Wintersport 2021/22
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SKI ALPIN<br />
SPORT D | <strong>2021</strong> 11<br />
Christof Innerhofer<br />
Leichter wird’s nicht<br />
Er gehört seit exakt 15 Jahren zum Inventar<br />
des Skiweltcups. Und ist auch<br />
jetzt, im reifen Alter von 36 Jahren,<br />
noch immer ein potenzieller Podestfahrer.<br />
Aber: Leichter wird’s auch für<br />
den scheinbar ewig jungen Christof<br />
Innerhofer nicht.<br />
Seine Rückenschmerzen sind seit<br />
jeher ein ständiger Begleiter,<br />
im Frühjahr 2019 zog er sich einen<br />
Kreuzbandriss im rechten Knie zu. Das<br />
ist zwar Schnee von gestern, trotzdem<br />
weiß es Detailfanatiker Innerhofer genau<br />
einzuschätzen. „Mir bleiben nicht<br />
mehr viele gute Jahre, wo ich auf einem<br />
Topniveau trainieren kann. Heuer war<br />
so ein Sommer, wo ich wirklich alles,<br />
was ich mir vorgenommen habe, auch<br />
trainieren konnte. Das war letztmals<br />
2009 der Fall.“<br />
Im Vorjahr kam „Inner“ von seiner<br />
Kreuzbandverletzung zurück, zudem<br />
warf ihn ein Problem mit seinen Skischuhen<br />
aus der Spur (falsche Gradeinstellung),<br />
und vor Kitzbühel kostete ihn<br />
eine Corona-Infektion eine Unmenge<br />
an Substanz. Trotzdem überraschte<br />
er mit zwei 4. Plätzen in Abfahrt und<br />
Super-G. Wieder einmal zeigte der<br />
Sieger von 6 Weltcuprennen – der letzte<br />
liegt schon fast 9 Jahre zurück – was<br />
in ihm steckt: Immer dann, wenn man<br />
„Inner“ am wenigsten auf der Rechnung<br />
hat, ist er voll da. Gemeinsam mit<br />
zwei 5. Plätzen in Garmisch blieben<br />
die Kitz-Ergebnisse die Ausreißer nach<br />
oben in einer ansonsten schwierigen<br />
Saison. Zumal auch sein Servicemann<br />
Ales Kalamar wegen Corona viele Rennen<br />
verpasste. „Ich hatte viel Potenzial,<br />
erntete wegen der genannten Umstände<br />
aber eher wenig. Klingt nach Ausrede,<br />
aber es waren die Fakten.“<br />
Eine klare Meinung hat Christof<br />
Innerhofer auch zur Corona-Impfung:<br />
„Jedes Land hat das Recht, seine Regularien<br />
festzulegen, wie es will. Dass<br />
die FIS nicht in der Lage ist, trotzdem<br />
einheitliche Richtlinien für alle zu<br />
schaffen und seinen Athleten die Möglichkeit<br />
zu geben, in jedem Land an<br />
den Start zu gehen – unabhängig, ob<br />
geimpft oder nicht – ist schon krass.<br />
Die Speedfahrer müssen geimpft sein,<br />
wenn sie in Kanada starten wollen.<br />
Die Slalomfahrer, die nicht dorthin<br />
müssen, brauchen die Impfung nicht.<br />
Es gibt keine einheitliche Linie, und<br />
das ist irritierend.“<br />
Ansonsten liegt der Fokus des 36-Jährigen<br />
beim Wesentlichen. Zeit mit<br />
Nebensächlichkeiten zu verlieren, die<br />
er eh nicht ändern kann – das war einmal.<br />
Zumal in der kommenden Saison<br />
Olympia angesagt ist, und bei Olympia<br />
hat Innerhofer in Sotschi 2014 Silber<br />
und Bronze geholt. Es fehlt also noch<br />
Gold. Aber damit beschäftigt er sich<br />
nicht. Er legt seinen Fokus auf die Erfahrung:<br />
„Im Kopf bin ich stark. Aber<br />
es gibt noch bessere, bedingungslosere<br />
Fahrer als mich. Sie sind nicht gnadenloser,<br />
aber gleichgültiger.“<br />
Positiv sieht Innerhofer die Entwicklung<br />
im Speedteam der „Azzurri“, wo Mattia<br />
Casse und Emanuele Buzzi wieder im<br />
Kommen sind und Nicoló Molteni und<br />
Pietro Zazzi nachrücken. „Wir dürfen<br />
nicht vergessen, dass wir eine ganze<br />
Generation verloren haben: Hagen<br />
Patscheider, Henri Battilani, Andy Plank<br />
und Matteo De Vettori waren allesamt<br />
Junioren-Weltmeister und haben längst<br />
aufgehört, Florian Schieder und Alex<br />
Prast sind verletzt. Das kann man nicht<br />
kompensieren.“<br />
CHRISTOF INNERHOFER<br />
Geburtsdatum und -ort:<br />
17. Dezember 1984 in Bruneck<br />
Wohnort: Gais<br />
Sportgruppe: Finanzwache