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syndicom magazin Nr. 27

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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22 Politik<br />

Gleichstellungsbarometer<br />

steht auf Regen bis Sturm<br />

Letzten November legte die Schweizerische Konferenz der<br />

Gleichstellungsbeauftragten ihr zweites Nationales Barometer<br />

vor: Die Vereinbarkeit von Erwerbs-, Familien- und Hausarbeit<br />

war 2021 noch schwieriger als zuvor. Das stellen nicht nur die<br />

Frauen fest!<br />

Text: Muriel Raemy<br />

Bild: SGB/Annette Boutellier<br />

«Betroffen machten mich vor allem<br />

die Appelle junger Mütter, die keine<br />

Betreuungsplätze für ihre Kinder<br />

finden. In zahlreichen Kommentaren<br />

zeigte sich auch die Frustration<br />

angesichts der Schwierigkeit, einen<br />

Mentalitätswandel herbeizuführen<br />

und patriarchalische Wertvorstellungen<br />

so zu verändern, dass erwachsene<br />

Männer sich für Erziehung,<br />

Haus- und Pflegeaufgaben<br />

zuständig fühlen.»<br />

Gesine Fuchs meint, dass<br />

Gleichstellung niemanden kalt lässt<br />

und die unbezahlte Care-Arbeit die<br />

gesamte Bevölkerung betrifft. «Die<br />

Hälfte der Befragten äusserte konkrete<br />

Vorschläge, wie die Situation<br />

auf politischer und unternehmerischer<br />

Ebene verbessert werden<br />

könnte. Dies zeigt, dass das Thema<br />

in den Familien und in der Berufswelt<br />

intensiv diskutiert wird.»<br />

Die Antworten auf die Frage,<br />

wie man eine bessere Verteilung der<br />

Care-Arbeit erreichen könnte, reichen<br />

von finanzieller Unterstützung<br />

und besserer Anerkennung in den<br />

Sozialversicherungen über einen<br />

AHV-Anspruch zur bezahlten Elternzeit,<br />

von der steuerlichen Berücksichtigung<br />

über flexible Arbeitsbedingungen<br />

in Bezug auf Zeit und<br />

Ort, Förderung von Teilzeitarbeit<br />

und Jobsharing bis hin zu einer besseren<br />

Anerkennung und Entlöhnung<br />

von Care-Berufen sowie<br />

Lohngleichheit. An Ideen mangelt<br />

es jedenfalls nicht.<br />

Dass die Einschätzungen so kritisch<br />

ausfallen würden, hatte das von<br />

Gesine Fuchs geleitete Forschungsteam<br />

der Hochschule Luzern – Soziale<br />

Arbeit nicht erwartet. Im Auftrag<br />

der Schweizerischen Konferenz der<br />

Gleichstellungsbeauftragten (SKG)<br />

hatte das Team 2018 ein erstes «Nationales<br />

Barometer Gleichstellung»<br />

erstellt. In der zweiten Befragung<br />

wurde 2021 der Fokus auf das Verhältnis<br />

von Erwerbsarbeit und unbezahlter<br />

Care-Arbeit gelegt.<br />

2245 Personen – 1110 Frauen,<br />

1134 Männer und 1 Person, die sich<br />

weder als Frau noch als Mann identifiziert<br />

– aus allen sieben Grossregionen<br />

der Schweiz nahmen an der<br />

Online-Befragung teil. «Die Befragten<br />

waren deutlich kritischer als vor<br />

drei Jahren: Der Stand der Gleichstellung<br />

in den Bereichen Familie<br />

und Erwerbsarbeit und sogar Politik<br />

wird als sehr schlecht eingeschätzt»,<br />

sagt Gesine Fuchs. Konkret bedeutet<br />

dies: die unbezahlte Care-Arbeit<br />

wird hauptsächlich von Frauen geleistet.<br />

Viele Vorschläge an die Politik<br />

Schäden durch die Pandemie<br />

Das Nationale Barometer zeigt auch,<br />

dass die wahrgenommene Verschlechterung<br />

bei der Gleichstellung<br />

– nur 10 Prozent der Befragten<br />

sehen die Gleichstellung in der<br />

Familie als erreicht – zum Teil auf<br />

die Pandemie zurückzuführen ist.<br />

«Dies kann damit zusammenhängen,<br />

dass die Pandemie bestehende<br />

Ungleichheiten sichtbarer<br />

gemacht hat. Aber auch damit, dass<br />

vor allem Personen mit Betreuungspflichten,<br />

besonders Frauen, sehr<br />

stark von Schliessungen von Schulen<br />

und Betreuungsinstitutionen<br />

betroffen waren.» Weitere Studien<br />

müssen die Effekte der Pandemie<br />

noch vertieft untersuchen.<br />

Für Gesine Fuchs hat die öffentliche<br />

Debatte rund um den<br />

Frauenstreik und die eidgenössischen<br />

Wahlen 2019 das Problembewusstsein<br />

erhöht. «Die Ergebnisse<br />

zeigen deutlich, dass die Familienpolitik<br />

auf der Ebene von Bund,<br />

Kantonen und Gemeinden systematischer<br />

und verbindlicher umgesetzt<br />

werden muss.»<br />

Der ganze Bericht:<br />

<strong>syndicom</strong>.ch/qh4Qy

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