Cemat - K
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Spieker’s Corner<br />
Böse Falle im schönen Westerwald<br />
> Wirzenborn zählt zu Montabaur im Westerwald und ist straßentechnisch<br />
nicht gerade mit dem gesegnet, was man einen Highway<br />
nennen würde. Trotzdem stranden in Wirzenborn immer wieder<br />
schwere Laster. Zuletzt vor ein paar Wochen, als sich ein Lkw mit<br />
Kunststoffgranulat auf einem Feldweg festfuhr. Dumm nur: Das Granulat wurde<br />
im Industriegebiet des Nachbarortes dringend benötigt. Also beförderte das THW<br />
bis tief in die Nacht hinein eine Palette nach der anderen in die Fabrik.<br />
Bleibt die Frage: Was lockt einen Lkw in den Wald? Antwort: Wirzenborn ist eine<br />
Navi-Falle. Die Straße, die in den besagten Feldweg mündet, ist nach dem eigentlichen<br />
Ziel, dem Nachbarort Heiligenroth, benannt. Wenn das zu beliefernde Zielunternehmen<br />
in seine Anschrift zur besseren Orientierung den Namen Montabaur integriert,<br />
schnappt die Falle zu. Das Navi sucht eine Kombination der beiden Ortsnamen<br />
und lotst den Lkw in die Heili-<br />
Bestimmte Routen werden für Lkw nur desgenrother Straße in Montawegen<br />
zur Falle, weil die Fahrer sich von bilbaur-Wirzenborn.ligen Pkw-Navigationsgeräten leiten lassen.« Wirzenborn steht nicht allein<br />
da in Europa. Da gibt es<br />
Alpendörfer, die an vermeintlichen Abkürzungen liegen, deren Steigungen von Lkw<br />
aber nicht zu schaffen sind. Ortsdurchfahrten sind zu schmal, Brücken zu niedrig. Sie<br />
werden aber nur deshalb zur Falle, weil sich viele Fahrer von billigen Pkw-Navis leiten<br />
lassen, die Engpässe und Verbote für Lkw nicht kennen. »800 Euro für ein Lkw-<br />
Navi sind zu teuer«, beklagt sich ein Fahrer im Internet. Solange es diese Denke gibt,<br />
müssen die betroffenen Ortschaften handeln. In England etwa wurden schon<br />
Schilder mit rot durchgestrichenen Satelliten gesichtet, die bedeuten sollen, dass<br />
man in diesem Gebiet besser nicht seinem Navigationsgerät folgt.<br />
Doch Schilder helfen nicht viel, wenn der Fahrer mehr auf seinen Navi-Bildschirm<br />
achtet, als auf Hinweise an der Straße. Auch an Bildschirm-Botschaften wie »Sie<br />
dürfen nicht tun, was Sie nicht tun können« kann man sich gewöhnen. Bleibt nur,<br />
unsere Welt Navi-freundlich zu gestalten. Für Wirzenborn heißt das: Die betroffene<br />
Straße muss entweder umbenannt oder ausgebaut werden. Sonst bleibt nur<br />
eines: Der zu beliefernde Zielbetrieb muss umziehen – nach Wirzenborn.<br />
Martin Spiekermann<br />
sp@verlag.henrich.de<br />
3.2008 www.logistik-journal.de