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Jochen Ostheimer und Markus Vogt

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<strong>Jochen</strong> <strong>Ostheimer</strong> <strong>und</strong> <strong>Markus</strong> <strong>Vogt</strong><br />

2.1 Komplexität in der Natur<br />

In zahlreichen naturwissenschaftlichen Forschungsrichtungen spielt der<br />

Begriff der Komplexität eine wichtige Rolle, doch es fehlt eine einheitliche<br />

Definition. Damit zusammenhängende <strong>und</strong> z.T. synonym gebrauchte<br />

Ausdrücke sind: Chaos (Edward Lorenz), Synergetik (Hermann Haken),<br />

dissipative Strukturen (Ilya Prigogine), Fraktale (Benoît Mandelbrot),<br />

nichttriviale Maschinen (Heinz von Foerster), nichtlineare bzw. gleichgewichtsferne<br />

Prozesse, Selbstorganisation, order from noise, um nur die wichtigsten<br />

zu nennen. 3 Hier wird – diesen Facettenreichtum<br />

zusammenfassend – Komplexität als Oberbegriff für Systeme, Prozesse<br />

<strong>und</strong> Bedingungen verstanden, die sich nicht vollständig überblicken, berechnen<br />

oder vorhersehen lassen.<br />

Der Begriff der Komplexität wird sowohl auf Phänomene des Lebens<br />

als auch auf physikalisch-chemisch-mathematische Prozesse bezogen. In<br />

biologischer Hinsicht zeigt sich, dass die koordinierten Wechselwirkungen<br />

molekularer Strukturen bereits auf der Zellebene so vielfältig sind, dass zu<br />

ihrer Ordnung ein Programm oder eine Information erforderlich ist. Als<br />

Maß für die Komplexität lebender Systeme kann die Informationsmenge<br />

angesehen werden, die nötig ist, um die genetische Information zu entschlüsseln.<br />

4<br />

Den verschiedenen physikalisch-mathematischen Forschungen ist<br />

gemeinsam, dass sie den Vorstellungen der klassischen, von Galilei <strong>und</strong><br />

Newton geprägten Mechanik widersprechen bzw. ihren Geltungsbereich<br />

einschränken. Ein f<strong>und</strong>amentaler Einwand besagt, dass bestimmte Vorgänge<br />

nicht linear verlaufen <strong>und</strong> irreversibel sind. Damit genügt zur Bestimmung<br />

eines Systems nicht, die Lage <strong>und</strong> Geschwindigkeit der<br />

beteiligten Massen zu kennen, sondern man muss auch den jeweiligen<br />

Verlauf des Systems beachten; damit wird „Geschichte“ zu einer wichtigen<br />

physikalischen Größe.<br />

Ein neben der Nichtlinearität weiterer Aspekt von Komplexität ist die<br />

in der Thermodynamik vorgenommene Unterscheidung zwischen Zuständen<br />

im Gleichgewicht, Zuständen in der Nähe des Gleichgewichts, wo<br />

sich Prozesse linear (aber womöglich irreversibel) verhalten, <strong>und</strong> gleichgewichtsfernen<br />

oder nichtlinearen Zuständen. Hier können selbst minimale<br />

Schwankungen, die sonst, also in Gleichgewichtsnähe, reguliert <strong>und</strong><br />

aufgefangen werden können, zu einer neuen Art von Ordnung führen.<br />

Diese entsteht durch „Selbstorganisation“. Das System findet seine Struktur<br />

alleine. 5<br />

_____________<br />

3 Vgl. gr<strong>und</strong>legend Prigogine/Stengers 1993; Küppers 1987a; Briggs/Peat 1993.<br />

4 Vgl. Küppers 1987b, v.a. 21-36.<br />

5 Vgl. Haken 1991, 66.<br />

3

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