Wintersport 2021/22
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46 SPORT D | <strong>2021</strong><br />
NATURBAHNRODELN<br />
Evelin Lanthaler<br />
Perfekte Bilanz für die Perfektionistin<br />
Sie fährt wie ein Uhrwerk. Evelin<br />
Lanthaler ist seit Jahren die herausragende<br />
Fahrerin im Lager der<br />
Naturbahnrodlerinnen. Und während<br />
sich hinter ihr die Konkurrenz<br />
auf den Podestplätzen 2 und 3<br />
reihenweise abwechselt, bleibt das<br />
oberste Treppchen ausschließlich<br />
für die Passeirerin reserviert.<br />
Ein gewohntes Bild:<br />
Evelin Lanthaler<br />
in Jubelpose.<br />
Wie sich verlieren anfühlt, weiß<br />
Evelin Lanthaler gar nicht<br />
mehr so richtig. Letztmals hat sie im<br />
Jänner 2020 in Vatra Dornei in Rumänien<br />
ein Weltcuprennen nicht auf<br />
Rang 1 beendet, vorher war es im<br />
Jänner 2018 in Deutschnofen, wo<br />
sie Zweite wurde. Beide Male war<br />
ihre ewige Rivalin-Freundin Greta<br />
Pinggera schneller.<br />
Aber ansonsten ist Lanthaler eine<br />
Klasse für sich, hat vor der letztjährigen<br />
Saison 17 der vergangenen<br />
19 Weltcups für sich entschieden.<br />
Im Rodelwinter 2020/21 setzte<br />
die 30-Jährige aber nochmals neue<br />
Maßstäbe: Sie gewann nicht nur 6<br />
von 6 Weltcuprennen – und hält<br />
nun bei 32 Erfolgen – sondern kürte<br />
sich Mitte Februar <strong>2021</strong> in Umhausen<br />
im Ötztal (Tirol) auch noch zur<br />
Rodel-Weltmeisterin. Und das in<br />
beeindruckender Manier: 1,24 Sekunden<br />
legte sie zwischen sich und<br />
Silber-Gewinnerin Jekaterina Lawrentjewa<br />
(Russland).<br />
Wie Evelin Lanthaler es anstellt,<br />
derart überlegen zu sein, ist ihr<br />
selbst des öfteren ein Rätsel: „Es ist<br />
wohl ein Mix aus mehreren Gründen“,<br />
sinniert sie, „zum einen mein<br />
Ehrgeiz. Ich will immer gewinnen.<br />
Nur mitfahren ist nicht mein Ding.<br />
Für mich gibt es nur volles Risiko.<br />
Und dann habe ich den Ehrgeiz,<br />
dass die Serie immer weiter geht.<br />
Das erzeugt Druck, den ich mir<br />
selber auferlege. Zudem bin ich im<br />
Sommer sehr fleißig, trainiere trotz<br />
meiner Arbeit als Kellnerin sehr viel.<br />
Und im Winter habe ich gegenüber<br />
vielen meiner Konkurrentinnen<br />
den Vorteil, dass ich mich mehrere<br />
Monate ausschließlich auf das Rodeln<br />
konzentrieren kann und nicht<br />
nebenher noch arbeiten muss.“<br />
Selbst die eigenartige Corona-Situation<br />
konnte der Erfolgsserie von<br />
Evelin Lanthaler im letzten Winter<br />
nichts anhaben. Die 6 Weltcuprennen<br />
wurden in nur 3 Orten (im<br />
Dezember in Winterleiten/Steiermark,<br />
im Jänner in Platt in Passeier,<br />
im Februar in Laas) als Doppelveranstaltung<br />
durchgepeitscht, dazu<br />
kam als Saisonabschluss die WM in<br />
Umhausen. Lanthaler war in allen<br />
Rennen auf den Punkt genau topfit,<br />
war zwar nicht in allen Läufen die<br />
Schnellste, in der Endabrechnung<br />
stand die begeisterte Berggeherin<br />
aber immer ganz oben.<br />
Dabei hatte Lanthaler mit dem<br />
großen Erwartungsdruck durchaus<br />
zu kämpfen. „Einerseits mache ich<br />
ihn mir selber. Andererseits setzt<br />
mittlerweile das Umfeld es als normal<br />
voraus, dass ich gewinne. Vor<br />
allem beim Heimweltcup in Platt<br />
war ich extrem nervös. Am Ende<br />
schaffe ich es aber immer wieder,<br />
locker zu bleiben und im Rennen<br />
noch eines draufzusetzen. Aber es<br />
ist bei weitem nicht so einfach, wie<br />
es von außen womöglich aussieht.<br />
Mir ist sehr wohl bewusst, dass der<br />
Tag kommen wird, wo eine Konkurrentin<br />
meine oft kleinen Fehler<br />
mit einem perfekten Lauf entscheidend<br />
ausnutzt.“