TLN 02/2022
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Wirtschaft<br />
Frauen in der Logistik<br />
„Agilität steckt nicht in einem Buch,<br />
sondern in den Köpfen“<br />
Dana Bagherinia (29) ist Agile Coach und Scrum Masterin in der IT bei Hermes in Hamburg. Sie sagt: „Mein Ziel ist,<br />
dass das Team mich irgendwann nicht mehr braucht.“<br />
Die Logistik gilt nach wie vor als Männerdomäne. In unserer Serie „Frauen in der Logistik“ möchten wir regelmäßig<br />
Kolleginnen aus den unterschiedlichsten Bereichen in der Logistik vorstellen. Dana Bagherinia hält als Agile Coach in<br />
Hamburg ihr IT-Team auf Trab, das sich um die Software des Sortier-Algorithmus kümmert.<br />
Foto: Privat<br />
Dana, du bist Agile Coach und Scrum Masterin. Kannst<br />
du erklären, was man da macht?<br />
Dana Bagherinia: Klar, es geht darum, agil zu arbeiten, und<br />
zwar mit „Frameworks“ genannten Software-Methoden wie<br />
Scrum oder Kanban. Die legen Wert darauf, dass jeder im Team<br />
eine Rolle hat, dass wir regelmäßige Events und ein Daily haben<br />
und meistens auch sogenannte Sprints: Da legen wir fest,<br />
was wir in den kommenden drei Wochen erreichen wollen und<br />
schauen danach in der Retrospektive, ob das auch so alles geklappt<br />
hat. Mir ist es aber wichtig, nicht an dem Modell zu kleben:<br />
Letztendlich geht es darum, dass alle das gleiche Mindset<br />
haben und gemeinsam und produktiv für ein Ziel arbeiten.<br />
Woran arbeitet dein Team?<br />
Dana Bagherinia: Wir sind das Team USS, also „Umschlag<br />
und Sortierung am Standort“. Es geht darum, die Software<br />
des Sortier-Algorithmus in unseren Logistik-Centern und Depots<br />
ständig zu erweitern und zu verbessern.<br />
Was begeistert dich an der Logistik?<br />
Dana Bagherinia: Vor allem, dass es eine Branche mit Zukunft<br />
ist und eine ganz konkrete Dienstleistung, die bei den<br />
Menschen an der Haustür ankommt. Gerade während der Corona-Pandemie<br />
war ich stolz, in der Logistik zu arbeiten und<br />
mitzuhelfen, dass Menschen die Dinge bekommen, die sie gerade<br />
dringend brauchen und nirgends kaufen können.<br />
Wolltest du also schon immer in die Logistik?<br />
Dana Bagherinia: Ja, aber ich war erst auf dem „falschen“ Weg.<br />
Ich habe an der HAW in Hamburg Logistik und technische BWL<br />
studiert und dachte: Klar, damit gehe ich in den Einkauf. Dann<br />
war ich bei einem großen Chiphersteller und habe Excel-Tabellen<br />
gemacht und gerechnet und Lieferantengespräche geführt. Da<br />
dachte ich: Nicht so toll, aber du musst ja im Einkauf arbeiten.<br />
Das hast du studiert, das muss so sein. Nach zwei Monaten Zähne<br />
zusammenbeißen wurde mir aber klar, dass ich mit den Kolleg*innen<br />
keine Basis hatte und es keine Feedback-Kultur gab.<br />
Das konnte es doch nicht sein.<br />
Was hast du dann gemacht?<br />
Dana Bagherinia: Ich habe mich gefragt: Was kann ich eigentlich<br />
als Mensch total gut, was kann ich als Dana gut? Ich kann gut<br />
mit Menschen, in Gruppen arbeiten, organisieren und strukturieren<br />
oder Workshops halten. So bin ich 2018 auf das Praktikum bei<br />
Hermes gestoßen – und geblieben. Seit 2019 bin ich fest angestellt.<br />
Jetzt ist es also nicht mehr das, was ich studiert habe – aber immer<br />
noch die richtige Branche.<br />
Nimmst du die Logistik als Männerbranche wahr?<br />
Dana Bagherinia: Nicht wirklich. In unserem Team sind zwar<br />
mehr Männer als Frauen, aber es gibt ja auch Teams, in denen es<br />
TRANS LOGISTIK NEWS 25