Wintersport 2021/22
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SNOWBOARD<br />
SPORT D | <strong>2021</strong> 33<br />
Roland Fischnaller<br />
Hinarbeiten auf den Tag X<br />
Ein gewohntes Bild:<br />
Roland Fischnaller in Jubelpose.<br />
Wenn in diesen Tagen das Snowboard-Nationalteam<br />
im finnischen<br />
Pyhätunturi trainiert, dann fehlt einer:<br />
Roland Fischnaller. Der 41-jährige<br />
Anführer der „Azzurri“ muss<br />
wegen einer eingerissenen Quadrizeps-Sehne<br />
am Oberschenkelansatz<br />
des linken Beines pausieren.<br />
Zugezogen hat sich Fischnaller<br />
die Verletzung beim Krafttraining.<br />
„Ich habe Beinpresse-Training<br />
gemacht, und beim Aufstehen hat<br />
es mir blöd den Fuß verdreht. Nun<br />
bin ich seit 4 Wochen beim Therapieren,<br />
aber aktuell ist es noch nicht<br />
wirklich besser geworden. Es muss<br />
heilen, und das braucht Zeit. Aber<br />
davon habe ich nicht allzu viel.“<br />
Zumal der Sieger von 19 Weltcuprennen<br />
und 6 Kristallkugeln sogar<br />
offen lässt, ob er beim Weltcupauftakt<br />
in Bannoye (Russland) am<br />
11. und 12. Dezember mit von der<br />
Partie ist oder erst beim Heimweltcup<br />
am Karerpass-Carezza am 16.<br />
Dezember einsteigt. Die Quadrizepssehne<br />
hat er sich bereits im<br />
Sommer getickt. Allerdings sei die<br />
Verletzung damals gut verheilt und<br />
er konnte den ganzen Herbst problemlos<br />
trainieren.<br />
Der Fokus von Fischnaller ist aber<br />
nicht auf den Dezember, sondern<br />
auf ein anderes Datum gerichtet:<br />
Am Dienstag, 8. Februar 20<strong>22</strong> wird<br />
in Zhangjiakou, 180 Kilometer von<br />
Peking entfernt, der Olympiasieger<br />
im Parallel-Riesentorlauf ermittelt.<br />
Seit 2002 hat „Fisch“ an allen<br />
Olympischen Spielen teilgenommen.<br />
Das soll auch 20<strong>22</strong> der Fall<br />
sein – vorausgesetzt sein lädiertes<br />
Bein lässt einen Start zu. „Ich war<br />
bei Olympia nie besser als 7., mir<br />
fehlt also noch eine Medaille. Dass<br />
ich im Snowboard einer der Besten<br />
der Welt bin, habe ich ausreichend<br />
bewiesen. Zudem habe ich in den<br />
letzten 2 Saisonen die Kristallkugel<br />
im Riesentorlauf gewonnen.<br />
Und das, obwohl mittlerweile die<br />
Kurse extrem leicht und vor allem<br />
direkt gesteckt sind. Die technischen<br />
Fähigkeiten rücken dadurch<br />
in den Hintergrund. Aber dass ich<br />
Medaillen gewinnen kann, habe ich<br />
mit 6 Mal Edelmetall bei Weltmeisterschaften<br />
bewiesen. Und in<br />
meinem Team bin ich nach wie vor<br />
der Einzige, der WM-Medaillen zu<br />
Hause hat.“<br />
Damit hat Fischnaller eine Kampfansage<br />
an seine Teamkollegen, aber<br />
auch an das Trainerteam geschickt:<br />
Obwohl er bei der WM <strong>2021</strong> in Rogla<br />
im Parallel-Riesentorlauf Silber<br />
holte (nur 0,01 Sekunden hinter<br />
Dimitri Loginow), durfte er tags<br />
darauf im Parallel-Slalom nicht für<br />
die „Azzurri“ an den Start gehen.<br />
Da erhielten andere den Vorzug, die<br />
zuvor im Weltcup zwar die besseren<br />
Ergebnisse erzielten, die mit dem<br />
WM-Druck aber nicht zurecht kamen.<br />
Dieser fatale Trainer-Fehlentscheid<br />
soll sich bei Olympia 20<strong>22</strong><br />
nicht wiederholen.<br />
Dass die vergangene Saison mit<br />
„nur“ einem Weltcupsieg und WM-<br />
Silber nicht zu seinen herausragenden<br />
gehörte, erklärt Fischnaller so:<br />
„Ich habe nach Neujahr im Training<br />
ein neues Brett mit neuem Setup<br />
probiert und bin damit regelmäßig<br />
Bestzeit gefahren. Nur hat es bei<br />
den Rennen überhaupt nicht funktioniert.<br />
Dadurch kam eine gewisse<br />
Verunsicherung rein. Erst bei der<br />
WM habe ich dann die alten Schuhe<br />
herausgekramt und bin damit Zweiter<br />
geworden.“<br />
Und das ist es auch, was Roland<br />
Fischnaller immer wieder betont:<br />
„Jedes Rennen, jede Saison startet<br />
bei Null. Sich neu zu erfinden<br />
ist extrem schwierig. Man kann<br />
natürlich immer mit dem gleichen<br />
Brett fahren, auch 10 Jahre lang.<br />
Aber man will ja immer besser werden<br />
und sich auch beim Material<br />
weiter entwickeln. Nur ein Marcel<br />
Hirscher hatte die phänomenale Fähigkeit,<br />
fast ein Jahrzehnt lang egal<br />
wo, egal wann, egal mit welchem<br />
Material unter seinen Füßen alles<br />
und immer zu gewinnen.“<br />
ROLAND FISCHNALLER<br />
Geburtsdatum und -ort:<br />
19. September 1980 in Brixen<br />
Wohnort: Vilpian/Coll im Villnößtal<br />
Sportgruppe: Heer