26.01.2022 Aufrufe

syndicom magazin Nr. 27

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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«Smood hat die Chance, sich von der Konkurrenz abzuheben:<br />

Korrekte Arbeitsbedingungen sind möglich.» David Roth<br />

17<br />

Eine Branche unter Beobachtung<br />

Seit 10 Jahren arbeitet <strong>syndicom</strong> in der Kurier*innen-Branche.<br />

Entstanden ist daraus ein GAV, der 2019 in Kraft trat. Derweil<br />

werden unter den Kurier*innen wieder Stimmen laut, insbesondere<br />

bei Smood.<br />

Der Streik bei Smood breitete sich auf acht Städte in der Westschweiz aus. (© Keystone-SDA)<br />

Gut zwei Jahre nach der Ratifizierung<br />

des GAV Velokurier und urbane Kurierdienstleistungen,<br />

dem 2020 der<br />

Firmen-GAV Notime folgte, geben die<br />

Arbeitsbedingungen in der Branche<br />

immer noch Anlass zur Sorge.<br />

Seit Jahren setzt sich <strong>syndicom</strong> insbesondere<br />

bei Smood für die Aufnahme<br />

von GAV-Verhandlungen ein.<br />

Gemeinsam mit der Belegschaft von<br />

Smood wurden mehrere konkrete Forderungen<br />

formuliert. Als Gewerkschaft<br />

der Kurier*innen fordert <strong>syndicom</strong><br />

eine Anpassung an die Standards<br />

der bestehenden GAV: mehr Lohn,<br />

klarere Spesenabgeltung, ordentliche<br />

Schicht planung. Ab Januar 2021 fanden<br />

erste vertrauliche Gespräche statt<br />

und der Start der GAV-Verhandlungen<br />

stand kurz bevor. Er wurde abgebrochen,<br />

als in der Romandie rund 100<br />

Kolleg*innen einen Streik begannen.<br />

Die Kolleg*innen kritisieren ebendie<br />

Punkte, welche auch die <strong>syndicom</strong>-<br />

Mitglieder immer wieder kritisierten:<br />

Planung, Spesen, Lohn, intransparente<br />

Abrechnung.<br />

<strong>syndicom</strong> hat sich mit den Streikenden,<br />

die sich nun in der Schlichtungsphase<br />

befinden, solidarisch erklärt<br />

und unterstützt auch ihre<br />

Forderungen. Die alten Probleme<br />

müssen geklärt und die aktuellen Fragen<br />

im Rahmen eines GAV geregelt<br />

werden. David Roth, Zentralsekretär<br />

von <strong>syndicom</strong>, betont: «Für Smood<br />

wäre dies eine Gelegenheit, sich von<br />

der Konkurrenz abzuheben und zu<br />

zeigen, dass Sozialpartnerschaft auch<br />

in dieser hart umkämpften Branche<br />

möglich ist. Wir rufen auch die anderen<br />

Akteure der Branche auf, sich diesem<br />

Prozess anzuschliessen.»<br />

Dass Verbesserungen möglich<br />

sind, zeigt wieder die Westschweiz:<br />

Die Genfer Chaskis SA arbeitet mit 400<br />

Beschäftigten als Partnerin von Uber<br />

mit dessen App, stellt die Kurier*innen<br />

aber regulär an. Chaskis ist 2022<br />

dem GAV beigetreten, während sich<br />

viele Unternehmen weiterhin der Meldepflicht<br />

der PostCom entziehen und<br />

die So zialpartnerschaft ablehnen. David<br />

Roth: «Das ist auch ein wichtiges<br />

Signal an die anderen Firmen, die in<br />

der Food-Delivery oder via die Uber-<br />

Eats-App arbeiten. Korrekte Arbeitsbedingungen<br />

sind möglich. <strong>syndicom</strong><br />

wird sie in Genf und schweizweit einfordern.<br />

Die Chaskis SA zeigt den Weg,<br />

den die Branche gehen muss.» (RMO)<br />

Branche Velokurier bei <strong>syndicom</strong>:<br />

<strong>syndicom</strong>.ch/Xwyik<br />

Regulierung der<br />

Plattform-Medien<br />

Lorenzo Bonati, Regionalsekretär<br />

Sektor Medien in Olten<br />

Kommunikationsplattformen wie<br />

Google, Facebook oder Telegram<br />

spielen bei der Meinungsbildung eine<br />

immer wichtigere Rolle. Doch für diese<br />

Plattformen gelten keine journalistischen<br />

Standards. Eine Verpflichtung<br />

zur Wahrhaftigkeit besteht nicht. Dies<br />

öffnet der Verbreitung von Falschinformationen,<br />

Fake News, Tür und Tor.<br />

Der Bundesrat will dieses Problem,<br />

das bei der Corona-Berichterstattung<br />

augenfällig geworden ist, nun aber angehen.<br />

Er beauftragt das Eidgenössische<br />

Departement für Umwelt, Verkehr,<br />

Energie und Kommunikation<br />

(UVEK), bis Ende dieses Jahres Vorschläge<br />

auszuarbeiten, wie Kommunikationsplattformen<br />

reguliert werden<br />

könnten. Ähnliche Bestrebungen sind<br />

in der EU und den USA im Gang.<br />

Für die Glaubwürdigkeit des Journalismus<br />

und für das Funktionieren<br />

der Demokratie sind das gute Nachrichten.<br />

Zu lange haben sich die Plattformen<br />

vor ihrer gesellschaftlichen<br />

Verantwortung gedrückt und behauptet,<br />

sie stellten nur die Infrastruktur<br />

zur Verfügung und seien für die verbreiteten<br />

Inhalte nicht verantwortlich.<br />

Die Werbeeinnahmen, die von<br />

den traditionellen Medien zu ihnen<br />

abwandern, nehmen sie aber gerne.<br />

Höchste Zeit also, dass der Staat<br />

diesem Ungleichgewicht ein Ende<br />

setzt. Denn Fakt ist: Die Kommunikationsplattformen<br />

sind längst selbst<br />

zu mächtigen und einflussreichen<br />

Medienkonzernen geworden. Und mit<br />

grosser Macht muss auch grosse Verantwortung<br />

kommen.

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