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Hochgefühle 04 2021

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HOCHGEFÜHLE – DAS MAGAZIN DES KLAGENFURTER ALPENVEREINS Seite 19<br />

Eine der vielen wunderschönen Blumenwiesen<br />

einem Kaffeehaus ein. Wir waren alle sehr erleichtert,<br />

denn wir hatten den Großteil dieser langen Tagesetappe<br />

bereits hinter uns. Nachdem der Regen aufhörte,<br />

ging es nun bei Sonnenschein auf einem Radweg<br />

quer über Wiesen durch das Lermooser Moos.<br />

Die einstige Sumpflandschaft hat dazu beigetragen,<br />

dass die römische Via Claudia Augusta noch erhalten<br />

war, als man sie 1991 bis 1995 ausgrub. Auch am<br />

nächsten Tag wanderten wir zum Teil auf diesem geschichtsträchtigen<br />

Weg, der einst gebaut wurde, um<br />

die Alpen zu überqueren. Nach dem Abendessen in<br />

Lermoos konnten wir auf einer Terrasse mit herrlicher<br />

Sicht auf die Zugspitze den ersten Tag gebührend beschließen.<br />

Es wird für uns immer ein unvergesslicher<br />

Eindruck bleiben, wie sich die Farben dieses beeindruckenden<br />

Bergmassives im abendlichen Sonnenlicht<br />

verändert haben.<br />

Montag, 26. 7. <strong>2021</strong>: Lermoos, Liftauffahrt mit<br />

der Grubigsteinbahn (1.000 Hm), Besteigung<br />

des Grubigstein, Fernpass, Schloss Fernstein.<br />

Wir hatten ebenfalls großes Glück, was die unerfreuliche<br />

Wetterprognose betraf. Bei der Auffahrt mit der<br />

Grubigsteinbahn überlegten wir noch, ob wir überhaupt<br />

auf den Gipfel gehen sollten, denn es war<br />

rundum bewölkt und im Laufe des Tages sollte es<br />

regnen. Nachdem der Aufstieg mit nur einer Stunde<br />

anberaumt war, wagten wir es. Bereits nach einer<br />

halben Stunde wurden wir mit einer so massiven<br />

Wetterbesserung überrascht, die bis zum späten<br />

Nachmittag anhielt. Somit konnten wir die heutige<br />

Etappe, welche immer wieder herrliche Ausblicke<br />

auf den kleinen Mittersee, den mittleren Weißensee<br />

und den großen Blindsee freigab, in angemessenem<br />

Tempo genussvoll bewältigen. Wir verbrachten noch<br />

einen schönen Nachmittag auf der Terrasse des Hotels<br />

Fernsteinsee und konnten abends im exquisiten<br />

Ambiente des Schlosses speisen und dort nächtigen.<br />

Dienstag, 27. 7. <strong>2021</strong>: Schloss Fernstein, Busfahrt<br />

nach Schnann. Aufstieg Ansbacher Hütte.<br />

Am Nachmittag Samspitze (2.624 m). Obwohl<br />

unser Bus Verspätung hatte, konnten wir doch<br />

noch rechtzeitig in Imst umsteigen, um danach<br />

von Schnann über den neuen und spektakulären<br />

Schluchtweg sowie den nachfolgenden steilen Aufstieg<br />

zur Fuchshütte zu gelangen. Eine durchgehende<br />

Wolkendecke machte den steilen Aufstieg temperaturmäßig<br />

erträglicher und die wunderschöne Blütenpracht<br />

erweckte unsere Aufmerksamkeit. Bei unserer<br />

ersehnten Jausenpause konnten wir schon das rasche<br />

Herannahen der Wetterfront deutlich erkennen.<br />

Bei leichtem Regen kamen wir bei der Ansbacherhütte<br />

an. Zum vereinbarten Treffpunkt am frühen<br />

Nachmittag hatten wir wiederum gutes Wanderwetter<br />

und so genossen wir den gemütlichen Aufstieg auf<br />

die Samspitze und von dort den herrlichen Ausblick<br />

in die Ötztaler Alpen, die Verwallgruppe und auf die<br />

nahen Lechtaler Alpen. Nach einem guten Abendessen<br />

ging es bereits nach Einbruch der Dunkelheit ins<br />

Matratzenlager. Frühes Aufstehen war wegen des für<br />

morgen angekündigten Eintreffens der Schlechtwetterfront<br />

mit teils heftigen Regenschauern, welche den<br />

ganzen Tag andauern könnten, wiederum angesagt.<br />

Mittwoch, 28. 7. <strong>2021</strong>: Ansbacher Hütte über<br />

Kaiserjochhaus zur Leutkirchner Hütte.<br />

Nach einer Tasse Kaffee oder Tee ging es um 5.30<br />

Uhr im Morgengrauen bei leichtem Regen los. Nachdem<br />

sich dieser nach einer halben Stunde legte, wurde<br />

es wieder wolkenfrei und wir konnten, nachdem<br />

wir die ersten Kletterpassagen hinter uns hatten, eine<br />

gemütliche Jausenpause oberhalb des Vordersees<br />

einlegen. Leider fiel alsbald wieder dichter Nebel ein.<br />

Auch die weiteren Kletterpassagen konnten wir noch<br />

ohne Regen bewältigen. Um ca. 11 Uhr kamen wir bei<br />

Regen, welcher die teils erdigen Stellen sehr glitschig<br />

machte, beim Kaiserjochhaus an, wo wir einkehrten,<br />

um uns aufzuwärmen und zu stärken. Die weitere<br />

Wanderung zur Leutkirchner Hütte erfolgte auf einem<br />

leichten Weg bei mäßigem Regen, wo wir um 14 Uhr<br />

nass, aber zufrieden ankamen. Wieder einmal wurde<br />

das berechtigte frühe Weggehen belohnt und wir<br />

konnten einen angenehmen Hüttennachmittag verbringen.<br />

Zudem sollte sich ab morgen eine Wetterbesserung<br />

einstellen.<br />

Donnerstag, 29. 7. <strong>2021</strong>: Leutkirchner Hütte<br />

über Valluga (2.809 m) zur Stuttgarter Hütte.<br />

Die Blüten, Blätter und Gräser waren mit Regentropfen<br />

bedeckt, welche im Sonnenschein glitzerten<br />

und ein Blickfang waren. Unzählige Fotos von dieser<br />

strahlenden Blütenpracht zeugen davon. Insbesondere<br />

die vielen Stiefmütterchen in den verschiedensten<br />

Lilatönen waren sehr beeindruckend. Danach ging<br />

es auf einem schwarzen Weg über Felsen und in<br />

Serpentinen bergauf, wobei uns auch unsere Hände<br />

nützlich waren. Danach folgte ein ständiges Auf- und<br />

Abwärtsklettern über Felsen und ausgesetzte Stellen,<br />

die mit Seilen gesichert sind. Auf dem Mattunjoch<br />

bot sich uns ein einzigartiges Panorama. Wir blickten<br />

auf das Arlberger Skigebiet und erkannten auch<br />

das Vallugarestaurant und die Sendemasten auf der<br />

Vallugaspitze. Über Schneefelder gelangten wir zur<br />

Bergstation der Valluga, wo bereits eine lange Menschenschlange<br />

auf die Gondelauffahrt wartete. Wir<br />

jedoch nahmen den Klettersteig über den Vallugagrat,<br />

um auf die Vallugaspitze, 2.908 m, zu gelangen.<br />

Nachdem wir die 360 Grad Panoramarundumsicht<br />

genossen hatten, folgte noch ein steiler und schwieriger<br />

Abstieg und danach ein schöner blumenreicher<br />

Weg, über den wir zur Stuttgarter Hütte hinwanderten.<br />

Nach diesem großartigen Tag verbrachten wir einen<br />

gemütlichen Nachmittag auf der Terrasse dieser<br />

so schön gelegenen Hütte. Die Stuttgarterhütte wurde<br />

vor einigen Jahren erweitert und das Lager, in welchem<br />

wir untergebracht waren, besticht durch seine<br />

großzügige Raumaufteilung und die schöne Aussicht.<br />

Der Hüttenwirt Kami Lama, der aus dem Osten Nepals<br />

stammt, ist nun das erste Jahr Hüttenwirt auf der<br />

Stuttgarter Hütte und führt diese hervorragend. Auf<br />

unseren Wunsch hin gab es zum Abendessen köstliche<br />

Momos, eine nepalesische Spezialität.<br />

Freitag, 30. 7. <strong>2021</strong>: Stuttgarter Hütte, Wilder<br />

Kasten (2.526 m) und Fanggerkarspitze (2.640<br />

m), Ulmer Hütte, St. Christoph am Arlberg. Busfahrt<br />

nach St. Anton. Da wir voller Tatendrang waren,<br />

gingen wir noch auf den Wilden Kasten und die<br />

Fanggerkarspitze, bevor wir dann auf die Erlachalpe,<br />

1.919 m, abstiegen, um danach, vorbei an einem<br />

kleinen Bergsee, wieder auf das Valfagehrjoch, 2.543<br />

m, aufzusteigen. Nach dem weiteren Abstieg legten<br />

wir noch eine Pause bei der Ulmer Hütte ein, bevor<br />

wir nach St. Christoph, dem Endpunkt des Adlerweges,<br />

abstiegen und mit dem Bus nach St. Anton<br />

fuhren. Dort genossen wir nochmals die Annehmlichkeiten<br />

im ansprechenden Alpin Live Aparthotel. Das<br />

heftigste Gewitter dieser Woche erlebten wir dann<br />

beim Weg zu unserem Restaurant in St. Anton. Dort<br />

ließen wir im Rahmen unseres Abschlussabends diese<br />

wunderschönen Tage nochmals Revue passieren.<br />

Erneut wurde uns allen bewusst, welches Glück wir<br />

mit dem Wetter, mit den getroffenen Entscheidungen<br />

und den Teilnehmern hatten.<br />

Alle Teilnehmer waren sehr motiviert, kooperativ,<br />

bergerfahren, konditionsstark, solidarisch und rücksichtsvoll,<br />

was zum guten Gelingen und dem erfolgreichen<br />

Abschluss dieser wunderschönen und einmaligen<br />

Mehrtagestour beigetragen hat.<br />

Waren bei der Anreise noch viel Ungewissheit und<br />

Zweifel vorhanden, so konnten wir nun mit der Gewissheit,<br />

alles so erfolgreich bewältigt zu haben, mit<br />

vielen schönen und beeindruckenden Erinnerungen<br />

und vollauf zufrieden am Samstag die Heimreise antreten.<br />

Bericht und Fotos: Annemarie Höfferer

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