FineTobacco[+] 04|21
FREUDE AM LEBEN, SPASS AM GENUSS
FREUDE AM LEBEN, SPASS AM GENUSS
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das Mitleid der Presse ein. Doch<br />
Zeppo blieb auf dem ihm zugedachten<br />
Platz, bis er nach fünf gemeinsamen<br />
Filmen, 1933 ausstieg. Dabei<br />
konnte er seine Brüder brillant imitieren.<br />
In mehreren Vorstellungen<br />
sprang er für Groucho ein, als dieser<br />
an einer Blinddarmentzündung litt.<br />
Als ihn der ältere Bruder in seiner<br />
Rolle sah, meinte er anerkennend:<br />
„Er war so gut, dass ich ihn meinen<br />
Part hätte endlos spielen lassen,<br />
wenn man mir erlaubt hätte, im Zuschauerraum<br />
zu rauchen.“<br />
»While money can't buy<br />
happiness, it certainly lets<br />
you choose your own form of<br />
misery«<br />
In den 1920er Jahren waren die<br />
Comedyshows der „Marx Brothers“<br />
extrem erfolgreich. Ihr Mix aus Musik,<br />
bizarrer Handlung (bei der oft<br />
die High Society aufs Korn genommen<br />
wurde), beißendem Humor und<br />
gekonnter Improvisation machte sie<br />
zur Stars am Broadway. Mit der grassierenden<br />
Popularität des Tonfilms<br />
wurden schließlich auch die Studios<br />
auf die Vier aufmerksam. Für die Adaptionen<br />
der Bühnenshows unterzeichneten<br />
die Brüder Marx bei Paramount<br />
Pictures und drehten 1929<br />
ihren ersten abendfüllenden Spielfilm<br />
„The Cocoanuts“. Minnies Traum<br />
war in Erfüllung gegangen – ihre<br />
Jungs hatten es geschafft! Kurze Zeit<br />
später starb sie an einem Schlaganfall.<br />
Ein weiteres Ereignis erschütterte<br />
in diesem Jahr nicht nur die<br />
Familie, sondern die gesamte westliche<br />
Welt: der Börsencrash am 24.<br />
Oktober. Wie die meisten US-Amerikaner<br />
hatte sich auch Groucho zuvor<br />
hinreißen lassen, in Aktien zu<br />
investieren; in guten Zeiten verdiente<br />
er an der Börse mehr als auf der<br />
Bühne. Nun hatte er den Großteil seines<br />
frisch erworbenen Vermögens<br />
mit einem Schlag verloren. Dieser<br />
Schock und die Erinnerung an seine<br />
Kindheit in ärmlichen Verhältnissen<br />
machte ihn zu einem sehr sparsamen<br />
Menschen. Sein Sohn Arthur<br />
erinnerte sich daran, dass sein Vater<br />
immer dort parkte, wo es nichts kostete;<br />
selbst wenn das Restaurant einige<br />
Straßen weit entfernt war. Dann<br />
ließ er meist auch Hut und Mantel im<br />
Wagen, um sich die Garderobenfrau<br />
zu sparen. Jedenfalls bis zu dem Tag,<br />
als sein Auto gestohlen wurde. Samt<br />
Hut und Mantel.<br />
»In Hollywood, brides keep<br />
the bouquets and throw away<br />
the groom.«<br />
Nachdem der Vertrag mit Paramount<br />
1933 ausgelaufen war, gründete<br />
Zeppo gemeinsam mit Gummo<br />
eine der größten Talentagenturen<br />
Hollywoods, mit späteren Stars<br />
wie Jack Benny und Lana Turner.<br />
Währenddessen segelten Groucho,<br />
Chico und Harpo weiter auf einer<br />
gigantischen Erfolgswelle, mit den<br />
Studios von MGM, RKO und UA. Ein<br />
fester Bestandteil des Ensembles<br />
war auch Margaret Dumont, sozusagen<br />
ein „adoptierter Marx Brother“.<br />
Als Personifizierung der feinen<br />
Gesellschaft spielte sie meist<br />
die Grande Dame, die wegen ihres<br />
Vermögens von Groucho abwechselnd<br />
verschmäht, verehrt und beleidigt<br />
wurde. Privat spielte Geld in<br />
der Familie Marx eigentlich keine<br />
Rolle mehr. Bis auf eine Ausnahme:<br />
Chico. Neben seiner Vorliebe für<br />
die holde Weiblichkeit, den „chicks“,<br />
war er ein pathologischer Spieler,<br />
der schon als Kind den halben<br />
Hausstand seiner Eltern verpfändete,<br />
um Spielschulden zu begleichen.<br />
1949 nötigte seine chronische<br />
Finanznot die Brüder noch ein Mal<br />
gemeinsam vor die Kamera, obwohl<br />
die Marx Brothers inzwischen aus<br />
der Mode waren. „Love Happy“ als<br />
dreizehnter Aufguss ließ dann auch<br />
den Witz und die Energie seiner<br />
Vorgänger vermissen. Doch immerhin<br />
bescherte er der jungen Marilyn<br />
Monroe eine ihrer ersten Filmrollen<br />
und zukünftig den roten Teppich.<br />
»I find television very educational.<br />
Every time someone<br />
switches it on I go into another<br />
room and read a good<br />
book.«<br />
Drei Jahre zuvor hatte Groucho<br />
Marx nach dem letzten Film schon<br />
die Nase voll von Hollywood. Er<br />
wollte etwas anderes machen. Für<br />
den Auftritt in einer Radioshow mit<br />
Bob Hope hatte man ihn 40 Minuten<br />
warten lassen. Der Comedian<br />
rächte sich auf seine Weise, quasselte<br />
den Kollegen an die Wand<br />
und überzog die Sendezeit ebenso<br />
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