Schweizer Literatur, doch keine<br />
auf einem Podest, sondern eine zum<br />
Anfassen, eine die man in den Gassen<br />
und Restaurants von Solothurn antrifft.<br />
Er hört zu und mischt sich in<br />
Diskussionen ein. Ganz unnachahmlich<br />
bei der Frage, wie denn dieses<br />
Jahr gewesen sei: «’Eines zum Wegschmeissen’,<br />
das habe ich auch schon<br />
gesagt, voreilig und unüberlegt – es<br />
war doch immerhin ein Jahr, immerhin<br />
besser als gar keines, immerhin<br />
Leben. Und Leben ist es, das man erzählen<br />
kann.» Niklas Raggenbass<br />
Peter Bichsel<br />
«Im Winter muss mit den Bananenbäumen<br />
etwas geschehen»<br />
Geschichten für die kalte Jahreszeit<br />
Herausgegeben von Adrienne Schneider<br />
Erste Auflage <strong>20<strong>21</strong></strong><br />
Insel Verlag, Berlin<br />
Schönenwerd-Niedergösgen<br />
Gemeindeabend – für einmal ganz anders<br />
Die Kirchgemeinde Schönenwerd-Niedergösgen lädt seine<br />
Mitglieder jeweils im November zu einem geselligen Gemeindeabend<br />
ein. Um allen Covid-Vorschriften gerecht zu<br />
werden, hat der Kirchenrat ein Flötenkonzert in der Stiftskirche<br />
organisiert. Die <strong>21</strong> Musikerinnen des Flötenor-chesters<br />
Leerau verzauberten unsere Gemeinde mit Musikstücken<br />
aus Irland, England und Schottland. Gespielt wurde<br />
nicht nur auf den vielen verschiedenen Blockflöten, sondern<br />
auch den Gems- und Kuhhörnern wurden harmonische<br />
Töne entlockt. Dank der guten Akustik in der Stiftkirche<br />
kamen die Musikstücke voll zur Geltung, es war Musik<br />
für die Seele. Nach dem Kon-zert wurden alle mit einer<br />
herrlichen Gulaschsuppe vom Feuer verwöhnt. Kirchgemeindepräsi-dent<br />
und Hobbykoch Hans Jörg Schilliger bereitete<br />
diese rassige Speise zusammen mit seiner Frau Brigitte<br />
auf offenem Feuer zu. Im romantischen, mit<br />
Kerzenlicht beleuchteten Kreuzgang der Stiftskirche genossen<br />
wir das gesellige Zusammensein, froh darüber, auch in<br />
schwierigen Zeiten Kultur und Kulinarik erleben zu dürfen.<br />
Silvia Meier Kirchenrätin