Hochgefühle 04 2021
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Seite 22<br />
HOCHGEFÜHLE – DAS MAGAZIN DES KLAGENFURTER ALPENVEREINS<br />
Jugendherberge neu<br />
Warum wir bauen –<br />
was wird neu?<br />
Die Fortführung einer der erfolgreichsten<br />
alpinen Jugend-Einrichtungen<br />
Österreichs wurde von der<br />
Behörde mit alsbaldiger Wirkung<br />
untersagt:<br />
Gravierende Mängel betreffend Brandschutz, Hygiene,<br />
Abwasserproblematik, verkeimtes Trinkwasser,<br />
negative Küchensituation, fehlende Fluchtwege, problematische<br />
Raumordnung, viel zu steile Stiegen. Nach<br />
einem Architekten-Wettbewerb (Siegerprojekt) wurden<br />
modernste Standards berücksichtigt und aktuelle<br />
Behördenauflagen vorweggenommen: Erdgeschoß<br />
barrierefrei, Anzahl der Sanitäranlagen, normgerechte<br />
Küche, neue Wasserleitung, neue Kläranlagen,<br />
thermische Sanierung, modulares Heizsystem. Erweiterung<br />
Altbestand mittels Zubaus – Mehrzweckraum<br />
für multioptionale Nutzung (Schlechtwetter, Schulung,<br />
Spiele, Seminare …).<br />
Ein Schlaflager wird mit Schlafinseln (in Summe 20<br />
Kojenbetten inkl. Schlafnischen) ausgestattet, das<br />
zweite Lager (16 Betten) behält den offenen Charakter<br />
eines typischen Schlaflagers. Teil des behördlich<br />
verordneten Brandschutzkonzeptes ist ein über die<br />
drei Geschoße verlaufendes Fluchtstiegen-System.<br />
Der Betrieb muss ganzjährig uneingeschränkt ermöglicht<br />
sein (Wegsanierung, Parkplatz an der Materialseilbahn<br />
im Tal usw.) Dazu werden die Unterkünfte<br />
der Campleiter wie Holler- und Hernausstöckl ebenfalls<br />
durchgehend bewohnbar gemacht.<br />
Report zum Quartal<br />
Über die Mühen, die Probleme und die Kostenexplosion eines Neubaues/<br />
Umbaus wird sich jeder Häuslbauer ein Bild machen können. Uns geht es<br />
gleich, vielleicht potenziert.<br />
Behördenqual<br />
Was wir für Behördenwege an Zeit und Energie aufwenden<br />
mussten, ergibt sich einerseits aus der Zeit<br />
(rd. 2 Jahre) und aus der Fülle der Einreichungen,<br />
deren Mächtigkeit nur in Kilos zu messen wäre.<br />
Die Fachgutachter (achten) waren da nicht minder<br />
heftig, oft uneinsehbare Terminverschiebungen,<br />
oft Auflagen, nicht nachvollziehbar. Warum Vögel<br />
die neuen Seile der Materialseilbahn jetzt leichter<br />
übersehen und sich zu Tode stürzen, obwohl seit<br />
60 Jahren die alten Seile hingen, wird man kaum<br />
begreifen. Warum die Materialseilbahn als lebenswichtige<br />
Versorgung des Schutzhaues vor allem im<br />
Winter nach 25 Jahren ohne weitere Aufforderung<br />
abgebaut werden muss, erschließt sich dem Einfachdenkenden<br />
nicht. Warum man im Winter keinen<br />
Lokalaugenschein machen kann, scheint auch wenig<br />
verständlich. So könnte man die Liste fortsetzen:<br />
aber wir geben zu, dass die Damen und Herren ihre<br />
Vorschriften haben und nicht böswillig schikanieren,<br />
ein bisschen mehr Drive und Verständlichkeit für<br />
Unverständliches wären wünschenswert.<br />
Nachbarliche Freundschaften<br />
Grund und Holz, Almen sind Eigentum unserer<br />
Freunde und Nachbarn. Der Satz „Beim Geld hört<br />
sich die Freundschaft auf“ – hat doch oft Berechtigung.<br />
Einige unserer Partner aus dem Projektbereich<br />
arbeiten mit nachvollziehbarer Forderung,<br />
ja – sie sind sogar behilflich, wenn Hilfe nötig ist.<br />
Andere sehen die Chance, den Alpenverein nach<br />
Verordnung, Gesetz und Regel so richtig ins Eck<br />
zu drängen und auszunehmen. Wir sind und bleiben<br />
trotzdem Freunde, wenn wir auch an mancher<br />
Freundschaft schwer zu tragen haben.<br />
Der Schock: € 400.000 teurer<br />
Auch von der Front der Firmen gäbe es einige<br />
„Ausrutscher“ zu berichten. Was wir nicht tun, des<br />
Jammerns mag genug sein, die Pandemie gibt uns<br />
allen durch Erschwernisse, Lieferverzögerung und<br />
Teuerung einiges aufzulösen. Letztlich bleibt aber<br />
doch alles am „Bauherrn“ hängen. Somit haben wir<br />
3 Feststellungen zu treffen:<br />
1. Wir haben die schlechteste Bauzeit erwischt<br />
2. Wir können nicht zurück – zahlreiche Förderungen<br />
sind zeitgebunden<br />
3. Die Verteuerung wird noch teurer werden,<br />
woher das Geld nehmen?<br />
mein herz schlägt für die fragant